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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

" Jetzt schon? Aber ich habe doch ausdrücklich gesagt nach dem Soupé!"

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" Die Herren haben bereits soupirt."

, Aber ich noch nicht! Ich fange eben erst an... Schon gut, in fünf Minuten werde ich fonimen."

Kaum ist der dienstbare Geist verschwunden, so beginnt Herr Anquetin seine Geschichte. Er ist gerade an der spannendsten Stelle, als der Unglückslakai von vorhin wieder hinter seinem Stuhle steht.

Die Herren lassen dem Herrn Notar   sagen..." " Ja, ja, ich weiß schon! Ich komme sofort!" Er erhebt sich, verabschiedet sich von seinen Freunden und bemerkt mit verschmigtem Lächeln: ,, llebrigens endet die Geschichte ganz anders, als Sie zu glauben scheinen."

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Nein, so billigen Kaufs lassen wir Sie nicht fort, Vater Anquetin. Jezt, wo Sie uns den Mund wässerig gemacht haben..."

Das joviale Gesicht des alten Notars hat aber plötzlich einen so ernsten, strengen Ausdruck ange­nommen, daß die Herren nicht weiter in ihn dringen. ,, Und jetzt das Geschäft!" murmelte er im Fortgehen.

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In einem kleinen Zimmer des zweiten Stockes findet Herr Anquetin die beiden Herren, die vor dem Kamin mit augenscheinlicher Ungeduld auf ihn warten. Es sind beides Leute, die streng auf Beobachtung der Form halten, im Uebrigen aber von ganz ent­gegengesetter Charakteranlage: der Eine skeptisch und zum Spott aufgelegt, während der Andere aus seiner diplomatischen Zurückhaltung schwer herauszubringen ist. Die banalen Unterhaltungsphrasen, die den an den Salonton gewöhnten Leuten der hohen Gesell­schaft stets zur Verfügung stehen, sind schnell ver= braucht. Seit zwanzig Minuten unterhalten sich die Drei, ohne sich etwas zu sagen, was der Situation immer einen peinlich gezwungenen Charakter giebt. Herr de Froulay sigt mit gekreuzten Beinen und nachlässiger Haltung da und raucht eine dicke Zigarre, deren weiße Asche er mit Aufmerksamkeit betrachtet.

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Sie haben uns aber höllisch lange warten lassen, Maitre Anquetin!" ruft der Herr Minister, um endlich zur Sache zu kommen. Erst ver abreden Sie inmitten eines Festes und noch dazu zu ganz ungeivohuter Stunde ein Rendez- vous und dann kommen Sie nicht."

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Feuilleton.

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Mein Gott  !" antwortet der Notar mit leichtem Achselzucken, ich hatte es nicht zu eilig, Ihnen das Vergnügen dieses hübschen Festes zu vergällen." Er scheint garnicht zu bemerken, daß die beiden Herren mit gespannter Aufmerksamkeit auf eine G klärung seiner leicht hingeworfenen Aeußerung lanern, sondern geht gemächlich, die Arme auf dem Rii.ken verschränkt, auf und ab und redet in gemüthlichem Plauderton weiter: Ich bin eben erst vom Tische aufgestanden. Ihr Souper, Herr Präsident, war übrigens über alle Maßen vortresslich, die Idee, das übliche Frühstück durch ein kleines Ballfest ent sprechend zu ergänzen, ist eine überaus glückliche. In der Provinz erfreuen sich besagte Frühstücks Arrangements feiner besonderen Beliebtheit. Man findet das, ich möchte fast sagen zu, zu..

" Ich weiß, ich weiß," unterbricht ihn der Präs sident. Es geschah auch wirklich nicht des Vergnügens wegen, daß ich diesen Ball gegeben habe..."

" Für dessen Kosten ich nicht aufkommen möchte. Nein, wahrhaftig nicht!" ( Schluß folgt.)

Der Zukunft Krone.*

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Dem Mann der Arbeit und ob er schwingt Die Hxt in der nervigen Rechten,

Und ob er das Gold aus der Erde ringt, Rus des Bergwerks dämmernden Schächten, Db er lehrt und schafft und die Feder hälf Und den Meißel führt, ihm gehört die Welt, Ihm gehört der Bukunft Krone!

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Wir haben gebeugt in Frohn und Joch Den frukigen Wacken lange,

Und heimlich glühle das Herz uns doch Bei des Hammers ehernem Klange. Der Schweiß, der nieder die Stirn uns rann, Er adelt uns Alle, Weib und Mann,

Und giebt uns der Bukunft Krone.

Wir wollen kein feiges, kein halbes Geschlecht, Kein tröstendes Work, uns zum Hohne: Wir wollen für Jeden sein heiliges Recht, Für Jeglichen Arbeit, die lohne, Und Freude, wo brennend die Thräne jekt fällt, Und Frieden der ganzen, der seufzenden Welt

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Und dem Volke der Bukunft Krone!

Clara Müller  .

der Berliner Maler, hat in dem Gemälde, das wir heute zur Abbildung bringen, ein anziehendes Motiv dieser Art festgehalten. Es geht zum Abend. Erste Schatten laufen über die Szene, der Horizont ist noch licht. Links, so dicht am Ufer, daß die Grundmanern der vorderen Häuser int Wasser stehen, das Dorf, die niedrigen hochgiebligen Häuser, deren Farbe, das gelbliche Braun der Wände und das Mattroth der Ziegel, unsere Abbildung nur andeuten kann. Von rechts schiebt sich eine Landspize in den Strom hinein, und im Hintergrunde schließt das niedrige Land das Bild ab. Alles Leben konzentrirt sich auf dieses Wasser. Ein leises Zittern mur geht über den glatten Spiegel, so daß die Silhouetten der Häuser, der Masten, die in der schwerfeuchten Luft schon nicht feſt untrissen sind, im Wasser verschwimmen. Ruhig steht vorn ein junger Schiffer mit der Angel. Eine leichte Schwermuth ist der Charakter wie der meisten holländischen Landschaften so auch dieses Bildes, eine friedliche Feier­abendstimmung.

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mit ihm verwachsen, so daß sie leistenförmig vorspringende Tafeln, Stüßplatten, an seinem Grunde bilden. Die meisten Bäume find immergrün. Die jungen Blätter an den Spizen der Triebe sind häufig roth gefärbt. Da­gegen sieht man nur wenig Blüthen von auffallender Farbe: wo solche vorkommen, gehören sie meist Sträuchern oder Schlinggewächsen an. Im August und September, zur Zeit der Reise, trugen die meisten Bäume bereits reife Früchte; der Boden war oft von abgefallenen, zu Theil bereits feimenden Früchten bede.ft. Manche von ihnen erreichen den Umfang eines großen Kürbisses und ein Gewicht von 20 Kilogramm; einige sind eßbar. Palmen, namentlich Delpalmen und Wein- oder Bambupalmen kommen fast nur in der Nähe der Flüsse in großer Menge vor. Die meisten älteren Bäume des Waldes tragen am Stamm und in der Krone, namentlich an der Stelle, wo die Krone beginnt, zahlreiche schmarozende Farne voll mannigfacher Art. Auch einige schmaroßende Orchideen fommen an solchen Stellen vor. Moose bilden oft selt same Zeichnungen auf Baumstämmen, sind aber im Ganzen nicht so häufig als man bei dem großen Feuchtigkeits gehalt der Luft erwarten sollte. Dagegen sind fleine Pilze sehr zahlreich vertreten, namentlich sind die meisten umgestürzten und bereits modernden Baumstämme yo solchen bedeckt. Strautige Schlinggewächse finden sich fast nur in den Lichtungen, namentlich am Ufer der Flüsse; holzige dagegen kommen auch im Innern des Waldes in großer Menge vor. Die Kautschukliane ist in mehreren Arten vertreten. Ihre Früchte sind kugelförmig, von der Größe einer Orange und gelblich oder röthlich gefärbt; sie bergen unter ihrer dicken, lederigen Schaale eine An zahl Samen, die von einem saftigen, außen süßen, innen fäuerlichen Samenmantel umgeben sind, der nicht von den Eingeborenen, sondern auch von manchen Guro­päern nicht ungern gegessen wird.

Den innerafrikanischen Urwald, wie er ihn auf seinen Reisen zwischen Kongo   und Mongalla fennen gelernt, schildert Franz Thonner   in seinem neuen Buche: " Im afrikanischen Urwald"( Berlin  , Dietrich Reimer). Bei dem Worte Wald" pflegt den Europäer ein wohliges Gefühl zu beschleichen, in der Erinnerung mancher er­quickenden Wanderung unter seinen rauschenden Wipfeln. Wer dagegen einen afrikanischen Urwald bereist hat, denkt ohne Entzücken an ihn zurück. Hoch über das Unterholz empor erheben sich alte Bäume, meist durch bedeutende Zwischenräume von einander getrennt. Wo der Wald in der Nähe der Dörfer gelichtet wurde, da bilden solche stehengebliebene Banriesen mit ihren schlanken Stänumen imd verschieden geformten Kronen eine hervorragende Zierde der Landschaft. Im Walde dagegen kommit die schöne Form der Krone nicht zur Geltung. Die Zwischen­räume zwischen diesen älteren Bäumen sind durch zahl= reiche dünne Stänimchen ausgefüllt, die so schnell als möglich nach oben, nach Licht und Luft streben. Dicke, unregelmäßig hin- und hergebogene, strickähnliche Lianen hängen von den hohen Bäumen herab und gereichen dem Walde, wo sie vorkommen, feineswegs zur Zierde. An vielen Stellen wachsen zwischen dem Unterholz hohe frautige, theils aufrechte, theils kletternde Scitamineen und bilden daselbst ein undurchdringliches Dickicht.

Am alten Rhein  . Ein klägliches Ende" nimmt der Rhein  , zu dessen Wesen doch in unserer Vorstellung die hohen, wildzerklüfteten Felsufer mit ihren Burgen, der schnelle Lauf des Wassers in dem stark abfallenden Fluß­bette, mit einem Wort Bilder der Kraft und romantischer Schönheit gehören. Durch flaches Land, in viele Arme gespalten, schleicht sein Wasser träge dahin, fast scheint's ein Wunder, daß der Strom überhaupt noch das Meer erreicht und nicht vorher im Sande versiecht. Und doch, wer heut durch eine Kunstausstellung geht und nach Bildern des Rheins sucht, er wird vielleicht oft Motive von den Ufern des Unterlaufs, felten aber von den romantischen Felsufern des Mittelrheins finden. Es find auch keineswegs nur holländische Maler, die den Nhein in jener Gegend aufsuchen. Diese Thatsache ist fenn­zeichnend für die Wandlung des Naturgefühls, die in der Landschaft unserer Tage gegenüber der Zeit der Nomantik vor sich gegangen ist. Die holländischen Rhein­ufer geben die Reize, die das malerisch geschulte Auge des heutigen Landschafters befriedigen. Seeluft vom nahen Meer, schwer und feucht, liegt über dem Lande, ein trüber Himmel spendet mildes Licht und giebt allen Farben etwas Gemeinsames, eine gedämpfte Harmonie der Töne, in der von der Schönheit voller leuchtender Farben zwar abgesehen werden muß, dafür aber auch die leiseste Nüancirung des einen Farbentons neben dem anderen eine erhöhte Bedeutung gewinnt. Und ebenso schlicht wie diese Neize ist auch das Leben, das an den Ufern des alten Rheins sich vollzicht. Franz Starbina,

* Aus ,, Mit rothen reffen". Ein Gedichtbuch. Großenhain  , Baumert und Ronge.

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Aus der Thierwelt sind die Insekten reichlich ver treten, namentlich durch Ameisen und Schme.terlinge. Letztere kommen besonders in den Lichtungen in der Nähe der Dörfer in großer Zahl und Mannigfaltigkeit vor Auch Bienen, die guten Honig geben, sowie Tausendfüze sind zahlreich, Stäfer giebt es dagegen weniger. Die höhere Thierwelt scheint nicht sehr reichlich vertreten zu sein. Schlangen trifft man verhältnißmäßig felten,[ leine Gidechsen dagegen häufig. Auch Vögel giebt es nicht viele, am häufigsten noch den grauen Papagei mit kurze rothen Schwanz, der auch von den Eingeborenen of gezähmt wird. Kleine Affen, Leoparden, Wildfagen, Antilopen, Wildschweine und Elephanten sollen häufig sein.

Dazwischen schlängelt sich mum der Weg, bedeckt von abgefallenen Zweigen und Früchten der verschiedensten Größe, oft durch umgestürzte Baumstämme unterbrochen, an vielen Stellen von Sträuchern und noch mehr von den erwähnten Scitamineen überwachsen, sehr häufig auch von Wasser angefüllt, welches sich hier als an einer tiefer gelegenen Stelle angesammelt hat. Der Marsch auf einent solchen Waldwege gleicht mehr einer Turnübung als einer Wanderung. Während der Reisende über die den Weg versperrenden Aeste und Baumistämme klettert und bemüht ist, dem Wasser nach Möglichkeit auszuweichen, schlagen ihn die überhangenden Zweige des Unterholzes und der dazwischen wachsenden Stauden in's Gesicht und über­schütten ihn mit Ameisen. In der Nähe der Bäche sind die Wege meist so weit unter Wasser, daß man bis über die Knice darin waten muß.

Die Bäume des Urwaldes haben meist einen hohen und schlanken Stamm, doch erreichen sie im Alter bis­weilen auch einen bedeutenden Umfang. Ihre Wurzeli erstrecken sich dann gewöhnlich in schräger Richtung hoch am Stamm hinauf und sind bis zum Erdboden herab

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Oft erfüllt ein moderiger Kellergeruch die Luft; selten sieht man ein blühendes Gewächs, auch hört man mir selten die Stimme eines Vogels oder eines anderen Thieres, erst bei Sonnenuntergang macht sich eine Art Grillen durch lautes Zirpen bemerkbar. Die einzige Annehmlichkeit, die der Urwald bietet, ist die Stühle, di: dort herrscht; man fann auch zur Mittagszeit in dem selben marschiren, ohne durch große Hiße belästigt 31 werden.

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