Sohle kann brennen so heik
e, von der iemand nichts weiß
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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.
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eine untergeordnete Art künstlerischer Bethätigung, das vor einigen Jahrzehnten noch die Köpfe der Maler beherrschte, ist jetzt allenthalben aufgegeben.
Die Farben werden in Wasser gelöst und ohne Weiteres, in der Regel auf ein ziemlich starkes, weiches Papier aufgetragen. Zunächst begnügte man sich, eine ausgeführte Zeichnung mit den Wasserfarben zu foloriren. Jezt aber führt man das ganze Bild, auch die Formen, allein mit der Farbe aus. Die Wasserfarben trocknen sehr schnell und man braucht nicht lange zu warten, bis man einen Ton mit einem anderen übergehen kann. Da die Farben außerordentlich durchsichtig sind, so ist dies die eigentliche Technik für Lasuren. Es ist indessen nicht gut möglich, weil sonst die Oberfläche des Papiers sehr leicht leidet, einmal hingesetzte Farben gut fortzunehmen. Die Technik setzt also voraus, daß die Komposition des Ganzen fertig ist, wenn der Maler zu arbeiten beginnt. Vorzüglich ist sie für schnelles, flottes Malen, zu Studien vor der Natur geeignet.
Auch bei der Aquarelltechnik finden sich zwei verschiedene Anschauungen über die künstlerisch zweckmäßigste Art des Vortrags. Die Einen beschränken sich lediglich auf die Wasserfarben und suchen mit diesen alle Wirkungen zu erreichen, die in ihnen liegen. In dieser Art haben einige schottische Maler hervorragende Leistungen zu Stande gebracht, Blätter, auf denen in ein paar fühnen, breiten Strichen eine große Landschaft, eine bewegte Szene am Strande und ähnliche Motive voll packenden Lebens dargestellt sind. Anderen, insbesondere den deutschen Aquarellisten, scheinen die durchsichtigen Wasserfarben die Körperlichkeit der Dinge nicht genügend zu marfiren und sie greifen nach Hülfsmitteln. Sie arbeiten mit Pastellfarben hinein und setzen mit Gouachefarben( Deckfarben) erhöhte Lichter auf. Da diese drei Techniken eine gute Verbindung miteinander eingehen, so ist nichts dagegen einzuwenden, solange die Eigenart der Wasserfarben nicht verwischt wird. Wohl aber scheint es ein falscher Weg, wenn man versucht, mit diesen Mitteln die Wirkung, die von der Delmalerei ausgeht, zu erreichen.
Durch den weißen Grund kann bei dem durchsichtigen Charakter der Wasserfarben eine Leuchtkraft erzielt werden, wie sie selbst die Delfarbe nie erreicht. Andererseits ergiebt sich bei der Vertreibung und beim Waschen der Farben oft eine außer ordentliche Zartheit und Reinheit. Zur Darstellung von schwer- feuchter Luft, von Regen- und Nebelstimmungen, von Wolkenbildungen wird diese Technik daher häufig verwendet. Immer aber liegt, wenn sie recht gehandhabt wird, in dem eigenartigen, fliissig- weichen Glanz der Aquarelle ein großer Neiz.
Die Pastellmalerei ist die jüngste unter den Malweisen. Erst im Anfang des vorigen Jahrhunderts kam sie in llebung. Sie wird mit trockenen Farbstiften auf Papier oder Pergament ausgeführt. Die zur Verwendung kommenden Farbstifte sind aus einem Teig( pasta) von Farbsubstanz, Bleiweiß oder Gips und einem Bindemittel, Honigwasser, geformit und getrocknet. Nachdem die Farben mit solchen Stiften aufgetragen sind, werden sie mit einem Wischer vertrieben und ineinander gearbeitet. An dem trockenen Charakter der Farben sind Pastellbilder leicht zu erkennen. Sie halten sich nicht gut; bei der leisesten Berührung fallen Farbtheilchen ab, und es ist noch kein Mittel gefunden, sie zu firiren, das nicht zugleich ihrem Aussehen schadete.
Pastellbilder sind von einer wundervollen Zartheit des Tones. Allerdings ist es schwierig, eine gewisse Stumpfheit der Farben zu überwinden, und es gelingt dies nur den Besten; aber sie haben stets weiche, duftige Uebergänge, und es lassen sich zahl= reiche Farben zu brillanter Wirkung zusammenarbeiten. So ist die erste und die gegenwärtige Blüthe dieser Malart charakteristisch für die Bestrebungen der Zeiten: die französischen Maler des vorigen Jahrhunderts sahen in ihr ein geeignetes Mittel, zierlichelegante, tokette Portraits aus jener Gesellschaft zu malen, und heute wählen sie gerade einige der bedeutendsten Maler, weil ihrem außerordentlich gesteigerten Farbenempfinden dieses nuancenreiche Ausdrucksmittel werthvoll wird.
So hat jede Malweise ihre eigenartigen Vorzüge