Egypten wurde, ließ er 1811 die Häupter der Mameluken zu einem Gastmahle laden und sie niedermachen, um allein zu regieren. Das Korps der Mameluken als solches wurde aufgehoben und damit hörte die beinahe 600 jährige Herrschaft ehemaliger zirkassischer Sklaven über Egypten auf.

Vielleicht hat nie ein Land einen härteren und grausameren Des potismus einer Kriegerkaste zu ertragen gehabt; die heutige Versumpfung und sflavische Abgestumpftheit der egyptischen Bevölkerung dürfte zu einem großen Teil auf die Wirkungen der Mamelukenherrschaft zurück­zuführen sein. W. B.

Gärtnerische Kunst in Japan. ( Seite 589.) In feinem andern Lande hat die Gartenkunst so frühzeitig eine so reiche Pflege gefunden wie im Reiche der Mitte", China , und im Reich des Ursprungs der Sonne", was der Name Japan bedeutet, der eine Verstümmelung des chinesischen Jih- pun- quo ist. War doch der gegenwärtig als alleinbe­rechtigter anerkannte natürliche Gartenstil längst bei den Chinesen und Japanesen heimisch, bevor ihn die Engländer anwendeten, die selbst erst, nachdem sie von den chinesischen Gärten Kunde hatten, sich zur Reform der Gartenkunst aufrafften und den natürlichen Gartenstil nach Europa verpflanzten. Schon die Gärten des Kaisers Tscheu, des ersten der von Wu- Wang 1222 v. Chr. gestifteten Dynastie dieses Namens, waren so groß, daß der Ackerbau dadurch gefährdet und das Volk, das mit den Lasten ihrer Unterhaltung überbürdet war, zur Empörung und Zerstörung der Gärten gezwungen wurde. Der Stifter der Dynastie Tsin legte sich Gärten von mehr als 30 Stunden im Umfang an, in denen er allein an 3000 Arten von Bäumen vereinigte und ebensoviele Palais erbauen ließ, als er Länder zerstört hatte, zu welchen die schönsten Gebäude derselben als Muster dienten. Noch toller trieb es Uti , der erste Kaiser der 197 v. Chr. gestifteten Dynastie der Han. Im Vergleich zu den Gärten, welche dieser chinesische Ludwig anlegte, sind die größten der europäischen Gärten nicht größer als em mäßiges Parterre, denn sie hatten mehr als 50 Stunden Umfang und waren mit Palais, Häusern, Kabineten, Grotten u. s. w. förmlich besät. 30 000 Sklaven waren bei der Einrichtung dieser freien Gartenanlagen beschäftigt und sämmt­liche Provinzen des Reichs mußten zu den Gärten abschicken, was die Natur dort in den verschiedenen Jahreszeiten Schönes erzeugte an Blumenpflanzen, Sträuchern und Bäumen. Daß diese Gärten im Ganzen nach denselben Grundsäzen angelegt waren, als unsere heutigen Parks eingerichtet werden, und Felswerk und inselreiche Gewässer einen Hauptzug darin bildeten, bestätigen verschiedene historische Nachrichten, insbesondere ein Gartengedicht des berühmten chinesischen Staatsmanns und Geschichtschreibers See- ma- kuang, der um 1086 n. Chr. schrieb. Eine Eigentümlichkeit der chinesischen und japanesischen Gärtnerei ist die Zucht von außerordentlich kleinen Zwergbäumen und ferner die Kunst, in den Bäumen und Sträuchern allerlei Figuren darzuſtellen. Ein neuerer englischer Reisender, Robert Fortune , gibt in seinem Buche: ,, Dreijährige Wanderungen in den Nordprovinzen von China"( Aus dem Englischen, Göttingen 1853) ein Bild von den Mandarinengärten zu Ningpo und bemerkt in Bezug auf die Zwergbäume: Manche der­selben sind wirklich merkwürdig und liefern ein Beispiel der Geduld und Empfindlichkeit dieses Volkes. Einige dieser Exemplare sind nur wenige Zoll hoch und sehen doch schimmlich vor Alter aus. Sie werden nicht allein dahin gezogen, alte Bäume in Miniatur zu sein, sondern manche werden auch dahin gebracht, wie die beliebtesten Pagoden des Landes auszusehen, andere wie verschiedene Arten Tiere, worunter der Hirsch das Lieblingstier zu sein scheint. Gewöhnlich werden Wachholder für den lezten Zweck gewählt, da sie ihn leichter in die gewünschte Form bringen können; Augen und Zunge werden hernach zugefügt und die Darstellung ist, im Ganzen betrachtet, wirklich gut.

In Japan , wo man in dieser Hinsicht das benachbarte China noch zu übertreffen scheint, bilden die Gärtner eine eigene Kaste, und die Gärtnerei verdankt den japanesischen Gartenkünstlern manche bedeutende Erfolge, so z. B. die Erzielung panachirter Pflanzen, wie der hübschen, dem Bandgras ähnlichen Eulalia japonica und der gefleckten Eulalia zebrina. Auch viele buntblättrige Ahornarten von wunderbarer Farben­pracht entzücken in Japan die Augen des Fremden. Die in unsern Gärten seit etlichen Jahrzehnten einheimisch gewordene Diclytria mit den herzförmigen Blüten, stammt gleichfalls von dort. In Bezug auf fünstliche Miniaturpflanzen wurde von mehreren Reisenden berichtet, daß ihnen Dosen mit blühenden Pfirsichbäumchen in Lilliputergröße zum Verkauf angeboten wurden. In welch wunderlicher und doch sinn reicher Weise man dort selbst Werke der Technik in der Pflanzenwelt nachahmt, davon gibt unser Bild eine Probe. Es ist ein Schiff mit hohem, schlankem Mastbaum, das die Kunst des Gärtners mit einer Piniengruppe, die in der Nähe von Kioto im Schogungarten von Kin­takuji steht, zu Stande brachte. Oder sagen wir lieber die Künſtelei; denn einem geläuterten Geschmack kann eine solche Spielerei durch Ver­gewaltigung der Vegetation nicht entsprechen, und nicht zur Nachahmung, sondern als interessantes Kuriosum haben wir unsern Lesern das Bild zur Anschauung gebracht.

St.

Der Wilderer.( Seite 597.) Der Gemsen- Sepp konnte das Wildern niemals lassen und er hatte daher auch seinen Namen. Es lag einmal so in seinem Blut wie bei so vielen Söhnen der Bérge, die das Pürschen nicht lassen können; vielleicht ist das noch ein Erbstück aus jener fernen Zeit, da die Jagd noch frei war und kein Gesez die Berg­

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bewohner hinderte, die flüchtige Gemise zu jagen. Aber diese schöne Zeit ist vorbei, und der Sohn des Berges ist nicht mehr frei, denn der Arm des Gesezes reicht bis in die höchsten und lezten Sennhütten. Wenn der Dichter auf den Höhen der Alpen singt:

,, Raum, ihr Herrn, dem Flügelschlag

Einer freien Seele!"

so wird er dabei weniger gestört als der Wilderer bei der Jagd. Den Dichter verfolgt höchstens der Kritiker bis in das Gletschereis, den Wilderer aber verfolgt der Förster, die Alpenpolizei.

Mehrmals war der Gemsen- Sepp ertappt worden, wenn er einen saftigen Wildbraten in seiner Hütte hatte, über dessen Erwerb er sich nicht ausweisen konnte. Dann kam er vor's Kreisgericht und ward regelmäßig verdonnert". Trozig und in finsterem Schweigen saß er dann seine Strafe ab. Wenn er wieder frei wurde, dann wurde er immer wieder rückfällig. Er tat einen Jodler, der an den Felswänden widerhallte und nahm den selten fehlenden Stuzen zur Hand, hing seine Tasche um und klomm fast eben so flink und gewandt wie eine Gemſe die steilen Pfade empor. Er verfolgte das Wild bis in die lezten Schlupfwinkel.

Es war nicht der Berggeist, der etwa vor ihn hintrat und den wilden Jäger mahnte:

,, Raum für alle hat die Erde;

Was verfolgst du meine Herde?"

nein, dem Gemsen- Sepp erstand ein anderer Feind. Der Förster in diesem Revier war ein harter und strenger Mann, wie es die Förster häufig sind. Der Beamte merkte wohl, daß der Gemsen- Sepp so manche Gemse wegschoß; aber er konnte ihn in der lezten Zeit nicht mehr er­wischen. So oft er auch Nachts streifte; wie zum Hohn hörte er den Stuzen des Gemsen- Sepp immer auf den benachbarten Höhen knallen. Und der Gemien- Sepp war so flug, zu Hause keinen Wildbraten mehr aufzubewahren. Wenn der Förster dem Sepp begegnete, dann zog ein spöttisches Lächeln über des Wilderers Gesicht, das so viel besagte als: Um mich zu fangen müßtest du zehnmal gescheiter sein!

Aber die Sache sollte ein böses Ende nehmen. Der Förster, der wegen des überhandnehmenden Wilderns von seinem Vorgesezten eine Nase" erhalten hatte, lauerte in seinem Grimm dem Gemsen- Sepp Tag und Nacht auf, und so schlau der Wilderer es anfing, einmal lief er dem Mann des Gesezes doch in die Hände. Der Sepp hatte gerade wieder eine feiste Gemse geschossen und suchte sie nach einem sicheren Verstecke zu schleppen. Da kam der Förster daher. Aber der Gemsen­Sepp hielt nicht auf den Anruf, er suchte mit der Beute zu entkommen. Er rannte davon und überschritt mit sicherem Fuß den schmalen Steg, den ein Baumstamm über einem schwindelnden Abgrund bildete; da, als der Gemsen- Sepp den Steg schon fast ganz überschritten hatte, fam der Förster zum Schuß. Er traf nur zu gut. Der Gemsen- Sepp über­schlug sich und rollte mit seiner Last hinab in den fürchterlichen Abgrund. Von Fels zu Fels, von Zacke zu Zacke fiel der Unglückliche. Als der Förster mit seiner Begleitung unten ankam, waren der Mann und die Gemse nur noch blutige Fleischmassen.

Und was sagte man dazu? Nicht viel. Nur einige mochten denken wie Freiligrat in seinem Gedicht: Vom Harze", das einen ähnlichen Fall schildert:

Stracks ruh'n auf einem Karren Das Wild und auch der Mann: Zum Rot- und Schwarzwildscharren Fort geht es durch den Tann. Fort gehts in einer Heze Der Förster pfeift und lacht! Warum nicht? Die Geseze Vollstreckt' er nur der Jagd!"

A. T.

Mitteilungen aus dem Gebiete der Industrie, Technik und Landwirtschaft.

Fortschritte der Glimmerwaaren- Industrie.

Von Dr. Hermann Kräher in Leipzig .

Glimmer, ein Silikat von Kiesel und Tonerde nebst Eisenoxyd, welches stets noch einen oder mehrere andere Stoffe, wie Manganoxyd, Talkerde, Kali, Lithion, Kalk, Flußsäure 2c. enthält, ist ein viel ver breitetes Material. Glimmer macht einen wesentlichen Gemengteil mehrerer Felsarten, namentlich Granit, Gneiß, Glimmerschiefer aus, in denen es jedoch nur in Form kleiner Schüppchen vorhanden ist. Weniger häufig kommt es vor, daß Glimmer im Granit für sich in Blättern und Platten krystallisirt angetroffen wird.

Im allgemeinen unterscheidet man Kali-, Talkerde- und Lithion­Glimmer; alles Folgende bezieht sich nur auf ersteren. Je nachdem im Glimmer die einzelnen Bestandteile an- oder abwesend, je nachdem sie in dem Minerale verschieden gemengt sind, ist die Färbung des Glimmers eine sehr verschiedene. So kennen wir goldgelben, filber­weißen, violeten, braunen, schwarzen, grauen Glimmer; feltener finden wir pfirsich, purpur-, rosen- oder blutroten Glimmer. Das Ansehen des Minerales ist in den meisten Fällen perlmutterartig oder metallisch glänzend, und die früher dem Glimmer beigelegten Namen Kazengold