Noch diese Stunde zeigt der fromme Bürgersmann Mit Ernst und Bangigkeit das schwarze Schicksal an. Kaum will sein scheuer Fuß sich in die Gegend wagen, Von der ein Lügenmund das Märlein ausgetragen. So spürt die Phantasie, von Furcht und Fabel frant, Des Aberglaubens Macht und hört noch den Gesang. Sein klingend Ohr vernimmt das Zauberspiel ganz helle, Er weiset zitternd hin und denkt, er weist die Stelle".

Also auch der Jre nahm die Sache als ein Märlein im Gegensaz zu einigen Historikern", welche die Sache absolut als historisch betrachtet haben wollen.

Eine Inschrift, die des unglücklichen Auszuges der Kinder mit Angabe von Tag und Jahreszahl gedenkt, befindet sich auch an einem schönen städtischen Gebäude, dem sogenannten Rattenfängerhaus unsrer Abbildung, tas 1608 erbaut worden ist.

A. T.

Von den Samoa Inseln.  ( S. 617.) Diese Inselgruppe, auch Schiffer- und Navigationsinseln genannt, liegt südöstlich vom auſtra= lischen Festland im stillen Ozean. Es sind drei größere Inseln, Savaii  , Upolu und Tutuila   nebst einer großen Anzahl kleinerer Eilande. Die bedeutendste Stadt ist Apia   auf Upolu, woselbst sich auch der bedeu­tendste Hafen befindet. Die Ufer sind hoch und steil, die Berge meist vulkanisch. Der 800 Meter hohe Berg Tafua auf Upolu hat einen abgerundeten Aschenkegel und einen mit Wald bewachsenen Krater. Das Land ist fruchtbar und mild; die Bevölkerungszahl wird auf 35 000 Röpfe angeschlagen. Das Hauptausfuhrprodukt ist Kokosöl; es wird Kaffee, Buder und Mais gebaut, wofür Australien   und Neu­ seeland   das Hauptabsazgebiet sind. Es gibt viel Geflügel auf diesen Inseln, aber keine großen Säugetiere. Die Bewohner, von denen unsere Jllustration eine Gruppe vorstellt, sind große, fräftige Erschei­nungen, die fast ganz nackt gehen. Sie treiben viel Fischerei und sind tundige Schiffahrer; die sich damit beschäftigen, leben meistens in gut­gebauten Dörfern am Strande des Meeres. Auch verstehen sie ge­schmackvolle Geflechte aus den Blättern und Fasern der Kokospalme anzufertigen.

Die Insel wurde 1766 entdeckt, und um 1836 begannen die Missionäre ihre Tätigkeit, die ganze Bevölkerung ist heute zum Christen­tum bekehrt; ob dies aber gerade auf die Entwicklung der Zustände auf den Inseln überhaupt vorteilhast gewirkt hat, darüber läßt sich sehr streiten. Der Handel der Samoa- Inseln   geriet fast ganz in die Hände von hamburger Staufleuten, die dort eine Reihe von Niederlassungen gegründet haben. Besonders die hamburgische Firma Godeffroy hat sich einen großen Besiz dort erworben und eine Zeit lang herrschte sie ganz unbeschränkt. Wir wollen die Verdienste der Herren Go­deffroy insofern anerkennen, als sie in Hamburg   ein Godeffroy­Museum angelegt haben, das eine schöne Sammlung von allerlei Gegenständen von den polynesischen   Juseln, als da sind Waffen, Klei­dungsstücke u. s. w. enthält. Damit ist aber auch das Verdienst der Herren Godeffroy zu Ende, denn was man sonst gehört hat, ist nicht sehr erbaulich. Es fehlte auf den Inseln an Arbeitskräften und da zog man solche von benachbarten Inseln heran, schloß mit ihnen Ver­träge ab, die auf fünf bis zehn Jahre lauteten und ließ sie für eine jämmerliche Bezahlung hart arbeiten. Wenn in verschiedenen Reise­beschreibungen betont wurde, daß die in die Dienste des Hauses Godeffroy getretenen Eingeborenen besser daran seien, als die andern, so ist das übertrieben, denn das Verhältnis, in das sich die unfundi­gen Eingebornen begaben, grenzte hart an Sklaverei, was um so erklärlicher ist, als es ja an einem Rechtszustand mangelte und das Haus Godeffroy ganz unbeschränkt herrschte. Aber es lag fein Segen in dieser Herrschaft, denn sie konnte den Rückgang der Godeffroyschen Unternehmungen nicht hindern. Es gab inzwischen viel Unruhen auf den Inseln, da ein amerikanischer Unternehmer" auch Einfluß ge= wonnen hatte. 1877 hatten die Nordamerikaner die Samoa  - Inseln bejezt; 1878 aber besezten deutsche Schiffe zwei Häfen auf Upolu, weil die Eingeborenen den mit Deutschland   abgeschlossenen Freundschafts­vertrag nicht hielten. Die bekannte Samoavorlage der deutschen   Re­gierung, welche die Godeffroyschen Ansiedelungen in eine Art deutscher Kolonie verwandeln sollte, ist vom Reichstage abgelehnt worden und seitdem hat die ,, Samoafrage" für uns geruht. Ob sie jemals wieder aufs Tapet kommen wird, ist sehr fraglich.

A. T.

Mitteilungen aus dem Gebiete der Industrie und Technik.

Betriebsresultate der elektrischen Beleuchtungsanlage in der Leipzigerstraße und auf dem Potsdamer Plaze zu Berlin  . Im elektro­technischen Verein( Elektrotechnische Zeitschrift 1884, S. 60) hat F. v. Hefner- Altened Mitteilungen gemacht über die Selbstkosten, welche der Firma Siemens& Halske aus dem Betriebe der in der Ueber­schrift genannten Anlage*) erwachsen, und zwar insoweit, als dieselben

*) Die sämmtlichen im Abkommen mit der Stadt Berlin   vor­gesehenen Zahlungen waren: entweder 44 500 Mt. für Aufbau und Wiederentfernung der ganzen Anlage nach 1jährigem Betriebe und 26 040 Mt. für lezteren, oder 84 000 Mt. als Kaufpreis der ganzen Anlage und 26 040 Mt. für den 1jährigen Betrieb.

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in dem ersten Betriebsjahre unter Anwendung von Gasmotoren vom 20. Septbr. 1882 bis 20. Septbr. 1883 die Summe von 24 537 Mt. ergeben haben. Die Gesammtbeleuchtung hatte sich zu erstrecken auf 1900,5 Brennstunden oder, da die Anlage aus 36 elektrischen Lampen bestand, auf 68 418 Lampen- Brennstunden. Die Ergebnisse inbezug auf Betriebssicherheit der Beleuchtung unter Anwendung von Gas­motoren müssen wohl von jedermann als durchaus zufriedenstellende anerkannt werden, besonders, wenn man gebührend mit in Betracht zieht, daß die ganze Anlage den Karakter eines Versuches hatte und sozusagen auf Wiederabbruch aufgestellt war. Es hat nur eine einzige namhafte, aber auch nur teilweise Betriebsstörung stattgefunden, welche sich am 23. und 24. November 1882 auf 12 Lampen und 9 Stunden erstreckte. Der Grund für dieselbe konnte nachträglich nicht mit voller Sicherheit aufgeklärt werden. Siemens& Halste bekommen auch für das zweite Versuchsjahr die Summe von 26 040 Mt., wie für den Betrieb im ersten Probejahre, und keine weitere Entschädigung für den Umbau und die Amortisation des Wertes der neuen Maschinen, Ber­zinsung u. f. w. Für diese sehr beträchtlichen Ausgaben hofft man durch die Ersparung bei dem Betriebe durch Dampf an Stelle der Gaskraft entschädigt zu werden. Man kann sich übrigens fragen, ob der Vergleich der Selbstkosten der Gas- und der elektrischen Beleuchtung überhaupt einen besonderen Wert hat. F. v. Hefener- Alteneck glaubt dies nicht; denn zunächst fällt der Vergleich unberechtigterweise zu Gunsten des Gases aus, welches in kolossal umfangreichem Großbetriebe angefertigt wird und bei dem die Amortisation nach langjährigem Absaze mit gutem Gewinne und dadurch ermöglichten Abschreibungen gewiß niedrig gebucht werden kann. Was bedeuten ferner überhaupt Selbstkosten? Für diese kann niemand etwas kaufen, und es handelt sich wohl vielmehr darum, wie viel man bei den beiden Beleuchtungs­arten den Herstellungskosten zuschlagen muß, um ein ordentliches Geschäft zu führen". Da liegt es nun wol auf der Hand, daß bei einer tatsächlichen Fabrikationsindustrie, wie die des Gases es ist, mit der Erfordernis an Intelligenz, Beamtenstand und in Anbetracht ferner der schwankenden Konjunkturen bei den Einkäufen des Materials 2c. ein viel höherer Aufschlag oder Verdienst berechtigt und notwendig ist als dann, wenn die Herstellung des Lichtes, wie es bei der elektrischen Beleuchtung der Fall ist, gar keine Fabrikation bedingt, sondern nichts weiter, als das Heizen eines Kessels und das Drehen einiger Achsen. Der Verdienst bei elektrischen Lichtanlagen kann hauptsächlich nur ge­macht werden bei den Einrichtungen und Zulieferungen der Maschinen und des Materials, deren Herstellung eine wirkliche Industrie bedingt, also beispielsweise bei dem elektrischen Glühlichte durch die Herstellung und den fortlaufenden Ersaz der Lämpchen, bei dem Bogenlichte der verbrennenden Kohlenstäbe, deren Preise einschließlich des Fabrikations­gewinnes ja auch in obiger Zusammenstellung eingesezt sind. Der Herstellungspreis des elektrischen Lichtes in der Leipzigerstraße darf nicht ohne weiteres gleich gesezt werden dem des elektrischen Lichtes überhaupt, weil die ganze Einrichtung eine vorübergehende und die Bedienung ziemlich unökonomisch ist. Die städtischen Behörden von Berlin   selbst haben erklärt, daß bei wachsender Verbreitung des elektri­schen Bogenlichtes sich der Gasverbrauch nichts desto weniger beträcht­lich vermehrt habe. Es ist dieser anscheinende Widerspruch auch ganz erklärlich, wenn man bedenkt, daß die Begriffe von hell oder dunkel, aus denen doch nur ganz allein das Verlangen nach mehr oder weni­ger Licht irgend welcher Art und also auch allein die Höhe des Ver­brauches entspringt, rein nur Gewohnheitssache sind. Alle unsere künst­lichen Beleuchtungen sind noch fast unglaublich dunkel im Vergleiche mit dem Tageslichte, und es hängt also eine Steigerung unserer Vor­stellung von einer hellen Beleuchtung nur davon ab, daß uns solche vor Augen geführt werde. Das elektrische Bogenlicht hat diese Eigen­schaft seiner Natur nach an sich, und es ist ganz zweifellos, daß die bestehenden Bogenlichtanlagen zu einer ganz allgemeinen Steigerung aller Beleuchtungen, gleichviel welchen Systems, führen müssen. Das elektrische Bogenlicht ist im allgemeinen um sehr vieles, ja sehr viel­faches billiger herzustellen als das Gaslicht, wenn es sich um Erzielung gleicher Helligkeit handelt; aber auch bei Straßenbeleuchtungen, wo eine geringere Helligkeit genügen würde, kann bei stationärer Einrich­tung und sparsamem Betriebe das elektrische Licht zu annähernd gleichem Preise hergestellt werden, wie beispielsweise die sogenannten verstärkten Gasbeleuchtungen, welche in ihrer Helligkeit der elektrischen noch bei weitem nachstehen. Daß aber in einer Verstärkung des Lichtes über den außerdem noch sehr relativen Begriff des direkten Bedürfnisses hinaus gar kein Vorteil liege, wird doch vernünftigerweise niemand und besonders Gasfachleute nicht im eigenen Interesse aussprechen wollen. Das gut betriebene elektrische Glühlicht geht, ganz abgesehen von der größeren Gleichmäßigkeit, dem Gaslichte insofern schärfer zu Leibe, als es im Aussehen und in seiner Verteilungsfähigkeit fast genau dasselbe bietet wie das Gaslicht, ohne auf der anderen Seite einen Ausgleich durch Steigerung des Lichtbedürfnisses im allgemeinen zu schaffen. Das elektrische Glühlicht, in kleinen Räumen, an Arbeits­tischen u. s. w. angewendet, ist ein sehr elegantes und vornehmes Licht, und wer jemals die dadurch erzielte geringe Wärmeausstrahlung und die Reinhaltung der Zimmerluft empfunden hat, der wird freiwillig nie wieder zu dem Gaslichte zurückkehren. Das elektrische Glühlicht ist aber teuer und augenblicklich entschieden noch viel teurer als Gas­licht. Auch ist eine allgemeine Herstellung an verschiedene Umstände, ja vielleicht an eine notwendige Umgestaltung veralteter Geseze bezüg­