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ist nun gegen den gefräßigen Käfer und seine gefräßige Brut zu tun? Lieb ist er niemanden, und wenn die Kinder sich auch über ein gefan­genes Müllerlein mit weißlichem Rocke freuen, ist er dem Landmanne doch ein häßliches Ding. Mittel, ihn zu vertilgen, giebt es gar viele, aber es ist mit ihm wie mit anderen Landplagen: sind sie einmal da, gewöhnt man sich daran. Man schreibt über die Reblaus, den Borken­täfer, den Kartoffelkäfer, man zieht gegen sie zu Felde mit Feuer und Schwert, und Maikäfer und Erdflöhe, so wie viele andere schädliche Gäste, gehen frei aus. Die Polizeiverwaltungen zwingen dich, und das mit Recht, die Raupennester von deinen Bäumen zu schaffen; warum zwingen sie dich nicht, die Maikäfer zu vertilgen? Wäre es ungerecht? Außerdem kommt dir beim Vertilgen der lästigen Käfer so manches zu Hilfe. Da sind erstens unsere Spazen und Krähen, dann die Staare, Würger, Falken, Spechte u. a., und wenn du am Abend zur Ruhe gehst, kommt die Eule, die Fledermaus und die Nachtschwalbe, die Bielscheiben mancher Sonntagsjäger. Lasse sie leben, lieber Freund, sie nüzen im Freien dir mehr als an deinem Torwege oder im Glaskasten. Den Engerling suchen die Dohle, die Krähe und der Maulwurf. Von der Tätigkeit der ersteren haben wir hinlänglich Beweise, mit dem lez­teren kannst du einmal den Versuch anstellen. Wenn du ein Weizen­oder Roggenfeld hast, das Reihe bei Reihe verwelkt, und du untersuchst die schadhafte Stelle, dann wirst du die. Ursache bald finden: es sind Würmer. Hast du Gelegenheit, fange einen Maulwurf, lasse ihn sich an der ärgerlichen Stelle eingraben und gehe fort. Nach einigen Tagen hat er dem Treiben der Würmer ein Ende gemacht. Reihe bei Reihe, auf und nieder grub er, verzehrte die Würmer, und dein Weizen ist' frei. Siehe, so hat die Natur mit ihrem unendlichen Leben und Schaffen dir manches gegeben, das dir nicht lieb; doch suche sie nur in ihrer Tätigkeit zu belauschen, dann wirst du auch finden, daß sie dir überall liebreich die Hand bietet bei der Besserung deines Daseins.

Beiträge zur Länder und Völkerkunde.

Die Produkte Ecuadors und ihr Erport.( Von Emil Marburg.) Eines der fruchtbarsten Länder Südamerikas ist das direkt unter dem Aequator gelegene, herrlich bewässerte Ecuador . In dem heißen feuchten Tieflande erzeugt die Natur alles, was die Tropen nur immer hervor­bringen können, während auf den Hochplateaus die europäischen Ge­treidearten und Feldfrüchte ebensogut wie in ihrer Heimat gedeihen. Daß das Land sich trozdem nicht für deutsche Auswanderung eignet, hat andere Gründe, die ich weiter unten angeben werde. Der Export dieses Staates würde außerordentlich umfangreich sein, wenn die Be­völkerung eine zivilisirtere und regsamere wäre, und die Ruhe des Landes nicht durch fortwährende Revolutionen und Pronunciamentos ehrgeiziger Generale gefährdet würde. Seit dem Tode des Präsidenten Garcia Moreno hat Ecuador keine ruhigen Tage gesehen; erst Ende Januar d. J. ist eine neue Revolution gegen den mit unerhörter Grausamkeit herrschenden Diktator, General Veintemilla, ausgebrochen.

Im ganzen Lande gibt es höchsten 100 000 Einwohner rein kau­tafischer Abstammung, welche meistenteils Handwerker, Kaufleute und Landeigentümer sind. Die Arbeiterklasse wird durch die farbige Be­völkerung vertreten; sie ist im allgemeinen gutmütig und genügsam, aber leider sehr dem Genusse des berauschenden Agua ardiente und Chincha ergeben, weshalb sie auch ungezwungen selten arbeitet und deshalb arm bleibt.

Die gesammte Ausfuhr Ecuadors über Guayaquil , seinen Haupt­hafen, belief sich im Jahre 1880 auf 32 828 268 Mt., die Einfuhr auf ca. 30 Millionen. Der Außenhandel ist fast ganz in deutschen Händen. Im Jahre 1879 liefen 226 Schiffe von dem Gesammtgehalt von 215 831 Tonnen, darunter 21 deutsche mit 6566 Tonnen an.

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Der Hauptexportartikel ist und bleibt der Kakao, von dem 1880 15 876 938 kg produzirt wurden, im Werte von 22 934 408 Mt. Ich

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als äußerst wichtiger, offizineller Artikel nach der ganzen Welt aus­geführt wird. Die beste wird bei Loya gewonnen. Im Jahre 1879 wurde für 2,76 Millionen Mark exportirt. Es wird im Lande auch ein ganz vortrefflicher Kaffee gebaut, und besonders um Jbarra herum gibt es ausgezeichnete Sorten.

Zuckerrohr wird in allen Provinzen gepflanzt, aber fast nur zur Bereitung einer schlechten Sorte von Agua ardiente verwandt, aus welchem auch durch Komposition der Anisado und der Guarapo, zwei andere Branntweine, gewonnen werden. Guter Zucker wird sehr wenig bereitet, nur Syrup wird öfter eingekocht.

Ein ferneres Produkt ist der Tabak. Der vortrefflichste wächst bei Esmeraldas , der an Güte dem Ambalema gleichkommt. Bei Guayaquil trifft man eine schwerere Sorte von sehr schöner Farbe, die viel expor tirt wird.

Weniger Sorge verwendet man auf Indigo, Vanille und Baum­wolle, obgleich alle drei vortrefflich hier gedeihen, aber die Ecua dorianer scheinen keine rechte Freude am Anbau dieser Artikel zu haben.

Ein wichtiges Produkt hingegen ist der Kautschuk. Wenn man die Gummi- elasticum- Bäume schonen will, bohrt man sie nur an, läßt die Gummimilch ablaufen und den Baum dann neue Kraft sammeln. Viele begnügen sich aber damit nicht, sondern verlangen eine größere Quan­tität Milch und fällen den Baum, wodurch viel Schaden entsteht. An Güte steht der Gummi Ecuadors den andern Sorten nach, weil er eine starke Säure besizt, die vor der Benuzung entfernt werden muß und nicht selten die Säcke, in die er verpackt ist, durchfrißt. Von den Ein­geborenen wird der Gummi auch gefnetet und in Formen von Stangen zu Fackeln benuzt, die sehr lange und hell brennen.

In Ecuador werden außerordentlich seine, sogenannte Panamahüte verfertigt, über deren Herstellung ich einige Worte sagen will:

Es wächst hier die Guynul- oder Mocarra- Palme, aus deren Blättern die Hüte geflochten werden. Leider reicht aber ein Baum immer nur zu ca. drei Hüten aus, da man nur die ganz jungen Blätter ver wenden kann. Dazu wird die Palme gefällt, die Blätter welk und das durch biegsam gemacht und dann gespalten. Die Hüte stehen sehr hoch im Preise, oft bis 200 Mark, weil die Eingeborenen äußerst langjam arbeiten und zu einem Hut, bei einer täglichen Arbeitszeit von einer Stunde, vier bis fünf Monate brauchen.

Ecuador ist auch die Heimat der wertvollsten Hart- und Farb­hölzer. Die geschäztesten sind: 1) Guacacan, einer der edelsten Bäume: 2) Biquarri, welcher eine außerordentliche Härte besizt: in der Erde wird dies Holz fast wie Stein; 3) Marekende, Chanul, Noble, Hahua und eine große Anzahl anderer, welche sämmtlich schon zum Export vers Es kommt hier auch eine Art von Mahagonibaum vor, der in der Güte dem brasilianischen nicht viel nachsteht.

wandt werden.

Alles bisher besprochene gehörte fast ausschließlich der Tropenwelt an und fand hauptsächlich in den flachen Küstenniederungen sein Ge­deihen; besuchen wir nun einmal das Hochland, von dem es heißt, daß dort ewiger Frühling herrsche. Hier finden wir vor allem unſere heimische Kartoffel, den Weizen, Mais, Bohnen und Erbsen. Die besten Kartoffeln gibt es in der Umgegend von Quito , nächſtdem bei

Ibarra.

allein

Sehr wenig wird der Weinbau betrieben, und gerade hierfür paßten einige Provinzen ganz ausgezeichnet. Früher wurden einmal in Ecuador alle Reben ausgerottet, damit das benachbarte Peru das Wein- Monopol hätte. Es lag auch gar nichts allzu Unsinniges in dem Gesez, denn auf den Weinbau angewiesen. Noch weniger beschäftigt man sich mit der Bierbrauerei, obgleich das Land vortreffliche Gerste zieht. Die Ecuadorianer sagen, es sei kein guter Hopfen zu bekommen. Inwie weit dies richtig ist, will ich dahingestellt sein lassen, jedenfalls wäre

das notwendige Malz dazu im Ueberfluß zu erlangen. Wir haben gesehen, daß das Land reich genug an

Ausfuhrartikeln

will deshalb auch die Kakaokultur in Ecuador etwas ausgedehnter ist, und daß es mit jedem andern Staate Südamerikas nach Verhältnis

besprechen.

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Der Kakaobaum verlangt zum Gedeihen einen schattigen feucht­warmen Boden, weshalb sich auch die Küstenstriche und das Waldland an den Ufern der Flüsse vortrefflich für eine Kakaopflanzung eignen. In den ersten drei Jahren verlangt die junge Pflanze viel Pflege und Sorgfalt, weil dann das Unkraut fern gehalten und sie besonders vor einer gefährlichen, großen Schlingpflanze gehütet werden muß. Bis der junge Baum selbst ein so großes Laubdach hat, sich zu be= schatten, müssen die kleineren Bäume in der Nähe stehen bleiben und erst später dürfen sie entfernt werden. Im vierten Jahre liefert der Baum schon eine volle Ernte. Es gibt zwei Arten von Kakao, den weißen und den dunkelbraunen. Der weiße steht höher im Preise. Um Guayaquil trifft man die geringste Sorte, in der Nähe von Esmeraldas schon eine bessere, aber der gewürzreichste wächst am Pailon, südlich von der kolumbischen Grenze.

Ein zweiter Hauptexportartikel find Steinnüsse. Der Wert ihrer Ausfuhr betrug im Jahre 1880 ca. 4 Millionen Mark. Die Nüsse wachsen am Stamm, dicht unter der Krone, der Negrito- Balme heraus. Ist die Nuß noch unreif, so ist der Kern dünnflüssig, später verdickt er sich und verhärtet sich dann immer mehr und mehr, bis er so hart wie Elfenbein ist. In Europa kommt die Steinnuß unter dem Namen vegetabilisches Elfenbein in den Handel und wird zu Knöpfen, Schach­figuren, Billardkugeln und verschiedenen Spielereien verarbeitet.-

In Ecuador besonders ist der Chinabaum heimisch, dessen Rinde

im Export konkurriren könnte, wenn eben die Bevölkerung nicht zu indolent wäre und die Verkehrsmittel in besserem Zustande wären. Ecuador gehört allerdings dem Weltpostverein an, verfügt aber über nicht zu viel Postämter und Telegraphenlinien. Außer der von Garcia Wege. Eisenbahnen gibt es 122 km. Eine schmalspurige Strede von Pueblo Nuevo, östlich von Guayaquil , bis zum Rio Chimbo. nicht innerlich zur Ruhe kommt und von einer einsichtsvollen Regierung Ehe das von Schulden überlastete Land, wie schon oben erwähnt, wie z. B. Chili und Argentinien , beherrscht wird, wird auch der Handel nie einen großartigen Umfang annehmen.

( Aus allen Weltteilen.)

Literarische Umschau.

Eckart Warners Briefe moderner Dunkelmänner.

Besprochen von Dr. S. Bräutigam.

Motto: Jns faule Fleisch einen tiefen Schnitt.

eine Lust zu leben!" ruft Ulrich Hutten , der Feuergeist, der am Anfange Jahrhundert! die Studien blühen, die Geister erwachen, es ist des sechzehnten Jahrhunderts unermüdlich gegen die Schäden feiner Zeit kämpfte. Ein Drang nach Freiheit namentlich im firchlichen Sinne