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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

Ein seltsamer Aberglauben ist es, der in dem staatlichen und kanonischen Recht des Mittelalters sein Unwesen treibt und mit dem wir uns hier be­schäftigten, aber wir meinen, daß es an und für sich nicht ohne Interesse ist, sich auch auf diesem Gebiet einmal in den Geist der Zeiten zu versetzen.

geschafft und in einen Separationszylinder mit ein­zölligen Löchern geführt. Die zerkleinerte Erde passirt zölligen Löchern geführt. Die zerkleinerte Erde passirt sodann eine ringförmige Pfanne mit Rührarmen sodann eine ringförmige Pfanne mit Rührarmen und Wasserzufluß, aus welchem das leichtere Wiaterial sich durch die Mitte ausscheidet, während die schwereren sich durch die Mitte ausscheidet, während die schwereren Theile, Diamanten, Granaten usw. sich zum äußeren Rande bewegen und von Zeit zu Zeit abgezogen werden. Alsdann wandern die schwereren Theile in eine Sagmaschine mit Seiten von verschiedener Ma­schenweite sowie einem Bett von Bleifugeln, das den

Naffination. Aus diesem Grunde erzielen die Berg­werfe nur 70-72 Mark pro Unze Gold, während Feingold mit 79,50 Mart pro Unze zur Zeit be­zahlt wird. Die Goldausbeute des Witwatersrandt­Goldfeldes betrug seit dem 1. Januar 1888 bis zum 1. Juni d. J. 12 242 320 Unzen im Gesammt­werthe von 881 447 040 Mark.

Innerhalb eines Zeitraumes von zehn Jahren ist Transvaal , wo vor 1887 noch kein Bergwerk bestand, an die dritte Stelle aller Gold produzirender

Skizzen aus der Ferne. zu schnellen Durchgang verhütet, und aus dieser auf Länder gerückt und iſt, allem Anschein nach, berufen,

Von D. Kalf- Renleaug.

II.

Das Vorkommen des Goldes und der Diamanten in Südafrika .

ie bedentende Betheiligung des deutschen Kapi­tals an der Bergbauindustrie des Transvaal Freistaates man schäßt die Summe der in dertigen Unternehmen angelegten Kapitalien auf 800 Millionen. Mark sowie die zunehmende Auswanderung deutscher Arbeiter nach Südafrika verleihen einer kurzgefaßten Schilderung der Gold­und Diamanten- Gewinnung im schwarzen Erdiheile" allgemeines Juteresse.

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Daß Diamanten vorkommen im trostlos öden West Griqualande wurde vor dem Goldvorkommen, schon im Jahre 1867, festgestellt. Tausende von Leuten aus dem Kaplande und der britischen Kolonie Natal strömten damals der Wüste zu und begannen, unabhängig voneinander und sich der einfachsten Ein­richtungen bedienend, die Umgebung der ersten Fund stelle nach dem kostbaren Edelstein zu durchsuchen. Von dem Umfange dieser Einzelarbeit zeugen noch heute die geschürften Abgründe von 50 qkm Ober­fläche und bis 91 m Tiefe. Die Diamant führenden Schichten sind zweifellos Ausfüllungen erloschener Krater mit vulkanischem Schlammı, der heute als ,.blue ground" blane Erde" bezeichnet wird und ein Konglomerat von Schiefer, Basalt, Diorit und Olivin ist. Ursprünglich waren diese Schichten von einer anderen, dem ,, yellow ground"

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der gelben Erde" überlagert, die unter dem Einfluß der Athmosphärilien verwittert und daher leichter zu verarbeiten war. Diese beuteten auch die einzelnen Diamantgräber durch Tagebau aus und schafften das Rohmaterial in Kisten an Drahtseilen, die von der Sohle der Gruben zur Erdoberfläche gespannt waren, zu Tage.

Im Jahre 1879, als die gelbe Erde" erschöpft war und man eben auf die Elane" stieß, trat in­folge des heftigen Wettbewerbes eine Krisis ein: der Erlöspreis für Diamanten sank auf den niedrigsten Stand. Diesen Augenblick der Entmuthigung unter den Diamantgräbern benutzten die Spekulanten De Beers, Barnato, Beit u. A., um sich in den Besitz der meisten Gerechtsame und Antheile der Gruben zu setzen, und zwar durch Verbreitung des Gerüchtes, die blaue Erde" sei bar der Edelsteine. Fast alle Gräber verließen das Grubenfeld, und die De Beers­Gesellschaft erreichte, daß sie in den Besitz der vier Hauptgruben: De Beers, Kimberley, Berltfontein und Du Toitspan gelangte und in allen außen­stehenden Gruben die Stimmenmehrheit hat, wodurch sie den Weltdiamantenhandel in Händen hat. Die vier genannten Gruben liegen in einem Umkreise von 5 qkm, aber behufs Einschränkung der Pro­duktion und Hochhaltung des Pieises sind blos die Kimberley- und De Beers- Gruben in Betrieb und werden vermittelst Schächte und Stollen abgebaut.

Die zu Tage geförderte blaue Erde" schafft man in stählernen Wagen auf einem Geleise ver= mittelst endlosen Kettenbetriebes nach den, mehrere Quadratkilometer großen Lagerplägen, die eine Million Ladungen zu 725 km Gewicht zu fassen vermögen, und breitet sie auf deren harten, ebenen Oberfläche in 230 mm dicken Schichten behufs Zerfallens aus. Das Material wird während des Verwitterungs­prozesses, der in der Regel ein Jahr dauert, mit Pflug und Egge Learbeitet und bei heißem Wetter mit Wasser besprengt. Endlich wird es zur Wäsche

die Sortirtische.

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Sowohl zu Tage, wie unter der Erde ist Alles elektrisch beleuchtet, und wird die Arbeit von Ein­geborenen unter Leitung von Weißen verrichtet. Da die unrechtmäßige Aneignung von Diamanten sehr leicht ist, denn solche bis zu 70 Karat 1 Karat 0,205 g werden einfach verschluckt und später wieder auf natürlichem Wege aus dem Körper ans­geschieden, so sind alle Angestellten streng fasernirt und selbst bei den intimsten Leibesverrichtungen scharf überwacht. Die Gesellschaft löste im Jahre 1896 für 3 035 481 Rarat Diamanten, welche aus 3 239 134 Ladungen gewaschen waren, 78 030 840 Mark.

Das Gold tritt in Südafrika in Gängen, in Flözen, in Laterit und Alluvium auf, jedoch hat bis­her der Abbau der Flöze, die Gebirgsglieder der aus Sandstein, Konglomeraten, Schiefer und Diabasen zusammengesetzten Kap- Formation sind, fast neun Zehntel der gesammten Goldausbeute des Trans­vaals geliefert. Die Konglomeratflöze, welche haupt­sächlich in einer sich an dem Südrand des Witwaters randt- Gebirges anlehnenden Mulde vorkommen, sind schichtenartig auftretende Anhäufungen ron Quarz­Kieseln von Stecknadelfopf bis Hühnereigröße, ver­bunden mittelst eines blaugranen, kieseligen Binde­mittels, das der Träger des, von wenigen bis über 100 g auf die Tonne Gestein schwankenden Gold­gehaltes.

Die Goldlagerstätten werden vorwiegend durch flachere, selten durch steilere Schächte erschlossen, und von diesen aus durch horizontale Sohlenstrecken, die etwa 30 m Vertikalabstand haben und durch Ge­senke oder Unterhauen miteinander verbunden sind, abgebaut. Als Sprengmaterial dient Dynamit, nach­dem das Gestein durch Bohrmaschinen, durch Preß­dem das Gestein durch Bohrmaschinen, durch Preß­luft getrieben, in Angriff genommen ist. Das ge= förderte, zerkleinerte Gestein wird zu den Pochwerken, die je 5 Stempel zu 1000 Pfund Gewicht zählen, und das zermalmte Material mittelst Wasserspülung durch feinmaschige Siebe zu den Amalgamirtischen geleitet, welche mit Kupferplatten belegt sind, die mit Quecksilber bestrichen werden. Ein großer Theil des freien Goldes wird nun von dem Quecksilber zurückgehalten, das theils auf den Amalgamirtiſchen, theils in den Pochtrögen angebracht ist. Täglich schabt man die Platten ab und trennt in Retorten­öfen durch Destillation das Quecksilber wieder vom Golde. Aus der von den Amalgamirtischen ab­laufenden Pochbrühe scheidet man die Schwefelticse auf Stoßherden mit wandernden Herdflächen. Die Kiese werden in den Fortschaufelungsöfen vom Schwefel gereinigt und in Dryde verwandelt. Durch Ein­lassung von Chlorgas in das, in große Bottiche gefüllte Röstgut wird das in ihm enthaltene Gold in lösliches Chlorgold verwandelt und aus dieser Lösung durch Eisenvitriol gefällt. Die von den Aufbereitungstischen abfließende Trübe fließt in Klär­teiche, wo Pochsande und Bochschlämme sich absezen. An der Luft vorerst getrocknet, werden diese sodann dem Cyanidverfahren unterworfen. Man bringt sie in 6-8 m weite und 2-3 m tiefe Bottiche mit Filterboden. Das enthaltene Gold wird mittelst schwacher, halbprozentiger Cyankaliumlösung gelöſt und aus der durch den Filter austretenden Lösung in langen Stästen, durch deren Kammern die Lösung in langen Kästen, durch deren Kammern die Lösung auf und absteigend hindurchgeführt wird, vermittelst Zinkspähnen ausgefällt. Der durch beide Verfahren erhaltene Goldschlamm wird in Tiegeln unter Zusatz von Borar, Soda und Sand verschmolzen und in Barren gegossen. Sowohl dieses wie auch das Amal­gamgeld ist übrigens nicht rein und bedarf vor seiner Verwendung in der Münze und Industrie noch der

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bald unter ihnen die erste Stelle einzunehmen.

Aus dem Papierkorb der Zeit.

Die Richter der Inquisition.( Zu unserem Bilde.) Bleich, schüchtern fast, fällt das Tageslicht durch das ver­gitterte Fenster hinein in das dumpfe, fellerartige Gewölbe. Und was hat es im Grunde auch hier, in diesem Raum zu suchen, wo nur der Geist der Finsterniß zu Hause ist; hier, wo ein dunkler, starrer Fanatismus über Aften brütet, wo eine wilde, grausame Phantasie in immer neuen Opfern, nenen Strömen Blutes sich ergeht? Ja, das sind sie, die Hunde des Herrn"( canes domini) wie man sie genannt die Kegerrichter,

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die Herrn vom Orden des heiligen Domini.us, dereinst von Papst Gregor IX. dazu auserwählt, bis auf den lezzen Stumpf die Ungläubigen und Keßer auszutilgen. Und wahrlich, sie haben trefflich ihres Amites gewaltet. Zu Tausenden und Abertausenden sind auf ihr Geheiß die Scheiterhaufen aufgefodert in allen Landen, in Frankreich , England, Deutschland , in den Niederlanden , Spanien , Portugal , furz überall, wohin die frommen Mörder ihr Evangelium des Erlösers trugen.

Und käme ihre Zeit noch einmal, aufs Neue würden sie zur größeren Ehre Gottes" ihre Blutgerichte halten, aufs Neue die Holzstöße selbst in Flammen segen, deren legte Funken in Spanien erst der Fuß des corsischen Eroberers ausgetreten hat. Und griffe man auch nicht zu Schwert und Feuer, so würde doch bald die Zahl der Sterker nicht genügen, die Opfer blinder Glaubenswuth zu fassen.

Aufs Neue würde man dem Denunziantenthum, den niedrigsten Instinkten, Gesindel jeder Art die Thore öffnen, um freie Geister, freie Menschen auf Lebenszeit in dumpfen Mauern zu begraben.

Doch ist denn das Geschlecht der canes domini schon gänzlich ausgestorben?

Laufen sie nicht auch heute noch umher, gleich Schweiß­hunden den Spuren des Verbrechers" folgend, der ihren Herrn und Gebieter lästert, nur weil er ihn für sich selbst nicht anerkennen will?

Liegen die Zeiten des religiösen Fanatismus gläubiger Rache und Verfolgungssucht wirklich schon hinter uns?

Ich glaube, ich kann mir die Antwort auf diese Frage unseren Lesern gegenüber ersparen. Sie wissen es selbst am besten; aber sie wissen auch, daß im Kampfe mit den Mächten, wie wir sie in den Gestalten unseres heutigen Bildes vor uns sehen, zuletzt doch die Ritter vom Geiste" Sieger bleiben werden.

Ein Macchiavelli Polens war der Italiener Philipp Kallimach Buonacorsi( geb. 1437), Rathgeber des Königs Kafimir und Erzieher von dessen Söhnen. Seinem Fürsten gab er vortreffliche Lehren, deren Befolgung geeignet war, den Adel zur Ohnmacht und Bedeutungslosigkeit herab­zudrücken. Folgende Proben mögen den Geist seiner ge­heimen Rathschläge" veranschaulichen:

Männern aus hoher Familie zeige Dich wohlgeneigt, scherze mit ihnen, versprich ihnen Deine Gnade. Verleite ihnen große, aber wenig einträgliche Wojwodschaften, daß sie dadurch arm werden, aber gieb ihnen nichts, womit sie sich bereichern können.

Die Hofämter vergieb nicht an schlaue, sondern an schlichte Männer, an solche, die Du lenken kannst, wie Du willst.

Gieb kein Amt umsonst fort; halte treue Diener, die damit handeln; wer am meisten giebt, sei vor Dir der Würdigere; solches Geld aber halte fest unter Deinem

Verschluß.

Sei Herr in Teinem Königreiche und lasse die Ge­walt der Päpste nicht zu.

Die Bisthümer gieb gelehrten Männern, aber nicht aus alten und vornehmen Hänsern, denn solche würden Dich beherrschen wollen.

Schaffe die Landboten ab, denn sie sind noch nicht lange aufgekommen und zwar nur zur Bewilligung der Abgaben. Jezt eignen sie sich Alles zu, damit es nach ihrem Willen gehe, und Dich möchten sie nachher nur noch zum Schein behalten.

Nachdruck des Inhalts verboten!

Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen wolle man an Edgar Steiger , Leipzig , Oststr. 14, richten.

Berantwortlicher Redakteur: Gustav Macasy in Leipzig . Verlag: Hamburger Buchdruckerei und Verlagsanstalt Auer& Co. in Hamburg. - Druck: Mar Bading in Berlin .