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Das wird ein Fest werden, nur heißts Karakter zeigen, die monatlich festgesezte Summe um keinen Kreuzer überschreiten! Ich hatte Freunde,- wenigstens nannte ich sie so. Im Kaffeehause machte ich mit verschiedenen Leuten meines Alters Bekanntschaft, und da wir uns fast alle Tage sahen,- so endete dieses oberflächliche Kennen mit mehr oder weniger intimen Bündnissen. Im Kaffeehause! Ja lieber Leser, Ja lieber Leser, -in Kaffeehause;- erschrick nicht, ich werde dir sogleich haarklein beweisen, daß ich diesen Ort aus Sparsamkeitsrücksichten frequentirte: statt an falten Winterabenden zu Hause zu sizen, unmutig im ungeheizten Zimmer zu frieren und Licht zu brennen, ging ich nach dem Abendessen auf eine oder zwei Stunden ins Café. Dort hatte ich alles umsonst: Licht, Wärme, Lektüre und Gesellschaft! Gegen einen allabendlichen Tribut von 5 Kreuzern, wofür ich Anspruch auf ein Glas Zuckerwasser hatte( sehr gesundes Getränke vor dem Schlafengehen, war mir von einer zukünftigen medizinischen Autorität versichert worden, weil Pepsin enthaltend) was mir das Recht eingeräumt, mich dort als Habitué zu geriren, und an allen zerstreuungen teilzunehmen, die der Ort bot: ich konnte einer Billard- oder Schachpartie zusehen, an den Kartentischen „ Kibizen", und, was mir den Hauptgenuß bereitete, lesen.
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Illustrirte Wochenschriften, sowie allerlei Tagesblätter standen mir in Massen zur Verfügung.
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Nach mehreren Monaten, nachdem ich stillschweigend als Einer von der Zunft anerkannt wurde, ersuchte mich Einer oder der Andere, sein Spiel auf einen Augenblick zu übernehmen, und da ich einmal das Glück hatte, einen„ Ultimo"( 14 Gulden 37 Kreuzer standen im Juden) brillant zu gewinnen, geschah es nicht selten, daß ein Spieler, der„ Pech" hatte, eine Ausrede erfand, um sich auf ein paar Minuten zu absentiren und mir sein Spiel anzuvertrauen. Doch hielt ich mich
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der Lektüre wurde,
nie zu lange an den Kartentischen auf; wie gesagt, die meiste Zeit gewidmet. Meine Freunde aus dem Café waren fast alle ziemlich gut fituirte Leute; ein Einziger unter ihnen, er hieß Hans Reher hieß Hans Rehbein, mochte den Ort aus denselben Beweggründen, aus denen ich es tat, besuchen. Die Uebrigen kamen, um zu spielen, zu plaudern, Kaffee, Thee und Schnäpse zu sich zu nehmen.
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Sonntage reserviren, denn in der Woche hielt mich der Dienst zurück.
Die Dinge gingen so ihren alltäglichen Lauf, als ich eines Morgens avisirt wurde, daß ich den Chef auf einer Inspektionsreise nach F. zu begleiten habe. Da noch dienstliche Vorbereitungen zu treffen waren, wurde ich in der Kanzlei bis 10 Uhr abends zurückgehalten. Müde und hungrig eilte ich nach Hause; es hieß noch packen, mich für zweiwöchentliche Abwesen heit mit Wäsche und Kleidern versehen. Diese Arbeit abgetan, sah ich nach der Uhr: Mitternacht! Um 6 Uhr mußte ich am Bahnhof sein, mithin zog ich es vor, mich aufs Ohr zu legen, statt noch das Kaffeehaus aufzusuchen.
Am nächsten Morgen dampften wir davon.
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F. ist ein kleines Städtchen, wohin sich mit besonderer Vorliebe Pensionisten zurückziehen. Die Lage ist schön, die Luft gut, das Leben billig, mithin waren dem ersten, der diese Vorzüge entdeckte, bald andere gefolgt und der Ort glich wirklich, als wir hinkamen, einer Versorgungsanstalt für arbeitsun fähige Alte. Nichts, als graubärtigen, grauhaarigen Gestalten begegnete man; begegnete man; die jungen Leute schienen über das Weich bild der Stadt hinaus verbannt worden zu sein.
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Die Inspektionsarbeiten nahmen fast meine ganze Zeit in Anspruch. Erst am nächsten Sonntag war es mir gestattet, ein wenig Atem zu schöpfen, ein paar Stunden in der Stadt zu flaniren. flaniren. Die allgemeine Promenade oder der Stadtpark", wie man den Ort hier nannte, wurde mir bald langweilig. Ich lenkte meine Schritte gegen die Brücke, über welche man in die Vororte und von dort ins Freie angelangt. Vorstadt angelangt, bemerkte ich plözlich vor mir einen großen Fleischerhund, der mit grimmiger Geberde auf ein kleines Hünd chen, von der ewig zitternden Rasse der Zwergwindspiele, los stürzte und dasselbe mit einem rohen Stoß der Schnauze auf
den Boden rollte.
In der
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und
Es macht mir immer das Blut in den Kopf steigen, wenn ich es sehen muß, wie ein großer, starter Lümmel über einen Schwachen herfällt und an demselben sein Mütchen zu kühlen sucht und ich kann mich dann nie enthalten, zu Gunsten des Schwächeren zu interveniren;-so auch heute. Ohne weiter zu zögern, faßte ich meinen wuchtigen Stock kampfbereit ein sausender Hieb fiel auf das Rückgrat der großen Bestie, die nun laut heulend und brüllend einen Luftsprung machte, unt sich hierauf racheschnaubend dem neuen Gegner zu stellen. " Oho, du hast nicht genug?" Ein zweiter, wohlgezielter Hieb auf eines der Schienbeine bewirkte, daß der Feind unter unaufhörlichem Schmerzensgeheul das Feld räumte.
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Es waren darunter Bankbeamte, Privatiers, und sogar ein Vertreter der höheren Finanzwelt, Baron Taler, der hieher fam, um seiner Passion, dem Schachspiel zu fröhnen. Mein Leidensgenosse und Bruder in der Armut, Rehbein war ein Meister auf dem Schachbrett, und diesen hatte sich Baron Taler als permanenten Gegner ausersehen.-Natürlich war der reiche mit dem Geldbeutel zum Ritter geschlagene Banquierssohn groß ergebungsvoll dalag und geduldig des Momentes zu harren mütig
"
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Ich beugte mich über den zitternden Miniaturhund, der
schien, wo er den Todesstreich empfangen sollte. Durch einiges
Schwarzen" zu zahlen. frischung an, aber ich lehnte dankend ab, mit der Behauptung, daß meine Nerven das starke Getränke nicht vertrügen. Da mein Name einen guten Klang hatte( ein Onkel war Kammerherr, und ein anderer Mitglied des Herrenhauses), so fand es Baron Taler angezeigt, mich hin und wieder in seinen Freundeskreis zu ziehen, besonders für solche Gelegenheiten, wo er einer Staffage bedurfte, um mit dem nötigen Nimbus aufzutreten.-„ He, lieber Königstein !" hieß es da alle Augenblicke, denn indem er meinen in der Stadt allbekannten Namen mit seiner näselnden Stimme( es war unter der jeunesse
Mir bot er einmal dieselbe Er- Streicheln gelang es mir, das Tier zu überzeugen, daß es keinen
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weiteren Feind für den Augenblick zu befürchten habe..
"
Herr, wer hat Ihnen das Recht gegeben, meinen Hund lahm zu schlagen?"- vernahm ich eine brutale heisere Stimme hinter meinem Rücken. Ich wandte mich um: ein gemein
aussehender Kerl stand vor mir.
Wer hat Ihrer großen Bestie das Recht gegeben, den kleinen
Hund aufzufressen?"
„ Gehört das miserable Tier Ihnen?"
Was geht das Sie an?"
" Ich möchts nur wissen,
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denn wenn die Kröte nicht Ihr dorée bon ton in einer Art zu sprechen, als drücke ihnen Je- Eigentum ist, so hat Sie die ganze Geschichte schon gar nichts
mand gewaltsam die beiden Nasenflügel zusammen) hinauspofaunte,
angegangen!" für Mitglied jener Staſte gehalten zu werden, die sich ungeDie Passanten waren von der lauten Art, in welcher unser mein viel darauf zu Gute tut, weil einer von ihren Ahnherren Gruppe hatte sich um uns gebildet, die neugierig der Dinge vor vier- oder fünfhundert Jahren höchsteigenhändig reisende wartete, die da kommen sollten; mit offenen Mäulern standen die Leute und horchten auf die Worte, die der Grobian zum Teater zu besuchen; Baron Taler hatte eine Jahresloge. Auch 3orn hinein, besonders, als er sah, welch aufmerksames Publi- Der Kerl schrie sich immer mehr und mehr in
Kaufleute ausgeplündert und dann lebendig geschunden hat!- Dank seiner Manie wurde mir nicht selten Gelegenheit, das
nahm ich manchmal an feinen Spazierfahrten in den Prater teil; dieses leztere Vergnügen mußte ich mir jedoch für die
tum er vor sich hatte; fast drohend zu werden.
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er begann schließlich anzüglich