und Kazensilber lassen wohl darauf schließen, daß man ehedem diesem Minerale einen edleren Gehalt zugetraut mag haben.
Glimmer, auch Mica und fälschlich Marienglas benannt, hat die Eigenschaft, von feiner Säure angegriffen zu werden, und ganz besonders eigentümlich ist die fast unbegränzte Spaltbarkeit des tafelförmigen Glimmers in immer dünnere Blätter und Blättchen. Weiterhin ist Glimmer unverbrennlich, und Luft und Nässe üben auf ihn keinen Einfluß aus. Vermöge dieser Eigenschaften ist der Glimmer vielseitiger Anwendungen fähig und wendet man diesem Minerale gegenwärtig mehr Aufmerksamkeit zu, als es früher der Fall war. Zunächst findet Glimmer in der Chemie und Physik Verwendung, und wird er, je nach den betreffenden Zwecken in Form von Platten oder als Pulver geliefert. Max Raphael in Breslau führte vor nunmehr 19 Jahren zuerst in Deutschland die Industrie der Glimmerwaaren ein und machte in dieser Industrie immer mehr und mehr Fortschritte.
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Da Glimmer außer den oben angeführten Eigenschaften auch die befizt, durchsichtig wie Glas zu sein, so benuzte man denselben früher häufig zur Verglasung von Fenstern und Laternen; gegenwärtig macht man sich die durchsichtige Beschaffenheit des Glimmers zu Nuze, indem man ihn zu Deckgläschen, zu mikroskopischen Präparaten und zum Bedecken für aufzubewahrende Präparate von Pflanzen, namentlich von Laubmooſen benuzt. In England bedient man sich des Glimmers zu den Fenstern von Maschinenfabriken, indem Glasscheiben zu häufig von Metallstückchen, die beim Meißeln abfliegen, zertrümmert wurden. In jüngster Zeit hat man Glimmer mit Erfolg zur Anfertigung von Membranen zu Phonographen angewendet, gleichwie man auch in Telephone ein Diaphragma aus Glimmer hineinjezt. In vielen Fällen benuzt man Glimmertafeln( in Sibirien werden derartige Tafeln zu 2-3 Fuß Ausdehnung gewonnen) zum Einsezen in die Türen oder Wände von Schmelz - und anderen Defen, um sich eine bequemere Einsicht zu verschaffen. Erwähnt sei ferner, daß Glimmerplatten zu Windrosen für Schiffskompasse und zu Fenstern auf Kriegsschiffen Anwendung finden, indem die Erschütterungen durch die Artillerie die Glasscheiben zu leicht schädigen. In Form unverbrennbarer Lampencylinder für Gas, als Lichtschizer, als Blaker oder Rauchfänger, welch leztere den Zweck haben, das Schwärzen der Zimmerdeden zu verhüten, hat sich Glimmer fast unentbehrlich gemacht. Die Blaker, von denen Raphael jährlich mehrere hunderttausend Stück in den Handel bringt, wurden früher mittelst Metallklammern oder Federn an den Lampencylinder oder an die Glocke befestigt; da jedoch das Metall beim Brennen oxydirt wird, so verliert der Blaker an seinem guten Aussehen, außerdem wird auch durch die Einwirkung der Hize die Metallfeder weich, sie verliert infolge dessen ihre Spannkraft und bewirkt, daß der Blaker auf dem Lampencylinder oder auf der Glocke schief sizt. Um diesem Uebelstande abzuhelfen, hat nun Raphael gegenwärtig Blaker hergestellt, bei denen die Metallflammer oder Feder durch eine Befestigung von Glimmer ersezt wird. Derartige Blaker eignen sich sowohl für Gasbeleuchtung, als auch für Petroleum- Tischlampen, und vermindern das Zerspringen der Glascylinder und Glocken ungemein. Auch Fensterbilder und elegante Nachtlampen, die schön kolorirte Landschaften und Genrebilder auf Glimmer oder transparente Photographien allgemein beliebter Bilder hervorragender Künstler auf Glimmer enthalten, werden gegenwärtig in großen Mengen hergestellt, gleichwie auch Lampenschirme auf Karton mit unverbrennbarer Glimmerkrone als Klapp- und feste Schirme angefertigt werden. Vor einiger Zeit hat Raphael unter Patentschuz st. hende Ofen- und Kaminschirme aus Glimmer verfertigt, welche nach einer Mitteilung in den ,, Neuesten Erfind. und Erfahr." aus einem schmalen Messingrohrgestelle in cuivre poli bestehen, welches in seiner Verlängerung die Füße bildet. Innerhalb des Gestelles sind in gefälliger Form Glimmerplatten aneinander befestigt, so daß das Ganze das Aussehen einer dekorirten Glimmerfläche enthält. Da Glimmer ein schlechter Wärmeleiter ist und dadurch die intensive Hize, die aus dem offenen Kamine oder Ofen herausstrahlt, gemildert und im Zimmer gleichmäßig verteilt wird, so eignen sich Glimmerschirme sehr gut zu Kamin- und Ofenvorsezern. Weiterhin hat man bei diesen Schirmen, infolge der Durchsichtigkeit des Glimmers, die Annehmlichkeit, daß man das Feuer jederzeit beobachten kann. Eine ebenfalls neuere Verwendung des Glimmers ist diejenige zu Schuzbrillen für Arbeiter. Diese Brillen, welche sehr wohlfeit sind, eignen sich für alle Arbeiter, welche in Maschinenwerkstätten, in Steinmezwerkstätten 2c. arbeiten, da diese Art Brillen gegen das Einfliegen von Splittern ins Auge Schuz gewähren; aber auch für solche Arbeiter, welche bei offenem Feuer arbeiten, find Glimmerschuzbrillen gegen die strahlende Hiße eine wahre Wohltat.
Der in England hier und da zu den verschiedensten Gegenständen benuzte Glimmer wird aus Ostindien bezogen und wird auch bei uns das indische Produkt seiner Reinheit wegen benuzt. Die Anwendung von Glimmer in Form von kleinen Schüppchen gewinnt ebenfalls in neuerer Zeit immer mehr und mehr günstige Aufnahme, indem in dieser Form Glimmer unter dem Namen Glimmerbrokat oder Perlmutterglas zum Verzieren von Galanterie- und Spielwaaren dient. Es existiren gegenwärtig Fabriken in Wien , Amberg 2c., welche Silberbrokate und farbige Glimmerbrokate in den Handel bringen. Das Silberbrokat ist der natürliche, filberweiße Glimmer, der zu Schüppchen gepocht und gemahlen, mit Salzsäure ausgefocht, gewaschen, getrodnet und durch verschiedenmaschige Siebe in mehrere Sorten geschieden wird. Die farbigen Glimmerbrofate werden durch Färben des natürlichen
Glimmers mit Anilinfarben hergestellt. Werden nun solche feine Glimmerbrokate auf einem mit Gummi arabicum oder Leim klebrig gemachten Grund gepudert und später noch mit einem feinen Lacke überzogen, so entstehen dadurch schöne Verzierungen, die für die verschiedensten Galanterie- und Spielwaaren passen und effektvoll wirken. Glimmerbrokat hat vor anderen Brokaten, welche aus gewissermaßen unfertiger, nicht völlig gepulverter und mehr schüppchenförmiger Bronze ( Kupfer- und Zinn- Legirung) bestehen, den Vorzug, daß ersteres durch die Einwirkung von Schwefelwasserstoff nicht angegriffen, d. h. nicht geschwärzt wird, wie dieses bei lezteren stets der Fall ist.
Wir sehen demnach, daß die Glimmerwaaren- Industrie gegenwärtig sich schon recht gehoben hat und nicht nur zu wissenschaftlichen Zwecken, sondern auch für den praktischen Gebrauch in Haus und Hof mannichfache Anwendung findet und noch weiterhin finden wird.
( Natur, 1884, Nr. 25 v. 21. Juni.)
Die Schädigung Frankreichs durch die Phylloxera. Der Präsident der Handelskammer von Bordeaux , Herr Lalland, hat fürzlich über die Lage des Weinbaues in Frankreich einen Bericht erstattet, nach dem man sich eine Vorstellung von den seitherigen Verheerungen der Phylloxera machen kann. Danach waren in 10 Departements des südlichen Frankreichs von 871 755 Hektaren Weinpflanzungen bis zum 1. Oftober 1882 612 628 Heftaren vollständig zerstört, ferner in 40 teilweise ergriffenen Departements von 1544 231 Hektaren zerstört 151 170 Heftaren, zusammen 763 799 Heftaren. Zu diesem vollständig zerstörten Areal kommen weiter 642 978 bereits affizirte Hektaren, so daß 1 406 777 Heftaren resultiren, in denen die Phylloxera verwüstend aufgetreten ist, also mehr als die Hälfte des Flächeninhalts aller fran zösischen Weinberge. Der für Frankreich bis jezt erwachsene Schaden wird auf 5 Milliarden geschäzt, und Frankreich ist heute genötigt, für 500 millionen Franken Wein und andere Getränke einzuführen. Ein gewisser Trost für diese Kalamität bleibt der gute Erfolg mit dem Anpflanzen amerikanischer Reben, mit denen bereits 20 000 Hektaren bepflanzt worden sind. Der durch das französische Gesez vom 22. Juli 1874 ausgesezte Preis von 300 000 Franken für ein wirksames Vertilgungsmittel der Phylloxera wurde auch im lezten Jahre nicht zuerkannt. Andererseits gibt jedoch, wie die Phylloxera- Kommission konstatirte, die Verteidigung und Wiederherstellung von Weinbergen gute Hoffnungen für die Zukunft.( Polytechn. Notizbl. 1884, Nr. 15.)
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Dreifache Eisenbahnkreuzung. Die amerikanische Railroad Gazette" lenkt die Aufmerksamkeit auf ein wahrhaftes Kuriosum der heutigen Eisenbahntechnik: die Kreuzung dreier Hauptbahnen in verschiedenen Höhen. Unweit von Pittsburg bei der Millville- Station zwängt sich von Osten nach Westen die Pennsylvaniabahn durch ein enges Tal; von Süden kommend bricht die Junction Railroad aus einem Hügel hervor, um sofort wieder unterhalb des PennsylvaniaGeleises die Tiefe zu suchen, und hoch in der Luft, 21 Meter über ersterer, 27 Meter über lezterer Linie zieht die East- End- Railroad dahin in einer fühnen Gitterbrücke von 229 Meter Gesammtlänge, 37 Meter größter Spannweite. Ein ähnliches, wenngleich weniger imposantes Zusammentreffen tritt uns in der Nähe von Ludgate- HillStation in London entgegen. Hier überbrückt die London - Chatamund Dover- Bahn den Straßenzug, während unterhalb desselben zwei Linien der unterirdischen Metropolitan- Railroad sich kreuzen.
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( Polytechn. Journal 1884, Heft 4.)
Celluloid Imitation als Ersaz für Elfenbein. Auch das Celluloid wird bereits nachgemacht. Das Ersazmittel soll die Härte und den Glanz des Celluloids besizen und feuersicher sein. Es wird nach dem " Techniker" folgendermaßen hergestellt: Zu einer Lösung von 200 T. Cassia in 50 T. Ammoniakflüssigkeit und 400 T. Wasser oder von 180 T. Eiweiß in 400 T. Wasser werden 240 T. ungelöschter Kalk, 150 T. essigsaure Tonerde, 50 T. Alaun, 1200 T. schwefelsaurer Kalk und zulezt 100 T. Del gegeben; für dunkelfarbige Gegenstände fügt man statt der essigsauren Tonerde 75-100 T. Tannin hinzu. Die zu einem glatten Teige verarbeitete Masse wird mit Walzen zu Platten geformt; diese werden dann getrocknet und in erhizte Metallformen gepreßt, oder die Masse wird in Pulver verwandelt und in die erhizten Formen unter starkem Druck eingepreßt. Die so gewonnenen Gegenstände werden in ein Bad aus 100 T Wasser, 6 T. weißem Leim und 10 T. Phosphorsäure gebracht, schließlich getrocknet, polirt und mit Schellack gefirnißt.
Braune Holzbeize. Eine solche Beize, welche sich zur Imitation von Eichen-, Nuß- und Kirschbaumholz eignet, erhält man nach der " Zeitschrift für Drechsler, Elfenbeingraveure 2c." dadurch, daß man die gewöhnliche, in jeder Apoteke käufliche Jodtinktur mit Alkohol verdünnt; je nach größerem oder geringerem Zusaz des lezteren erhält man hellere oder dunklere Nüancen von Braun. Man trägt die Beize mit einem breiten Pinsel oder einem Läppchen auf das Holz, läßt trocknen und polirt dann mit gewöhnlicher Politur. Anstatt diese zu verwenden, fann man auch der Beize weißen Schellack zusezen, und erhält alsdann eine Beizpolitur, mit welcher man beide Operationen vornehmen kann. Das Poliren ist unbedingt nötig, wenn die Wirkung der Beize eine dauernde sein soll.