seinem großen Schmerz war er niedergesunken, sein Gesicht ver­hüllend.

Als er nach Minuten sich wieder erhob, erschien er fahl in seiner Blässe und von erschreckender Düſterkeit, aber er zeigte jene Entschlossenheit, die, das Schlimmste voraussezend, auf alles gefaßt ist.

Er ging an der linken Seite des Schuttstromes dem See entgegen. Sein Blick suchte das Elternhaus und- fand es

nimmer.

An seiner Stelle lag der Schutt noch meterhoch, aber hier war auch seine gegen Amsee weitest vorgeschobene Grenze und schon das unweit davon liegende Nachbarhaus war verschont geblieben.

Seine Mutter mußte sich dahin gerettet haben, es konnte nicht anders sein.

Die Türe dieses Häuschens stand offen; mit wankenden Knien trat er ein und sah sich um.

Hier brannte noch das Feuer am Herd, und das Abend­essen, die Schotensuppe, stand auf dem Tische, die Teller rundum und daneben die Löffel, aber keine Esser sie waren geflohen.

Georg sezte sich auf einen Stuhl nicht länger.

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Jezt stand Georg auf und reichte dem Alten die Hand. Dieser nickte nur mit dem Kopfe.

Sie schieden. Keiner hatte für den andern ein Wort des Trostes.

Vor der Thür stieß Georg mit einem Manne zusammen, der eben herein wollte; es war Valentin.

Als die Brüder sich erkannten, sanken sie weinend einander in die Arme.

"

Die Mutter, die arme Mutter", schluchzten sie.

Reichliche Tränen erleichterten sie, und sie tauschten nun rasch Fragen und Antworten.

Valentin kam von der Villa drüben; er war dahin bestellt gewesen und hatte sie noch vor dem zweiten Sturz erreicht; er teilte Georg die neue Hiobsbotschaft mit, daß Arnold mit den Männern aus Niederndorf nach der Lahn gefahren, um den Verunglückten Hilfe zu bringen, und daß Elsa, die ihnen ge­folgt war, ebenfalls noch vor der Katastrophe das diesseitige Ufer erreicht hatte.

Georg brach unter dieser Nachricht zusammen. Er hatte gemeint, daß das Maß seines Wehes nicht überschritten werden könnte, und nun öffnete sich ihm ein Abgrund neuer, wüthender

-die Füße trugen ihn Schmerzen.

Nach einer Weile kam ein alter Mann, ein Salzarbeiter, herein und sezte sich ihm gegenüber, stumm und verstört. So blieben sie eine zeitlang.

" Wo sind die Deinen?" fragte endlich Georg.

Arnolds, des teuren Freundes Schicksal und das all dieser Braven war besiegelt; keiner von ihnen konnte entronnen sein, ein Leichenstein deckte sie alle und Elsa, Elsa war also auch der Vernichtung anheimgefallen!!

Valentin aber suchte ihm, tröstend, die Ueberzeugung bei­

Die Kinder sind fortgerannt, das Weib auch, aber mein zubringen, daß Elsa, die des Waldbaches wegen sicherlich weit Sohn der brave Kerl-"

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Er brach ab und nur mit der Hand wies er hinüber gegen den Schuttstrom.

Georg senkte den Kopf.

Und wieder sprachen sie nichts, dann fragte er leise und bebend: Und meine Alte?"

"

Die Brust des Befragten hob sich krampshaft:

Kannst dir's nicht denken? Wir haben sie noch g'sehen vom Fenster aus, sie ist auf den Knien gelegen im Gebet und wie der zweite Kracher kommen ist, da hab' ich noch ein­mal gegen ihre Tür' hing'schaut, ich hab' g'meint, sie müßt herausstürzen wie wir alle sie ist drin blieben sie hat erwartet, was ihr beschieden war."

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Die beiden Männer, das Herz zusammengeschnürt, blickten tränenlos, mit starren Augen vor sich hin. Ihre Lippen öffne ten sich nicht mehr.

links gelandet war und also in jenem äußersten Winkel sich befand, der verschont geblieben, garnicht Zeit haben konnte, bis nach dem Absturzgebiete vorzubringen. In jedem Falle hatte sie sich noch retten können. Er hatte auch schon in Amsce nach ihr geforscht, sie suchend war er hierhergekommen und er wollte nun, das Trümmerfeld übersezend, an jener Stelle der Lahn Nachschau halten, die weder das Gestein, noch das Wasser er­reicht hatte.

Es war eine kleine, winzige Hoffnung, aber mit der Mög­lichkeit sie aufzufinden, sie lebend noch zu treffen, erstand Georg eine plözliche Energie, eine eiserne Willenskraft.

Was galt ihm jezt noch das eigene armselige Leben, er wollte es an die eine Aufgabe sezen, sie wiederfinden oder untergehen!

Die Brüder betraten zusammen das Trümmerfeld, aber sie trennten sich bald. Vorsichtig schreitend, der Pfad war lebens­

Es war ganz finster geworden in der kleinen Stube, die gefährlich, und sorgsam spähend, verfolgten sie eine etwas ver­Nacht war hereingebrochen.

schiedene Richtung.

( Schluß folgt.)

Die Umgestaltung des Menschengeschlechts, insbesondere durch Krankheitsprozesse.

Von E. Klebs in Zürich .

Würde sich nachweisen lassen, daß patologische Typen eine Uebereinstimmung mit schon bestehenden Racentypen darbieten, so wäre hiermit die Entstehung der lezteren durch patologische Einflüsse wahrscheinlich gemacht und man könnte sich vorstellen, daß diese lezteren, indem sie in entlegener Zeit und durch lange Perioden hindurch eine Bevölkerung betroffen, dieser ihren be­sonderen Typus in dauernder Weise aufgeprägt haben.

In der Tat lassen sich solche Uebereinstimmungen zwischen patologischen und Racentypen nachweisen. Größe, Form und Farbe sind die drei hervorstechendsten Qualitäten, nach denen die Racentaraftere definirt werden können.

Die erste dieser Eigenschaften, die Körpergröße, spielt bereits in den ältesten Dokumenten geistiger Tätigkeit des Menschen geschlechts eine hervorragende Rolle. Die Sage eines jeden Volfes weiß von Zwergen und Riesen zu berichten, welche ent­weder vereinzelt vorkommen oder in Schaaren ganze Gegenden bevölkern, Völkerstämme bilden. Ich erinnere an die Titanen

( Schluß.)

der griechischen Mytologie, deren Kämpfe mit den Göttern uns die pergamenischen Bildwerke neuerdings wieder lebhaft vor Augen geführt haben und die ihre gleichartigen Verwandten auch in der nordischen Mytologie befizen; ferner an Polyphem , den einängigen Riesen der Odyssee, der zugleich mit seinem einzigen inmitten der Stirn gelegenen Auge an Mißbildungen erinnert, welche auch gegenwärtig noch durch Verschmelzung der beiden Augenlagen entstehen und nach jenen Gestalten der griechischen Mytologie als Cyklopen bezeichnet werden. Nüve­zahl, der Bewohner des Riesengebirges, wird von der deutschen Sage mit besseren Zügen ausgestattet, doch haftet auch ihm der Ruf des Ungeschlachten und Törichten an, indem er der List eines schlauen Weibes unterliegt, wie Polyphem der List des klugen Odysseus . Viel menschlicher und zivilisirter erscheint das Riesenfräulein der deutschen Sage und ihr Vater, welcher jenes über den Wert des Bauern belehrt.

Um vieles lieblicher und anheimelnder sind die Zwergsagen.