Trift von Moos und Alpenkräutern dicht bewachsen, hier und da ragte ein ebenso dicht bewachsener Stein hervor.
Hier ließen sie sich nieder, ein wenig von einander entfernt. Sie sahen vor sich hinaus, über den dunklen See, nach den Hochtälern da drüben und nach den zackigen Gipfeln, an deren Rande der Mond stand.
Sie waren ja so hoch heraufgekommen, daß er ihnen wieder sichtbar geworden, aber schon sant er abermals unter ihr Gesichtsfeld hinab. Wie sie in dieser Einsamkeit so stille neben einander saßen, fühlten sie ihr Glück in solchem Uebermaß, daß es wieder fast zum Schmerz wurde. Sie sprachen kein Wort, sie sahen sich auch nicht an, sie berührten sich nicht, aber sie fühlten sich. Jeder ihrer Sinne war erhöht, jede ihrer Wahr nehmungen geschärft.
Es war eine ganz unglaubliche Ruhe, die sie hier umgab, aber in dieser scheinbar großen Stille der Hochmitternacht empfanden sie mit dem eigenen Herzschlag den Herzschlag der Natur, und gleich ihnen schien alles Sehnsucht zu atmen und Liebe.
Wie hell schien das zitternde funkelnde Licht der Sterne da oben; und mit den Lichtschwingungen, die aus unendlichen Fernen in unsere Atmosphäre hereinragen und auch sie berührten, schien ein leises Tönen verbunden. Und der Windhauch, der über die Oberfläche des schlummernden Wassers daher fam, sie kaum bewegend, sang er nicht auch? Und welch süße Wohlgerüche brachte er mit; sie vereinigten sich mit denen der Alpenkräuter um sie herum zu balsamischem Duft.
Jezt schwirrte ein glühender Funke vorüber, einen Augenblick schien er in der Lust zu stehen, dann veränderte er die Richtung und fam wieder zurück. Es war ein Leuchtkäfer, der seinen lautlosen aber feurigen Hochzeitstanz tanzte. Im Grase lag die Braut, ein Demant funkelt nicht herrlicher, bald hat er sie gefunden.
Also auch in diesem niedern Tier erhöhte Phosphoreszenz, erhöhte Nerventätigkeit, und die Liebe der höchste Ausdruck in der Natur, das Hohelied der Schöpfung, Gott selbst.
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In diesem Augenblick hatten sich ihre Hände gefunden und umschlossen wie wenn zwei verschiedene Pole sich berühren, durchzuckte es sie der elektrische Strom ging von dem einen
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Körper in den andern über.
Glaubt ihr euch noch trennen zu können? Ihr seid verbunden.
Sie lächelten, sie ahnten es vielleicht, und jezt fanden sie auch die Sprache wieder.„ Sag' mir alles", flüsterte Elsa, ,, verbirg mir nichts von dem, was dein Schicksal so geändert hat, und was in Zukunft dich bedroht".
„ Ja Elsa, zwischen uns soll kein Geheimnis mehr sein". Und er erzählte ihr den Konflikt mit dem Vater und das tragische Ende seiner Mutter.
Sie schluchzten beide. Es ist das Zuviel ihres Herzens, das
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durch Tränen sich Luft macht und sie am Ersticken hindert. Aber das Verbrechen dieses Mannes erscheint ihnen auch so verabscheuungswürdig, und wie sie sich jezt an den Händen halten, und jeder in dem Sein des andern sich wieder fühlt und wieder findet, können sie es in seiner Unnatürlichkeit nicht fassen.
Was dieser jungen Mutter widerfahren war, ist ein Schimpf, der dem ganzen Geschlechte angetan ward, und es schien Ar nold, als sei auch dieser Reinen hier damit ein Unrecht zuge fügt worden.
Da wendet er sich plözlich von ihr ab und springt empor; und ist er seiner selbst so sicher, so sicher, daß er nicht ein ähnliches Verbrechen begehe? Er empfindet seine ganze Schwäche, er fürchtet sich vor sich selbst.
"
Wir müssen uns trennen", sagt er in einem eigentümlich gepreßten Ton,„ ich will gehen".
Sie bleibt unbeweglich, ihr Kopf gesenkt, von ihm hinwegs gewendet.
„ Es muß sein", sagt er wie in Selbstermutigung, aber er bleibt vor ihr stehen. Ihr Schweigen, ihre Regungslosigkeit machen ihn betroffen, beginnen ihn zu beunruhigen. Was geht in ihr vor? Will sie ihn so entlassen, ohne ein Zeichen, ohne ein Wort, oder? Er sieht forschend zu ihr herab, aber die Nacht verhüllt ihm neidisch ihr Antliz. Er will Gewißheit.
Und nieder kniet er an ihrer Seite, er beugt sich über sie, er lauscht auf ihren Atem, und jezt legt er ihren Kopf sanft gegen seine Brust, und leise tasten seine Finger, wie kosend, über ihre Augen, ihre Wangen Sie sind überströmt von Tränen. Da erfaßt ihn wilde Inbrunst und Manneszärtlich feit; er umschlingt sie mit beiden Armen, er zieht sie schützend an seine Brust und füßt ihr die weinenden Augen trocken, und füßt ihr den bebenden Mund, und schluchzt nun selbst auf, in der seligen Raserei der Leidenschaft. Dann drängt er sie plöz lich von sich.„ Geh'", sagt er, und der kurze Laut dringt nur mühsam über seine Lippen;„ verlaß mich"," geh' du zuerst vertrau' mir nicht länger hab' Erbarmen" Und dann in gewaltsamer Anstrengung und mit einem rauhen, faſt ſteig' ein, zornigen Akzent:„ Geh', unten liegt dein Boot und wenn ich dir nachkommen will, schlag' mit dem Ruder nach mir, wie nach einem wilden Tier geh' oder schon umschlingt er sie aufs neue, und er drückt sie heftiger an sich, und drückt die heißen, verlangenden Lippen an die ihrigen und er erstickt sie unter seinen Küssen. Sie ist ja doch sein. Da ringt sie sich von ihm los und stößt ihn von sich, heftig
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und kraftvoll.
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-" Aber
Er taumelt von ihr hinweg, einem Trunkenen gleich. Er will sich entfernen, aber als erläge er der sinnlosen Dual, wirft er sich auf den bemoſten Boden nieder, sich Haupt und Brust zerwühlend.
Der Somnambulismus. Bon Karl du Frel.
Wer, im System befangen, von der Voraussezung ausgeht,
muß fonsequenter Weise das Hellsehen leugnen. Und wenn er
hellsehend werden kann, daß ein anderer
Mensch an seinem
( Fortsezung folgt.)
( Schluß.)
daß alle Psychologie in Physiologie auflösbar sein muß, der nicht genügend aufgeklärter Weise verteilend oder lokalisirend, dem gleichartigen Agens desselben verbindend und es in noch wird der Organismus in tiefen Schlaf versenkt. Bis hierher zwischen Ursache und Bedingung nicht unterscheidet, dann muß reicht der Kausalzusammenhang: der magnetische Strich ist Ur er es für eine Unmöglichkeit erklären, daß ein Mensch dadurch sache des magnetischen Schlafes. Angenommen nun, es fänden Leibe magnetische Striche herunterführt. Diese Unmöglichkeit diesen nicht mehr der Strich die Ursache, sondern die Tezte in diesem Schlafe gewöhnliche Traumvisionen statt, so ist von wird aber auch jeder Einsichtige zugeben; es liegt in der mensch Wirkung des Striches, der tiefe Schlaf, ist seinerseits wiederum Wohl aber ist Folgendes logisch möglich: Bei den magnetischen des Organismus, nämlich in seinen physiologischen Dispofitionen die Bedingung jener Visionen, deren Ursache aber im Inneren Strichen, die ich an einem fremden Organismus herabführe, liegt. Noch viel weniger kann der magnetische Strich Ursache der wahren Visionen des Hellsehens sein. Aber in dem von Sehnerv unsichtbar ist, außer etwa in der Dunkelkammer. Indem ihm verursachten Schlafe findet eine Verschiebung der psycho dieses Agens in den fremden Organismus übergeht, sich mit physischen Schwelle statt; die für den wachen Zustand konftante
lichen Hand keine Kraft, um einen anderen hellsehend zu machen.
entströmt meiner Hand ein materielles Agens, das für den