431

Zufuhr und starkem Konsum fast unverändert auf demselben Preisniveau; Flachs war namentlich im ersten Vierteljahr sehr billig infolge der reichlichen Ernte Rußlands   1881 in diesem Gewächs und seiner sinkenden Valuta und ging erst später etwas höher, als man die russische Ernte von 1882 etwas weniger günstig tagirte. Rohseide wurde seit der Ernte um einige Mark höher gehalten, als im vorigen Jahre; ging aber in der zweiten Hälfte des Jahres, trozdem die Ernte einen Ausfall in der Qualität erlitten hatte, wieder abwärts. Aus den Be­richten, welche über die Hauptdistrikte der Textilindustrie ver­öffentlicht sind, ist es zu ersehen, daß die Nachfrage des In­landes eine noch lebhaftere, für mehrere Zweige auch die des Auslandes noch eine erheblichere gewesen ist, als im Vorjahr. Da und dort tritt auch eine Lohnerhöhung hervor, und allge­mein ist eine regelmäßigere Beschäftigung der Arbeitskräfte zu er­kennen. Jedoch machte sich in mehreren Branchen gegen Ende des Jahres eine gewisse Abschwächung bemerkbar, teils infolge der Witterung, teils weil auf Veranlassung sinkender Rohstoff­preise( Baumwolle) die Halb- und Ganzfabrikate nicht mehr die ihnen früher bewilligten Preise erlangen konnten, teils weil die ausländischen Märkte überfüllt waren, die weiteren Zollerhö­hungen Rußlands   das Geschäft nach dort fast völlig lahm legten und in den Vereinigten Staaten   das Schicksal der Zolltarif­revision gänzlich im Ungewissen lag.

vinzen und in Sachsen  , für welche meist über Berlin   enorme Importe von Rohwaare aus Rußland   bezogen wurden, ferner die Glacélederfabrikation Berlins  , Magdeburgs, Münchens  und anderer Pläze, die Roßlederfabrikation Berlins   beson­deren Aufschwungs; auch die Gerberei ostindischer Kipse zeigt sich befriedigt; weniger günstig war bei teuren Einkaufspreisen von Häuten und zu Zeiten mangelndem Absaz die Sohlleder­gerberei situirt; auch die Fabrikation von Geschirr, Sattler­und Maschinen- Riemenleder ist wenig befriedigt.

Deutsche   Rindhäute gingen stark nach Amerika   und Ruß­ land  , nach lezterem Lande auch troz der Zollerhöhung nach Mitte des Jahres. Die erhebliche Mehrausfuhr belegt die Statistik für 1882. Sie läßt auch das Steigen der Ausfuhr

in allen Sorten Leder erkennen.

Die Schuhwaarenfabrikation hat an einzelnen Pläzen Deutschlands  ( Mainz  , Stuttgart  , Erfurt  , Berlin  ) eine große Ausdehnung erlangt und ist auch im vorigen Jahr fortgeschritten; aus Dresden   werden erfolgreiche Exportversuche gemeldet.

Die Gummiwaarenfabrikation ist troz des hohen Standes der Rohstoffpreise, da die Verwendung des Artikels für tech­nische und viele andere Zwecke fortdauernd zunimmt, hinter der vorjährigen Produktion nicht zurückgeblieben; sowohl die Einfuhr des Rohstoffs, als namentlich der Export der Fabrikate ( sowohl Waaren als Gewebe aus Gummi) zeigt im Jahre 1882 eine Vermehrung.

Die Gold und Silberwaarenfabrikation Deutschlands  befindet sich überall( auch in Süddeutschland  ) in dem schwierigen Uebergang von der Duzendwaare geringer Qualität und bei­spiellos billigen Preises zum soliden, guten, stilgerechten, mehr kunstgewerblichen als handwerklichen Fabrikat, und dieser Ueber­gang ist schwierig, die zu machenden Auslagen sehr groß, denn die Kundschaft muß selbst erst erzogen werden. Daß dies aller­dings schwer aber doch mit einigem Erfolg geschieht, zeigen die Berichte aus Würtemberg. Baden, Köln   und Verlin. Von einem größeren Gewinn kann vorläufig nicht die Rede sein; aber aus Baden z. B. wird von Vermehrung und besserer Be­zahlung geschickter Facharbeiter berichtet. Frankfurt   a. M. be­richtet von Export nach England und Frankreich  .

Die chemische Industrie hat sich in Deutschland   in günstiger Lage befunden. Unter anderem wird Soda   stark fabrizirt und neue Fabriken wurden errichtet, aber auch der Konsum steigt. Die Einfuhr hat weiter abgenommen. Die Kaliindustrie erweitert sich, die Preise von Soda, Chlor falt, Glaubersalz, Salpeter, Borax, Säuren blieben das ganze Jahr mit geringen Schwankungen unverändert; In­dustriezweige, welche große Mengen von Chemikalien verwerten, wie Glas-, Steingut-, Emaillegeschirr, Papierfabriken befanden sich in günstiger Lage; nur kaustische Soda und Pottasche gingen im Preise etwas abwärts. Die Farben fabrikation vergrößert sich fortwährend und ihr Export ist im Steigen begriffen. Auch Farbholzextrakte werden in Deutschland  jezt zunehmend hergestellt. Aeznatron hat in badischen Fabriken einen großen Aufschwung genommen und verdrängt die englische Konkurrenz. Der Spezialbericht über Drogen läßt erkennen, daß in mehreren wichtigen Artikeln dieser Branche der gewerb­liche Fortschritt in Deutschland   die Beziehungen von auswärts überflüssig gemacht hat. Auch die Herstellung und Verwendung tünstlicher Dungmittel hat sich infolge Erweiterung der ist fort und fort im Wachsen, so daß man aus den sächsischen, Buckerrübenfultur und Verschlechterung des Peruguano nicht un- süddeutschen und preußischen Fabrikationsstädten fast nur Günstiges wesentlich vergrößert, sie hatte ein sehr lebhaftes Frühjahrs- über die Lage der Industrie vernimmt. Die große Konkurrenz geschäft; der Herbst täuschte mit der großen Nässe, die es den läßt aber auch in dieser Branche einen Druck der Preise wahr­Landwirten teilweise unmöglich machte, die Felder genügend zu nehmen. Der Export der Fortepianos geht überwiegend nach bestellen, die gehegten Hoffnungen.

Die Herstellung musikalischer Instrumente weist fort­

während steigende Exportziffern auf; im Jahre 1881: Forte­ pianos   und Klaviaturen 53 669 D.- 3tur., 1882: 67412

D.- Ztur, andere musikalische Instrumente 1881: 29 459

D.- 3tnr., 1882: 35 544 D.- 3tur. Auch der inländische Bedarf

überseeischen Ländern über Hamburg  , England, Niederland  , doch ganz beträchtliche Mengen auch nach Rußland  , Desterreich und

Die Papierfabrikation befand sich in erträglicheren Ver­hältnissen; der Verbrauch zu gewerblichen Zwecken hat, seitdem Schweden  . man in Deutschland   die Nothwendigkeit erkannt hat, auf Ver­

Die deutsche Möbelindustrie hat durch die kunstgewerb

packung und Ausstattung im Waarenverkehr größeren Wert zu liche Richtung der lezten Jahre neue Impulse erhalten und findet legen, erheblich zugenommen. Holzschleifereien und Stroh- auch in anderen Ländern vermehrte Kundschaft. Das geht nicht stoffabriken sind schon in Ueberzahl entstanden und haben sich allein aus den Erfahrungen Berlins  , sondern auch aus den technisch vervollkommnet. War manchen unter ihnen das Früh- Berichten aus Stuttgart  , Mainz   und anderen Städten hervor. jahr mit seinem niederen Wasser nicht günstig, so war es um somehr das zweite Semester mit hohem Wasserstand. Die Pro­duktion dieser Surrogate hat sich außerordentlich gemchrt, Preise von 219 535 D.- 3tnr. im Jahre 1881 auf 225 362 D.- 3tur. natürlich in der zweiten Hälfte des Jahres gesunken. Auch 1882; von geschnittenen Fourniren und Parketböden

find

Die deutsche Ausfuhrstatistik läßt ein Ansteigen der Ausfuhr von Tischler, Drechsler, Böttcher- und Wagnerarbeiten

Lumpen sind im Preise abwärts gegangen. Die Nachfrage von 7058 auf 10 351 D.- 3tnr.; von Möbeln und Möbel­und Vorliebe für besseres Papier hat zugenommen. Die bestandteilen von 19 591 auf 23 858 D.- 3tur. bemerken. wesentlich vermehrte Tätigkeit der Fabriken ließ in den lezten

In Nürnberger, Sonneberger und sächsischen Spielwaaren

Monaten die Papierpreise wieder etwas sinken, zumal Dester- zeigte sich im ersten Semester eine umso belebtere Fabrikation, reich fort und fort lebhaft konkurrirt. Doch hat die Einfuhr als Zollerhöhungen in Frankreich  , Rußland   und Schweden   be 1882 etwas abgenommen, die Ausfuhr recht erheblich zuge- vorstanden und der Absaz in Nord- und Südamerika rege war; nommen. Auch die Herstellung von Kartonnagen ist bedeu die Exporthäuser werden die Schwierigkeiten des französischen  

tender als je gewesen.

Von den einzelnen Zweigen der Lederindustrie erfreuten lich bie talbleberiabitation in fer, en heimpro­

Sir, 18

Tarifs zu überwinden suchen; da der Zoll nunmehr nach Ge­

wicht erhoben wird, werden sie die am stärksten betroffenen großen und ſchwerwiegend: n Artikel durch fleinere mit geidhmad­