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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage. handen

sind, die durch die Friktionsmolekeln beson­ders stark beeinflußt werden, soweit es die Stärke des Wirbels anbelangt. Führt man also einen elektrischen Strom an einem Eisenstück vorbei, so wird die magnetische Einwirkung des Stromes auf bas Eisen größer sein als die magnetische Einwirkung des Stromes auf die Luft, die die anderen Seiten des Leiters umgiebt.

Nimmt man einen Eisenstab und leitet den elektrischen Strom nicht blos an einer Stelle an ihm vorbei, sondern win­det man den strom­durchflossenen Leiter in vielen Windungen um den Stab, so wird ja naturgemäß die magnetisirende Wir­fung des Stromes auf das Eisen erheb­lich verstärkt, und man erhält einen so­genannten Elektro­

magneten, jenen Hülfsapparat der Elektrotechnik, durch den sie in erster Linie so groß geworden ist und so außerordent­liche Erfolge erzielt hat. In der That beruhen fast alle modernen elektrischen Apparate, von den elektrischen Klingel­werken bis zu den elektrischen Telegra phen und dem Tele­phon, die dynamo­elektrischen Maschi­nen, Motoren und elektrischen Eisen­

bahnen, wie wir an anderer Stelle sehen werden, sämmtlichauf der Verwendung von Elektromagneten.

Um von den hier gemachten Auscin­andersegungen auf die landläufige Vor­stellung des Magne­tismus zu gelangen, hat man sich also vorzustellen, daß in einem Eisenstabe, um den ein elektrischer Strom herumgeleitet wird, alle Achsen der stofflichen Wirbel in die Richtung des Stabes gestellt wer­den, so daß sich Wir­belpol an Wirbelpol reiht. An den Enden des Stabes hat diese Erscheinung aber noch nicht ihr Ende er= reicht, vielmehr setzt

mus nennt) ist abhängig von der Stärke der magnet­erregenden Kraft, also von der Stromstärke, und weiterhin ist die Stärke des magnetischen Feldes um so größer, einen je geringeren Widerstand die zum kräftigen Wirbeln gezwungenen Stoffwirbel zu über­winden haben, denn es muß dieser Widerstand durch den Druck überwunden werden, der von jenen strom­

gleichbestreben befriedigt. Gleichzeitig hat aber jeder Antrieb auch die Tendenz, seine Wirkung unter dem möglich geringsten Zwange auszuüben. So sucht jede Kraft immer in ihrer Wirkung die Richtung des kleinsten Widerstandes auf; und wenn der Wider­stand veränderlich ist, so daß er eine Verkleinerung zuläßt, so wird dieselbe durch jede Kraft angestrebt.

Kurze Raft. Nach dem Gemälde von J. A. Muenier.

sich der Vorgang hier durch die Luft fort, bis der Wirbelfaden nach dem anderen Ende des Stabes in sich vollständig geschlossen ist, etwa wie bei einer Perlenkette, deren Enden miteinander verknüpft sind.

Die einzelnen Wirbellinien nennt man nach dem Vorgange des großen Physikers Faraday " Kraft­linien" und diese Kraftlinien sind, wie bereits aus­einandergesezt, deutlich mittels feiner Eisenfeil spähne auch in der Umgebung des Magneten nach zuweisen. Die Gesammtheit der Kraftlinien ist das erwähnte magnetische Feld".

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Die Stärke des magnetischen Feldes( das, was man im gewöhnlichen Leben Stärke des Magnetis­

durchflossenen Windungen ausgeht. Von der hier auseinandergesezten Anschauung über das Wesen der Magnete ausgehend, vermag man auch leicht die sonst so räthselhafte Anziehung der Magnete über einen Zwischenraum hinaus zu erklären.

Wie jede Kraft das Bestreben hat, einen Aus­gleich in der Richtung herbeizuführen, in der sie wirkt, so auch die magneterregende Kraft der um den Eisenstab herumgelegten Stromwindungen. Dieser Ausgleich besteht hier in dem erzeugten magnetischen Felde, das durch die Gesammtheit der Wirbelstärken aller Wirbelfäden dargestellt wird. Je größer diese Summe wird, desto vollkommener wird das Aus­

Eine derartige Ver­kleinerung des mag­netischen Widerstan­des findet aber durch die Anziehung eines Eisenstücks durch den Magneten statt, weil dadurch der Weg der Kraftlinien durch den beträchtlichen Luft­widerstand geringer wird.Um einen häufig gebrauchten Vergleich anzuwenden, man sagen, daß sich die magnetischen Kraftlinien etwa wie gespannte Gummi­fäden verhalten, die sich auf die möglichst geringe Länge zu= sammen zu ziehen streben. Eine solche Zusammenziehung ist

kann

hier aber möglich, wenn das angezogene Eisenstück nicht fest­gehalten wird, und wird es immer mehr,

je näher sich das Eisenstick dem Mag­net gegenüber be= findet.

Zunächst gilt das allerdings nur für den Fall der Elektro­magnete, aber es gab Magnete, längst be­

vor man die Elektri­zität oder gar elef= trischeStrömekannte. Und insbesondere der Laie denft, wenn von Magneten die Nede ist, immer zunächst an die ihm am meisten bekannten Stahl= maguete, die ihre Wirkung ausüben, ohne daß ein elektri­scher Stront zu ihrer Erregung vorhanden wäre.

Während bei den meisten magnetischen Metallen, so insbe­sondere dem weichen Eisen, nach dem Auf­hören der magneti­firenden Kraft die Wirbelintensität der Stoffmolekeln rasch nachläßt und diese leicht aus ihrer mag­

netischen Anordnung herausgebracht werden, wird insbesondere bei dem Stahl und dem Magneteisen­stein die einmal angenommene Ordnung und Wirbel­intensität zum großen Theil für die Dauer festgehalten. Aber auch bei diesen, den sogenannten permanenten Magneten, ist die den Magnetismus erzeugende Kraft in letter Hinsicht ein elektrischer Strom gewesen.

Die ersten Stahlmagnete, die Jahrtausende vor unserer Zeitrechnung schon von den Chinesen zu Kompaßzwecken verwandt worden waren, sind aller­dings durch Streichen von Magneteisenstein an Stahl­nadeln hergestellt worden. Der Magneteiſenſtein aber erhielt seinen Magnetismus von der Erde, die