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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.
nicht zur Arbeit zurück. Gegen Abend verschlimmerte sich sein Zustand, und es war keine Stopeke zu Hause! Ich lief zum Unternehmer. Ich traf ihn auf seinem Materialienplage und bat ihn um einen Vorschuß für meinen Freund.
„ Ich bewillige grundsäßlich keine Vorschüsse," antwortete er ruhig und wollte sich entfernen.
Ich vertrat ihm den Weg.
„ Haben Sie doch Erbarmen! Für's Erste haben wir ja schon einen halben Tag gearbeitet, und dann werden wir ja auch abarbeiten...."
lagerung ihrer.kleinsten Theilchen vor sich ginge. Auch in den früher erwähnten Elementen von Daniell und Meidinger muß dies der Fall sein, ja, in dem chemischen Prozeß, der in diesen Elementen sich abspielt, liegt im letzten Grunde die Quelle für die Energie( Arbeitsfähigkeit), die wir im erzeugten elektrischen Strome vor uns haben.
Wir werden auf diese Verhältnisse. später, bei Besprechung anderer moderner Wunder, der elektrischen Bahnen und Schiffe, noch etwas näher einzugehen haben, hier genügt es, darauf aufmerksam zu machen, „ Ich sagte Ihnen doch, daß ich keine Vorschüsse daß der Strom, wenn er durch eine Flüssigkeit ge= gebe," rief er streng.
Das Blut stieg mir zu Kopfe, das Herz pochte mir. Ich bückte mich, ich weiß nicht, wie es fam, und packte einen Stein.
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" Da hast Du!" schrie ich und schleuderte den Stein gegen ihn.
Aber er flog an ihm vorbei. Da warf ich mich auf den schuftigen Dickwanst. Ich schüttelte und rüttelte, riß und biß und würgte ihn und heulte vor Wuth. Man konnte mich kaum trennen von ihm.... Ich wurde anf die Wachstube geführt.... Dem Vater gelang es, mich bald herauszukriegen. Er Er wies schwarz auf weiß nach, daß ich verrückt sei.
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Am anderen Morgen lief ich meinem Vater davon und rannte nach Hause....
Mein Freund lag da mit schwarzem Tuche be= deckt. Sie kniete neben ihm und weinte. Das Zimmer war mit Arbeitern, Nachbarn gefüllt.... Sie blickten Alle so düster.... Mir ward, als müßte ich verrückt werden.... Ich warf mich zu Boden, raufte mir die Haare aus und biß mir in die Hand... lachte und weinte....
Wohin verschwandest Du?" fragte sie. Wo warst Du? Man hätte ihn noch retten können, wenn Hülfe zur Stelle gewesen wäre."
Wir famen zu spät,".. verantworteten sich die Nachbarn, er lag im Sterben, als wir famen. Der Arzt konnte nicht mehr helfen...."
Ich hörte nicht mehr, was sie sagten. Ich lief fort! Zum Unternehmer!... Hin muß er werden! Und ich mit ihm!
Zu seinem verdammten Glücke erblickte er mich, als ich mich näherte, und ließ mich ergreifen. Zuvor fonnte ich aber noch einen Stein packen und wider ihn schleudern. Er traf ihn in den dicken Bauch! Ha, ha, ha!... Wie das trommelte, polterte! Gr wälzte sich vor Schmerzen und schrie. Das war Musik für meine Ohren.... Aber gepackt war ich, eine eiserne Hand hielt mich umklammert.... Und er bleibt doch am Leben, der dicke Hund!... Ich kann mir das nie verzeihen!... Ein Stümper bin ich!... Ein Taugenichts!... Der Vater hat mich hierher in's Narrenhaus gesteckt... Ich bin aber garnicht verrückt.... Vor's Gericht will ich kommen, es soll mich verurtheilen.... Man hänge mich, schieße mich, ertränke mich.... Ich hab' es verdient... ich, Stümper! O, o, o!
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Doch weshalb lassen sie Grunja nicht zu mir? Warum Grunja nicht?...
Moderne Wunder.
Naturwissenschaftliche Streifzüge von Dr. B. Borchardt. ( Fortsetzung.)
nter den Wirkungen des galvanischen Stromes ist die am längsten bekannte wohl die Erwärmung des Leitungsdrahtes, welche selbst Aber bis zum Glühen gesteigert werden kann. gerade diese Wirkung ist von der Technik erst ziemlich spät benutzt worden; denn das hierauf beruhende elektrische Glühlicht ist in seiner praktischen Anwendung noch verhältnißmäßig jungen Datums. Sehr früh kam man dagegen schon auf den Gedanken, eine andere Wirkung, die der Strom in der Leitungsbahn ausübt, zu benußen, nämlich die chemische Zerseßung flüssiger Leiter. Es giebt überhaupt keine Flüssigkeit, die den elektrischen Strom 311 leiten im Stande wäre, ohne daß eine Um
leitet wird, in dieser eine Zerseßung hervorruft. Führt man die beiden von den Enden einer Batterie, ihren Polen , ausgehenden Drähte zu Metallplatten, die in eine leitende Flüssigkeit tauchen, so sammeln sich an diesen Platten, den Elektroden, die aus sich an diesen Platten, den Elektroden, die aus der Flüssigkeit abgeschiedenen Bestandtheile. Ist die Flüssigkeit Wasser, dem ein wenig Schwefelsäure zugesezt ist, so ist das Resultat der Zerfeßung das Freiwerden von Sauerstoffgas und Wasserstoffgas, der beiden Bestandtheile des Wassers, von denen der Sauerstoff an der Anode, d. i. der mit dem positiven Pol der Batterie in Verbindung stehenden Elektrode, aufsteigt, während der Wasserstoff an der anderen Elektrode, der Kathode, entweicht.
Im Jahre 1800 wurde diese sogenannte Wasserzersetzung durch den galvanischen Strom bekannt, und schon neun Jahre später faßte Professor Sömmering in München den Plan, sie zur Telegraphie zu benutzen. Im vorhergehenden Jahrzehnt war der optische Telegraph von den Franzosen zu größerer Ausbildung gebracht worden; durch ihn wurde Napoleon von dem am 9. April 1809 er= folgten unvermutheten Einfall der Desterreicher in Baiern so schnell in Kenntniß gesetzt, daß er das am 16. April von den Oesterreichern besetzte München schon sechs Tage später befreien und den geflüchteten König Marimilian in seine Residenz zurückführen fonnte.
Der baierische Minister Montgelas , welcher durch diese Ereignisse auf die große Bedeutung der Telegraphie gerade im Kriege aufmerksam geworden war, theilte dem Professor Sömmering gelegentlich seinen Wunsch mit, von der Akademie der Wissenschaften Vorschläge zu praktischen Telegrapheneinrichtungen gemacht zu bekommen. Hierdurch erhielt Sömmering die Anregung zu seiner Erfindung, die er am 5. Dezember 1809 der Münchener Akademie vorlegte.
Den 24 Buchstaben des Alphabets entsprachen einzelne Drähte, die mit den Polen der Batterie in Verbindung gesetzt werden konnten; die von= einander isolirten Drähte waren zu einem Kabel vereinigt, das zu einer zweiten Station hinführte, vereinigt, das zu einer zweiten Station hinführte, nach welcher telegraphirt werden sollte. Dort gingen nach welcher telegraphirt werden sollte. Dort gingen sie durch den Boden eines mit Wasser gefüllten Glastroges, so daß, wenn der Strom geschlossen Glastroges, so daß, wenn der Strom geschlossen wurde, an zwei von ihnen Gasbläschen aufstiegen; da die Wasserstoffentwickelung reichlicher ist, als die des Sauerstoffgases, so konnte man bei jedem Schließen des Stromes zwei Buchstaben telegraphiren, man brauchte nur festzusetzen, daß der der Wasserstoffentwickelung entsprechende Buchstabe als der erste zu lesen war.
Eine in Paris zur Prüfung der Erfindung eingesezte Kommission, die aus den hervorragendsten Fachleuten bestand, konnte ihre Ueberlegenheit über den optischen Telegraphen nicht anerkennen; sie wurde auch nirgends in größerem Maßstabe ausgeführt, obwohl Sömmering fie unausgesetzt verbesserte und im Jahre 1812 bereits über eine Strede von mehr als 3000 Meter Entfernung telegraphirte. Dagegen wurde 20 Jahre später eine andere Wirkung des galvanischen Stromes für den gleichen Zweck benußt, eine Wirkung, welche bald nach ihrem Bekanntwerden eine ähnliche Begeisterung erregte, wie vor einem Jahre die Röntgensche Entdeckung der X- Strahlen.
Im Jahre 1820 theilte Professor Oerstedt in Kopenhagen die von ihm gemachte Entdeckung mit, daß eine Magnetnadel aus ihrer Nichtung abweiche, wenn ein von einem elektrischen Strom durchflossener Draht über oder unter ihr hingeführt werde. Diese Entdeckung erregte ein so ungeheures Aufsehen, daß
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nicht nur Naturforscher aller Art sich mit ihr beschäftigten, sondern auch Leute der verschiedensten Berufe, die sich niemals mit physikalischen Forschungen befaßt hatten, fingen an, mit galvanischen Elementen und Magnetnadeln zu experimentiren. Uns erscheint das heute vielleicht merkwürdig, weil wir den Zusammenhang zwischen Elektrizität und Magnetismus als etwas Selbstverständliches ansehen; aber im Grunde geschieht dies doch nur, weil wir an einen solchen Zusammenhang durch die Erfahrung vieler Jahre gewöhnt sind, nicht aber, weil wir seine innere Ursache erkannt haben. Bei ihrem ersten Bekanntwerden aber mußte die Thatsache, daß der galvanische Strom aut Stellen, wo er garnicht hinkommt, also, wie es schien, durch den leeren Raum hindurch, bewegende Wirkungen auszuüben im Stande ist, allgemeines Staunen hervorrufen.
Sehr bald begann man zu versuchen, ob man diese Bewegung nicht für eine telegraphische Zeichengebung verwenden könne. Der elektrische Strom sucht die Magnetnadel immer senkrecht zu sich selbst einzustellen; führt man also den leitenden Draht senkrecht über die Nadel fort, so erfolgt keine Ablenkung, dagegen schlägt sie aus, wenn man den Strom in der Richtung der Nadel über sie hinführt. Die Richtung des Ausschlages ändert sich, wenn man den Strom unter der Nadel hinführt, denn die Ablenkung erfolgt stets so, daß man, im Strome schwimmend und die Nadel anblickend, ihren Nordpol nach der linken Seite abgelenkt erblickt.
Es ist klar, daß, wenn man an irgend einer Stelle die Stromleitung über eine Magnetnadel wegführt, man von demjenigen Orte aus, wo man den Strom schließt, nach derjenigen Stelle hin, wo sich die Nadel befindet, Zeichen geben kann. Der erste auf diese Weise ausgeführte und wirklich benugte Telegraph ist derjenige, den die deutschen Forscher Gauß und Weber im Jahre 1833 zwischen dem physikalischen Institut und dem magnetischen Observatorium in Göttingen legten und auf dem sie sich über eine Entfernung von mehr als 1000 Metern fünf Jahre hindurch durch die Ausschläge der Magnetnadel verständigten. In den folgenden Jahren wurden in Deutschland und in England viele Verbesserungen an dem sogenannten Nadeltelegraphen vorgenom men, doch konnten dieselben nicht zu allgemeiner Einführung kommen. Dagegen wurde im Jahre 1838 von dem Münchener Professor Steinheil, der zwischen Nürnberg und Fürth Versuche mit Telegraphen anstellte, eine Entdeckung gemacht, die noch heute bei allen Telegraphen benutzt wird. Steinheil wollte die Drahtleitung zwischen den beiden Stationen, die bisher stets als eine doppelte aus= geführt wurde, damit man einen vollkommen ge= schlossenen Stromkreis erhielt, zu einer einfachen machen, indem er zur Rückleitung die zwischen den beiden genannten Städten liegenden Eisenbahnschienen benuzte. Dabei fand er, daß eine Rückleitung überhaupt nicht nöthig ist. Wird das eine Polende der Batterie und der mit dem anderen Pol verbundene Leitungsdraht mit einem Ende auf der anderen Station einige Meter tief in die Erde geführt, wo man die Drahtenden in größere Metallplatten ausgehen läßt, so wirkt die Erde selbst geradeso, wie ein feuchter Leiter, und der Strom verläuft ebenso, wie in einer geschlossenen Leitung. Da die Kosten der Drahtleitung hierdurch auf die Hälfte herabgemindert werden, so ist die Ausbreitung der Telegraphie durch die Entdeckung der sogenannten Erdleitung erheblich gefördert worden.
Die Ablenkung der Magnetnadel ist nicht die einzige magnetische Wirkung eines elektrischen Stromes. Führt man den stromleitenden Draht in mehreren Windungen um ein Stück weichen Eisens, so erweist sich dieses als ein Magnet; seine magnetische Kraft hört aber sofort auf, sobald der Stromkreis ge= öffnet wird. Hierin liegt die bequemste Art, das Schließen und Deffnen des Stromes auf weite Entfernungen hin sichtbar zu machen.
Ein von vielen Drahtwindungen umgebenes Stück Eisen, ein Elektromagnet, den man meist in der Form eines Hufeisens wählt, zieht ein an seinen Enden befindliches Eisenstück, den Anker, an und hält ihn fest, so lange die Drahtwindungen vom