mäßig; erst im südlichen Nubien tritt er als Bote und Ver­fündiger des steigenden Nils auf. Schon bei Chartum brüten einige Paare und weiter südlich gehört er zu den gewöhn lichen Erscheinungen. Sofort nach seiner Ankunft im Lande be­zicht er seine stets äußerst sorgfältig gewählten Brutpläze. Von ihnen aus unternimmt er längere oder kürzere Ausflüge, um Nahrung zu suchen. Man sieht ihn paar- oder gesellschaftsweise in der Steppe umherlaufen und hier Heuschrecken fangen, be­merkt ihn an den Ufern der Ströme oder Regenteiche, und recht häufig auch, meist in Gesellschaft des kleinen Kuhreihers, unter Viehheerden, unbekümmert um den Hirten, vor dem er keine Furcht zeigt. Seine Haltung ist würdevoll, der Gang gemessen, nur schreitend, nie rennend, der Flug sehr leicht und schön, die Stimme der Alten ein wenig hörbares Krah" oder Gah". An geistigen Fähigkeiten wird er kaum von irgend einem Sumpfvogel übertroffen. Es ist wohl glaublich, daß der Jbis kleine Schlangen verzehrt. Während der Regenzeit be­steht seine Nahrung ausschließlich oder doch vorzugsweise aus Kerbtieren. Gefangene junge Jbisse wurden bald zahm. Be­reits nach wenigen Tagen nahmen sie das ihnen vorgehaltene Futter, bestehend in rohen Fleischstücken, aus der Hand, und

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im Verlauf der ersten Woche fraßen sie bereits alles Genieß bare. Sie wurden immer mehr zutraulich, tamen auf den Ruf herbei und folgten ihren Pflegern schließlich durch alle Zimmer. Eine eigentümliche Gewohnheit von ihnen war, sich gern auf etwas Weiches, z. B. Kissen, zu legen. Unter sich wie mit allen übrigen Vögeln des Hofes hielten sie gute Freundschaft. Ibisse, die sich im fölner Tiergarten befanden, lebten gleich­falls in Frieden mit allen Vögeln desselben Gehegs, schienen aber ein Vergnügen daran zu finden, andere Vögel, besonders Flamingos, zu necken. Sie schlichen, wenn die Stelzschwäne, den Kopf in den Federn verborgen, schliefen, leise heran und tuabberten mit der Schnabelspize an den Schwimmhäuten der selben herum, offenbar rein aus Uebermut und Necklust. Flamingo, den lästigen Kizel spürend, entfernte sich, sah sich furchtsam nach dem Ibis um und versuchte wiederum einzu­nicken; dann aber war Seine ägyptische Gottheit flugs wieder zur Stelle und begann das alte Spiel von neuem. Im Sudan stellt man dem Jbis nicht nach, obgleich sein schmackhaftes Fleisch die Jagd wohl belohnen würde. Das Fleisch eines zufällig gefangenen Jbis wird übrigens von den Eingeborenen nicht verschmäht.

Der

Die Verhältnisse von Industrie und Handel in Deutschland während des Jahres 1882.

Bon Bruno Geiser.

Der Einblick, welchen wir durch die Wiedergabe des be­züglichen Berichts über die Handels- und Induſtrieverhältnisse von 1882 gewonnen haben, ist ganz dazu angetan, die Meinung hervorzurufen, es müsse dem deutschen Volke im allgemeinen in neucster Zeit doch ganz vortrefflich ergehen.

Ein erheblicher Teil der heimischen Industriezweige befand sich in hoher Blüte oder in befriedigendem Fortschritte; ein anderer noch erheblicherer Teil stand im ganzen günstig oder hatte sich wenigstens zum besseren entwickelt; und nur die Lage eines verhältnismäßig geringen Teils nicht mehr als zwei Industriezweige umfassend ließ Erhebliches zu wünschen übrig. Wer auf dem Standpunkt jener Leichtherzigkeit steht, welcher die sog. freihändlerischen Wirtschaftspolitiker auszeichnet, hätte danach volles Recht, der deutschen Arbeiterwelt seelenvergnügt zuzurufen: Mein Liebchen, was willst du noch mehr?"

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Er hätte ein Recht, er würde aber dieses Recht schwer­lich geltend machen, denn diese scheinbare sog. Industrie- und Handelsblüte hat für ein freihändlerisches Gemüt zunächst den einen Fehler, daß sie nicht erreicht worden ist unter der Herr schaft einer freihändlerisch- manchesterlichen Handelspolitik, sondern unter der Herrschaft der stark nach schuzzöllnerischer Seite hin­

überneigenden, von echt liberalen" Grundsäzen sich fernhaltenden

neuen deutschen Wirtschaftspolitif.

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Einem unparteischen Richter jedoch, dem es überall weniger auf das System, als auf den Menschen ankommt und der in unserem speziellen Falle die wirtschaftlichen Verhältnisse nur danach beurteilt, ob sie den von ihnen betroffenen Boltskreisen günstig oder ungünstig sind, wird die Abkehr der Regierung von der dereinst mit so vielem Pomp inaugurirten liberalen Industrie- und Handelspolitit allerdings gar nicht geniren, - dagegen wird er der Unparteiische fragen müssen, ob die anscheinende Blüte der wirtschaftlichen Verhältnisse sich dadurch bewährte, daß sie den bisher notleidenden Teilen des

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Bottes eine der Rede werte Besserung ihrer Lebenslage ge­

bracht hat.

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( Fortsezung statt Schluß.)

bei dieser Unterlassung so ziemlich um den wichtigsten der be teiligten Faktoren handelt, verdächtig, weil männiglich be kannt ist, daß dieser Faktor-die Arbeiterschaft- bei der Teilung des Bärenfelles der Industrie- und Handelsprofite bis­her immer bedenklich zu kurz gekommen ist.

Wir wollen einmal versuchen uns klar zu machen, in welchem Verhältnisse industrielles Kapital, Industrieertrag und Arbeiter schaft zu einander stehen.

Wir können uns zu diesem Zwecke einer Auskunft bedienen, welche der bekannte Kommerzienrat Baare als regierungsseitig berufener und gewiß so sehr wie möglich kompetenter Sachver ständiger bei Gelegenheit der im Jahre 1878 unternommenen Eisen- Enquete gegeben hat.

Das Mitglied der Eisen- Enquete- Kommission Geh. Kom merzienrat Stumm fragte:

Würden Sie uns darüber Angaben machen können, welche Kapitalien in der deutschen Eiſenindustrie überhaupt angelegt sind? Da Sie der lezte Sachverständige sind und die Frage noch nicht beantwortet ist, wäre es interessant, Mitteilungen darüber zu haben.

Herr Baare antwortete: Derartige Berechnungen sind von den Eiſenindustriellen ausgeführt worden. Wir nehmen nach industrie ein Kapital von mindestens 312 milliarden Mark an verschiedenen Berechnungen an, daß in der deutschen Eisen gelegt ist. Ich selbst habe die Schrift von Engel: Die In dustrielle Enquete", zum Anhalt genommen, da die Reichs statistik uns bis jezt offiziell kein Material dafür geliefert hat. Es handelt sich keinesfalls um willkürlich gegriffene Zahlen, Geheimer Bergrat Dr. Wedding hat sich mit den Sachen be wir haben dieselben für richtig zu halten; ich glaube auch Herr

schäftigt und wird es bestätigen.

Wir haben zunächst eine durchschnittliche Produktion von 108 millionen Zentnern Eisenerzen anzunehmen. Dieselbe er fordert nach annähernd richtiger Berechnung 223 millionen Mart Daß auf diese Frage in den Handelskammerberichten nicht duzenten, unter denen ich nur Direktor Schimmelbusch nennen angelegtes Kapital. Nach den Berechnungen der Roheisenpro auf das gewissenhafteſte eingegangen und über die Beziehungen der im Handels- und Industriewesen zu der Lage will, beträgt das in den 466 Hochöfen angelegte Kapital nach einer speziellen Aufstellung zirka 405 millionen Mark. Dann des Volkes und speziell der unmittelbar mit den betreffenden haben wir die Gießerei mit 1421 Kupolöfen, worin ein Stapital von zirka 470 millionen Mark angelegt ist. Die Walzwerke, Arbeitermassen auf das deutlichste Auskunft gegeben wird, ist bei denen wir als Einheit den Puddelofen zu Grunde legen, auffällig, weil es sich sind nach Maßgabe von 1700 Puddelöfen eingeschäzt worden

Industriezweigen in Berührung stehenden, durch sie beschäftigten

gewiß sehr auffällig und verdächtig,