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nenden Tatsachen, die er von seinen Leulen erzählen läßt, durch besondere Anmerkungen bewiese. Auf einer evangelischen Missionsversammlung ist wirklich der Vorschlag mit Entzüden aufgenommen worden, für die Heiden nach Nummern zu beten. Ein Superintendent hat tatsächlich auf der Kanzel gesagt, daß über den Verdammten am Eingang zur Hölle ein, zwei, drei Duzend Teufel mit glühenden Eisenstangen herfallen mit dem Geschrei: ,, Haut ihn! haut ihn!" u. s. w.
Seine große Gewandtheit und seine satyrische Kraft beweist Eckart Warner auch dadurch, daß er gleich selbst seinen Briefen eine Reihe von Rezensionen hinzufügt, welche er einer gewissen frommen Partei zur Verfügung stellt. Der Reichsbote", die Kreuzzeitung u. s. w. brauchen diese nur abzudrucken. Mancher Leser der ,, Neuen Welt" wird wohl sagen: Was sollen wir mit einem Buche, das das Leben und Treiben ortodoxer Priester geißelt, die wir zurgenüge fennen? Ich bemerke darauf: Hier handelt es sich um mehr, hier in den Briefen moderner Dunkelmänner erhalten wir eine treue und geistreiche Illustration zur heutigen Kultur- und Sittengeschichte, die für jeden, mag er einer Partei angehören, welcher er will, von hohem Interesse sein muß.
Für unsere Hausfrauen.
Ueber die Konservirung des Fleisches.
II.
C. Konservirung des Fleisches durch Ausschluß der atmosphärischen Luft.
ging damals durch alle Schichten des deutschen Volkes, und mit Freuden wurden sowohl die volkstümlichen als auch die gelehrten Schriften begrüßt, die die Entartung der Kirche, die Entfittlichung des geistlichen Standes geißelten. Unter all' den literarischen Erscheinungen aus dieser Zeit stehen weit in erster Reihe die epistolae obscurorum virorum, d. h. Briefe der dunkeln( unbekannten) Männer, oder wie man sagt: Briefe der Dunkelmänner, an deren Abfassung verschiedene Gelehrte, aber namentlich Crotus Rufianus u. Ulrich Hutten gearbeitet haben. In ihnen stellen Anhänger des alten mittelalterlichen Systems das Leben und Treiben der Pfaffen und Professoren dar. Die geistlose, öde Wissenschaft jener Männer, ihre Kriecherei vor den Oberen, ihre Faulheit, Unzucht und Völlerei, ihr Dünkel, ihre Bornirtheit werden der Wirklichkeit nachgezeichnet. Die Absicht der Briefe, dem schon in der öffentlichen Meinung gesunkenen Mönchs- und Priesterstande eine Niederlage zu bereiten, wurde vollständig erreicht. Und als der Papst die Schriften verdammte, begann man erst recht, sie zu lesen und nachzuahmen. Unser Zeitalter hat viel Aehnlichkeit mit den Jahren, die der Reformation vorangingen. Wer zählt all' die literarischen Leistungen aus der Gegenwart, welche anstürmen gegen die Bollwerke der Priesterherrschaft, des religiösen Zwanges, des Wunderglaubens? Auch bei uns erwachen die Geister, wenn wir auch noch nicht sagen dürfen, daß es eine Lust sei zu leben. Ein erfreuliches Zeichen aber ist es, daß schon die Waffen der Satyre gegen unsere " Dunkelmänner" geschwungen werden, um sie dem Spotte preiszugeben. Vor kurzem erschien unter obigem Titel ein Buch, das in dieser Beziehung von großer Wirkung sein und sich sicher aus der Hochflut des heutigen Büchermarktes in die fernste Zukunft retten wird. Der Verfasser soll ein freisinniger Pfarrer Norddeutschlands sein. Jedenfalls fennt er ganz genau den„ Rummel", der im ortodoxen Lager verübt wird. Mit großer Gewandtheit, mit köstlichem Humor und beißendem Wiz gibt er die feinsten Schilderungen, ja wahre Photographien der modernen Dunkelmänner, wie auch wir kurz all' die Reaktionäre auf religiösem Gebiete nennen wollen. Die verschiedensten Personen aus der Schaar der lichtscheuen Gestalten werden uns vorgeführt. Wir lernen einen gläubigen reichen Kaufmann kennen, der sich mit seinen Familienangehörigen zu den Kindern Gottes rechnet, aber nichtsdestoweniger Jahr aus, Jahr ein in seiner Habgier Gözenbilder für China fabrizirt; ferner seinen Sohn, dem als junger Teologe die neuere Wissenschaft ein Greuel ist, während er als Endziel seines Strebens nur eine fette Pfründe kennt. Dem Leben entnommen sind auch die Gestalten der gläubigen Pfarrer Frosch und Aalglatt, von denen der leztere durch allerhand in sittlicher Beziehung mehr als bedenkliche Mittel als fönigl. preußischer Superintendent gegen den Unglauben in seiner Diözese ankämpft. Seine Scheinheiligkeit, seine auf den äußeren Effekt berechnete Frömmigkeit, sein. Komödiantentum bei der Predigt, sein Haß gegen die liberalen Protestantenvereinler, seine Herrschgier, seine lächerliche Sucht nach dem Umgange mit Adligen sind meisterhaft geschildert. Aus einem Schreiben eines Dorfschullehrers lernen wir das ergözliche Treiben auf einem Missionsfeste kennen. Auch ein Staatssozialist, ein ehemaliger Sozialdemokrat, der zu den ChristlichKonservativen übergelaufen ist, tritt auf und gibt uns seine Ansichten zum besten. Grade dieser Brief ist ein Meisterwerk in der ganzen Sammlung. E. Warner läßt ihn u. a. schreiben:„ Aber wir jreifen jezt det janz anderst an und ville richtiger, mit hohe obrigkeitliche Bewilli gung und mit den jöttlichen Beistand des heiligen Geistes und unsern hochwürdigen Königlich Preußischen Obersthofprediger Steder. Der Mann hat mir bekehrt und hat mir meine Seele jerettet wie einen Brand aus dem Feier. Det hat er mir selber jesagt, dann muß et doch wahr sin, denn der Mann lügt nich, der kann nich lügen, der sagt die Wahrheit, wenn sie voch die reichen Jeizmagen nich jefällt. Den Mann mußte fennen lernen, Bruder Rindfleisch, denn weeßte erst wat wahres Christentum is und wat et zu bedeiten hat. Dat steht schon janz klar in die Apostelgeschichte, ich iloobe im zweeten Kapiddel, det die ersten Apostel und Urchristen feen Brivateigentum nich jehabt haben, villmehr hatten sie allens jemeinsam und keener durfte sagen von seine Jiter: Det is mein. Siehste, lieber Bruder, so muß et kommen, von oben runter muß et kommen, det is een ungeheires Verdienst von unsern Stecker, daß er diese Wahrheit wieder auf die Beene gebracht Fleisches sehr gut. hat. Idk sage dir, du mußt ihm mal reden hören, denn kannste erst sagen, dat du wat erlebt hast. Een neier Luter soll er sind? Ach wat Unsinn! Jd sage dir, Luter is jar nischt jejen ihm, Luter und Steder wie fann man die beeden nu wohl verjleichen, Luter is ja det reine Staff jejen Stecker. Wenn se noch sagten: Een neier Heiland, det ließe ich mir noch eher jefallen; der Mann konnte et wirklich werden, wenn er man wollte, er is man bloß zu bescheiden dazu, seine christliche Demut is eben so jroß, wie seine Wahrheitsliebe, et is wirklich servirung sowohl für Fleisch als für andere Nahrungsmittel. Das
schade drum."
Wirkt dieser Brief recht erheiternd, so möchte man by Born erglühen, wenn man das Gutachten des Präsidenten " Dusterling" liest, welches weiter nichts bezwedt, als dem Monarchen den Nachweis zu erbringen, daß religiöse Toleranz der gefährlichste Feind des Staates sei. Man sagt sich sofort, dieses Gutachten ist nicht erfunden, so denken und schreiben die hunderte derjenigen höheren Beamten, denen Junkerherrschaft und Priesterstand die göttliche Ord
nung im Staate ausmachen.
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Ich gestehe, daß ich schon manches
starte Stüd" von unseren evangelischen Priestern gewohnt bin, aber auch ich würde manches in den Briefen moderner Dunkelmänner für erfunden halten, wenn der Verfasser nicht die fast unglaublich erschei
Handelt es sich darum, Fleisch mit Gelatine zu konserviren, so durchsticht man jedes Stück mit einem Messingdrat und bildet damit eine Schlinge zum Aufhängen. Alsdann befreit man das Fleisch von allem oberflächlich gelagerten Fett. Jezt kocht man Gelatine mit Wasser zu einer ziemlich dicken Lösung und läßt diese auf 60° C. abkühlen. Alsdann versenkt man das Fleisch in die Leimlösung und läßt es darin eine Minute lang. Nach dem Herausnehmen hängt man das Fleisch an Stangen auf, fezt Gefäße zum Auffangen des abtropfenden Leims unter und läßt den neu gebildeten Ueberzug erstarren. Alsdann untersucht man jedes Fleischstück darauf, ob der Ueberzug auch vollständig gelungen sei und hilft nötigenfalls durch Bepinseln der mangelhaften Stellen nach. Die so präparirten Fleischstücke werden an einem fühlen, zugigen Orte aufgehangen: beim Versenden werden sie mit Sägespänen in Kisten verpackt. In analoger Weise verfährt man, wenn das frische Fleisch mit anderweitigen Stoffen überzogen werden soll. Man experimentirte mit Paraffin, Collodium, Wasserglas, Talg, Melasse, Glycerin, Holzkohle u. s. w. Nur über das Paraffin möchte ich noch einige Worte verlieren. Man wählt mageres, frisches Fleisch aus und entfernt das etwa noch vorkommende oberflächliche Fett, bestreicht das Fleisch mit einer Auflösung von Salicylsäure und taucht es mit einer Schlinge an einer Stange befestigt in geschmolzenes auf 60° C. erhiztes Paraffin und hält es darin so lange, bis keine Wasserdämpfe mehr entweichen. Man kann dies daran abnehmen, daß das beim Eintauchen eintretende prasselnde Geräusch allmälich nachläßt und endlich ganz aufhört. Der beim ersten Eintauchen entstandene Ueberzug ist zu dünn, um genügenden Schuz bieten zu können. Man taucht deshalb das Fleischstück nach vollständigem Erkalten zum zweitenmal in ein Paraffinbad, das aber weniger hoch temperirt ist. Der mittlere Schmelzpunkt der aus der sächsischen Braunkohle gewonnenen Paraffinsorten liegt bei circa 50° C., man erhizt also jezt bis etwa 60° C. Statt der Salicylsäure fann man auch eine schwache Salzlösung gebrauchen. Granholm war wohl der erste, der den Talgüberzug beim Fleisch zur Konservirung verwendete. Tallerman in Melbourne benuzte das Ueberziehen mit Talg für den Transport des Fleisches aus Austra lien nach Europa , also für den Großhandel. Er tauchte die frischen Fleischstücke einige Minuten lang in geschmolzenen Talg, packte sie dann sofort in trockene Fässer und übergoß sie darin mit geschmolzenem Talg. Letheby in London fand Proben des so präservirten australischen Vorteilhafter möchte es wohl sein, das Fleisch erst nach dem Kochen in den geschmolzenen Talg zu tauchen. Während des Krimkrieges wurden in Frankreich die Keulen kleiner Vögel( Gänse u. s. w.) so präparirt und in die Krim gesendet. Sie fanden dort den größten Beifall. Das Verfahren von Appert ist wohl das älteste von allen, bei welchen die Luft ausgeschlossen wird. Es wurde im Jahre 1809 entdeckt und 1810 von der französischen Regierung mit dem Preise von 12000 Fres. prämiirt. Es bildet die Grundlage der Kon
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kocht und dann in feste Glasflaschen gebracht; nachdem leztere fast ganz damit angefüllt sind, werden sie verkorkt und demnächst für einige Zeit in ein kochendes Wasserbad gesezt, worauf endlich vermittelst Pech der Kork luftdicht verschlossen wird. Gay- Lussac erklärt die Wirksamkeit dieser Prozedur dadurch, daß der Sauerstoff der atmosphärischen Luft sich unter der Einwirkung der hohen Temperatur mit einem der Bestandteile des Fleisches verbindet, so daß von der Luft nur der unschädliche Stickstoff übrig bleibt. Im Sinne der Pasteur'schen Lehre hat man wohl anzunehmen, daß die Hize die in der Luft enthaltenen Bilzkeime zerstört.