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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

denen er vielfach verwundet worden, mehrmals in harte Gefangenschaft gerathen war, zog er an die Ostsee  , wo er die gewaltigen Handelsunternehmungen der Hansa bewundern konnte und von dort aus ihre Arbeitsgebiete: Nowgorod   in Rußland  , Bergen in Norwegen  , Brügge   in Flandern  , London   in England besuchte. In Dänemark   diente er als freie Lanze", als Freiwilliger der Königin Margaretha, im Striege gegen Schweden   und half mit, als man 1397 die, ,, Kalmarische Union" schuf, welche die drei standi­navischen Reiche vereinigte. Das Jahr darauf fämpfte er mit in den drei britischen Königreichen, wo es irgend Krieg gab, besonders unter dem schottischen Grafen James Douglas gegen die Eng­länder.

Darnach zog Oswald von Norddeutschland aus mit Handelslenten durch Polen   an das schwarze Meer. Als Schiffsfoch und Nuderknecht auf dem Schiffe eines Seefahrers litt er Schiffbruch auf der Fahrt nach Trebisonde und rettete sich auf dem gefappten Hauptmast des Schiffes aus Land. Nun machte er einen Abstecher nach Armenien   und Persien  , ging auch, nochmals als Schiffskoch dienend, nach Kandia und erlebte gar mancherlei Trübsal und Drangfal dabei.

Juzwischen war sein Jugendfreund Sigmund durch Heirath König von Ungarn   geworden und zu einem Kreuzzuge gegen die Türken genöthigt. Ihm eilte Oswald zu, nahm Theil an der Niederlage

der Christen in der Schlacht bei Nikopolis, am 28. September 1396, und rettete sich mit Sigmund zusammen in kleinem Gefolge mit Mühe auf ein Schiff in der Donau  , das nach Konstantinopel   fuhr, von wo er nach Dalmatien   und Venedig   und end­lich nach Tirol zurückging.

Jezt lernte er den bösen Dämon seines Lebens, das Edelfräulein Sabina Jäger, kennen und leider inbrünstig lieben. Sie schickte ihn zur Prüfung seiner Liebe auf eine Wallfahrt nach Jerusalem   und- nahm einen Anderen, den alten Hausmann in Hall, zum ehelichen Gemahl, so daß Oswald, der in Jerusalem   zum Ritter des heiligen Grabes geschlagen worden war und, heimkehrend, auch noch den Vater

auf dem Sterbelager fand, gar bitteren Schmerz

gewann.

Zum Troste zog Oswald mit dem Kaiser Ruprecht von der Pfalz   nach Italien  , wo den Deutschen   kein Heil erblühte. Doch blieb Oswald drei Jahre in der Lombardei  , namentlich in Mailand  , wo's ihm besser gefiel, als er es in der Heimath erwarten mochte.

1405, heimgekehrt nach Tirol, ward Cswald die Seele des Adelsbundes, der sich Elephantenbund nannte und den Zweck hatte, die Landesherrlichkeit des österreichischen Herzogs Friedrich mit der leeren Tasche nicht aufkommen zu lassen, eine Sache, die

der Kaiser Sigmund lebhaft begünstigte. Zwischen diesem und den tirolischen Rittern hatte Oswald, des Kaisers Freund, die Vermittlerrolle gespielt, und

den Lesterreicher sich stüßend, weigerte sich dort Johannes XXIII.  , seine Papstwürde niederzulegen.

Diese Gelegenheit, wo Friedrich allgemeine An­fechtung erfuhr, benutzte dessen Bruder Heinrich der Eijerne von Steiermark, um Tirol sich anzueignen; die Adligen aber, vornehmlich Oswald, betrieben eifrig die Arbeit, beide fürstlichen Herren Brüder los zu werden.

Nun versagte ein anderer der drei Päpste, Peter von Luna, seine Würde aufzugeben. Sigmund zog nach Perpignan   und unterhandelte mit Peter, wußte auch, da dieser hartnäckig blieb, die Jenem an= hängenden Völker zu bestimmen, den Papst auf­zugeben. Darnach zog der Kaiser nach Paris  , den Zwist der Könige von Frankreich   und England zu schlichten, wobei ihn Oswald, in Gewandung eines maurischen Fürsten, begleitete und mit seinen Talenten die hohen Herrschaften baß erfreute, so daß die französische   Königin ihm eigenhändig einen kostbaren Diamanten in seinen Bart band, wie vorher ihm schon die Königin von Arragon   zwei Ringe in die Chrläppchen geheftet hatte.

Auch bei maurischen Königen in Spanien   ward der Wolkensteiner ehrenvoll aufgenommen und reich beschenkt für seine moralischen Eroberungen" als Dichter und Sänger.

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des Wolfensteiners Zug für Zug zu entnehmen; darum eben ward er der große Wirklichkeitsdichter, der er ist, oder, wie mans heute nennt, der große Realist. Proben zu geben gestattet der Raum nicht; mag man selbst nachlesen in der billigen, nen­hachdeutschen Ausgabe der Reclam'schen Universal­Bibliothek Nr. 2839,40, oder in der hübschen Aus­wahl von llebersetzungen, etwa des dritten Theiles, seiner Lieder von Schrott.

Die Stimmen der Natur.

Eine Darstellung der Akustik von W. Baco.

ie Lehre vom Schall, in der Wissenschaft ge= wöhnlich Akustik oder Phonik genannt, ist einer der Zweige der Physik( Naturlehre), deren weiterer Ausbau der neueren Zeit vorbehalten geblieben ist. Die Kenntnisse von Schall, welche die Alten besaßen, waren nur gering. Der Philosoph Pythagoras  ( 580-500 v. Chr.) ahnte schon die bestimmten Maßverhältnisse, die in der Musik, wie wir später sehen werden, eine Rolle spielen; Anayagoras ( 500-425) wußte, daß das Echo durch die Zurück­

Auf solche Freuden aber folgte bitteres Leid. Inzwischen war Herzog Friedrich aus seiner Haft Konstanz   entwichen und züchtigte 1417 seine werfung des Schalles verursacht würde. Aristoteles  

zu stolzen Edelinge, die Bundesgenossen Sigmunds, brach deren Burgen und brannte sie aus; auch Oswalds Schlösser waren dabei. Friedrich ward freilich in den Bann gethan, doch verlief die Reichs­Exekution im Sande und Sigmund mußte sich mit Friedrich vertragen.

Nun stürmten Alle auf Oswald ein, selbst seine Bundesgenossen. Bei Herzog Friedrich galt des Wolfensteiners ehemalige Geliebte, Sabina, gar viel, die eine alte Schuld von 6000 Gulden, um die sie mit den Wolkensteinern schon 36 Jahre prozessirte, eintreiben oder dafür das Schloß Hauenstein haben wollte. wollte. Sie stellte sich gegen Lswald sehr freund­lich und lockte ihn, den immer noch Verliebten,

wehrlos in eine Falle, unter dem Vorwande güt­licher Beilegung des Streites, daß er gefangen und hart in Ketten gelegt ward, so daß er später nur noch mit Hülfe von Krücken laufen konnte. Offen­bar war das Friedrichs Nache.

Der Gewaltstreich rüttelte aber den übrigen Adel auf und 1423 entbrannte offener Krieg gegen den neuerungssüchtigen, auf unbeschränkte Landesfürsten­Gewalt lossteuernden Friedrich. Oswald hat frei­lich der Hausmannin ihre 6000 Gulden geben müssen, als er 1427 frei fam.

Trotz aller Leiden erlahmte die Federkraft des Dichters nicht, er sah, nach wie vor seine, d. i. des tirolischen Adels Sache für gut haltend, den Herzog als Rebellen gegen Kaiser und Reich an. Trogden erlangte dieser in der Hauptsache sein Ziel, die

Herzog Friedrich sah sich genöthigt, sich selbst in den Herabdrückung der Adligen unter seine landesfürſt­

übermächtigen Ritterbund aufnehmen zu lassen.

In dieser Ruhepause in den tiroler Wirren eilte Oswald nach Spanien  , um Theil zu nehmen an

dem Striege gegen die Mauren   Afrikas  . In Com­postella fand er die Söhne des Königs von Portugal  , die ihm von der Schlacht bei Nikopolis her befreundet waren. Er half das Felsennest Genta an der afri­fanischen Küste mit erobern, zeichnete sich sehr aus

durch ritterliche Tapferkeit und ward in Portugal  

und Spanien   mit hohen Ehren aufgenommen.

Daheim hatte inzwischen Herzog Friedrich die Gewalt des Adels mit starker Hand gebrochen, und die kirchlichen Wirren der Zeit- man hatte wieder henmuten Sigmund einmal drei Päpste zugleich am Eingreifen zu Gunsten des tirolischen Adels, das Oswald start betrieb.

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Nun ward zum Konstanzer Konzil   gerüstet, von woher Herzog Friedrich nichts Gutes erwarten durfte, wenn sein halsstarriger Adel in Tirol sich an die Kirchengewalt hängte. Er ließ sich darum von dem durch sein Land reisenden Papst Johannes XXIII.  versprechen, daß die tirolische Geistlichkeit nicht gegen ihu hielte, und zog mit stattlichem Gefolge, darunter auch sein Lehnsmann Oswald, nach Konstanz  . Auf

liche Autorität.

Schlimmeres noch mußte Oswald erleben. Nene Pläne Sigmunds gegen Tirols Herzog scheiterten, der Kaiser mußte sich wieder mit dieſem vergleichen ( 1424) und vergaß Oswalds. Dessen älterer ( 1424) und Bruder Michael machte 1426 mit dem Herzog ſeinen Bruder Michael machte 1426 mit dem Herzog seinen Frieden und zwang auch den jüngsten Bruder Lien­hard dazu. Oswald ward hart gefangen gehalten,

( 385-322) lehrte, daß der Schall durch die Luft zit uns gebracht würde. Eufleides( im dritten Jahre v. Chr.) und Ptolemäus  ( um 125 n. Chr.) machten sich um die mathematische Begründung der Lehre von den Tonverhältnissen verdient. Plinius der Aeltere ( 23-79 n. Chr.) theilt mit, daß der Schall durch feste Körper schneller geleitet würde als durch die Luft.

Das Mittelalter hat für die Akustik nur wenig Fortschritte zu verzeichnen. An seinem Ausgange suchten Forscher wie Galiläi( 1564-1642), Bacu von Verulam( 1588-1648), Porta( 1545-1615), der Jesuit Athanasius Kircher  ( 1602-1680) das Wesen des Schalles zu ergründen. Aber man kam in seiner Erfenntniß nicht viel weiter. Da gab ein Werf Veranlassung zu einer regeren Entwickelung ter Akustik und eröffnete so die Forschungen der Neuzeit: des berühmten Newton ,, Philosophiae naturalis principia", die mathematischen Grund­lagen der Naturlehre 1687.

Die bedeutendsten Namen der Naturwissenschaft find mit der weiteren Geschichte der Akustik verknüpft. Bernoulli, Euler, Lagrange, Rameau  , Chladni  , Laplace, Savart, Caguiard Latour, Wilh. Weber, Seebeck, Dove, Tyndall, Kundt, König, Helmholtz. Alle haben sie die Akustik bereichert.

der geneigt ist, mir zu folgen, eine Darstellung der Im Folgenden will ich versuchen, dem Leser,

Akustik zu geben. Auf Eines möchte ich jedoch nicht

verfehlen, im Voraus aufmerksam zu machen; es

während die meisten modernen Wissenschaftszweige wäre auch vielleicht manchem Leser aufgefallen. für die Lebensweise der Menschen von der weit­tragendsten Bedeutung geworden sind- ich erinnere gebuiffe der Akustik von so gut wie gar feiner an die Chemie, an die Dampffraft, sind die Er­Wirkung auf einen weiteren Streis geblieben. Selbst die Musit, die älteste und am meisten verbreitete Kunst, die nur durch den Schall auf unsere Em­pfindung wirkt, hat die Fortschritte, welche die Akustik im Laufe der Zeit erfahren hat, fast garnicht an

und nur die Furcht vor der öffentlichen Meinung sich gefürt.

hielt den Landesherrn ab, ihm den Kopf vor die Füße zu legen; 1427 ward Cswald seiner Haft entlassen.

Er zog nun mit nach Ungarn   in den Krieg gegen Türfen und Hussiten; aus dem Kampf gegen den Führer der Letzteren, den großen Prokop, ent­fam er mit fnapper Noth. Auch die Trübsal des Romzuges seines Kaisers theilte er.

Der 67 Jahre alte Sänger und landfahrende Kämpfer saß endlich, des Gehens unfähig, im Stuhle

auf den Schloß zu Castelrutt oder zu Hauenstein  . Eine Wassersucht machte am 2. August 1445 seinem Leben ein Ende. Fünf Söhne und zwei Töchter hinterließ er.--

Beginnen wir also:

I. Vom Wesen des Schalles.

Unter Schall versteht man die Empfindung, welche durch das Gehörorgan dem Gehirn vermittelt wird. Ein Schall entsteht, wenn ein elastischer Körper in Schwingung( Oscillation, Vibration) versetzt wird. Er wird für uns hörbar, wenn der schwingende Körper entweder unmittelbar oder durch

einen elastischen Zwischenförper( meistentheils die Luft) mit unserem Gehörorgan in Verbindung steht. Der Schall muß daher von dem schallenden Körper zum Ohre geleitet werden. Ohne einen leitenden Dieses bantbewegte Leben ist aus den Liedern Körper fönnen wir nicht hören. Wenn man ein