Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

Nach dem von Julius Robert Mayer   entdeckten Gesetze von der Erhaltung der Energie kann eine einmal erzeugte Energie nie wieder verschwinden, sie kann nur in einer anderen Form auftreten. In dem vorliegenden Falle hat sie sich bei der Ueber­windung eines Reibungswiderstandes in Wärme um= gesetzt, wie sich auch die beim Bohren, Sägen, Hobeln und anderen mechanischen Thätigkeiten auf gewandte Energie in Wärme umsetzt. Die entstehende Wärme ist zwar für uns in Rücksicht auf die Weiterverwendung verloren, nicht aber für das Weltall  , wo sie in irgend einer anderen Form wieder in Erscheinung tritt. Wir können aber die beim Zu­sammendrücken des Ballons aufgewandte Energie,

in demselben Verhältnisse größer sein, wächst aber der Druck, so daß in der Sekunde, infolge der rascheren Bewegung des Wassers, mehr Wasser auf die Flügel zu befördert wird, so wird auch dem entsprechend eine größere Arbeitsleistung durch das Flügelrad erzeugt werden können.

Gelingt es nun, mit Hülfe des elektrischen Stromes irgend eine Masse in Bewegung zu sezen, so wird nach unserer obigen Darstellung die von der bewegten Masse erzeugte Bewegungsenergie, die sich in mecha­nische Arbeit umsehen kann, in einem bestimmten Verhältniß einmal zu der Stromstärke und dann zu zu dem Spannungsunterschiede stehen, und die ge­leistete Arbeit wird der Energie gleich sein, die auf

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würdiges mehr auf sich haben, daß man mit Hülfe des elektrischen Stromes im Stande ist, Licht zu erzeugen. Wenn sich unsere Friktionsmolefeln unter Ueberwindung eines gewissen Neibungswiderstandes durch die materiellen Wirbelmolekeln durchzwängen müssen, so erzeugt diese Reibung ebenfalls Wärme, und je größer der Leitungswiderstand ist, den der elektrische Strom zu überwinden hat, eine genügende Spannung vorausgesetzt, um so mehr Wärme wird nothwendig entstehen müssen; der Leitungsdraht geräth unter der Wirkung der Wärme in's Glühen, wobei er Licht aussendet. Geht man direkt darauf aus, elektrisches Licht zu erzeugen, so wird man naturgemäß von vornherein an den Stellen, wo man

Zschimmit

Mittagspause. Nach dem Gemälde von Emil Bschirmer.

oder wenigstens den größten Theil von ihr, wieder­gewinnen. Dazu denken wir uns in die Leitung beispielsweise ein Flügelrad eingeschaltet, dessen Flügel die Leitung vollständig abschließen. Wenn man nun durch die von uns aufgewandte Energie die Wassermasse in Bewegung seßt, so wird die Wassermasse auch einen Druck auf einen Flügel des Rades ausüben. Der Flügel wird dem Drucke nachgeben und sich so weit weiter bewegen, daß ein zweiter Flügel in die Leitung hineintritt und so fort. Das Flügelrad wird sich in drehende Bewegung segen und die Energie der Bewegung wird, abzüg= lich der erwähnten Reibungsverluste, so groß sein wie die Energie des ausgeübten Druckes. Die von dem Flügelrade geleistete Arbeit entspricht aber dem Drucke und zugleich der auf die einzelnen Flügel auftreffenden Wassermassen; sind die Flügel größer, so daß eine größere Menge Wasser auf einmal auf dieselben aufprallen kann, so wird die Arbeitsleistung

gewandt werden mußte, um die Elektrizität in unserem Leiter in Bewegung zu versetzen. Ebenso wie bei einer sehr schwachen Leitung unseres Wassermodells, wenn nur der Druck genügend gesteigert wird, erheb­liche Energiemengen auf das Wasserrad übertragen werden können, so kann man auch in einer sehr diinnen metallischen Leitung, wenn nur der elektrische Spannungsunterschied groß genug ist, bei der Ueber­tragung der elektrischen Energie sehr erhebliche Wir­fungen erzielen, so daß es nichts Verwunderliches mehr auf sich hat, wenn man sieht, wie durch einen relativ schwachen Bronzedraht so gewaltige Energie­mengen fortgeleitet werden können, daß die schwersten Trambahnwagen mit Leichtigkeit in Bewegung gesetzt zu werden vermögen.

Erinnert man sich an unsere obige Bemerkung, wie sich bei der anscheinenden Vernichtung von Energie bei der Ueberwindung eines Widerstandes die Energie in Wärme umseßt, so wird es auch nichts Merk­

Licht erzeugen will, einen Leiter einschalten, der dem Durchgange der Elektrizität einen erheblichen Wider­stand entgegenseßt. Als ein solcher Leiter bietet sich ein dünner Kohlefaden dar, der gegen das Verbrennen nur durch Einschmelzen in eine luftleere Glaskugel gesichert werden muß. In einem solchen Apparat haben wir aber die bekannten elektrischen Glühlampen vor uns. Auch bei den elektrischen Bogenlampen beruht die Lichterzeugung nur in der Einschaltung eines Körpers von erheblichem Widerstande in die Leitung. Man schaltet nämlich in die Leitung einen Luftwiderstand zwischen zwei Kohlenspißen ein, die in Weißglühhize gerathenden Kohlenspizen und die gleichzeitig in Weißgluth gerathende Luft strahlen dann das glänzende elektrische Licht aus, das unter dem Namen des Bogenlichtes allen unseren Lesern wohlbekannt sein dürfte.