im gleichnamigen Kirchspiel unweit Schloß Erlaa liegende Gut Festen, wozu die schwimmende Insel gehörte. Wir wurden gastlich aufgenommen und zurechtgewiesen und bald standen wir am Ufer des Jlsingsees, der in seiner Mitte die Wunderinsel beherbergt. Nichts verriet an dem umfangreichen grünen Eilande die Heimtücke, die ihm innewohnt. Da es bald dunkelte, konnten wir nicht mehr zu der schwimmenden Insel hinüberrudern. In der Nacht fror es einige Grad, und am andern Morgen hieß es, schon heute könne die Insel versinken.

Gegen zehn Uhr ruderten wir auf einem Floß, welches durch sehr lange Stangen von lettischen Bauern fortbewegt wurde, zu der Insel hinüber. Ich kann wohl sagen, daß die Insel für mich etwas von jenem geheimnisvollen Zauber hatte, der die vielgenannten Inseln Juan Fernandez und Salas y Gomez umwebt. Erstere, die Robinson­Insel, ist noch in diesem Augenblick für die Segler der Linie Lima­Buenos- Ayres, was die mitten im stillen Weltmeer liegende, durch Chamisso berühmt gewordene, nur aus einem Haufen weißer Felsen bestehende Insel Salas y Gomez für die Dampfer der Linie Santago­Haiti ist, nämlich ein märchenhaftes Eiland. Wir aber landeten nun auf der Wunderinsel des Jlsingsees und wandelten so über einem boden­losen Abgrund, der uns jeden Augenblick verschlingen konnte. Der Naturforscher machte sich sofort daran, die filzige, torfige Beschaffenheit der Insel zu untersuchen. Ich bohrte eine von den langen Ruder­stangen in den Grund, und gleichsam als Antwort des Erdgeistes stiegen große, mit Luft gefüllte Blasen in die Höhe. Der dritte in unserem Bunde hielt sich vorsichtig am Rande der Insel und in der Nähe des Flosses auf, um bei etwaigem Eintritt der Katastrophe mit fühnem Sprunge das rettende Fahrzeug zu gewinnen. Die lettischen Leute jedoch meinten, noch niemand habe die Insel hinabsinken und emporsteigen sehen. Alles geschehe geheimnisvoll in der Nacht. An einem Morgen sehe man plözlich die Insel und nach einem halben Jahr, nach Eintritt der ersten Nachtfröste, sei sie eines schönen Morgens verschwunden. Im Sommer bauen die Vögel ihre Nester darauf, und die Sense wird auf ihr geschwungen, wie auf der schönsten Wiese, doch im Spätherbst bildet die Inselstelle ein schauerliches Wassergrab, darüber sich unheimlich die Nebel wälzen. Die Frage, ob sich wohl schon jemand vor Zeiten auf der Insel angesiedelt habe und dann mit seiner Habe versunken sei, fonnte nicht beantwortet werden.

Der Naturforscher jedoch war bald über den Karakter der merk­würdigen Insel in klaren. Der Stoff der Insel war von einer solchen Unmasse Gasblasen durchdrungen, daß diese wirken mußten wie die luftgefüllten Ballons an einem Schiffe, das versenkt war und durch die Ballons gehoben wurde. Im Sommer gehe auf dem Grunde des Sees eine mächtige Gasentwickelung vor sich und die Insel werde so gehoben. Bei Eintritt des Frostes jedoch, welcher die Gasentwickelung Hemme oder vermindere, versinke die Insel, weil das Gas sie nicht mehr tragen könne. Es wurde nun längere Zeit darüber gesprochen, ob nicht aus noch unbekannten Ursachen das Wasser steige und falle und so die Insel, die vielleicht fest sei, verschwinden mache und wieder freilege. Das Ergebnis der Besprechung und weiteren Untersuchung ergab, daß ein Steigen und Fallen des Wassers völlig ausgeschlossen sei. Der Naturforscher erklärte uns an einem Stück des schwammigen Stoffes der Insel die gewaltige Gasdurchdringung. Gern wären wir tiefer in das Geheimnis gedrungen; vor allem hätten wir gerne er­fahren, wie es zwischen dem Boden der Insel und dem Grunde des Sees ausschaue, doch wir sagten uns, daß selbst ein mit allen Erfin­dungen der Neuzeit ausgerüsteter Taucher wohl schwer zu bewegen sein würde, in die Tiefe zwischen Insel und Seegrund hinabzusteigen. Während wir noch mit den scharfen Messern an der Inselsubstanz schnitten und in die tausende von Gasaugen blickten, hatte uns ein Nebel so dicht eingehüllt, daß wir das User d. s Jlsingsees nicht mehr sehen konnten. Der Nebel erhebt sich beiläufig bemerkt in jenen nordischen Ebenen oft so plözlich, wie im Gebirge, namentlich im Spätherbst. Ich fragte gerade den Naturforscher, was er meine, ob die Katastrophe des Bersinkens wohl plözlich oder langsam eintrete, so daß man noch Zeit habe, sich in das Boot oder auf das Floß zu retten da gluckste das Wasser so eigentümlich.

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Das Ereignis tritt nach meinem Dafürhalten plözlich ein", ant­wortete er. Die Gurgeltöne des Wassers, die wir jezt hören, rühren von dem Auseinandergehen der Gasblasen her, die am Boden der Insel vielleicht einen beträchtlichen Umfang haben mögen. Das Wasser tritt an die Stelle der auseinandergehenden Gasblasen und dann er­folgt das Glucksen oder Gurgeln."

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Sie haben also schon früher über diese merkwürdige Insel gehört?" Gewiß habe ich manches gehört, aber ich wollte immer das merk­würdigste Stück Land, welches es vielleicht gibt, mit eigenen Augen sehen."

Hören Sie nur, wie es tief glucst."

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Die Insel wird bald dem Gesez der Schwere nachgeben."

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Meine Herren", tönte es jezt aus dem Nebel, retten Sie Sich! Die Insel sinkt; ich bin bereits auf dem Floß. Wir müssen weit von der Insel fort sein, wenn sie sinkt, sonst wird auch das Floß mit in den Schlund gezogen."

Diese Worte, welche der Dritte in unserem Bunde rief, der sich bereits auf das Floß in Sicherheit gebracht hatte, verfehlten ihre Wirkung nicht. Wir glaubten, er müsse eine ungewöhnliche Bewegung an der Insel wahrgenommen haben und stürzten auf das unheimlich im Nebel liegende Floß zu.

Was haben Sie gesehen?" fragten wir aufgeregt.

Ich habe nicht blos gesehen, sondern auch gehört. Der Geist aus der schauerlichen Tiefe sendete uns Warnungsrufe. Wehe uns, wenn wir sie nicht beachten! Seht, seht, sie sinkt! Rudert Leute, rudert! so rief er und hätte in seiner Aufregung fast einen Ruderer vom Floß ge= stoßen.

Wir sahen nichts mehr. Der Nebel hatte die Insel unseren Blicken entzogen; sie lag aber jedenfalls noch so unbeweglich, wie vorher. Das aber hatten wir deutlich wahrgenommen, daß man sich leicht in Furcht jagen lassen fann. Wir glaubten, es müsse etwas Wahres an den Worten des Dritten sein. Uns war ebenfalls unheimlich zumut ge­worden. Als wir landeten und der Dritte zuerst vom Floß, aber in eine tiefe Stelle sprang, glaubte der Aufgeregte, wir hätten, durch den Nebel irre geführt, wieder an der unheimlichen Insel angelegt. Erst die wiederholten Versicherungen und Untersuchungen, daß wir wirklich Festland unter den Füßen, verscheuchte bei ihm und

weshalb soll der Mensch seine schwachen Augenblide nicht eingestehen auch bei uns die Furcht.

WOM

Nätsel.

Mit M hast du mir viel zu danken, Mit& siehst mich im Wasser schwanken, Mit L mußt mich in Böhmen   suchen, Mit B auf Brot und auch auf Kuchen. Mit F bin Mensch und Tieren schwerlich Im ganzen Leben je entbehrlich.

Rebus.

Berichtigung.

( Ifis.)

S. N.

D

Spalte 2 einen Irrtum meinerseits. In einem durch die Erde reichenden Schachte In meiner Abhandlung Zweierlei Perpetuum mobile  . I" finde ich auf Seite 327, würde ein Körper nicht unmittelbar infolge der Schwere im Mittelpunkt der Erde in Ruhe kommen, sondern vermöge des Widerstandes der Luft, die zufolge der Schwere auch den Schacht ausfüllen würde. Wäre der Schacht vollkommen luftleer und alle ein wirkliches Perpetuum mobile: eine ewige Bendelbewegung auf und nieder ohne jede Paul Köhler, Ingenieur.

Verminderung des Ausschlags würde stattfinden. Hinzugefügt sei, daß es auf S. 230, Spalte 1, Zeile 20 von oben statt ,, Mißstände"

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Widerstände" heißen muß.

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Maienröslein.

Inhalt: Die Alten und die Neuen. Roman von M. Kautsky.( Fortsezung.) Bilder aus der Schweiz  . Von J. Mared.( Mit 3 Illustrationen.) Die rechtliche und soziale Stellung des mohammedanischen Weibes nach den Lehren des Koran  . Bon Karl Frohme  . O die Freunde! Novelle von M. A. Lerei. Dein Auge. Gedicht von Peter Cornell. Der Marschendichter Hermann Allmers  . Eine literarische Karakterstizze von Dr. 2. Bräutigam. Ueber Viehzucht im Westen Nordamerikas  . Das Spießrutenlaufen. Gedicht von J. Stern. Unsere Zlustrationen: Die Fischotterjago. Aus dem Bereiche der Antropologie und Gesundheitspflege: Ein neues Mittel gegen Zahnweh. Ueber die Cholerabaccillen.- Ueber Schlangenbisse.- Beiträge zur Länder- und Völkerkunde: Ein Besuch auf der schwimmenden Insel.- Handel und Verkehrswesen: Die Länge des Eisenbahnnezes forreſpondenz. Allgemeinwiſſenſchaftliche Auskunft. Bolytechnischer Brieſfaſten. ristisches. Aktiengesellschaften und Gründungswesen in den Schwindeljahren nach 1871.

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Aerztlicher Ratgeber. Redaktions Ratgeber für Haus- und Landwirtschaft.  - Humo­