gleich an das Himmelsgewölbe zu befestigen. Darüber weiter nachzudenken, überlasse ich gern dem denkenden Leser.

Ganz andern Anschauungen begegnen wir vielleicht um die­selbe Zeit, in der obige Myte zusammengestellt wurde, bei dem Volke, das uns bis diesen Tag als Träger der Wissenschaft, der Kunst und Humanität erscheint, dem Volfe der Griechen. Schon Empedokles  ( 440 v. Chr.) leugnet die Möglichkeit, etwas aus nichts hervorzubringen; bei ihm ist das Werden, wie noch heute, nichts anderes als eine neue Vereinigung des schon Vorhandenen. Die ganze Welt ist ihm eine Mischung der( 4) Elemente, und aus diesen bestehe alles, was war und was ist und was sein wird; die Welt ist ihm daher ewig und unerschaffen:

Keiner der Götter hat sie gebildet und keiner der Menschen, Immer war sie.

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Ursprünglich waren nach ihm die Elemente vereinigt und bildeten eine große Kugel. Die Kraft, durch welche sie zu sammengehalten wurde, war die Liebe Anziehung; durch ihre Herrschaft fanden sich alle Elemente in voller Harmonie und die Weltkugel erfreute sich seligen Friedens. Im Gebote der Naturnotwendigkeit aber lag es, daß dieser Zustand auf­hörte. Der Haß trat hinzu und entzweite die Elemente; er trennte, was die Liebe vereinigt hielt, und diese strebte nun, das Geschiedene wieder zu verbinden. So haben wir zwei Kräfte, durch deren Wirkung die Elemente in ewigem Wechsel sich vermischen, Liebe und Haß oder, ohne poctische Einkleidung, Anziehung und Abstoßung.

Die Bildung der Welt aber geschah auf folgende Weise. Zuerst entstand die Sonne, dann die Lust, das Meer, dann die Erde. Aus diesen entwickelten sich zunächst die Vegetabilien, denen Empedokles   wie allen übrigen organischen Wesen Be­seelung zuschreibt, darauf aus der mit Wasser gemischten Erde unter Einwirkung der Wärme die Tiere, anfangs formlose Wesen, ohne Glieder und Sprache, dann aber immer vollkommener sich entwickelnd zu Wesen, welche imſtande waren zu leben und ihr Geschlecht fortzupflanzen. Die fortschreitende organische Bildung als eine Annäherung an immer größere Vollkommenheit und allmäliche Rückkehr zum ursprünglichen Zustande des Weltalls. Alles ist demnach einer unaufhörlichen Veränderung unterworfen und auch der Mensch diesem Wechsel des Jrdischen preisgegeben; die Elemente, die seinen Körper bilden, gehen und kommen und mischen sich anders in jedem Augenblick. Und in diesem Sinne behauptet Empedokles  , daß die Elemente, aus denen sein Körper bestehe, schon in allen möglichen Verbindungen vorhanden ge= wesen seien:

..Ehemals war ich ein Knabe und bin auch ein Mädchen gewesen, Und ein Strauch und ein Segel in der Luft und ein Fisch in den Fluten." Es kann nicht meine Absicht sein, eine Darstellung der ge­sammten auf die Entstehung der Welt bezüglichen Phantasie­gebilde zu geben, würde dies doch den Raum eines Buches in Anspruch nehmen. Die beiden vorausgeschickten Berichte sollten nur zeigen, wie grundverschieden die Ansichten der Alten über diesen Gegenstand waren, und wie bereits die Griechen auf dem Wege der Spekulation zu Schlüssen gelangten, welche die Er­gebnisse unsrer heutigen exakten Wissenschaften nahezu streiften.

Standen wir vor hundert Jahren hinsichtlich des uns vor­liegenden Gegenstandes fast noch ganz auf dem Standpunkte der Alten, so sind wir heut nach den von jener Zeit ab und namentlich während der lezten Jahrzehnte gemachten Fortschritten der Astro nomie, Physik und Mechanik zu der Annahme gezwungen, daß unser ganzes Sonnensystem mit allen seinen Gliedern, also die Sonne sammt den sie umkreisenden Planeten und Monden, auf seiner frühesten Entwicklungsstufe eine ungeheure zusammen hängende Dunftmasse bildete. Nach dem Gesez der Gravi­tation, wobei nach Faye immense Bewegung in Wärme umge= sezt wurde, nahm dieser Gasballen die Gestalt einer Kugel an, welche infolge der durch irgend eine Kraft veranlaßten Rotation, und zwar von West nach Ost, wozu schon die Anziehung der benachbarten Körperchen hinreichend war, einesteils eine Ab­plattung an ihren Polen  , andernteils eine Anschwellung in ihrer

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Acquatorialgegend erleiden mußte. Beide Erscheinungen hängen von dem Verhältnis der Zentrifugalkraft, welche den Körper von dem Mittelpunkte der Krümmungsfläche stets zu entfernen strebt, zur Schwerkraft ab, vermöge welcher ein größerer Körper auf die in seiner Nähe befindlichen Körperchen eine An­ziehung ausübt. War nun die durch die Rotation hervor­gerufene Zentrifugalkraft in jener großen, einem fernen Nebel gleichenden Dunstkugel vorherrschend, so mußte bei gleichzeitig fortschreitender Verdichtung ihrer Masse mit der Abplattung an den beiden Enden ihrer Achse zugleich in der Gegend des Aequators   derselben eine Auftreibung stattfinden, welche sich bei anhaltender Rotation endlich von dem Gesammtkörper loslöste und einen um denselben freischwebenden Ring bilden, wie wir dies heute noch am Saturn beobachten können.

Aus dem Studium der Mechanik ergibt sich ferner, daß die Dichte eines solchen Ringes an verschiedenen Stellen eine ver­schiedene ist, sein Zusammenhang infolge der immermehr zu­nehmenden Zusammenziehung an einer oder mehreren Stellen unterbrochen und zu einer ebenfalls von Westen nach Osten um den Zentralförper kreisenden und in derselben Richtung um ihre eigne Achse rotirenden Kugel sich zusammenballen mußte. Dieser erste von jenem sich loslösende Ning bildete den äußersten Posten unsers allmälich sich entwickelnden Sonnensystems, den Planeten Neptun  , welcher nun ebenfalls um seine Achse von Westen nach Osten rotirte und in derselben Richtung die Sonne umkreiste und zwar in derselben Ebene, welche durch den Mittelpunkt der Sonne hindurchgeht. Derselbe Vorgang wieder­holte sich im Laufe der Millionen von Jahren so oft, bis die ganze Planetenreihe von Neptun   bis zum Merkur   oder noch darüber hinaus durch Ringbildung von der Sonne sich abgelöst hatte und als scheinbar selbständige Weltenbürger um dieselbe ihre Bahnen beschrieben.

Natürlicherweise mußte bei fortwährender Verdichtung des Zentralkörpers und durch die jedesmalige Abgabe an Masse bei jeder neuen Ring- und Planetenbildung das Volumen desselben an Umfang verlieren, demgemäß auch die Masse eine immer dichtere und deren Abstände von der Sonne sowie deren Um­laufszeit um dieselbe vom Neptun   aufwärts von Planet zu Planet eine stets geringere werden. Wenn daher Neptun   bei einer Sonnenweite von 627 millionen deutsche Meilen zur Be­schreibung seiner Bahn um die Sonne eine Zeit von 217 Erden­jahren nötig hat, so braucht zu derselben Bewegung Uranus   bei einem Abstand von 401 mill. Meilen 83 Jahre, Saturn Jupiter  Mars  die Erde Venus  Merkur

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Derselbe Prozeß aber, den wir soeben an der Sonne sich haben vollziehen sehen, fand bei den meisten Planeten eine Wiederholung. An den größeren derselben bildeten sich in gleicher Weise nach der Abplattung an den Polen   durch äqua­toriale Auftreibung Ringe, aus deren Zusammenziehung ihre Monde( Trabanten) entstanden, welche sich ebenfalls von Westen nach Osten um ihre Achse und in derselben Richtung um ihren Planeten bewegen mußten. Während die Erde nur einem Monde das Dasein gegeben hat, wird der nächstfolgende Mars  von zweien, Jupiter   von vier, Saturn sogar von acht solchen Trabanten auf der Bahn um die Sonne begleitet; die Zahl der Uranusmonde beschränkt sich dagegen wieder auf vier und dem Neptun   konnte bis jezt nur ein einziger mit Sicherheit zuerteilt werden. Die beiden innern Planeten Venus   und Merkur zeigen eine nur äußerst geringe Abplattung und durchaus keinen Mond, indem entweder ihre Dichte im Anfang ihrer Entwick lung schon zu groß oder die Schnelligkeit ihrer Achsenbewegung zu gering war, um der Zentrifugalkraft den ferneren Sieg über die Gravitation verschaffen zu können.

Die Sonne aber, welche vor der Planetenbildung als glü­hende Dunstkugel eine Ausdehnung besaß, deren Durchmesser mindestens ums doppelte größer als ihre jezige Entfernung vom