stand in Deutschland in entehrende Fesseln schlug. Wie gegen die wilden Wogen der Nordsee , Weser und Elbe , so wehrten sich die kühnen Friesen gegen herrschsüchtige Adelige und Priester. Sie grüßten sich, wie auch Allmers in seinem herrlichen Gedichte Friesengruß" erwähnt, mit dem stolzen Gruß ,, Eala frya Fresena", Heil freier Friese, und ihr Wahrspruch lautete: „ Lieber tot als Stlav." Noch heute zeigt namentlich die Landbevölkerung Frieslands dieses von den Vätern ererbte stolze Selbstbewußtsein. Wie herrlich schildert uns Allmers in seinem Marschenbuche die ruhmreichen Freiheitskämpfe der Stedinger und der Wurster, jener Stämme, die wahre Großtaten vollbrachten, die von der deutschen Nation noch lange nicht genug gewürdigt worden sind, obwohl ja wohl die Stedinger in vielen Poesien verherrlicht worden. Allmers widmet ihnen einen Gesang in plattdeutscher Sprache, der großartig wirkt, besonders, wenn er von einem echten Friesenjungen vorgetragen wird, und der die herrlichste Dichtung von allen ist, die dieses herrische Bauernvolk besingen. Es heißt auch im Marschenbuche:„ Hätte der Stedinger Krieg einen würdigen Geschichtsschreiber gefunden, er wäre wert, ebenso in allen Schulen gelehrt und bekannt zu werden, wie die Kämpfe des Schweizervolts." Schon wegen des Kapitels:„ Das Stedingerland" sollte man das genannte Buch für alle Biblioteken anschaffen. Wo nur irgend Tyrannei und despotische Gelüste zu spüren sind, da kämpft unser Marschendichter mit heiliger Entrüstung. Aus allen seinen Schriften spricht mächtig der Sinn für Freiheit und Manneswürde, die in politischer und religiöser Hinsicht stolz ihr Recht der Selbstbestimmung so vertritt:
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,, Was du für wahr hältst, sei's auch, was es sei, Dran glaube ruhig und bekenn es frei. Was du für Recht erkannt, das übe gern, Weil's Recht dir ist, ein andrer Grund sei fern. Denk nie, daß etwas dir dafür beschieden,
Und hab' genug an deinem eigenen Frieden."
Wie wohltuend wirkt die religiöse Freisinnigkeit, die Her mann Allmers verkündet. Wie glücklich wären wir, wenn sein Spruch überall Anerkennung fände:
,, Wer fromm das heil'ge Dogma glaubt,
Sei glücklich, daß er glauben kann;
Wer kraftvoll sich davon befreit, Sei glücklich, daß er brach den Bann; Und doppelt glücklich, jeder seis,
Daß er den andern glücklich weiß."
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Es würde zu weit führen, all die andern edlen Eigenschaften des Dichters zu beleuchten: seinen Kunstsinn( seinen Marschenhof zu Rechtenfleth hat er mit vielen Kunstschäzen geschmückt, so daß er eine Sehenswürdigkeit Norddeutschlands bildet), seine werktätige Liebe, seine Bescheidenheit, seinen Humor. Welch' schöne Stunden haben mir in jeder Hinsicht seine Schriften bereitet! Wie unvergeßlich sind mir die auregenden persönlichen Begegnisse mit Hermann Allmers ! Das schöne Schlußwort aus seiner Weihe eines jungen Erdenbürgers", auf welches Gedicht ich noch ganz besonders hinweisen möchte, darf er mit freudigem Herzen, dem alle gut sein müssen, von sich sprechen:
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,, Ich ward ein Mensch und es war meine Sendung, Bu helfen mit euch an der Menschheit Vollendung. Ich tat, was ich konnte; was ich gesollt, In redlichem Streben hab ich's gewollt."
Ueber Viehzucht im Westen Nordamerikas .
Es ist unbestrittene Tatsache, daß die Viehzucht einen viel größeren und sichreren Gewinn abwirft, als irgend ein anderes Geschäft. Der gewöhnliche Kaufmann ist hierzulande( Nordamerika ) mit einem Gewinn von 10 bis 20 Prozent zufrieden, und ist auf einen solchen sicher zu rechnen, so wird sein Geschäft als ein sehr gutes betrachtet. Um aber einen Nettogewinn von 10 bis 20 Prozent zu machen, muß mindestens ein Bruttogewinn von 30 bis 40 Prozent aufzuweisen sein. Miete, Löhne, Verzicht auf abgelagerte Waare und viele kleine Nebenausgaben verlangen eine sehr genaue Rechnung, um überhaupt einen Gewinn zu erbringen.
Betrachten wir dagegen die Viehzucht! Die großen Ausgaben für Miete fallen vollständig weg. Das Land ist frei und ist derjenige Befizer,
durch Ueberlagerung seiner Waare erleidet, ist gerade die Quelle des Gewinns für den Viehzüchter. Die Lohnausgaben sind die einzigen Spesen, welche bei beiden Teilen gleich sind. Aber hier müssen wir für die Viehzüchter noch die Kost der Hirten( cow- boys) berechnen.
Ich habe mit Hülfe der erfahrensten Biehzüchter dieser Gegend ( Dacota) eine Rentabilitätstabelle über Viehzucht ausgefertigt und bemerke, daß in dieser Rechnung die Ausgaben hoch und die Einnahmen niedrig berechnet sind.
Beginnen wir mit 20000 Dollars, dafür kaufen wir 1000 Rinder. Bon zweijährigen nehme ich 50 Prozent als falbend an und von dreijährigen und älteren 75 Prozent. Von den Kälbern berechne ich die
Ende des siebenten Jahres befizen wir eine Herde von 8115 Haupt Vieh, ferner 2942 Kälber. Bei Annahme der niedrigsten Preise vertaufen wir diese 8115 à 30 Dollars. Bei Verkauf eines ganzen Brandes werden die Kälber gratis zugegeben. Hierdurch erhalten wir eine Bruttoeinnahme von 243 450 Dollars. für sieben Jahre. Drei Mann sind für jeden Winter sowie für die Bei den Ausgaben berechne ich zehn Hirten Winter und Sommer ersten zwei Jahre genügend.
9 Mann à 40 Doll. pr. Monat à Jahr 4320
1
"
100
1200
"
"
"
" 1
" 1
"
Koft
10
1800
"
17
"
"
Summa der laufen Ausgaben Doll. 7320
Laufende Auslagen auf 7 Jahr 51240 Doll. 100 Bonnys für Hirten à 50 Doll. 5000 100 Bullen à 60 Doll.
1000 Rinder als Stamm
"
6000
"
20000
11
Summa sämmtlicher Auslagen 82240 Doll. Dollars ab, so erhalten wir einen Nettogewinn von 161 210 Dollars. Ziehen wir diese Summe von der Bruttoeinnahme von 243 450
Welches andere Geschäft, professionirter Wucher ausgenommen, kann einen solchen Gewinn in sieben Jahren aufweisen?
Aufmerksame Leser werden mittlerweile gefunden haben, daß ich teinen Verlust durch Abgang im Vieh berechnet habe. Ich habe dies aus zwei Gründen nicht getan. Erstens ist es unmöglich, den Verlust genau zu berechnen, und zweitens habe ich den Zuwachs und die Ausgaben so hoch berechnet, daß dies sämmtliche Verluste, so hoch wie sie irgend ein Büchter hier bisher erlitten hat, reichlich decken wird.
Das Beste bei dem Geschäfte des Viehzüchters ist die Sicherheit des Gewinns, sowie der hier verschwindend kleine Teil an Verlusten. Die Verluste an sich gehen selten höher als ein Prozent.
Viele Leser werden sagen: Ja, ich sehe aber keine Ausgaben berechnet für Ställe, Futter 2c. Nun, mein lieber Freund, das ist etwas hier Unbekanntes: Ställe sieht das Vieh hier zeitlebens nicht und Heu bekommt es höchstens in den strengsten Schneesturmtagen, indem es in die Nähe der Mieten getrieben wird.
Bei Gründung einer Herde wird das Vieh mit dem für dieselbe angenommenen Eisen gebrannt, alsdann in die weite Prairie getrieben und sich selbst überlassen! Im Sommer halten es die Hirten in einem Umkreise von zirka zehn Meilen( englische) zusammen, je nach Größe der Herde, und machen gleichzeitig den nötigen Heuvorrat. Gegen Winter wird das Vich in die Nähe des Flusses getrieben und sich alsdann bis zum nächsten Frühjahr wieder allein überlassen. Die Hirten, welche den Winter über gehalten werden, beaufsichtigen das Vich nur insoweit, daß es nicht gestohlen werden kann. Im Frühjahr, nachdem der Schnee verschwunden und das Gras zu wachsen beginnt, wird sämmtliches Vieh der Umgegend zusammengetrieben und nach den Bränden sortirt; die Kälber folgen stets den Müttern.
Jeder Züchter treibt jezt sein Vieh auf seine rang. Die Kälber werden gebrannt und geschnitten, etwaiges Verkaufsvich wird sortirt und der Rest der Herde wieder in die Prairie getrieben. A. v. Steiger.
( Little Missouri, Medora P. D. Billings u. Cp. Dakota Terr. N. A.)
( Aus d.„ Deutschen landw. 8tg." v. 15. März 84; verkürzt.)
Das Spießrutenlaufen.
Man klagt, daß alle Lieb und Treue sei verloren, Daß aller Segen sich verkehr in Fluch; Allein, wenn ich die Zeit, die vorhergeht, durchsuch', So dank ich Gott , daß ich in dieser bin geboren. ( Christian Wernide, 1720.)
Bon all' den ungeheuren barbarischen Strafmitteln des Mittelalters, als da sind: Säden, Lebendigbegraben, Berbrennung, Einmauerung, Pfählen, Teeren oder Federn, Bierteilen, Rädern, Blendung, Pranger, Bogelfreiheit, Reichsacht, Banufluch u. s. w. ist das Spieß