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Also gib dich keinen albernen Illusionen hin und sei ein wenig vernünftig." Er näherte sich ihm, und sein Sarkasmus ver wandelte sich in Bonhommie. Von was willst du denn leben? Sieh nur einmal deine Hände an, wie fein sind sie, wie zart, die sind nicht gewohnt zu arbeiten. Willst du mir darauf antworten, daß du hinlängliche geistige Anlagen und Kenntnisse besizest, um alles Nötige dir zu erwerben? Zugegeben. Aber da du sie nicht in unserem Dienste zu verwerten gedenkst, so wirst du sie jenen Armen und Unterdrückten zur Verfügung stellen, und du wirst also diesen Aermsten für das problematische Glück deiner Teilnahme das farge Brod vom Munde wegstehlen." Sein Ton wurde ernster noch und eindringlicher.„ Meiner Treu, sie werden es dich verdienen lassen! Du wirst in harter Frohnde arbeiten und ihnen immer noch nicht genug tun, und sie werden dich verantwortlich machen für alle Mißerfolge, und sie werden dich verdächtigen und dich verleumden, denn du gehörst nicht zu ihnen, du bist keiner der ihrigen und so wirst di ihnen immer als ein Eindringling erscheinen, als ein Mensch, der auf ihre Kosten lebt, den sie mit ihrem Schweiße mästen. Ja, mein Lieber, die Menschen sind nun einmal viel geneigter, das Gemeinste vorauszusezen als das Höchste, das Idealſte, und so darfst du nimmer auf Dank rechnen für all die Opfer, die du ihnen gebracht haben wirst, nie und niemals! Aber du wirst ein Leben voll Mühsal und Entbehrung auf dich genommen haben, von beständigen Aufregungen erfüllt, von der Mißgunst und der hämischen Bosheit besudelt. Und dir wird nicht einmal die innere Befriedigung geworden sein, wirklich etwas erreicht, etwas geschaffen zu haben, das andern zu Gute gekommen wäre, und du, der den Trieb nach Glückseligkeit bei allen Geschöpfen so tief gefühlt hat, du wirst dich selbst, diesem Trieb entgegen, zum Unglückseligsten gemacht haben."
Reinthal sprach es warnend aus, voll Ueberzeugung; er gehörte zu denen, die die Gemeinheit der Menschen studirt haben, und mit Wollust darauf hinzeigen, weil sie die Verachtung rechtfertigt, die egoistische Lieblosigkeit, die sie für die gesammte Menschheit im Busen tragen.
Arnolds Haltung blieb unbewegt, und er entgegnete fest und einfach:" Was man als gut und recht erkannt hat, ist eine Macht in uns geworden, die mehr als alles uns bindet und bestimmt. Und wer sich seinen Ueberzeugungen mit ganzer Seele hinzugeben vermag, der hat bereits seinen Anteil am Glück."
Reinthal biß die Zähne zusammen, dann trat er dicht an den Sohn heran und in einem übermütig herausfordernden Ton fragte er:„ Wirst du ihr dieselbe Antwort geben?"
" Was meinst du?"
" Ob du dem Weibe, das dich liebt, nur dies Martyrium zu Füßen legen und als ein Ausgestoßener aus der Gesellschaft um sie zu werben gedenkst? Ah, du wirst rot- Gott sei Dank, du hast also doch, außer dieser unfruchtbaren Liebe für die Allgemeinheit noch ein wärmeres Gefühl im Herzen, du liebst das Weib du liebst Helene!"
Arnold trat einen Schritt zurück und Ton, Blick und Geberde gaben dem Wort alle Bekräftigung:„ Nein!"
„ Nein? Aber du wirst dich vielleicht trozdem entschließen sie
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zu heiraten. Du gewinnst mit dieser Frau ein fürstliches Vermögen, das dir die ersehnte Unabhängigkeit und Freiheit geben wird, das dich allein instand sezen kann" sein Blick traf Arnold mit durchbohrender Schärfe was du als deine Mission ansiehst zu fördern, die Interessen der Armen mit Nachdruck zu unterſtüzen, das dir ermöglicht, für deine große Idee etwas wirklich Ersprießliches zu leisten. Nun, du Idealist, für einen solchen Zweck wird dir doch kein Opfer zu groß sein!? Und das Martyrium an der Seite eines reizenden Weibes dürfte vielleicht doch jedem andern vorzuziehen sein?!"
" Du irrst, ich kann für meine Ideen mich selbst opfern, aber nicht meine Ehre."
" Ah, du wagst sie anzuflagen! Aber du wirst mich nicht täuschen, das ist nicht dein wahrer Grund, und wenn du sie verschmähst, geschieht es nur, weil du eine andere liebst, weil du eine andere zu besizen wünscheſt Elsa!"
„ Und wenn es so wäre?!"
„ Du liebst sie?"
„ Ich liebe sie!" laut, bewußt, einem Jubelruf gleich, der aus tiefstem Herzen sich löst und seine Seligkeit verrät, tönte es ihm entgegen.
Es reizte ihn auf's höchste, zu maßlosem Grimm; Reinthal fannte sich nicht mehr, und seine Züge, soeben noch höhnisch kalt, verzerrten sich in Wut.
„ Elender! das Mädchen war mein, ehe du gekommen warst, sie war mir zugetan, du wußtest es, und dennoch hast du um sie gebuhlt, du hast sie mir geraubt!"
" Das tat ich nicht, und mit keinem Wort habe ich ihr bisher gestanden, was ich fühle. Aber wir kannten uns schon lange vorher, noch ehe du sie gesehen, und fühlten uns verbunden. Sie wußte, daß ich dein Sohn sei, sie kannte unser gegenseitiges Verhältnis und wenn sie dir zugelächelt hat, so galt dies nur dem Vater!",
Reinthal stieß einen bebenden Ruf des Zornes aus. Ohne es zu wollen, hatte ihn Arnold an seiner empfindlichsten Stelle getroffen, an seiner Eitelkeit.
Sie hätte in ihm also nur den Greis gesehen, wie?! Aber was Elsa ihm heute geschrieben, die wenigen Worte, die er sich bisher nicht recht zu deuten gewußt, nicht deuten wollte, sie waren ihm jezt klar geworden, sie sagten dasselbe.
Doch er erkannte darin nicht das eigene Unrecht, er er kannte darin nur ein Unrecht der andern.
„ Mir aus den Augen!" schrie er,„ niemals noch hat ein Sohn seinen Vater so in allem verlegt, so in allem beleidigt wie dieser Bube mich. Wer bist du denn?! Aus Mitleid nur hatte ich dich aufgenommen, weil du sonst verkommen und ver dorben wärst; mir bleibt jezt nur die Neue, daß ich's getan, daß ich dich jemals Sohn genannt, dich, den Bastard eines Mädchens, mit dem ich mich gerichtlich ausgeglichen habe; ich bin dieser Person nichts schuldig geblieben
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„ Als die Achtung, die ihr Sohn für sie fordert," schrie Arnold in wilder Empörung ihm entgegen.„ Kein Wort mehr
über meine Mutter, ich müßte dich sonst denn sie hat dich geliebt!"
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Schurke nennen,
Arnold wandte ihm den Rücken und verließ das Zimmer.
In der großen Biegung des Rheins, die dieser Strom in seinem Laufe vom Bodensee an der badischen Süd- und West
( Forts. folgt.)
Im Osten reicht der
der Schwarzwald nördlich bis nach Pforzheim , wo ihn der grenze macht, erhebt sich der Schwarzwald , die Silva Marciana Schwarzwald weit nach Würtemberg hinein, wo er von dem der Römer, mit seinen zahlreichen Berggipfeln, seinen blühenden jungen Neckar durchschnitten wird. Das Tal der Kinzig , Tälern und seinen dunkeln Tannenwäldern, von denen er seinen Dchsenburg liegt, scheidet den Schwarzwald in den oberen. " Der Schwarzwald steht voll finstrer Tannen," oder südlichen und den unteren oder nördlichen Schwarzwald . Den Hauptgebirgsstock bildet der Feldberg, der vier große Aus Gebirgsland, das diesen Namen trägt, einen der schönsten und läufer hat und dessen Hauptkuppe die Höhe von 1493 Meter reizvollsten Flecken der Erde. Vom Oberrhein, wo dieser die erreicht; ganz respektablen Kuppen begegnet man noch beim Grenzlinie zwischen Baden und der Schweiz bildet, erstreckt sich Belchen( 1411 M.), Blauen( 1178 M.), Schau- in's- Land
Namen hat. sagt mit Recht der Dichter. Dessenungeachtet aber bildet das