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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.
denen sich fast in allen Sprachen Analogien finden, gleichfalls solche onomatopoetische Bildungen?
Eine dritte Klasse ursprünglicher Laute sind die jenigen Wörter, die wir lediglich als Uebungen der Sprachwerkzeuge zu betrachten haben und denen erst im Laufe der Zeit Vereinbarung bestimmte Bedeutung verleiht. Hierhin gehören vor Allem jene über die ganze Welt verbreiteten Kinderwörter wie Mama, Papa, Anna, Baba,( d) ada( für fortgehen) 11. A. m.
Das Kind übt seine Sprachwerkzeuge, und so entstehen diese Laute, die der Physiker mit Hülfe der Sprechmaschine so täuschend nachzuahmen vermag. Bald merkt sich das Kind, daß seine Umgebung sich zu dem einen Laut anders verhält, als zu dem anderen, es lernt zwischen den einzelnen Lauten unterscheiden, und hinfort wendet es bewußt Mama als Lockruf für die Mutter, Baba als Bezeichnung für das Bettchen und das Schlafen an u. f. f. Daß nun erst eine stillschweigende, sozu fagen auf Mißverständniß beruhende Vereinbarung den einzelnen Lauten ihre Bedeutung verleiht, be= weist u. A. auch die Thatsache, daß keineswegs bei allen Völkern gleiche Laute dieser Art auch die gleiche Bedeutung haben. Bei einigen australischen Völkern bezeichnet z. B. mama den Vater, papa das Kind; im Hindostanischen bedeutet baba Vater, bei den Guyana Indianern dada Mutter, und die nordkalifornischen Indianer sagen anna dafür.
Hat man sich erst einmal über die Schwierig keiten hinweggesett, auf die man bei der Erklärung des Ursprungs der Sprache stößt, so kann man sich das allmälige Wachsthum der Sprache aus einer kleinen Summe von Lauten oder Wurzeln" leicht vorstellen. Für Vorgänge, die sich den Sinnen ähnlich darstellen, werden ähnliche Laute gewählt und durch Vereinbarung dann ein für allemal in ihrer Bedeutung festgelegt.
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Je mehr das anfangs geringe Bedürfniß, sich mitzutheilen, an Stärke zunimmt, um so schneller wächst der Wortschatz, und während anfänglich noch die Geberde eine Zeit lang die Stelle der Grammatik vertritt, werden jeßt, mit Zunahme des Bewußtseins, von sich selbst und den Dingen der Außenwelt bestimmte Wörter für bestimmte grammatikalische Beziehungen geschaffen.
Gar mancherlei ist nun dem Wachsthum der Sprache förderlich. So u. A. religiöse Vorstellungen, wie beispielshalber die Scheu, den Namen Verstorbener auszusprechen, die Furcht, Krankheitsdämonen zu nennen u. dergl. Als z. B. bei den Dajaken auf Borneo die schwarzen Blattern ausgebrochen waren, flohen sie erschreckt in die Dschungeldickichte; die Krankheit aber wagte Niemand mit Namen zu nennen, sondern man hieß sie hinfort das„ Dschungelblatt". Ganz ähnlich belegt man auch aus Furcht vor seiner Strafe in vielen Gegenden Deutschlands noch bis auf den heutigen Tag den Teufel mit anderen Namen, wie Teirel, Menscher usw.
Zahlreiche neue Wörter werden ferner durch die Berührung mit fremden Völkern in die eigene Sprache hinübergenommen, oft mißverstanden und in wesentlich anderer Bedeutung. Eines der originellsten Beispiele dieser Art ist das französische Wort vasistas ( d. h. Dachfenster), welches seinen Ursprung einer falsch verstandenen deutschen Frage verdankt. Als nämlich nach den Freiheitskriegen die deutschen Sieger in Paris einzogen, fielen ihnen vornehmlich die sonderbaren, runden Dachfenster auf, die von ferne ganz einem Auge glichen( daher sie denn auch noch oeil de boeuf heißen). Sie fragten deshalb neugierig: Was ist das?" und zeigten mit der Hand auf die Fenster. Und die höflichen Franzosen, diese Frage für eine Bezeichnung haltend, machten im Bemühen, den deutschen Saß nachzusprechen, daraus vasistas und nannten hinfort diese Ochsenaugen" so.
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Wie viel das stete Wachsthum der Kultur zur Mehrung des Wortschatzes beiträgt, wird Jeder sich leicht ausmalen können, wenn er daran denkt, welche Schaar von Wörtern in unserem Zeitalter des Dampfes und der Elektrizität durch bloße Benennung neuer Erfindungen und Entdeckungen der Sprache zugeführt wird.
Die Sprache ändert sich beständig; wie in der
Natur spielt sich auch hier ein ewiges Werden und Vergehen ab. Je größer nun ein Volf ist, und je geregelter sein gesellschaftlicher Verkehr, desto unver= änderlicher ist seine Sprache; je weniger Menschen andererseits eine Sprache reden, desto schneller ändert sie sich. sie sich. Und selbst wenn der Fluß der Sprache durch schriftliche Firirung erstarrt ist, vermag sie noch mannigfache Verwandlungen durchzumachen. So sind im Englischen seit dem siebzehnten Jahrhundert nachweislich fast vierhundert Wörter außer Gebrauch gekommen, und ein klassisches Beispiel für die Sinnfommen, und ein klassisches Beispiel für die Sinnwandlung mancher Laute in unserer deutschen Sprache sind jene viel zitirten Worte Luthers:" Gott thue nichts als Schlechtes," und„ das Evangelium sei eine findische Lehre."
Zum Schluß sei noch eines Versuches gedacht, das Räthsel des Ursprungs der Sprache durch ein Erperiment zu lösen. Er wurde nach dem durch aus glaubwürdigen Bericht des Jesuitenpaters Castrou ( 1705) von dem ebenso wißbegierigen wie rücksichtslosen Großmogul Atbar Khan angestellt.
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Dieser wünschte nämlich zu wissen, welche Sprache Kinder ohne Unterricht sprechen würden, da er gehört hatte, Hebräisch sei die natürliche Sprache Derjenigen, die keine andere gelernt hätten. Zur Entscheidung dieser Frage ließ er zwölf Säuglinge von zwölf stummen Ammen in einem Schlosse, sechs Meilen von Agra, aufziehen. Ein ebenfalls stummer Pförtner ward angestellt, und ihm bei Todesstrafe verboten, das Schloßthor zu öffnen.
Als die Kinder nun das zwölfte Lebensjahr erreicht hatten, ließ er sie vor sich bringen und versammelte im Königspalast zu Agra in allen Sprachen erfahrene Männer. Während nun die Einen meinten, die Kinder würden Hebräisch sprechen, Andere, sie würden Sanskrit( altindisch) reden, war Jedermann erstaunt zu finden, daß sie gar keine Sprache redeten, sondern sich nur durch Geberden verständlich machten, die die Stelle der Worte vertraten. Es war ein müh sames Werk, sie zu zähmen und ihre Zunge zu lösen, die sie während ihrer Kindheit faum gebraucht lösen, die sie während ihrer Kindheit kaum gebraucht hatten.
Ist diese Geschichte wirklich wahr, und gerade der für eine dichterische Erfindung allzu lahme Schluß, der für eine dichterische Erfindung allzu lahme Schluß, daß sie nämlich gar keine Sprache redeten, spricht dafür so wäre das über den Ursprung der Sprache von uns oben Gesagte glänzend bewiesen.
( Schluß.)
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Der Trimmer.
Ein soziales Nachtbild von Curt Ungar.
es war ein schweres Joch für den armen Peter, die harte, ungewohnte Arbeit zu verrichten. Aber er strengte sich furchtbar an, immer in dem Gedanken, daß es bei der nächsten Reise besser gehen werde. Peter keuchte und stöhnte unter der Last der Kohlen, die er herbei zu schleppen hatte. Sein gebrechlicher Körper war nur leichteren Arbeiten gewachsen. Er spürte Stiche in der Seite, wenn er nach der Arbeit müde und schlaff seine Stoje aufsuchte. Mit prickelnden Schmerzen in der Brust erhob er sich von seinem Lager zu neuer Arbeit. Aber er hoffte immer, daß er sich an die Arbeit gewöhnen werde. In den ersten Tagen ging alles Andere gut. Die Maschinisten waren froh, daß sie überhaupt Arbeitskräfte gefunden hatten. überhaupt Arbeitskräfte gefunden hatten. Seine Kollegen, die Heizer und Trimmer, hatten vorläufig genug mit sich selbst zu thun und konnten sich noch nicht umeinander bekümmern.
Doch das Verhältniß änderte sich bald. Drei Tage befand sich das Schiff bereits auf dem Ozean, ohne die vorgeschriebene Geschwindigkeit erreicht zu haben. Das„ Comptoir" hatte allerdings mit einer Verspätung gerechnet. Doch dieselbe wurde größer Verspätung gerechnet. Doch dieselbe wurde größer
* Auch dem Verfasser dieses wurde noch kürzlich von einem gebildeten Norweger ganz ernstlich versichert, zwei norwegische Kinder hätten, aus Noth ausgesetzt und ohne menschlichen Verkehr aufgewachsen, als sie vom Gebirge zu den Wohnungen der Menschen herabgestiegen, hebräisch gesprochen! Und das soll sich vor noch garnicht langer Zeit zugetragen haben!
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und größer. In Southampton erhielt der Kapitän ein Telegramm vom" Comptoir", das möglichste Beschleunigung verlangte. Das Renommée des ,, Comptoirs" dürfe nicht leiden. Hinter Southampton begann nun die wilde Jagd. Der Kapitän befahl dem ersten Maschinisten, seine Nähmaschine" besser in Gang zu bringen. Der erste Maschinist schnauzte den zweiten an und ordnete an, daß fortab mit Hochdruck gearbeitet werde. Die Maschine solle fortab mit voller Kraft gehen. Der zweite Maschinist übertrug den Rüffel" auf seine ihm untergeordneten Kollegen. Diese fuhren die Assistenten„ saugrob" an, welche wiederum das Menschenmöglichste leisteten, um ihre Wuth an den Heizern auszulassen. Mit größter Rücksichtslosigkeit verlangten sie alle einschlägigen Arbeiten und wehe Dem, der dieselben nicht in vorgeschriebener Weise verrichten konnte. Die Heizer fluchten, schimpften, ja schlugen sich mit den Trimmern, welche ihnen die Kohlen nicht schnell genug herbeischafften, so daß sie den vorgeschriebenen Druck nicht erhalten fonnten. So hatte sich der Fluch des Kapitalismus in fortwährend steigender Progression auf der ganzen Stufenleiter geäußert und war schließlich bei der untersten Sprosse angelangt. Die wildeste Hezjagd begann jetzt unter den Trimmern. Jeder langte nach den größten Kohlenstücken. Der Stärkere stieß den Schwächeren unter Knüffen und Büffen bei Seite. Fortab war der Friede von dieser Stätte der Arbeit verbannt. Rücksichtsloser Egoismus und seine Ausflüsse: Wuth, Haß, Zant, Schimpferei und Schlägerei verschwanden nicht mehr aus dem Maschinenraum des Schnelldampfers.
Die Leiden des armen Peter Heber wurden jetzt schier unerträglich, denn er war der Schwächste von Allen. Die dreifache Arbeit wurde von ihm verlangt unter dreimal so ungünstigen Umständen. Seine Kollegen, rohe Gesellen von theilweise wüster Vergangenheit, stießen ihn mit den Füßen bei Seite, wenn er ihnen im Wege stand. Ihre Hände mußten ja arbeiten. Sie rafften die großen Kohlenstücke an sich. Mühsam mußte Peter Heber seinen Korb füllen. Er war der Langsamste von Allen. Dann wurde er mit einer Fluth gemeiner Schimpfwörter, ja oft mit rohen Büffen von Seiten der Heizer be dacht. Peter kannte sich selbst bald nicht wieder. Jede Lebenskraft schien in ihm erloschen zu sein. Mechanisch verrichtete er seine Arbeit. Stumpfsinnig ließ er jede neue Niedertracht über sich ergehen. Kein Murren fam über seine Lippen. Nur der äußere Mensch schien noch in Zusammenhang mit der Welt zu stehen. Doch als man ihn eines Tages windelweich geschlagen hatte, brach er plötzlich im Kohlenraum zusammen, ohne sich wieder erheben 311 können. Der Heizer, der vergebens auf Kohlen wartete, meldete den Vorfall dem wachthabenden dritten Maschinisten. Schnaubend vor Wuth stürzte dieser in den Kohlenbunker, um den„ Simulanten" an die Arbeit zu treiben. Mit furchtbarer Wuth ergriff er eine Schaufel und wollte sich auf den am Boden liegenden Trimmer stürzen, der seine Be wegungen mit stieren Blicken verfolgte. Schon holte der Maschinist weit aus. Doch plötzlich zuckte er zusammen. In den Augen seines Opfers flammte es wild auf. Nur einen Augenblick war der Ma schinist zurückgeschreckt, dann holte er von Neuem aus. Aber der eine Augenblick genügte, um sein Vorhaben zu vereiteln. Wie ein Tiger sprang Peter Heber plößlich auf und stürzte sich auf ihn. Die Verzweiflung hatte ihm übermenschliche Kräfte ge geben. Er wußte nicht mehr, was er that. Nur die Wuth zur Nache erfüllte ihn. Der Augenblic war gekommen, wo aus dem Dämmerschein der heranschleichenden Todesstunde noch einmal der Wille zum Leben mit seiner ganzen brutalen Natürlichkeit aufflammt. Weit fort flog die Schaufe! des Mas schinisten. Ein wildes Ringen begann. Kohlenstaub umwirbelte die auf Leben und Tod Kämpfenden. Gellende Hülferufe drangen in den Maschinenraum und riefen einen Theil des Personals herbei. Mau riß die Kämpfenden auseinander. Peter Heber wehrte sich mit der Hartnäckigkeit eines Verzweifelnden. Drei seiner Angreifer streckte er 311 Boden. Aber i nächsten Augenblick umklammerten ihn zehn starte
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