weißen Schaum gaben dem scheinbar so ruhigen Fluß Beweg lichkeit, und die zahlreichen, wie Nußschalen schaukelnden Boote, die gerade heute seine Oberfläche belebten, gaben dem Bilde noch größeren Reiz. Einige aus unserer Gesellschaft wollten von hier aus 12 Kirchtürme der benachbarten Kirchdörfer zählen fönnen, meine Augen aber reichten hierzu nicht aus.
Wohl aber hörte man von einigen Türmen die Mitternachtsstunde schlagen; die Sonne stand dabei genau im Norden des Horizonts und wurde mit Toasten, Lebehochs und Hurrahs in wenigstens sieben verschiedenen Sprachen begrüßt- so mannigfaltig waren nämlich die Nationalitäten der Touristen, welche sich hier versammelt hatten! Die Sonne erschien wie ein großes Feuerbett; sie war nicht so glänzend wie in den Tagesstunden, sie glich mehr einer eben aufsteigenden Morgensonne.
Bei allen Gegenwärtigen zeigte sich Genugtuung und Freude über das seltene Schauspiel und die Unterhaltung wurde leb
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| haft; aber sie glich beinahe jener, wie wir sie uns vom Turm bau zu Babel vorstellen und wurde nur zuweilen unterbrochen von einer lustigen Polfa oder einem einheimischen( finnischen) Ringtanz, an dem wir alle ohne Ausnahme teilnahmen.
Die Sonne hatte sich wieder hoch am Himmel erhoben, ehe wir den Gipfel des Berges verließen; aber hier und da sah man noch in der Ferne ein„ Kokko" glühen und rauchen. Herzlich zufrieden mit unserer Mittsommernacht" trennten wir uns am Fuße des Berges von der übrigen Gesellschaft und bestiegen, da unsere Zeit gemessen und eine längere Fußtour nicht gestattete, eine vorher bestellte finnische„ Rapphöna"( ein„ Rebhuhn", eine einspännige Karre auf zwei Rädern, das gewöhnliche Extra" Postfuhrwerk in Finnland und Schweden ), um möglichst schnell und auf dem kürzesten Wege nach Haparanda und Luleå zurückzukehren, von wo ich auch bald meine Rückreise nach dem Süden antreten mußte.
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Von Bruno Geiser.
Am 10. Februar 1883 beschloß der Bundesrat, es solle| nirten indischen Zucker in der Höhe von M. 35 für 100 kilo, eine Zucker- Enquete- Kommission eingesezt werden, welche aus Beamten des Reichs und einzelner Bundesstaaten, im Verein mit Sachverständigen der Zuckerindustrie und des Rübenbaues zusammenzusezen sei und die Aufgabe haben solle, zu untersuchen, woher der finanzielle Rückgang der Rübenzuckersteuer komme und wie ihm abzuhelfen sei.
Die Rübenzuckersteuer bildet einen bedeutenden Teil der Reichseinnahmen. Leztere betragen im Verwaltungsjahre 1883/84 577 693 422 Mark, während die Rübenzuckerſteuer in derselben Etatsperiode auf 44443 780 Mark beziffert wurde, also ungefähr 8 Prozent der gesammten Einnahmen des deutschen Reiches ausmachte.
Die Einnahmen von etwa 442 millionen Mark, welche die Rübenzuckersteuer 1883/84 abwirft, legt nun aber gerade den erheblichen Rückgang in der Ergiebigkeit dieser Steuerquelle dar. 1873/74 wurden nämlich 3 528 764 000 Kilogramm Rüben versteuert und gewährten dem Reiche einen Steuerertrag von 45 453 450 Mart; in den beiden folgenden Jahren blieb die Menge der versteuerten Rüben im Durchschnitt etwa dieselbe, der Steuertrag stieg jedoch auf etwas über 50 millionen Mark. 1880/81 dagegen war die Menge der versteuerten Rüben auf 6 322 203 000 Kilogramm, also auf beinahe das doppelte Quantum angewachsen, der Steuerertrag aber auf wenig über 46 millionen Mark gesunken, ein Ergebnis, das, wie oben bereits angegeben, sich aller sachverständigen Berechnung nach in den nächsten Jahren nicht wesentlich verbessern konnte*).
Die Rübensteuer betrug vom 1. September 1841 ab für 100 Kilo Rüben nach gegenwärtigem Reichsgelde 10 Pf., vom 1. September 1844 ab 30 Pf., vom 1. September 1850 60 Pf., vom 1. September 1853 W. 1.20, vom 1. September 1858 m. 1.50, vom 1. September 1869 m. 1.60; sie ist also im Laufe von nicht ganz 30 Jahren um das fünfzehn fache ihres ursprünglichen Betrages erhöht worden.
Mit der Rübensteuer geht ein Eingangszoll auf ausländischen Zucker Hand in Hand, der am 1. September 1861 für 100 Kilo Brot-, Hut, Kandis-, Bruch-, Lumpen- und weißen gestoßenen Zucker 44 Mart, für Nohzucker und Farin 36 Mark, für Rohzucker, welcher in inländischen Siedereien unter Kontrole raffinirt wurde, M. 25.50 und für Syrup M. 15 betrug; vom 1. September 1869 für 100 Kilo raffinirten Zucker auf 30 M., sowie für Rohzucker je nach Qualität auf 25-30 M. erhöht wurde.
Gegenüber dem Eingangszoll für fremden Zucker stand seit
und für heimischen Rübenzucker vom 1. September 1861 in Gestalt von Rohzucker und Farin M. 16.50, von Brod, Hut und Kandiszucker M. 20.-., welche Säze 1866 und 1869 erhöht wurden und zwar für Kolonial- und Rübenzucker gleichmäßig auf M. 18.80 bei Rohzucker von mindestens 88% Polarisation, für Kandis und Zucker in vollen weißen harten Broden bis 12,5 Kilo Nettogewicht oder vor der Steuerbehörde zerkleinert M. 23, für allen übrigen harten, sowie für allen weißen trockenen Zucker von mindestens 98% Polarisation M. 21.60 für 100 Kilo.
Diese Ausfuhrprämie ist die Ursache des verhältnismäßig geringen Betrages der Zuckerbesteuerung. Während die Rübensteuer 1882/83 139 954 500 Mark eintrug, mußten an Rüdzöllen den Zuckerfabrikanten gezahlt werden 73 507 600 Mart, so daß 1882/83 an Erträgen der Rübensteuer und des Eingangs zolls auf Zucker nur dem Reiche übrig blieben 68 177 000 M.*).
Die Ursachen dieses in der Tat auffallenden und für die Finanzverwaltung des Reichs beunruhigenden Uebelstandes zu untersuchen, war also die Aufgabe jener Zucker- Enquete- Kommission.
Leztere wurde durch Beschlüsse des Bundesrats am 3. und 8. März zusammengesezt aus fünf Beamten, von denen der eine, der kaiserlich Geheime Oberregierungsrat Boccius durch den Reichskanz'er, der königliche Oberfinanzrat Jaehnigen, durch Preußen, der königliche Obersteuerrat Fischer, durch Württemberg , der vierte, der großherzogliche Ministerialrat Seubert, von Baden, und der fünfte, der königlich preußische Regierungsrat Schmidt, von Sachsen- Weimar gewählt wurde.
Diesen fünf Beamten wurden sieben Sachverständige beigegeben, wovon Preußen drei erwählte: den fönigl. Oberamt besizer Brockhoff aus Duisburg , den königl. Geheimen Obers mann Dr. Bennecke aus Athensleben bei Staßfurt , den Fabrikregierungsrat a. D. Kieschte aus Berlin ; Baiern einen, den Direktor der Zuckerraffinerie Frankenthal , königlichen Kommers zienrat Kascher aus Frankenthal in der Rheinpfalz ; Meckleng burg- Schwerin einen, den Grafen zur Lippe- Weißenfeld aus Ober- Schönfeld in Schlesien ; Braunschweig einen, den Direk
den hers
zoglichen Kommerzienrat Brumme aus Bernburg . Die so zusammengesezte Zucker- Enquete- Kommission konsti
Bei den Bemühungen der Zucker- Enquete- Kommission, ihre 1. September 1858 eine Ausfuhrprämie für im Julande raffi- Aufgabe zu lösen, deren speziellen Inhalt wir bei späterer
*) Die hier angeführten Zahlen sind entnommen dem„ Statistischen Jahrbuch für das deutsche Reich", Jahrgang 1884.
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Gelegenheit, vielleicht auch an anderer Stelle, näher zu beleuchten
*) Statistisches Jahrbuch 1884, S. 182.