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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

von 1046 gegen 2032 t, oder ein Verlust an Ladung von 986 t. Für die Verfrachtung in Fässern kommt dann noch der nicht zu unterschäßende Nach­theil in Betracht, daß die in Amerifa mit einem Kostenaufwande von etwa 4 bis 5 Mark angefertigten Fässer in England oder in Deutschland   nur mit 1 Mart bis 1,60 Mark Verlust verkauft werden fönnen; auf diese Weise entstehen also für jede Ladung 7000 bis 9500 Mark Verlust.

In Anbetracht dieser Verhältnisse war der Gedanke, Petroleum direkt im Schiffsraum zu verladen, naheliegend. Da nämlich die Dichte des amerikanis schen Petroleums 0,8, die des russischen 0,82 ist, so würde jede im Schiffsraum selbst verladene Tonne Petroleum   nur 1,2 cbm Laderaum einnehmen, das Schiff könnte demnach mehr als voll geladen werden. Endlich darf nicht vergessen werden, daß ein Schiff, welches direkt im Schiffsraum das Erdöl aufnimmt, seine Ladung in fünf bis sechs Stunden eingepumpt erhält, während beim Transport in Fässern oder Kasten fünf bis sechs Tage zur Ver­ladung gebraucht werden.

Das erste Schiff, welches Petroleum in 95 eiserne Behälter lud, war das hölzerne Schiff Charles" von 794 t Ladefähigkeit. Die im Zwischendeck aufgestellten Kasten faßten je 12,2 t und die im Raum aufgestellten je 30,6 t Petroleum. Drei Jahre diente dieses Schiff dem Petroleumtransport zwischen Amerika   und Europa  ; im Jahre 1872 fiel es einem Brande zum Opfer. Aehnlich eingerichtete Schiffe wurden darauf verschiedentlich angefertigt.

Einen bedeutsamen Fortschritt stellten drei im Jahre 1878 von einem norwegischen Rheder gekaufte Transportschiffe dar; sie waren mit einer hölzernen Längsschotte versehen, das den zur Petroleumaufnahme bestimmten Schiffsraum in zwei Theile zerlegte, die dann noch durch hölzerne Querschotten und durch­laufende Planten so eingerichtet waren, daß die Flüssigkeit in den nicht ganz gefüllten Behältern verhindert wurde, schnell von einer Seite zur anderen überzugehen und damit die Stabilität des Schiffes zu gefährden. Während eines dieser Schiffe schon nach wenigen Jahren verloren ging, das zweite bald darauf im Delawarestrom strandete, erfüllte das dritte Schiff noch lange Zeit seine Aufgabe.

Die im Jahre 1880 für Petroleum- Transport eingerichtete hölzerne Bark Fanny" war fast genau wie die drei erwähnten Schiffe gebaut; sie hatte das Ungliick, gleich auf der ersten Reise verloren zu gehen.

Das erste für die Verschiffung von Erdöl be stimmte Dampfschiff wurde im Jahre 1872 in Philadelphia   erbaut, seinem vorher bestimmten Zweck jedoch nicht übergeben, da die Besizer anderweitig

ie Morgensonne lag auf der neuerwachten Erde; der Wald oben auf dem Berge schien in einen duftigen Schleier gehüllt zu sein, vom Flusse   stiegen weiße Nebel auf, die über das weite Thal sich verbreiteten und Baum und Strauch  verhüllten. Tausend und abertausend Thautropfen hingen und gliserten an den langen, schmalen Blät­tern der Winterſaat.

Der Schatten des Landbriefträgers Schulze, der mit aufgestreifter Hose auf dem feuchten Rain zwischen zwei Feldern am Bergeshang hinschritt, fiel weit in die Wintersaat hinein und zeigte um den Kopf einen hellen Glorienschein. Der Landbriefträger Schulze ging um sein schmales Feld mit bedächtigen Schritten herum. Es war sein Stolz, sein kleines Feld, das zur Hälfte mit Winterforn bestellt, zur Hälfte mit Kartoffeln belegt war. Die Kartoffeln hatten noch kein Blatt über die Erde getrieben, so sehr er auch darnach spähte, aber sein Korn stand ebenso hoch wie das des Nachbars und wo möglich noch etwas dichter.

Vont Felde des Nachbars   fiel sein Blick hinab in das von weißen Nebeln überzogene Thal. Wenn die Sonne über die Nebel Herr wird," murmelte er vor sich hin, dann wird's heut' ein richtiger Sonn­

lohnende Fracht erhielten. Der Schiffsraum ent­hielt auf die Länge von ca. 50 m ein Längsschott, das bis zum zweiten Zwischendeck, unterhalb dem das Petroleum geladen werden sollte, hinaufreichte. Der Raum unter diesem Deck war in zehn Ab­theilungen zerlegt, die mit dem Oberdeck durch einen öldicht bis zu demselben heraufgeführten Schacht in Verbindung standen. Die Maschinen und Kessel waren hinten im Schiff angeordnet und von dem Petroleumraum durch einen 2,50 m breiten Kohlen­behälter getrennt. Um aber jedes Eindringen des Petroleums in den Kesselraum zu verhindern, waren außerdem noch drei Querschotte in 0,60 m Ent­fernung angebracht. In den Jahren 1873 und 1874 wurden zwei Schiffe mit diesen Einrichtungen zum Petroleumtransport erbaut, die aber auch in anderen Handelszweigen bessere Verwendung fanden.

Damit trat ein Stillstand dieser Versuche ein, und man transportirte Petroleum wieder wie früher in Fässern über den Atlantischen Ocean. Dennoch sollte das Problem bald gelöst werden. In Ruß­ land   hatte die Gewinnung des Petroleums eine solche Ausdehnung angenommen, daß es am Kaspi­schen Meere sehr schwer war, das nöthige Holz für die zur Verschiffung des Erdöls zu bauenden Fässer zu beschaffen. Der dadurch hervorgerufene, außer ordentlich hohe Preis der Fässer zwang die Firma Gebrüder Nobel, den Transport von Petroleum   im Hohlraum der Schiffe zu versuchen. Die zu dieſem Zwecke gebauten Schiffe begannen ihre Fahrten zwischen Baku   und der Wolgamindung im Jahre 1879; nach sieben Jahren schwamm auf dem Kaspi­schen Meere schon eine Flotte von 80 Petroleum­Transportschiffen, von welchen die größten Dampfer 76 m lang, 8,50 m breit waren und 3,40 m Tief­gang hatten.

Die russischen Schiffe sind verschieden eingerichtet; einige enthalten im Raum aufgestellte Behälter, andere nehmen das Erdöl   direkt im Schiffsraum auf. Viele dieser Transportdampfer sind in Schweden  gebaut worden. Die Herstellung dieser Fahrzeuge muß eine sehr gewissenhafte sein, da es sich als unbedingt nothwendig herausgestellt hat, daß die Eisenbleche in sehr sorgfältiger Arbeit doppelt zu­sammengenietet werden und die Näthe dann ohne Verwendung von Dichtungsmaterial genügend dicht sind, um jedes Durchsickern( Lecken) des Petro­leums zu verhindern.

Die große Sicherheit und Billigkeit, mit der diese Dampfer ihre Aufgabe im Kaspischen Meere erfüllten, führten in der Mitte der achtziger Jahre erfüllten, führten in der Mitte der achtziger Jahre dazu, daß man auch für den transatlantischen Ver­kehr die Versuche mit Petroleum- Transportschiffen

Versekt.

Von Paul Lerm.

tag." Er hoffte auf schönes, sonniges Wetter und freute sich dieser Wahrscheinlichkeit; denn der heutige Tag war ein wirklicher Sonntag für ihn, ein dienst freier Tag, der ihm nur aller sechs Wochen einmal gewährt war. Während er den Rain entlang ging und sich dem Feldweg zuwandte, der hinab in's und sich dem Feldweg zuwandte, der hinab in's Städtchen und an den Garten hinter seinem Häuschen führte, überlegte er bei sich, wie er diesen freien Sonntag am besten benuẞe. Die Sense muß für den Grasschnitt gedengelt werden, der Handwagen muß neue Schleifflöße haben, für die Hühner soll ich eine Stiege bauen, ja, was hat mir Mutter denn für heut' Alles noch aufgetragen?" fragte er sich selbst.

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Unter diesen Gedanken kam er an die niedere Gartenthür, die er beim Fortgang nur angelehnt hatte; sie quietschte, als er hindurchschritt. Durch das nasse Gras führte unter blühenden Kirschbäumen hin ein schmaler, kurzer Steig hinab in den Hof. Ueber'm Zaun drüben in Nachbars   Garten flötete, trillerte und lockte ein Sprosser. Von unten herauf tönte Spaßengeschrei und der Schnitt einer Sense, die durch's Gras fuhr. Nach wenigen Schritten abwärts sah er seine Frau, die das hohe Gras hinter'm Ziegenſtall mähte. Der Ziegenstall und

wieder aufnahm. Ein deutscher Kaufmann ließ im Jahre 1885 ein solches Schiff bauen, das 72 Kasten zur Aufnahme des Petroleums erhielt. Nunmehr gingen auch die Amerikaner und dann die Engländer mit der Fabrikation geeigneter Dampfer für den Transport des Erdöls vor, die jetzt fast alle gleich­mäßig eingerichtet sind. Entweder werden im Schiff eine Anzahl Behälter eingebaut oder das Petroleum wird unmittelbar in den Schiffsraum geladen. Die Kessel- und Wohnräume sind durch eine doppelte Zwischenwand mit Wasserfüllung abgetrennt. Das Petroleum wird vom Kai aus in Röhren nach einem auf dem Oberdeck aufgestellten Füllbehälter geleitet. Die Schiffe der zweiten Bauart besigen einen doppelten Boden für Wasserballast. Diese Schiffe fassen bis 800 t Mineralöl und 1200 t Petroleum; sie können in 12 Stunden gelöscht werden. Der Feuergefährlich­keit wegen wird der Petroleumraum durch Wasser­wände gegen alle Theile des Schiffes abgeschlossen. Elektrisches Licht, Dampfheizung und Dampf- Koch­einrichtungen sind aus demselben Grunde auf all' diesen Schiffen selbstverständliche Einrichtungen. Durch geeignete Luftrohre wird für Ableitung der aus dem Petroleum sich entwickelnden Gase gesorgt. Schwimmer zeigen an verschiedenen Punkten des Schiffes den jeweiligen Stand des Petroleums in den Behältern an und ermöglichen also die Vor­nahme eines schnellen Ausgleichs. Da sich Erdöl  bei einer Temperaturzunahme von 22° Celsius schon um 20% ausdehnt, so sind auf diesen Schiffen Ein­richtungen getroffen, durch welche die gefährlichen Schwankungen des Dampfers, die in Folge der Ver­minderung des Inhalts der Behälter auftreten, ver­mieden werden.

Den fortgeschrittenen überseeischen Transport­vorrichtungen entsprechend sind auch die Häfen aus­gerüstet. Das Del wird entweder durch die Druck­pumpen der Schiffe in Behälterwagen auf den Eisenbahngeleisen gepumpt oder in Reservoire, von denen er nach Bedarf in kleine Behälter und dann weiter in Wagen und Fässer gefüllt wird.

Hervorzuheben ist noch die Thatsache, daß die großen Petroleum- Reservoire in den Häfen häufig von Blitschlägen getroffen wurden. So explodirten infolge der Entzündung durch Blitzschlag im Mai des Jahres 1895 in Harburg   vier solcher Behälter mit einem Inhalt von ca. 7000 t Petroleum und eine größere Anzahl Fässer. Die eisernen Behälter brannten vollständig aus, die Wände wurden durch die große Hiße geschmolzen und die Luft auf weite Entfernung hin mit Petroleumdämpfen geschwängert. In Amerika   hat man daher große Petroleumbehälter durch Hauben gegen Blitzschläge zu schützen gesucht.-

ein kurzer Zaun schlossen den Garten nach unten ab. Ein ganzer Schwaden gemähten Grases lag schon da. Schulze trat hinzu, nahm den Rechen, der an der Lehmwand des Ziegenſtalles lehnte, zog das Gras auf einen Haufen zusammen und hob es in einen bereitstehenden Ruthenkorb.

Inzwischen hatte die Frau den zweiten Schwaden gemäht und schickte sich an, die Sense in die unteren Aeste eines Kirschbaumes zu hängen. Das reicht für heute aus," sagte Schulze, als er sah, daß die Frau mit dem Mähen aufhörte; dabei schob er den zweiten Schwaden auf einen Haufen zusammen. Die Frau aber faßte den Korb und schritt damit um den Stall herum auf den kleinen Hof. Da pickte ein halbes Dußend Hühner getrocknete Gierschalen und in Wasser geweichte Brotreste auf; gackernd reckten sie bei dem Auftreten der Frau die Hälse. Ein ganzer Schwarm Spaßen, von denen jeder einzelne vergeb­lich versucht hatte, einen Brocken Brot zu erhaschen, flog mit Geräusch auf das niedrige Dach des Hauses und vollführte einen Heidenlärm. Die Frau setzte an der Stallthür den Korb zur Erde, schob einen großen Holzriegel, der die Thür verschlossen hielt, zurück und öffnete. Zwei Ziegen begannen laut zu meckern, der Geruch des frisch gemähten Grases

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