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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.
flirlich beigelegt wurde, und solchen, wo er naturgemäß ist.
Alle bisher betrachteten Erscheinungen, insbesondere der in der Sprache des Volkes sich ausdrückende Glaube an die Zusammengehörigkeit von Ding und Namen, beruhen auf einer Voraussetzung: daß Name und Ding nicht durch ein zufälliges, sondern durch ein nothwendiges Band mit einander verknüpft sind. Und man muß sagen, daß die volksthümliche Denkweise sich auf Vieles zu stigen vermag, was die vorsichtigsten und besonnensten Sprachforscher als sicher feststehend zugegeben haben. Ganz allgemein wird anerkannt, daß trotz der großen Rolle, die der Zufall spielt, die Laute im Namen eines Dinges etwas dem Wesen dieses Dinges Verwandtes zeigen. Es giebt Worte, in denen wir unmittelbar einen klang mit unserer Stimme nachzuahmen suchen, wie summen, brummen, zischen usw. Man nennt solche Worte onomatopoetische; sie sind für die erwähnte Anschauung nicht beweisend, da ja hier der Laut mit Bewußtsein gesucht wurde; aber als in einer Schulklasse die Schüler aufgefordert wurden, solche Onomatopoien zu nennen, gaben die meisten unter Anderem auch das Wort ,, Bliz" an; so lebendig empfanden sie den Vorgang durch das Wort ausgedrückt. Auch das Wort, Donner" wird häufig so aufgefaßt, obwohl seine wirkliche Ableitung ganz anders ist; es hängt mit der Sanskrit wurzel tian zusammen, die das Ausgespannte, dann auch den ausgespannten Himmel bedeutet. Wenn
also der Glaube an die Verwandtschaft zwischen Laut und Begriff auch zu Irrthümern führen kann, so ist er doch in vielen Fällen berechtigt, und deshalb hält man an ihm auch fest, wo besseres Wissen ihn verdrängen sollte. Daß ein wahrer Kern in diesem Glauben liegt, zeigt uns ein Blick auf unsere Dichter. Wie wunderbar treffen sie es, durch Laute eine Stimmung hervorzurufen!
Leise zieht durch mein Gemüth Liebliches Geläute;
Klinge, fleines Frühlingslied, Kling' hinaus in's Weite.
Die vielen 2, sowie das wiederholte I rufen eine Stimmung wie süßes Glockengetön hervor. Und Goethe sagt ausdrücklich im" Faust":
Niemand hört es gern,
Daß man ihn Greis nennt. Jedem Worte flingt Der Ursprung nach, wo es sich herbedingt: Grau, grämlich, Griesgram, gräulich, Gräber, grimmig, Etymologisch gleicherweise stimmig, Verstimmen uns.
Aber auch an einzelnen Worten kann man dieselbe Beobachtung machen. Der Sprachforscher Georg Curtius weist darauf hin, daß alle indogermanischen Völker vom Ganges bis zum Atlantischen Ozean mit derselben Lautgruppe sta die Vorstellung des Stehens, mit der Lautgruppe plu die des Fließens verbinden. Und der Völkerpsychologe Steinthal hat in geistreicher Weise zu begründen versucht, wie sich aus der lebhaften Vorstellung des Stehens der Laut sta auslösen mußte.
Die deutsche Sprache ist besonders reich an Wortpaaren, die nur einen und denselben Begriff lebhaft ausdrücken; Bolle nennt in seinem hier mehrfach benutzten Buche: Wie denkt das Volk über die Sprache?"( Leipzig ) diese Wörter Koppelwörter. wörter. Man kann sich bei einiger Aufmerksamkeit nicht des Eindrucks erwehren, daß die Sprache sich bemüht, durch solche Koppelwörter den Begriff gerade vermittelst des Lautes möglichst eindringlich zu machen. Man achte nur auf: geschniegelt und gestriegelt, Dach und Fach, Handel und Wandel, hangen und bangen, Hülle und Fülle, Knall und Fall, hegen und pflegen. Besonders lehrreich ist ein Koppelwort aus dem Sächsisch- Thüringischen: friebeln und wiebeln. Wiebeln ist aus wimmeln entstanden und dem Gleichklang zu Liebe verändert worden. Umgekehrt findet sich aber auch krimmeln und wimmeln.
Aus der Ansicht von der nothwendigen Verknüpfung zwischen Ding und Namen folgt aber ein zweites: jedes Ding muß aus seinem Namen erkannt werden, alles was ist, muß einen Namen haben, was nicht ist, verdient auch keinen Namen. Schon in den Wortwurzeln drückt sich vielleicht diese Anschauung aus. Im Griechischen und Lateinischen haben wir dieselbe Wurzel gna= erkennen; davon find in beiden Sprachen die Worte für Entstehen abgeleitet, nämlich gignesthai und nasci, und von legterem stammt unser Wort Natur. Mit der Wurzel gna hängt aber auch der griechische, latei
nische und deutsche Ausdruck für Namen zusammen, so daß wir ganz deutlich die Kette verfolgen können: nennen erkennen, und genannt sein
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erkannt
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sein sein. Aus diesem Grunde wird man es begreifen, wenn das Volk für bestimmte Stände oder Berufe nur bestimmte Namen für passend hält. Deshalb heißt es im Plattdeutschen : Schlichtweg Jan, sä de Bur, as he sin Kind döpen let he fall man achter de Plag. Und eine prozenhafte Familie duldete nicht, daß ihr Dienstmädchen Selma heiße; sie mußte sich Marie nennen lassen. Um ein derberes Beispiel aus dem Reiche der Thiernamen anzuführen, fann man in einer vielverbreiteten Natur geschichte den Saz lesen: das Schwein führt seinen Namen mit Recht! Ganz anderer Meinung über diesen Punkt war aber der Landwirth, der voll Gife sagte:„ Sie glauben, das Schwein ist ein Schwein; ich aber sage Ihnen, das Schwein ist kein Schwein, sondern ein sehr reinliches Thier!" Umgefehr eristirt für den allgemeinen Glauben Alles, was einen Namen hat. Das macht sich auch in der Wissenschaft, namentlich in der Philosophie geltend. Da man ja auch reine Dentbegriffe, denen in der Natur garnichts entspricht, benennen muß, so sucht man dann hinter diesen Namen etwas Greifbares wie viel Bände sind nicht über die Unendlichkeit ge schrieben worden! Nicht nur etwas Eristirendes, so dern sogar etwas förperlich Greifbares wird hinter einem Namen angenommen. Deshalb erzählt Münch Hausen von den Tönen, die im Posthorn eingefrore waren und erst in der Wärme aufthauten. Bewußte Volkswig liegt in einer Sage des Erzgebirges, von einem blasenden Trompeter erzählt wird, dem eine Kugel zwischen Hand und Trompete fährt und so diese unbrauchbar macht. Die Trompete sei in alte Messing gewandert, das Loch sei aber noch einem Alterthumsmuseum zu sehen. Gehen einen Individuum seine Rechte verloren, so verliert es au seinen Namen; die Sträflinge in einem Zuchthau führen nur eine Nummer.
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Damit sind wir wieder zum Ausgangspunt als unserer Betrachtung zurückgekehrt. Die hohe deutung des Namens spiegelt sich in Allem Jedem; und da die Sprache vielleicht das beste des Volksbewußtseins giebt, auch in der Sprache.
Hans Jörg.den
Das as war Hans Jörg, der am Ambos stand Zum Teufel! Wer zagt noch in feiger
Und den Hammer führte mit sehniger
Hand.
In rothe Funken versprühte die Gluth, Hans Jörg schlug sicher, Hans Jörg traf gut Und er lachte dazu in die zischenden
Flammen:
,, So schmieden wir uns unsre Zukunft zusammen!
So glüh'n in einander wir Stück für Stück Und hämmern uns ein erzenes Glück!... Ei, Kameraden!" er rief es laut, ,, Wer ist's, der nicht an dem Werke baut, Das wir freudigen Muthes begonnen? Ward nicht Jeder schon, Jeder gewonnen? Hat nicht Alle die klingende Zeit schon geweckt, Die empor ihre jungen Glieder reckt, Und seht Ihr nicht Sterne und Sonnen? Und seht Ihr des Morgens rothe Pracht Nicht schimmern herauf aus der drückenden
-
Nacht?
Geduld
Und fügt zu der Herren die eigene Schuld Und regt nicht die schaffenden Hände, Daß das eigene Schicksal sich wende?! Und ist's auch mit heut' nicht und morgen gethan,
So geh'n wir doch vorwärts die leuchtende Bahn,
So trotzen wir doch der gewaltigen Macht, Die uns zum leidenden Ambos macht Und die letzte Kraft, sich zu regen, Will tödten mit eisernen Schlägen!"
Hans Jörg stand, ein Riese, im Feuerschein, Da trat der Alte zur Thür herein, Der Herr der Fabrik, der zornig rief: „ Hans Jörg! Hier! Nimm Deinen Abschiedsbrief! Genug fürwahr ist's der Hetzerei Du bist entlassen!...
Und nicht einen Zoll der Ambos sank, Doch der Hammer in tausend Scherben
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Und wie's auch sei:
Ich sage: Du predigst nur eitel Schaum, Und niemals lebt Dein begehrlicher Traum Die Herren sind wir! Und ein Knecht Du bi Und es bleibt, wie es ewig gewesen ist! Viel eh'r in die Erde der Ambos sinkt, Eh' vom Hammer auch nur ein Stückchen springt!".
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Titel
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broch
Schrill flang es durch den gewaltigen Sa Das Eisen knirschte, es pfiff der Stahl, Dumpf ratterten die Maschinen. Hus ihren Rädern funkelt's und glüht, Und es hebt sich heraus ein grollendes Lic " Wir wollen nicht ewig dienen!" Hans Jörg steht im rothen Feuerschein Und lacht dem Alten in's Antlitz hinein, Und er reckt empor seine Riesengestalt Und hebt den Hammer mit mächt'ger Gew Und läßt auf den Umbos ihn sausen hernied Daß dröhnend im Saale das Echo klang wid
Da lachte Hans Jörg und ging aus dem Haus
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zersprang... Bleich schlich der zitternde Alte hinaus.