Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.
schaulicher zu machen: ein Bestreben, das nicht immer gut geheißen werden kann. Von geradezu unschöner Wirkung ist es auf dem Bilde„ Der Mammon und sein Sklave". Die aufrechtstehende Gestalt eines Mannes in herrischer Haltung hat an Stelle des menschlichen Kopfes einen von einem Sonnenfreis umgebenen Vogelkopf. In der einen Hand hält die Gestalt eine Geißel drohend vor, die andere Hand sentt eine Rette zu Boden. Und vor der Gestalt zu Boden gesunken, mit der Stirne den Boden berührend, liegt der Sflave des Mammons mit demüthiger, unterwürfiger Haltung. Die Gestalt des Mammons ist es, die unschön wirft, wenngleich die Gier und Habsucht durch das Symbol des Geier kopfes besser zum Ausdruck kommen. Aber durch die
wachen, steht ein nackter Jüngling, der eine schon rauchende Bombe auf dem Kopfe trägt, um sie in das Innere des Palastes zu schleudern. Die Idee ist klar: die letzten Ausflüsse der lezten Kultur sind den ersten Herrlichkeiten der ältesten Kultur auf Erden gegen übergestellt. Das Prinzip der Zerstörung in Menschen gestalt tritt an die falte und fast unzerstörbare Pracht der Vorwelt heran. Auch hier wieder begegnen wir der Vorliebe Schneiders für symbolische Halbgestalten, die er diesmal der historischen Wirklichkeit entlehnt. Die Köpfe der geflügelten Stiere sind die Köpfe assyrischer Könige, mit der Tiara geschmückt. Und diesem assyrischen Typus begegnen wir noch zweimal auf Schneiders Werfen.
Zuerst auf dem Bilde„ Der Herr der Erde".
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geschmückt, aus der die Hörner des Kopfes hervortreten. Hinter ihm der Tod, halb als Skelett, halb als Mensch, mit den Händen die Sense umklammernd und auf dem Haupte ebenfalls eine abenteuerliche Krone. Und zu Füßen des Höllenfürsten seine Geister, die sich erschreckt niederducken und zu fliehen trachten. Links vom Beschauer in ähnlicher Gruppirung die Schaaren der Verstoßenen, die aus dem Feuerschlund emporringen und an ihren Ketten zerren. Und in der Mitte, in einen weiten Lichtfreis gehüllt, Christus, der den Kopf der Schlange zertritt und seine Arme erbarmend den Sündern zustreckt.- Sowohl in der Idee als auch der Ausführung ist dieses Bild nach den alten und ältesten Schablonen gearbeitet; nirgends darin,
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Um eine Seele. Dach einem Karton von Sascha Schneider . Photographieverlag von Max Levit in Berlin .
seltsame und unorganische Verbindung geht die Wirfung wieder verloren. Wie viel ausdrucksvoller und trotz der Phantastik natürlicher erscheinend ist der Adlerkopf auf der visionären Figur unseres heutigen Bildes. Auch auf diesem Bilde aber zeigt sich die völlige Einfachheit der Mittel zum Zweck der Verschärfung der Idee. Was die Idee selbst betrifft, so ist sie genau dieselte wie auf dem Bilde„ Gefühl der Abhängigkeit". Es ist auf beiden das ohnmächtige Sichfügen in eine dunkle, höhere Gewalt, das tiefe, erniedrigende Bewußtsein der eigenen Hülf losigkeit vor einem finsteren, unabweislichen Schicksal. Beide Bilder sind Symbole des Sklaventhums der Menschheit.
Von viel größerer unmittelbarer Wirkung und Einfachheit ist„ Der Anarchist". Vor dem Portale eines assyrischen Königspalastes, dessen Eingang zwei ungeheure geflügelte Stiere mit Männerköpfen be
Es stellt einen assyrischen König dar, in aufrechter, Es stellt einen assyrischen König dar, in aufrechter, selbstbewußter Haltung vor seinem steinernen Throne stehend. Und mit seinem Fuße tritt er das Kreuz Christi, gleichsam als Sieger der brutalen Herrscher gewalt über das Prinzip der Nächstenliebe und der Religion des Friedens. Die Idee dieses Bildes ist nicht ganz klar: nicht die Pracht und Herrlichkeit jener Barbarenkultur der Vorwelt hat über die Kultur des Christenthums gesiegt, sondern dem Christenthum mußte die Pracht und Selbstherrlichkeit der Vorwelt weichen.
Das zweite Mal begegnen wir dem assyrischen Typus und hier ist er am reinſten ausgeprägt
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in der Gestalt des Teufels auf dem Bilde Christus in der Hölle". Zur Rechten des Beschauers auf einem abenteuerlichen Throne, um den sich die Schlange ringelt, der Teufel, in tückischer, spähender Haltung, mit einer phantastischen Strone
von einigen bizarren Aeußerlichkeiten abgesehen, verräth sich die Eigenart Schneiders, seine Stoffe tiefer und ursprünglicher zu durchdenken. Die ganze Anlage des Bildes hat etwas Theatralisches und auch die Figur Chrifti verräth, äußerliche Pose. Aber umsomehr zeigt Schneider gerade hier in der Ausführung der einzelnen Figuren, in der ganzen Dekonomie der Raumausnutzung und in der wirkungsvollen Vertheilung von Licht und Schatten seine meiſterhafte Technik. Und gerade hier fann man besser hafte Technik. als an einem anderen Werke erkennen, daß die Sucht des Künstlers nach primitiven Formen feineswegs im technischen Unvermögen liegt.
Von ungleich tiefer verinnerlichter und ergreifenderer Wirkung ist ein anderes biblisches Bild, betitelt:„ Ein Wiedersehen". Auf einem niederen Stuhle in vorgebeugter Haltung sizt Christus, die Hände auf dem Schooß gefaltet, und schaut mit
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