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Voetische Aehrenlese.
Ewige Jugend.
Von Adolf Friedrich Graf v. Schack.
Schön war's, als aus dem Morgenrot Mein Leben anhub aufzuftrahlen, Und mir die Lust in vollen Schalen Die reichsten ihrer Spenden bot; Doch nicht die Jugend, schnell verweht Und bleichend mit den braunen Haaren, Ich preise die, die nie vergeht Und schöner aufblüht mit den Jahren.
Das Götterbild, das immerdar Ich feierte mit Hymnensauge, Sie schüz' es, daß es ewig prange Auf meines Herzens Weihaltar, Und meine Leier stimme ste, Daß alles Herrliche und Schöne In voller sel'ger Harmonie, Aus ihren Saiten wiedertöne!
Unsere Illustrationen.
Sie trage aufwärts meinen Geist, Auf daß er hoch und höher ringe, So wie in Jugendkraft die Schwinge Den alten Aar nach oben reißt; Er schwebe, himmels luftgewiegt, Indes, vom Lichtglanz ungeblendet, Er auf die Welt, die unten liegt, Die Sonnenblicke niedersendet.
Häuft dann des Alters Wintertag Den lezten Schnee auf meine Locken, Nicht schrecken mich die weißen Flocken, Ich weiß, ein neuer Lenz folgt nach; Und heller noch, als da ich jung, Wie Abendrot der Alpen Firne , Umleuchte mir Begeisterung,
Wenn sie zum Grab sich neigt, die Stirne.
Gedrückt hat so der Genius Dem einundachtzigjähr'gen Greise, Dem hehren Sophokles, noch leise Auf Stirn und Mund den Weihekuß; Und während er im Morgenlicht Sein Opfer bracht' am Musenherde, Noch auf den Lippen ein Gedicht, Ward er entrückt von dieser Erde.
Fürst Roman Galigki verweigert der Gesandtschaft des Papstes Innocenz III. die Annahme des katolischen Glaubens.( Bild S. 426,27.) Die Statthalter dessen, der gesagt hatte, mein Reich ist nicht von dieser Welt, sezten sich gegen dieses Wort ihres Meisters in besonders grellen Widerspruch. Ihr Reich war sehr von dieser Welt, und ihre Herrsch= und Eroberungslüste waren noch um verschiedene Pferdekräfte stärker als die der weltlichen Machthaber. In der langen Reihe der Päpste ragen in dieser Hinsicht besonders zwei hervor: Gregor VII. und Innocenz II. Jener, besonders bekannt durch seine Händel mit Kaiser Heinrich IV., der den berühmten Gang nach Canossa zu ihm machen mußte, hatte zuerst die unbeschränkte Oberherrschaft der Hierarchie über alle weltlichen Mächte mit aller Energie angestrebt und Innocenz III. suchte das Werk Gregors zu vollenden. Er verschaffte dem Grundsaz Geltung, daß die Kirche über dem Staat, das geistliche Oberhaupt über dem weltlichen stehe, daß die Macht sämmtlicher Fürsten nur ein Ausfluß der päpstlichen sei und folglich alle Gewaltigen der Erde sich vor der höheren Autorität des Papstes beugen und denselben als obersten Lehnsherrn und Schiedsrichter anerkennen müßten. Wie am Himmel schrieb er einst zwei große Lichter strahlen, die Sonne und der Mond, so leuchten am Firmament der Menschenwelt die päpstliche Hoheit und die königliche Gewalt. Wie aber der Mond das kleinere Licht ist und von der Sonne sein Licht empfängt, so erhält auch die königliche Macht den Glanz ihres Amtes von der päpstlichen Hoheit, mit welchem
die
weggründe zurückführen. Ihr Ziel war ein universelles, ideales, in seiner Grundidee gar nicht unberechtigtes: sie proklamirten die Supre Tat die Hierarchie als Korrektiv der weltlichen Mächte heilsam in den matie des Geistes über die Staatsgewalt, und manchmal griff in der Gang der Geschichte ein, und es wäre das gewiß in noch weit höherem Grade der Fall gewesen, wenn sie von der Vernunft statt vom Dogma beseelt gewesen wäre. Jede absolute Machtstellung aber, welche feiner Kontrole unterworfen ist, artetet leicht in Mißbrauch aus, die idealen Ziele werden allmälich außer Acht gelassen und dem Gesichtsfreis entrückt, das Streben für das Gemeinwohl schrumpft zu eng nunft werden nicht mehr respektirt, Rücksichtslosigkeit und Willfür treten an die Stelle des Prinzips. Dies zeigt sich in der Glanzperiode der Hierarchie ebensowohl wie in den verschiedenartigsten Formen der weltlichen Macht, es zeigt sich im Parteiwesen, es zeigt sich tausendfach im Treiben der Bureaukratie wie im Verhalten der Arbeitgeber gegen Arbeiter. Innocenz III. hatte nicht genug an seinen romanischen und germanischen Staaten; auch die slavischen sollten dem Krummftab unter worfen werden. In Rußland wurde das griechische Christentum durch Wladimir I. 987 zur Staatsreligion erhoben. Um 1200 herrschte der tapfere aber grausame Roman Fürst von Wolhynien, den die wolhynische Chronik den Großen und Autokraten von Rußland nennt. Sein Name war der Schrecken seiner Feinde. Rom und Konstantinopel buhlten um seine Freundschaft und eines Tages schickte Jnnocenz III. seine Gesandten zu ihm mit dem lockenden Versprechen, ihm Städte Regierung einen fortwährenden Kampf zwischen Kaiser- und Papsttum König von Rußland zu machen, wenn er sich zur römisch- katolischen zu geben und ihn kraft des von Petrus empfangenen Schwerts zum Wie diese herrschsüchtigen Kirche bekennen würde. Roman aber erhob sich stolz, streckte den Gesandten sein eigenes Schwert entgegen und rief: Ist des Papstes Schwert ein solches? Nur mit dergleichen kann man Städte erobern und verschenken; solange ich dieses an meiner Hüfte trage, brauche ich kein anderes und werde schon, wie meine Vorfahren, Nußland zu er weitern wissen." Diese Szene hat der Maler auf unserem Bilde sehr
darbietet, keineswegs einverstanden war. Päpste sich mit dem angeführten Wort Jesu zurechtfanden, ist schwer zu sagen; vielleicht aber dachten sie wie der schwäbische Pfarrer Flattich, Ser einmal heftig gegen alle weltliche Lustbarkeit, besonders auch gegen das, Weintrinken, eiferte. Als ihm hierauf jemand bemerkte, daß Jesus selbst auf der Hochzeit zu Kana Wasser in Wein verwandelt habe, meinte er lafonisch:" Hätts auch können bleiben lassen." Ez verriete indes große Beschränktheit, wollte man die teokratischen Bestrebungen der römischen Bischöfe lediglich auf Kleinliche, selbstsüchtige Be
drastisch zur Darstellung gebracht.
St.