Diegene Welt
Nr. 19
Kein Laut... Kein Hauch... Hus Qualm und Dunst
Illustrirte Unterhaltungsbeilage.
_ Frieden. de
Der schimmernde Tempel der neuen Kunst. Nun jeder Lichtstrahl ein klingender Ton, Nun jeder Klang so heiß durchloht! Und über die Erde so roth.. so roth Ein Purpurduft, ein Meer von Mohn! Und Pinien in dem Purpurmeer,
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So schweigend still, so stumm und schwer Und weiße Lilien halb erblüht.. Und durch die Luft ein zitternd Lied, Ein Lied so fern, ein Lied so weit, Das Jubellied der neuen Zeit! Das Lied des Bräutigams an die Braut!
Die Nibiliftin.
Roman von Sonja Kowalewska.
Aus dem Russischen übersetzt von Louise Flachs- Fokschaneann. ( Fortsetzung.)
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en ersten Schatten dieses herannahenden Ereignisses sah Wjera an Folgendem: Zu Ende des Jahres 1860 fand bei den Baranzow ein Familiendiner statt, an dem außer den üblichen Tanten, Großmüttern und nächsten Nachbarn noch ein seltener, würdiger Gast theilnahm der Onkel aus Petersburg , ein hoher Beamter irgend eines Ministeriums. Er war heute Morgens angelangt und sprach bei Tische selbstverständlich ganz allein, erzählte allerhand Geschichten aus den höheren Regierungsfreisen, wovon man aus den Zeitungen gar nichts zu erfahren pflegt. Während des Speisens unterbrach ihn die Gräfin einigemale, gerade wenn die Erzählung am lebhaftesten war." Stepan! prenez garde!" sagte sie geheimnißvoll mit dem Kopfe auf die servirenden Diener deutend, obgleich diese ihre gewöhnliche, gänzlich theilnahmslose Miene be
wahrten.
Nach dem Dessert begab man sich in den Salon. Der Graf selbst überzeugte sich davon, ob die in alle anstoßenden Zimmer führenden Thüren geschlossen
1 Nehmen Sie sich in Acht!
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Von Ludwig Art.
Und sonst so still! Kein Hauch!
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Kein Laut!
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Und Du bist mein, Du heißes Weib! Und mein! Dein Kind, mein! unser Kind!- Und um uns weht nun sanft und rein Ein blüthenweicher Abendwind! So fern die Welt! Und alle Zeit
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Die laute Welt!
So weit.. so weit! Und nur das Kind und ich... und Du! Und in der Brust die heilige Ruh! Die Ruh' so still, andächtig, bang, Wie Kindesaug', wie Glockenklang! Und um uns Frieden sehnsuchtsjung, Wie eine Morgendämmerung!
sind." Vous pouvez parler, 2 Stepan!" sagte er feierlich. Wjera saß auf den Knien des neuen Onkelchen, mit dem sie bereits befreundet war. Man schenkte ihr gar feine Aufmerksamkeit, in der Meinung, sie verstehe noch nichts.
,, C'est fait! L'empereur a souscrit le projet, qui lui a été présenté par la commission," 3 berichtete feierlich das Onkelchen.
Der Mutter, die gerade in diesem Augenblicke Kaffee einschenkte, fielen die Hände schlaff herab; der Löffel erklang auf der Untertaffe und einige Kaffeetropfen kamen auf das theure Tischtuch.
,, Mon Dieu! Mon Dieu!" sprach sie, in den Stuhl zurückſinkend und das Gesicht mit beiden Händen bedeckend.
Alle Anwesenden waren von den Worten des Onkels wie versteinert.
- ,, Ist es denn wirklich definitiv entschieden?" fragte der Papa mit stillem, gezwungen ruhigem Ton.
Definitiv und unwiderruflich! Anfangs Februar werden an alle Pfarrkirchen Manifeste versendet, damit man es am neunzehnten dem Volke bekannt mache," erwiderte der Onkel, seinen Kaffee mit dem Löffel mischend.
2 Sie können weiterreden.
3 Es ist wahr! Der Kaiser hat die Vorlage der Kommission unterschrieben!
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1897
" Das heißt also, jetzt bleibt nichts Anderes übrig, als auf Gottes Gnade vertrauen," sagte seufzend der Papa.
Einige Augenblicke herrschte allgemeines, schweres Schweigen.
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es
Mein Gott ! Was ist denn das? Nach meiner Ansicht ist das einfach ein Raub," ließ sich plötzlich die Stimme des alten Simion Iwanowitsch war der Onkel des Vaters vernehmen. In seiner Aufregung sprang er von seinem Size auf und schlug mit der Faust auf den Tisch. Die weißen Haare fielen ihm in das erhißte, zornige Gesicht.
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,, Schreien Sie nicht, Oufel, um Gotteswillen! Les domestiques peuvent entendre," flehte erschrocken die Mama.
„ Ja, also erflären Sie mir endlich, was wird es werden? Das heißt, man wird jetzt aufhören, uns zu gehorchen.... So etwas, nicht wahr?" mengte sich die alte Tante Arina Iwanowna laut und gekränkt ins Gespräch.
,, Komm nicht mit Dummheiten, Schwester," sagte ungeduldig der Papa und drängte sie sachte mit der Hand weg. Laß mich Stepan nach Allem gründlich ausfragen, wie es sich gehört."
"
Die Herren gruppirten sich dann um Stepan Michailowitsch, der irgend etwas sehr erregt zu
5 Die Dienerschaft tönnte es hören.