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Die Neue Welt. Illustrirte Illustrirte Unterhaltungsbeilage.
Der Bauer blickte seinen Schwager mißtrauisch an. Was hatte denn den auf einmal so umgestimmt? Neulich hatte er noch sechseinhalb Prozent verlangt, und feinen Pfennig darunter, wenn er die Hypothek, die dem Büttnerbauer von seinem Bruder Karl Leberecht gefiindigt worden war, übernehmen solle. Daß Kaschelernst ihm nichts zu Liebe thun werde, wußte der Bauer nur zu genau. Andererseits lockte das Anerbieten. Fünf Prozent für die Hypothek. Es war immer noch Geld genug! Vielleicht bekam man's doch noch um ein halb Prozent billiger in der Stadt. Ueberhaupt war es vielleicht besser, sich mit Kaschel nicht weiter einzulassen; er besaß ja sowieso weiter oben noch eine Hypothek auf dem Bauerngute eingetragen, und leider hatte er ja auch überdies Forderungen.
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" No, wie is?" mahnte Raschelernst den Ueberlegenden. Sein mir eenig? Finf Prozent!" „ Mir worsch aben racht, wenn'ch' s Geld glei friegen kennte."
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' s Geld is da! Ich ha's huben liegen. Da fannst's glei mitnahmen, Traugott, uf de Post, wenn De Karl Leberechten auszahlen willst. Also, wie is, sein mer eenig?"
Der Bauer simulirte noch eine ganze Weile. Er mißtraute der Sache. Irgendwo war da eine Hinterthiir, die er noch nicht sah. Wenn Kaschelernst die Miene des Biedermanns aufsetzte, da konnte man sicher sein, daß er Einen begaunern wollte.„ Du soist, Du hätt'sts Geld da liegen; soist Du?"
unbedeutendes Feldgrundstück gehörte, war sein eigen. Er hatte einen Tanzsaal mit großen Fenstern eingebaut, zwei Kegelbahnen und einen Schießstand angelegt. Außer dem Schnaps- und Bierausschank betrieb er den Kleinkram, gelegentlich auch Fleischerei und Getreidehandel. Alles gedieh ihm. Auch LandMan manfelte allerhand, verkäufe vermittelte er.
daß er seine Hand im Spiele gehabt bei Güterzerschlagungen, wie sie in der letzten Zeit nicht selten in und um Halbenau stattgefunden hatten. Mit den Händlern, Maklern und Agenten der Stadt stand er in regem Verkehr; kaum eine Woche verging, wo nicht Einer von dieser Zunft im Kretscham von Halbenau abgestiegen wäre.
Und zu denken, daß dieser Mensch alles das nur dadurch erreicht hatte, daß er eine Tochter aus dem Büttnerschen Gute geheirathet!
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Der alte Bauer gab sich triben Gedanken hin, nachdem der erste Aerger verflogen war. Wie war das Alles nur so über ihn und seine Familie gekommen! Es war doch keine Gerechtigkeit in der Welt! Der Pastor mochte von der Kanzel herab sagen, was er wollte: die schlechten Menschen fänden schon hier auf Erden ihre Strafe und die guten ihren Lohn; für ihn und die Seinen stimmte das nicht. Da war es eher umgekehrt. Es gab keine Gerechtigkeit auf der Welt!
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Das Büttnerſche Gut war eine der ältesten spann„ Tausend Thaler und drüber! Se liegen bei fähigen Stellen im Orte. Es war, wie die Kirchenmer im feuersicheren Schranke. Willst se sahn, buchnachrichten auswiesen, stets mit Leuten dieses Traugott?" Namens besetzt gewesen. Lange vor dem großen „ Also finf Prozent! Kannst De' s ne drunger Kriege schon hatten die Büttners dem Dorfe mehrere macha?"
,, Ne, drunger gar ne! Und ees wollt'ch der glei noch sagen, Traugott, bei der Gelegenheit: für meine eegne Hypothek, die'ch von Deiner Schwester geerbt ha', dos wullt'ch der glei noch sagen: da mecht'ch von Michaelis an och finf Prozent han, viere dos is mer zu wing, verstiehst De!"
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Du bist wuhl berrikt!"
" Finf Prozent für beide Hypotheken! Hernachen sollst Du's Geld han. Anderscher wird teen Geschäft ne, Traugott!"
Jezt riß dem Büttnerbauer die Geduld.
Er hob die Peitsche und schlug auf das Pferd. Der Gastwirth, erkennend, daß es diesmal Ernst sei, hatte gerade noch Zeit, bei Seite zu springen. Der Nappe bockte erst ein paar Mal ob der unerwarteten Schläge, dann zog er an. Kirschroth im Gesicht wandte sich der Bauer nach seinem Schwager um und drohte unter wilden Schimpfreden. Dabei ging das Geschirr in Bogenlinien von einer Seite der Straße auf die andere und drohte in den Graben zu stürzen, weil der Bauer in seiner Wuth ab= wechselnd an der Hotte- und an der Hüsteleine riß.
Der Kretschamwirth stand mitten auf der Straße und sah dem davoneilenden Gefährte nach, sich die Seiten vor Lachen haltend. Er sprang vor Vergnügen von einem Bein auf das andere, kicherte und schnappte nach Luft. Sein Sohn Richard, ein sechzehnjähriger Schlacks, hatte die Verhandlungen zwischen Vater und Onkel vom Gaststubenfenster aus neugierig verfolgt. Jetzt, da er den Büttnerbauer erregt abfahren sah, kam er heraus zum Vater, um zu erfahren, was eigentlich vorgegangen sei. KaschelErnst, dem die Augen übergingen, konnte seinem Sohn vor Lachen kaum etwas erzählen.
Der Büttnerbauer machte seinem Aerger noch eine geraume Weile durch Flüche Luft. Am meisten ärgerte er sich über sich selbst, daß er sich abermals hatte verführen lassen, mit seinem Schwager Kaschel zu sprechen. Als ob jemals ein Mensch mit diesem Würgehund" etwas zu thun gehabt hätte, ohne von ihm übers Ohr gehauen worden zu sein. Der war ja so ein„ gerissener Hund" mit seinem blöden Lachen. Als ob er nicht bis drei zählen könne, so fonnte dieser Lump sich anstellen, und gerade damit fing er die meisten Gimpel.
Als Kaschelernst ins Dorf gekommen war, vor Jahren, hatte er nicht einen rothen Heller sein eigen genannt, und jetzt war er der anerkannt reichste Mann in Halbenan. Der Kretscham, zu welchem ein nicht
Schulzen geschenkt, und unter den alten Grabsteinen auf dem Kirchhofe war mancher, der diesen Namen aufwies.
Während des dreißigjährigen Krieges, wo Halbenau und Umgegend mehrfach arg mitgenommen benau und Umgegend mehrfach arg mitgenommen wurden, war mit dem großen Sterben" auch die Büttnersche Familie bis auf vier Augen ausgestorben. Seitdem gab es nur noch diesen einen Zweig in Halbenau. Nicht, daß es der Familie an Nachwuchs gefehlt hätte! aber entweder heiratheten die jüngeren Söhne nicht, oder wenn sie eine eigene Familie begründet hatten, blieben sie doch mit Frau und Kind auf dem Hofe ihrer Väter, halfen bei der Bestellung und arbeiteten die Frohndienste für den Bestellung und arbeiteten die Frohndienste für den Grundherrn ab. Die Kinder mußten, wie üblich, der Gutsherrschaft zum Zwangsgesindedienst ange= boten werden. Man befand sich ja nicht auf eigenem Grund und Boden; der Gutsherr hatte die Obrigkeit und besaß Verfügungsrecht über Land und Leib seiner Unterthanen. Aber die besondere Stellung der Büttnerschen Familie, ihre Tüchtigkeit und Nüglichkeit, war auch von Seiten der Gutsherrschaft respektirt worden. Niemals war einer aus diesem Gute, wie es in der Zeit der Erbunterthänigkeit den Bauern nicht selten zu geschehen pflegte, in eine geringere Stelle versetzt worden. Man leistete durch Spanndieuste und Handdienste der Herrschaft ab, was man ihr schuldig war. Großen Wohlstand hatte man dabei nicht sammeln können; dazu war auch die dabei nicht sammeln können; dazu war auch die Kopfzahl der Familie zu stark gewesen und der Boden zu ärmlich. Aber man hatte nichts eingebüẞt an Land und Kraft in den Zeiten der Hörigkeit, die nur zu viele Bauern herabgedrückt hat zur Unselbstständigkeit und Stumpfheit des abhängigen Subjekts. Und der Hausverband, die Zusammengehörigkeit der Familie, war gewahrt worden.
Unter dem Großvater des jezigen Besizers trat die Bauernbefreiung in Kraft. Die Erbunterthänigkeit wurde aufgehoben, alle Frohnden abgelöst. Bei der Regulirung verlor das Bauerngut ein volles Dritttheil seiner Fläche an die Herrschaft.
In dem Vater des jezigen Bittnerbauer erreichte die Familie einen gewissen Gipfelpunkt. Er war ein riihriger Mann, und es gelang ihm, sich durch Fleiß und Umsicht, begünstigt durch gute Jahre, zu einiger Wohlhabenheit emporzuarbeiten. Durch einen günstigen Kauf verstand er es sogar, den Umfang des Gutes wieder zu vergrößern. Vor allem aber legte er das erworbene Geld in praktischen und bleibenden Verbesserungen des Grund und Bodens an.
Es war kein kleines Stück für den Mann, sich dem Vordringen des benachbarten Rittergutes gegenüber, das sich durch Ankauf von fleineren und größeren Parzellen im Laufe der Jahre zu einer Herrschaft von stattlichem Umfange erweitert hatte, als selbstständiger Bauer zu erhalten. Unter diesem Besizer war die Familie, dem Zuge der Zeit folgend, in alle Windrichtungen auseinander geflogen. Nur der älteste Sohn, Traugott, war als zukünftiger Erbe auf dem väterlichen Hofe geblieben. Als der alte Mann ziemlich plötzlich durch Schlagfluß starb, fand sich kein Testament vor. Als echtem Bauern war ihm alles Schreibwesen von Grund der Seele verhaẞt gewesen. Gegen Gerichte und Advokaten hatte er ein tief eingefleischtes Mißtrauen gehegt. Zudem war der Alte einer von Denen, die sich nicht gern daran erinnern ließen, daß sie dieser Welt einmal Valet sagen müssen. Auch schien jede Erbbestimmung unnöthig, weil als selbstverständlich angenommen wurde, daß, wie seit Menschengedenken, auch diesmal wieder der Aelteste das Gut erben werde und daß sich die übrigen Geschwister murrlos darein finden würden.
Das kam nun doch etwas anders, als der Verstorbene angenommen hatte.
Es waren fünf Kinder vorhanden und die Wittwe des Dahingeschiedenen. Traugott, der Aelteste, war durch den Tod des Vaters Familienoberhaupt und Bauer geworden. Der zweite Sohn hatte vor Jahren das Dorf mit der Stadt vertauscht. war auf der Wanderschaft nach Desterreich gekommen und dort sizen geblieben. Außer diesen drei Söhnen Die eine war mit waren noch zwei Töchter da. dem Kretschamwirth von Halbenau verehelicht, die andere hatte einen Mühlknappen geheirathet, mit dem sie später von Halbenau fortgezogen war.
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Im Erbe befand sich nur das Bauerngut mit Gebäuden, Vorräthen und Inventar. Das baare Geld war zu Ausstattungen der Töchter und zu Meliorationen verwendet worden.
Der älteste Sohn erklärte sich bereit, das Erbe anzutreten und die übrigen Erben mit einer geringfügigen Auszahlung abzufinden, wie es der oftmals ausgesprochene Wunsch des Verstorbenen gewesen war. Aber der Alte hatte da mit einer Gesinnung gerechnet, die wohl in seiner Jugend noch die Familie beherrscht hatte: der Gemeinsinn, der aber dem neuen Geschlechte abhanden gekommen war. Zu Gunsten
der Einheitlichkeit des Familienbefizes wollte keiner der Erben ein Opfer bringen.
Es wurde Tare verlangt zum Zwecke der Erbregulirung. Als diese nach Ansicht der Pflichttheilsberechtigten zu niedrig ausfiel, focht man die Erbschaftstare an und forderte Versteigerung des Gutes.
Der älteste Sohn, der sein ganzes Leben auf dereinstige Uebernahme des väterlichen Gutes zugeschnitten hatte, wollte den Besitz um feinen Preis fahren lassen. Er erstand schließlich das Gut zu einem von seinen Geschwistern künstlich in die Höhe geschraubten Preise.
Natürlich war er außer Stande, die Erben auszuzahlen. Ihre Erbtheile wurden auf das Gut eingetragen; Traugott mußte froh sein, daß man ihm das Geld zu vier Prozent stehen ließ. So saß denn der neue Büttnerbauer auf dem väterlichen Grundstücke, das mit einem Schlage aus einem unbelasteten in ein über und über verschuldetes verwandelt worden war.
Es tamen Kriege, an denen Traugott Büttner theilnahm. Die schlechten und die guten Zeiten wechselten wie Negen und Sonnenschein. Aber die guten Jahre kamen dem Braven nicht recht zu statten, da er nicht kapitalfräftig genug war, um den allgemeinen Aufschwung und die Gunst der Verhältnisse auszubeuten. Die schlechten Jahre dagegen drückten auf ihn, wie ein Panzerkleid auf einen schwachen und wunden Leib.
Der Büttnerbauer war freilich nicht der Mann, der sich leicht werfen ließ.
Sein Gut war ausgedehnt, die äußersten Feldmarken lagen in beträchtlicher Entfernung von dem am untersten Ende eines schmalen Landstreifens gelegenen Hofe. Der Boden war leicht und die Ackerfrume von geringer Mächtigkeit. Dazu waren die
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