Die grene Welt
Nr. 36
Illustrirte Unterhaltungsbeilage.
Der ungarische Edelmann.
Am Nagel hängt, vom Rost verzehrt, Mein blutgetränktes Ahnenschwerk; Dicht glänzt es mehr, Rost zehrt daran- Ich bin ein ungarischer Edelmann!
Des Lebens Kern ist Müßiggang , Ich faulenze mein lebenlang: Arbeiten mag der Unterthan Ich bin ein ungarischer Edelmann!
Von Petöft.
Die Straße, Bauer, bring zurecht, Sonst geht es deinen Pferden schlecht: Befördert mich doch dein Gespann Ich bin ein ungarischer Edelmann!
-
-
Ich schreibe nicht, ich lese nicht, Mach' Wissenschaft mir nicht zur Pflicht- Die schmachtet in der Armuth Bann Ich bin ein ungarischer Edelmann!
Was kümmert mich das Vaterland? Des Vaterlandes arger Stand? Es helfe sich so wie es kann Ich bin ein ungarischer Edelmann!
Auf der Walze.
Aus den Papieren eines Fechtbruders. Von F. Riebeck. ( Fortsetzung.)
rei Gesellen erscheinen in der Thür, darunter der dürre Graubart. Hinter ihnen steht im Hausflur die Herbergsmutter und raunt den Dreien, die sich nach ihr umwenden, etwas zu. Sie lacht und fichert verstohlen, und die Blicke der Gesellen richten sich auf mich. Ich trete den Dreien grüßend entgegen; sie starren mich ein Weilchen an und brechen dann plöglich in ein schallendes Gelächter aus. Soll das mir gelten? Sigt etwa meine Halsbinde nicht ordentlich? Ich taste mit der Hand nach dem Halse und schaue mich nach einem Spiegel um. „ Ist das nicht der Dicke, der voriges Mal den Stiefel gab?" fragte der Graubart.
" Freilich is ers!" ruft einer der Begleiter, die sich Beide vor Lachen schütteln.
" Mensch, wie siehst Du denn aus!" fährt der Granbart fort;„ Du bist wohl unter die Kloster brüder gegangen?"
„ Wieso denn?"
,, Du trägst ja eine Rutte!- der Deibel am Schlawittel gezerrt?"
Oder hat Dich
Er greift nach meinem abstehenden Rockfragen und behauptet, zwischen Rock und Nücken habe reichlich ein Sack Kartoffeln Plaz. Wenn ich als Zwiebelhändler reisen wolle, könne ich mir die Ausgabe auf einen Korb ersparent.
Auf die zwei Anderen übten diese Wiße" eine erschütternde Wirkung aus; sie wanden und krümmten
-
-
1897
-
In einer Wissenschaft jedoch: Im Bechen fand ich keinen noch, Der mir es häft zuvorgethan Ich bin ein ungarischer Edelmann! Nicht Steuer zahl' ich, nicht Tribut, Auch hab' ich nur ein winzig Gut; Doch Schulden einen Dean Ich bin ein ungarischer Edelmann!
-
Bach Ahmenbrauch, im Ahnenhaus, Schmauch' ich die letzte Pfeife aus: Tragen mich Engel himmelan Ich bin ein ungarischer Edelmann!
sich vor Lachen; sie hielten sich die Seiten und flehten keuchend zu Gott, er möge ihnen beistehen, damit sie vor Lachen nicht den Tod fänden; so schrecklich gelacht hätten sie während ihres ganzen Lebens noch nicht. Plötzlich entrang sich dem Munde eines der Lacher das Wort„ Wuppdich!" Der Andere stieß einen Schrei des Entzückens aus und rief:„ Ja, der Wuppdich, der Wuppdich!"
Nun fanden sich neue Gesellen ein; Allen wurde ich als der Wuppdich vorgestellt; Alle belustigten sich über mich und Jeder trieb sein Bossenspiel mit mir. Ich ärgerte mich, war beklommen und das Blut schoß mir siedeheiß zu Kopf, doch ich bezwang mich und gab mir alle Mühe, recht kräftig mitzulachen. Leider verging mir auch das bischen erkünstelter Humor, als ich die Herbergsmutter erblickte, die, in jeder Hand eine Last gefüllter Biergläser, stehen blieb, mich wie ein komisches Wundervieh betrachtete und ohne alle Scheu in das Spottgelächter einstimmte. Der Spott von Kameraden war zur Noth erträglich; den Spott dieses häßlichen fremden Weibes ertrug ich nicht. Vor wenigen Minuten noch hatte sie gethan, als sei sie gegen mich des höchsten Respektes voll, und nun zeigte sie ihr wahres Gesicht, die Heuchlerin! Ich hätte sie umbringen können, so tödtlich war mein Haß, so heftig meine Wuth. Nur gut, daß sie bald hinausging; ich glaube, es wäre sonst ein Unglück geschehen!
Ein Unglück hätte leicht auch aus einer anderen Ursache entstehen können. Der Benjamin war ein getreten, und als er erfahren, daß ich der Wuppdich sei, verrieth sein blödes Affengesicht eine närrische
-
Freude. Er hüpfte plump umher, schlenkerte wie ein unbeholfenes Kind mit den Armen und sang: " Der Wuppdich, der Wuppdich, der Wuhu wuhupdich!" Das verdroß mich gewaltig, und als er bald darauf, das Beispiel der Anderen nachahmend, einen Wiz über mich machte, verlor ich alle Fassung. Sein Wiß war nämlich so plump, wie der ganze Kerl; er sagte, der Anzug passe mir nicht, folglich hätte ich ihn nicht gekauft, sondern dem Aron - einem in Thalungen bekannten Kleiderhändler- vom Rechen gestohlen. Mit der Wuth eines gereizten wilden Thieres sprang ich auf den Burschen los, packte ihn an der Gurgel und schrie ihm zu, er solle das Wort zurücknehmen. Schon aber fam der Altgesell dem Bedrohten zu Hülfe, zwang mich, von ihm abzulassen, erklärte jedoch zu meiner Genugthuung, der Benjamin müsse widerrufen. Dieser hatte garnicht versucht, mir Widerstand zu leisten; er war aschfahl geworden, und er stammelte, daß er ja nur Spaß gemacht habe. Ich gab mich zufrieden und freute mich, daß die böse Geschichte ein so gutes Ende genommen hatte. Wie leicht hätte der Benjamin mich halb elend schlagen können! An Kräften schien es ihm nicht zu fehlen.
Aber ich hatte gesiegt, und das war gut. Die Gesellen schienen mir eine solche Tapferfeit garnicht zugetraut zu haben, und ich muß gestehen, daß sie mir selber überraschend vorkam; sie spotteten weiter ,. doch nicht mehr über mich, sondern über den Benjamin, der sich niedergesetzt hatte und kläglich still verhielt. Ich fühlte mich als Held und Sieger, dabei aber war mir ganz erbärmlich zu Muthe,