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Die Freue Welt
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Nr. 23
Illustrirte Unterhaltungsbeilage.
Jakob.
( Fortsehung.) örres war im Nu zur Thür hinaus; das war der Dicke von gestern, sein Feind. Er stürzte. zum Laden hinaus und holte nicht früher Athem, als bis er ganz hinunter in die schmale Gasse bei Cornelius Knudsen gekommen war, wo es einsam und dunkel war.
Jezt war es fast vorbei mit seinem Muth, und der Tag war gleich zu Ende. Obdach für Geld in der theuren Stadt zu suchen, sollte sein letzter Ausweg sein. Er war so fest entschlossen gewesen, sofort etwas für sich zu finden, wenn es auch noch so wenig wäre. Ob er wieder hinunter zu dem Strämer gehen sollte?
Ein paar Mal ging er auf und ab, während er an den dicken Mann dachte, der also der reiche Brandt war. Das fonnte lange dauern, ehe er
an solch' Einem seine Rache nehmen konnte; und inzwischen stand er da und stierte in Knudsen's
Schaufenster.
Plötzlich faßte er Muth, ging die Stufen hinauf und trat ein.
der feine Herr halb zu sich selbst;" Sie können hier etwas warten."
Herr Anton Jessen war der Geschäftsführer des
Hauses und hatte gleichsam die Leitung für Wittwe Knudsen; man sagte in der Stadt, die Zwei würden gewiß noch ein Paar. Er ging die paar Stufen hinauf, die zum Comptoir führten, wo Frau Knudsen selbst am Pulte saß, wie sie es schon zu ihres Mannes Lebzeiten gethan hatte. Herr Jessen bat sie, in den Laden herunter zu kommen, um einen jungen Menschen in Augenschein zu nehmen, der gern Ladenjunge werden wollte.
Frau Knudsen stieg herunter, und während sie that, als hätte sie etwas Anderes zu thun, beob achtete sie heimlich Törres. Der stand noch da und gaffte sich um, in seine Berechnungen vertieft, ohne zu ahnen, wer die Dame wäre, die an ihn vorüber strich. Der Frau schien er wie ein gewöhnlicher Bauernbursche auszusehen. Er gefiel ihr im Grunde nicht, und das wollte sie eben Herrn Jessen sagen.
Aber während sie wieder vorbei kam, sah Törres Drinnen in Kundsen's langgestrecktem Laden war zufällig nach ihr hin, und da er sofort verstand, daß es nicht so hell, auch nicht so belebt wie bei Brandt. diese Dame eine wichtige Person im Hause wäre, Törres wollte sein Anliegen einer niedlichen fleinen streckte er ihr die Hand hin und sagte Guten Tag. Dame hinter dem Tische anvertrauen. Aber indem Frau Knudsen lächelte halb unwillig; doch mußte tam ein fleiner, zierlicher Mann, den Törres für sie ihm die Hand geben, da sie so nahe beieinander den Herrn im Hause hielt. Er trug einen großfarcirten Anzug, hohe Vatermörder, spißen, dunklen Bart, glatt nach vorn gefämmtes, dinnes Haar. Törres betrachtete ihn ehrerbietig und sagte seinen Spruch auf: ob hier Platz für einen Jungen wäre. " Was für einen Jungen?" fragte der feine
Herr.
" Ladenjunge," antwortete Törres.
" Sieht am ehesten nach Hausknecht aus," sagte der feine Herr, ging um Törres herum und musterte ihn. Die fleine Dame fand das schrecklich lächerlich.
Aber Törres ließ seine Augen über all diese Waarenmassen herumgehen; für wieviel Geld hier wohl
liegen mochte?
Der feine Herr setzte- eine Freude zu machen langen Bauernjungen fort.
zunächst um den Damen
sein Gramen mit dem
Wie ist Ihr Name," fragte er, sein Glas aufsegend.
"
" Törres Schnurzwall."
Die junge Dame befam einen Anfall und mußte in einem Winkel ihre Nase puzen.
„ Ein wohltlingender Name," sagte der feine Herr;„ und in welcher Branche haben Sie am meisten Lust zu arbeiten?"
Das verstand Törres nicht; aber er antwortete trogdem:„ Ich will verkaufen."
„ Verkaufen, ja das ist gerade die Kunst," sagte
waren.
1899
zu verlieben. Und er bedachte sich keinen Augenblick alle seine anderen Pläne aufzugeben, als ihm der alte Brandt vorschlug, in's Geschäft einzutreten. Er machte sich auch nichts aus den Prophezeiungen seiner Freunde, daß er als Fremder in der kleinen Stadt nicht aushalten würde. Gustav Krüger meinte im Gegentheil, daß er etwas Leben in die Stadt bringen, sie ein bischen zu freieren Anschauungen und leichterer Geselligkeit emporheben würde.
Dafür hatte er über zwanzig Jahre gekämpft, von Niederlage zu Niederlage, bis auch er und sein Humor geknickt waren, und das Alltagsleben sein Leben verbittert hatte, so daß er allenfalls in die fleine, bittere Stadt passen konnte.
Seine Frau war nämlich Vollblut gewesen; aufgewachsen als Tochter des reichen Mannes und festgewachsen mit jeder Faser in dem sauren Erdboden, setzte sie in Allem ihrem Manne, der nach fremder Freude oder fremder Kultur roch, einen stillen und gottergebenen Troß entgegen. Das sanftmüthige Wesen, mit welchem Gustav Striiger sich verlobt hatte, hatte im Grunde nur eine Periode der Schwachheit gehabt, als sie sich in den schmucken, weltlichen Referendar verliebte. Aber sobald sie ihn bekommen hatte, that sie kräftig Buße und sparte feine Anstrengung, ihn zur Gefolgschaft heran zu be
kommen. Törres, der nie etwas Anderes gekannt hatte, als harte Arbeitsfäuste, wurde so benommen von der weichen, kleinen Hand, daß er sie emporhob, um sie anzusehen.
"
Nein, so etwas habe ich bis jetzt noch nie gesehen," ſagte er bewundernd, indem er ihr in's Ge
sicht sah.
Frau Knudsen wurde roth und zog ihre Hand zurück. Aber sie konnte ja doch über diesen treuherzigen Bauernburschen nicht böse werden.
"
"
Glauben Sie, er tangt zu etwas, Herr Jessen?" , Er müßte freilich dressirt werden."
" Jedenfalls ist es ein treuherziges junges Menschenfind," meinte Frau Knudsen.
, Das ist er," sagte Herr Jessen und lächelte. Und so wurde Törres vorläufig angenommen als Bursche für den Laden oder das Lager, je nachdem.
III.
Gustav Krüger war als junger Kandidat in die Stadt gekommen, um als Referendar beim Stadtvogt Stadt gekommen, um als Referendar beim Stadtvogt zu arbeiten.
Aber statt dessen hatte er die beste Partie in der Stadt gemacht, indem er sich mit der Tochter des reichen Brandt am Markte verlobte und
verheirathete.
Er war eine begabte und heitere Natur, der es anfänglich ziemlich leicht gefallen war, sich in die stille, unsichere Kleinstadtdame mit dem vielen Gelde
Die Ehe ging darum von Anfang an nicht ganz glatt, bis es mit den Jahren dazu kam, daß der Mann in den Klub und in Gesellschaften ging, während die Frau zu Hause saß und ihre Seele und ihre vielen Schwächen pflegte.
So war es lange Zeiten still und dunkel ge= wesen in den großen Stuben bei Brandt auf dem Markte, und der Staub legte sich über Kronleuchter und alte schwere Mahagonimöbel, bis die Frau vor ein paar Jahren starb und unter großer Theilnahme als ein Weib, wie wenige in der Gemeinde, begraben wurde.
Ihr einziges Kind, Julie, war beim Tode der Mutter ein erwachsenes Mädchen blaß und fein, mit dünnem Blut und röthlichem Haar. Während ihrer ganzen Jugend zog es sie mehr zur Mutter, deren Trübsal und religiöse Herbheit gut zur Lang= weile der Schule paßten.
Aber später sah es so aus, als ob des Vaters Natur mehr und mehr in ihr durchbräche. Sie fam aus einem ausländischen Pensionat als eine fröhliche und muthige junge Dame nach Hause, zum großen Kummer für den weitläufigen Freundinnenkreis ihrer Mutter, der immer solch' große Hoffnungen auf die herbe kleine Julie, die so früh ernsthaft wurde, ge= setzt hatte.
Dazu kam, daß Julie eine Freundin in einer jungen Frau gewann, welche inzwischen in die Staot