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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.
sehen, daß ich mich schämen würde, es zu erzählen. Er ist draußen auf dem Kai ge: vesen, und können Sie sich's denken, Kapitän er wollte durchbrennen, er wollte durchbrennen, müssen Sie wissen, denn ich glaube, es behagt ihm hier nicht an Bord; aber ich hab' ihn wieder an Bord geschafft!"
Den Griesbrei soll er nicht haben!" sagte Schiffer Gerhardtsen, als der Steward die Schüssel in den Käfig hineinseßen wollte. Fort soll er, und zwar auf der Stelle! Es kann ein ganz brauch barer Hahn fiir Evensen auf dem„ Stamford " sein; er meint ja selbst, er verstände sich so ungeheuer gut auf solches Viehzeug."
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Eine Weile später hatte Schiffer Gerhardtsen den Kai- Wächter an Bord. Sehen Sie hier diesen Hahn, Wächter," sagte er. Wollen Sie ihn nehmen und, entweder heute Abend oder morgen früh, ihn selbst an Bord des„ Stamford " hinrudern oder durch einen Anderen hinrudern lassen? Der„ Stam
ford" liegt nun draußen am River, wissen Sie. ford" liegt un draußen am River, wissen Sie. Und dann grüßen Sie von mir und sagen Sie, daß ihn Kapitän Evensen haben soll. Verstehen Sie das?"
„ Noch heut' Abend, Sir," sagte der Wächter, nahm den Guinea - Jack unter die Jacke und ging mit seinen schweren Schritten an's Land....
Schiffer Gerhardtsen lachte sich lustig in den Bart, als er frih in der Morgendämmerung achterwärts auf Halbdeck stand, während sie hinaus geschleppt wurden. Dort gerade voraus lag der Stamford ". Er rief dem Schleppdämpfer zu: " Kapitän! Hart am Stamford " vorbei, wenn Sie können!"
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Ja, das gönnte er dem Evensen von ganzem Herzen. Er wollte ihm eine lange Nase machen, ja, wahrlich, das wollte er! Ein Hahn, der am Abend kräht und Eier legt, geradezu Eier legt! Pfui, so' ne Schweinerei!
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langsam vorbeizog, krähte es dort oben, sodaß es schmetterte. Das war der Guinea - Jack; daran war nicht zu zweifeln. Schiffer Gerhardtsen wollte gerade nach der Uhr sehen und sich wundern; aber er vergaß das Ganze, denn achter auf dem„ Stamford " stand Evensen halb angelleidet und wehte und lachte in einer geradezu beleidigenden Weise.
In der Kombise der Marie Louise" saß der Steward und verspeiste sein erstes Frühstück.
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Bekommen wir hier an Bord auch sogar Eier?" fragte einer der Jungen, der gerade vorbeilief und sah, wie der Steward die Schale von einem Gi zerschlug, das er zwischen zweien seiner dicken Finger hielt.
„ Du Teufelsbub!" sagte der Steward.„ Ich mußt' ja so eins kaufen, um diesen verdammten Hahn vom Schiff zu kriegen! Ich konnt' ihm ja doch nicht über den ganzen Atlantischen Ozean Opium
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Gekränkte Unschuld.*
Ein Rad gebrochen!
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-Da liegt das Heu..
Da liegt der Wagen... und nebenbei
Ein blaffes, schmächtiges Dirnchen steht, Das heulend die Hipfel der Schürze dreht.
Was will denn?" Ich streichle ihm sanft das Gesicht,
Da zeigt's auf den riesigen Wagen und spricht, Das zitternde Stimmchen von Schluchzen zerriffen: Sie sagen, ich hätte ihn umgeschmiffen!"
Winterabend. Etwas Schneelicht läßt noch die Spuren des Steiges erfennen. Ueber die dürren Stengel der Distel und des Haidekrautes zittert es hin und an einzelnen Stämmen empor, an die der Wind feinen Schneeſtaub geworfen. Von den nächsten Halden und Hängen ein fahles Gescheine, das mälig stirbt im Dunkel. Schwarz ragen die alten Föhren; als wären sie aus zusammengeschobenen Nestern gebildet, erscheinen die Kronen. Und dahinter die finstere, schneedrohende Wolkenwand. Den Steig entlang stapft ein Mann. Noch wenige Schritte und er ist daheim, in dem Holzhauerhäuschen, das am Rande der Höhe und am Saume des schüzenden Hochwaldes sich erhebt, und aus dessen Hinterfenster das Licht freundlich herüberleuchtet.
Ein Stückchen Natur bringt unser heutiges Bild zur Anschauung, nichts weiter. Einen Föhrenhochwald im deutschen Mittelgebirge , an einem Abend, da die Kraft des Winters g brochen, wenn der Forst voll ist der lauen Luft, die den Auswärts" fündet. Es ist die erste und die stärkste Freude, die der kommende Frühling den Waldleuten bereitet. In Henidsärmeln könnte man vor die Thüre treten, um sich vollzusaugen mit der molligen Luft, die gesättigt ist von dem Duft der Kiefernadeln und dem starken Geruch der Preißelbeerkräuter. Kein Laut und fein Ton. Nur ab und zu ein feines Stimmchen, wenn ein gleitender Tropfen vom Aft zum Stamm überschnellt und die Ninde hinabrinnt in den thauenden Schnee. Was sind all' die Gaben des Frühlings gegen dieje Vorfreude, diese Verheißung? An allen Nerven zieht es. Heraus muß die Freud ', und wenn der Juchzer die Kehle sprengen sollte.
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Die Wünschelruthe hat schon im Alterthum ihre Vorbilder gehabt, eine Verbindung zwischen ihren damaligen Formen und der Gestalt, die sie in Europa am Schlusse des Mittelalters annahm, läßt sich jedoch nicht nachweisen. Was man über ihre Geschichte weiß, findet sich in dem kürzlich erschienenen Buche Aberglaube und Zauberei" von Alfred Lehmann ( Stuttgart , F. Enfe) zusammengetragen. Unter Kaiser Valens wurden mehrere Männer angeflagt, fich gegen den Kaiser verschworen und durch Zauberfünfte den Namen seines Nachfolgers erforscht zu haben. Dazu hatten sie einen Ning benutzt, der an einem feinen Faden hing. Erst Paracelsus erzählt dann wieder, daß die deutschen Bergleute zur Auffindung verborgener Metalladern eine in Form eines Y gegabelte Ruthe gebrauchten, deren beide Zweige der Suchende horizontal in den Händen hielt. Ging er mun langsam über's Feld, so sentte sich die Ruthe an der Stelle, an der das Metall lag. Das Verfahren wird * Aus ,, Gedichte". Leipzig , A. G. Stebeskind.
Feuilleton.
aber zu den„ unsicheren Künsten" gerechnet; es glückte nicht Jedem, und die Angaben der Wünschelruthe waren durchaus nicht immer zuverlässig. Sehr verbreitet scheint ihr Gebrauch damals auch nicht gewesen zu sein. Außerdem waren die Ansichten über die Anwendung der Wünschelruthe sehr getheilt. Im Jahre 1630 machte ein französischer Edelmann in Böhmen die Entdeckung, daß Erlen- und Weidenzweige auch zum Auffinden unterirdischer Wasseradern gebraucht werden könnten. Die wissenschaftliche Welt wollte sich jedoch immer noch nicht für die Wünschelruthe interessiren.
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Im Jahre 1692 erst beginnt der interessanteste Theil ihrer Geschichte. In diesem Jahre, am 5. Juli, Abends 10 Uhr, fand man nämlich einen Weinhändler und seine Frau in Lyon ermordert. Jede Spur von dem Mörder fehlte, und so wurde ein reicher Landmann, Jacques Anmar, herbeigerufen, der mit Hülfe einer Wünschelruthe nicht nur Metall- und Wasseradern, sondern auch sogar Diebe und Mörder zu entdecken vermögen sollte. behauptete auch gleich, seine Ruthe führe ihn nach drei verschiedenen Richtungen, also müßten drei Mann am Verbrechen betheiligt sein; er folgte den Spuren viele Meilen weit, und er fand wirklich Einen, von dem er versicherte, er wäre der Mörder. Zwar leugnete dieser jede Betheiligung am Morde, aber er wurde, auf einige recht zweifelhafte Zugeständnisse hin, verurtheilt und hingerichtet. Dieses Ereigniß erregte ein ungeheures Aufsehen. In furzer Zeit wurde eine ganze Anzahl gelehrter Bücher geschrieben, die, jedes in seiner Weise, die Wirkungen der Ruthe zu erklären suchten. Die Geistlichen erblickten eine teuflische Kunst darin; ein Theologe suchte den Nachweis zu führen, daß die Wirkungen der Wünschelruthe vollständig mit den magnetischen und elektrischen Wirkungen übereinstimmten, so daß nicht der geringste Grund zur Annahme übernatürlicher Ursachen vorliege. Nur Eines vergaßen die gelehrten Männer alle: zu untersuchen, ob die Ruthe das, was man ihr zutraute, auch wirklich leistete.
Einen schweren Stoß erhielten nun alle diese Theorien, als man nachwies, daß ein Zweig sich weder zum Wasser noch zum Metall oder einem anderen Gegenstand senke, wenn er nicht von der Hand eines Menschen gehalten werde, sondern blos an einem festen Zapfen, um den er sich leicht drehen könne, angebracht sei. Noch schlimmer wurde es, als Aymar nach Paris berufen wurde, wo verschiedene Experimente mit ihm angestellt wurden. Er konnte weder Wasser noch Metalle, die von Menschen versteckt waren, noch Diebstähle, die der Polizei bereits bekannt waren, entdecken. Nun fing man auch an zu zweifeln, ob der Hingerichtete überhaupt der Mörder gewesen sei. Darnach verlor die gelehrte Welt das Interesse an der Wünschelruthe. Aber im Volke lebt noch heute vielfach der Glaube an ihre Wunderkraft.
Ueber die Regenerationskraft im Thierreich hielt der bekannte Zoologe an der Universität Freiburg i. B., Professor Dr. Weismann, kürzlich in der dortigen Naturforschenden Gesellschaft einen äußerst interessanten Vortrag, dem wir das Folgende entnehmen: Die Regenerationsfraft ist im Thierreich sehr verbreitet; sie ist schon lange bekannt bei den Süßwasserpolypen, die man in fast beliebige Stücke schneiden kann, worauf sich aus jedem Stück wieder das vollständige Thier entwickelt. Weiter finden wir sie bei niederen und höheren Würmern. Bei den Wirbelthieren nimmt die Regenerationsfraft mehr und mehr ab. Immerhin sind aber z. B. die Salamander im Stande, den Schwanz und die Beine zu regeneriren. Schon Spallanzini hat beobachtet, daß einem Salamander achtmal das abgeschnittene Bein nachwuchs. Bei den Etdechsen regenerirt wenigstens der Schwanz; er ist sogar mit einer besonderen Abbruchvorrichtung versehen. Bei noch höheren Thieren ist die Regenerationsfraft sehr
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gering. Man kann sich das damit erklären, daß die fomplizirten Organe der höheren Thiere schwerer zu ersezen sind als die einfacheren der niederen Thiere. Daß man aber mit dieser Erklärung nicht auskommt, zeigt der Umstand, daß einander verhältnißmäßig nahestehende Thiere, z. B. Salamander und Olm, eine ganz verschiedene Regenerationskraft befizen. Professor Weismann erklärt nun die Regeneration als eine auf Grundlage der Naturzüchtung entstandene Anpassungserscheinung. Damit soll gesagt sein, daß nur solche Organe sich zu regeneriren im Stande sind, die leicht beschädigt oder verloren werden können und dem Thiere doch nothwendig sind. Eine Bestätigung dieser Ansicht liegt in den Versuchen, die Professor Weismann mit Salamandern an siellte, denen er innere Körpertheile, z. B. die eine Lunge, herausnahm, ohne daß Regeneration eintrat. Die Thiere fommen eben unter gewöhnlichen Verhältnissen nicht dazu, diese Organe zu verlieren; daher hat sich bei ihnen auch nicht die Fähigkeit ausgebildet, sie zu regeneriren.
Auch die Regeneration von Körpertheilen, deren Beschädigung auf den ersten Blick nicht häufig einzutreten scheint, z. B. des Schnabels eines Vogels, erklärt sich, nachdem man bei näherer Betrachtung gesehen, daß eine solche Verlegung in den Kämpfen der Vogelwelt nicht allzu selten ist. Gegen die Ansicht von Prof. Weismann hat ein amerikanischer Forscher eine Reihe von Versuchen in's Feld geführt, die er mit dem Einsiedlerfrebs angestellt hat. Dieser Krebs bewohnt Schneckenhäuser, aus denen er außer dem Kopf nur die vorderen drei Beinpaare herausstreckt. Während diese also im Kampf um's Dasein leicht verlegt und abgebrochen werden können, ist dies bei den beiden folgenden Beinpaaren, sowie bei den An hängen des Hinterleibes so gut wie ausgeschlossen. Nun zeigt sich aber die Regenerationsfähigkeit bei allen ungefähr gleich. Prof. Weismann erklärt dies dadurch, daß die aus einem niederen Thierzustande übernommene Regene rationsfähigkeit zäh festgehalten wird, daß also in alter Grinnerung noch Organe regeneriren, die dies nicht mehr nöthig hätten. Für diese Auffassung spricht vor Allem die Thatsache, daß mehrfach die regenerirten Körpertheile anders aussehen, als die ursprünglichen; sie gehören einem älteren Typus an. Die Regenerationsanlage fau sich eben nicht so schnell verändern, als dies die Theile selbst gethan haben. Weiter sind hier von Wichtigkeit Beobachtungen und Versuche, die Bordage auf der Insel Bourfoe mit den langbeinigen Gespenstheuschrecken an gestellt hat. Er fand, daß die Regeneration der Beine nur von zwei bestimmten Punkten aus stattfand; dabei wird der Fuß in Uebereinstimmung mit dem eben Ge sagten als Reminiscenz an eine frühere Periode statt fünf nur viergliedrig. Auch bei den Krebsen findet das Abwerfen der Beine, die Autotomie oder Selbstverstümme lung, an ganz bestimmten, mit besonderer Einrichtung versehenen Punkten statt. Fragt man nach dem Grunde dieser Erscheinung, so lautet die negative Antwort, daß diese Form der Naturzüchtung wohl faum auf Rechnung der dem Thier nachstellenden Feinde zu setzen sein dürfte. Von wesentlicher Bedeutung für die Erklärung ist das gegen die Häutung des Thieres. Es kommt häufig vor, daß das Thier nicht gut aus der Haut fahren kann, sondern ein Stück in derselben zurückläßt. So wurde beobachtet, daß von hundert Gespenstheuschrecken bei der Häutung neun zu Grunde gehen, zweiundzwanzig ein Bein verlieren. Auf Grund der vorgetragenen That sachen kommt Prof. Weismann zu dem Schluß, daß die von ihm vertretene Ansicht, wonach die Regeneration als Anpassungserscheinung zu erklären ist, wohl bes gründet sei.
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Nachdruck des Juhalts verboten!
Berlag: Hamburger Buchbruceret und Berlagsanstalt Auer& Co. in Hamburg . Drud: Mar Babing in Berlin ,
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