278
Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.
Sonnenanbeter bezeichnet, und ihre höchste Gottheit war Moctesuma selber, der Bruder des Sonnengottes, der ihre Urväter einst die bis heute gleich gebliebene Methode des Häuserbaues und die religiösen Gebräuche gelehrt haben sollte. In jeder dieser Massenwohnungen, die um eine Plaza( freier Plaz) herumgebaut und nur durch Leitern, die an's platte Dach reichen, zugänglich sind, befindet sich noch heute ein religiöses Berathungszimmer, das theils unter der Erde liegt und in dem in alten Zeiten ein heiliges Feuer beständig unterhalten wurde. Der religiöse Kultus dieser Indianer gleicht noch in Vielem dem der Vorzeit. Der Wanderer in NeuMeriko, der am frühen Morgen den Pueblo passirt, sieht vielfach die Indianer auf den breiten Dach platten ihrer Häuser stehen, den melancholischen Blick nach der aufgehenden Sonne gerichtet, von der, wie sie hoffen, Moctesuma eines Tages wieder herabsteigen soll.
-
-
Jeder Pueblo wird von einem Gaziguen patriar chalisch regiert. Diebstahl wird durch eine Tracht Stockprügel bestraft, Betrug desgleichen, während Ehebruch wenigstens in früheren Zeiten durch Ausstoßzung des schuldigen Theils in die todbringende Wildniß gefühnt wurde. Jeder Pueblo ist unab= hängig von dem anderen. Seine Bewohner unterscheiden sich in Sprache, Kleidung und Sitten wenig von ihren Vorfahren, wie sie uns in den altspanischen Chroniken beschrieben werden, und haben ein ansprechenderes Aeußere als die Mitglieder vieler wilden Stämme. Der Pueblo- Indianer kleidet sich in ein lose um den Körper gehaltenes Baumwollengewand und weite Beinkleider, die er vom Knie bis zum Moccasin gern mit rothen Bändern umwickelt. Das schwarze, dicke, strähnige Haar ist über der Stirn abgeschnitten und hinten vermittelst einer rothen Schleife zu einem Knoten aufgewunden, oder es hängt auch lose herunter, indem das rothe Band reifenartig um den Stopf gebunden ist. Die Frauen
لله
tragen ein kurzes, selbstverfertigtes Flanellgewand und kuriose, zylinderförmige Beinkleider.
Wie zur Zeit des Einbruchs der Spanier sind diese Leute noch gegenwärtig einfach lebende und friedliche Farmer, die auf dem kultivirten, aber oft nur mühselig bewässerten Boden Mais, Frijoles( eine Art brauner Bohnen mit Zuckergehalt), Kürbisse und Melonen bauen. Dem weißen Fremdling begegnen sie freundlich und gastfrei und gewähren ihm gern Einblick in ihre Häuslichkeit, Sitten und Gebräuche. Nur bei einem gewissen Feste, das einmal im Jahre im Geheimen begangen und dessen Charakter somit nicht bekannt wird, ist die Anwesenheit oder Nähe jedes Fremden verboten. Dann umreiten mit Büchsen bewaffnete Posten den Pueblo und weisen jeden Unberufenen zurück.
Das ganze Land ist mit Ruinen, ehemaligen Wohnstätten dieses früh kultivirten Volkes, bedeckt. Auf hochragenden, breitgipfeligen Felshöhen, über den Abhängen schauriger Klüfte, einsam gelegen und unzugänglich für den Feind, boten diese Gebäude ihren friedliebenden Bewohnern Schuß und Schirm vor den Gefahren der Wildniß. Hier und da findet man auch die uralten Behausungen der Höhlenbewohner, gehauen in die oft senkrechten Wände des vulkanischen Tuffsteins.
Eins der bemerkenswerthesten alten Pueblos„ la casa grande"( das große Haus) am Gila- Fluß in Arizona ist ein dreistöckiges, 125 Meter langes, 80 Meter breites Gebäude mit 3/4 Meter dicken Mauern; es hat leicht 2000 Bewohner in sich fassen können.
Zu verschiedenen Zeiten zwischen dem 6. und und 13. Jahrhundert nahmen große Bölferzige ihren Weg durch diese Gebiete nach dem südlichen Meriko. Die Wanderungen der Tolteken, Chichemacs( TschiDie Wanderungen der Tolteken, Chichemacs( Tschitschemaks), Acolhuans und Azteken füllen einen großen Theil der altmerikanischen Geschichte und großen Theil der altmerikanischen Geschichte und Sagenfunde aus. Leider ist uns erstere nur frag
L
och oben in dem Bodenkämmerlein
-
Die Näherin.
Da sitzt ein Weib ein junges, blasses Weib Un der Maschine ruhlos Tag und Nacht. Es saust das Rad, die Nadel klingt. Geschwind! Geschwind! Es gilt, das Brot erjagen, Für sich und für die beiden Kinder dort!...
Ob draußen rauh die Winterſtürme brausen, Ihr tolles Spiel mit Schnee und Schlossen treibend, Sie sitzt gebückt und näht und näht. Ob draußen hell die Frühlingssonne lacht, Die Blumen blühen und die Vögel singen, Sie sitzt gebückt und näht und näht, Denn keine Blume bringt der Frühling ihr. Nur aus dem Fenster, über Dächer fort, Durch russ'ge Schlotte halb verdeckt, kann sie Ein Stückchen nur vom blauen Himmel sehen: Uch! für der Menschen Sehnsucht just genug! So sitzt an die Maschine sie gekettet Ihr ganzes Leben lang ihr ganzes Leben! Fast zur Maschine selbst geworden, wenn Nur die Gedanken nimmer, nimmer wären!
-
Ja, die Gedanken! Und wie Stich auf Stich Die Nadel weiter in das Linnen zieht, So streben ruhlos fort auch die Gedanken.. Sie sieht das Feld von Blumen überblüht,
Von E. Jahn.
mentarisch bekannt. Nach der Eroberung Merikos durch Cortez und der zwangsweisen Einführung der katholischen Kultur haben die Priester der allein seligmachenden Kirche" die einheimischen Denkmale und Schriften in verblendetem Eifer zerstört und haufenweise verbrannt. Die obengenannten Völker stammen aus unbekannten, nordwestlichen Gebieten, etwa dem jezigen Nevada und Oregon . Die Tolteken unternahmen ihren nach Süden gerichteten Zug um's Jahr 596, wie der spanische Geschichtsschreiber des Mittelalters, Claviero, angiebt. Ihnen und ihren Nachzüglern folgten dann die im Verhältniß wohl nicht so zahlreichen, aber kräftigeren und geistig höher beanlagten Azteken, die ihre im Norden des Golfs von Kalifornien gelegene Heimath um's Jahr 1140 verließen, den Coloradofluß überschritten und einige Zeit am Gila- River verweilten. La Casa Grande und in der Nähe gelegene Ruinen sollen noch an den Aufenthalt dieser kulturfähigen Nation erinnern, deren Hauptmasse nach Süden zog und das Toltekenreich zerstörte, während ein kleinerer Theil in dem damals nicht so öden und entwaldeten Neu- Merifo sich dauernd niederließ und jene, jedem feindlichen Angriff spottenden Pueblos( wie die spanische Bezeichnung lautet) errichtete. Denn sie und die verwandten Genossen anderer ackerbautreibenden und friedlichen Horden waren nicht allein in jenen Regionen; diese wurden vielmehr von nomadisirenden Indianern durchschwärmt und unsicher gemacht. In den nördlichen Ausläufern der Rocky- Mountains hausten die Navajoes oder Messerindianer, in den südlichen die berüchtigten Apaches( Apatsches). Diese haben in den vier Jahrhunderten seit der Eroberung ihre wilde Natur wenig verändert und sind durch ihre Beute und Mordlust den weißen Ansiedlern ebenso verhaßt geworden, wie sie es seit jeher den friedlichen Pueblo- Indianern waren, die indessen auf ihren unzugänglichen Kastellen eine seltene Beute für sie gewesen sein mögen.
-
-
-
Den grünen Wald mit seinem frischen Schatten Und über Allem gold'nen Sonnenschein. Und ihre Sehnsucht schwebt der Schwalbe gleich Hinaus, hinaus aus ihrem dumpfen Kerker...
Der Abend kommt. Die Lampe flammet auf, Von drunten schallt der Lärm der Straßen dumpf- Hier oben klingt und klirrt die Nadel nur...
Die beiden Kinder schlafen schon im Stroh, So friedlich lächelnd, wie nur Kinder lächeln, Zu deren Bett die Sorge noch nicht schleicht, Die mit der harten, todtenharten Hand Vom fahlen Antlig streift das Lebensroth. Die Frau sieht seufzend auf die Kleinen hin Was wird dereinst das Leben ihnen bringen?!
-
Sie hört die Räder dröhnen, sieht die Riemen Vorübersausen, Staub und Rauch und Schmuh. Es rasselt, klirrt und stampft, das Ohr betäubend: Das ist die Welt, die ihrer einstmals harrt! Sie seufzt.. die Nadel ruht.. und die Maschine steht...
Da, aus der nahen Schenke schallt herauf Ein wüster Lärm und wirres Gläserklingen. Und Weiberstimmen lachen gell und hohl... Da birgt das Weib die Augen in die Hände
Und weint.. die Nadel bricht.. und die Maschine steht.-