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durch das Bürgerthum, noch nicht das Proletariat.

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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

durch

Das deutsche Bürgerthum, das sahen wir schon, hat niemals das Zeug zur Erfüllung der historischen Mission" des Bürgerthums gehabt, welche Mission darin besteht, die licht- und luftscheuen Bauten des Mittelalters zu brechen, die Trimmer weg zu räumen und neue Bauten, der Neuzeit entsprechend, an Stelle der alten Bastillen zu errichten. Das deutsche Bürger thum hat das nicht gethan, nicht thun können, als das Zeitalter günstig war im 17. und

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18. Jahrhundert. Es fonnte es auch nicht thun in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als der günstige Zeitpunkt bereits verstrichen war und in dem Prole­tariat eine neue Macht auf die Bühne sich schob, alle Verhältnisse änderte und das Bürgerthum zum Umkehren seiner Frontstellung zwang. Das Prole­tariat aber war noch zu schwach, seine historische Mission" zu erfüllen. Zwischen dem Nicht mehr!" des Bürgerthums und dem Noch nicht!" des Prole­tariats mußte die Märzrevolution zu Grunde gehen.

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Infolge der Rückständigkeit unserer öfono mischen Entwickelung begann die großkapitalistische Aera in Deutschland später als in Frankreich und England. Im Jahre 1848 war Deutschland etwa so weit wie England im Jahre 1770, wo die Ein­führung der Maschinen begann. Von einer Kapitalisten­tlasse fonnte noch keine Rede sein, und natürlich eben sowenig von einer Arbeiterklasse. Wo keine Klasse ist, fann aber auch kein Klassenbewußtsein und wo kein Klassenbewußtsein, auch keine Klassen­organisation sein. Es gab teine scharfe Grenz­linie zwischen Arbeitern und Bürgern. Alles war noch breiartig, im Stadium des Urschleims", der die unentwickelten Embryonen in sich hat. Weder das Bürgerthum, noch das Arbeiterthum hatten be­stimmte Ziele, bestimmte Organisationen. Es gab nicht einmal Parteien und es gab keine Partei= programme. Auf der einen Seite waren die Ne­gierungen, die Jedermann haßte und verachtete- auf der anderen Seite waren alle Anderen. Diese Allgemeinheit der Opposition war gewiß Etwas, jedoch nicht genug. Es war Material zu einer Bewegung, jedoch noch keine Bewegung. Denn Bewegung ohne Ziel, ohne Programm kann nicht zu einem Ziel, nicht zur Verwirklichung eines Pro­grammis führen. Und hier haben wir die Ursache, warum die Märzrevolution scheiterte und scheitern mußte. Am 19. März 1848, nachdem in Berlin , neben Wien dem zweiten Hauptquartier der deutschen Reaktion, das Junkerheer besiegt war, gab es in Deutschland feinen Widerstand mehr gegen den Willen des Volks. Das Volk konnte thun, was es wollte. Es war Schmied seines Schicksals, wie mur je ein Volt es gewesen. Nur der Schmied verstand nichts vom Schmieden.

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Oppositionell, unzufrieden mit der Regierung und den Regierungen war Alles gewesen außer den Regierungen. Indeß Unzufriedenheit ist zwar eine bewegende Kraft, der Hebel alles Fortschritts, allein sie hat keine Richtung und ist also an sich kein Fort­schritt. Ohne Ziel feine Bewegung. Und wohl nie hat ein Wort größeres Anrecht auf das Rathhaus von Schilda verliehen, als der Irische Bulle" ( Irish Bull) den Bull mit Ochse" zu über­sezen, war ich zu parlamentarisch-:" Bewegung Bewegung ist Alles, das Endziel nichts." Solche Bewegung" ist in gewissen öffentlichen Anstalten zu sehen, wo die Insassen eine fieberhafte Thätigkeit entwickeln, indem sie im Schweiße ihres Angesichts Löcher graben, die sie dann wieder zuschütten. Schade blos, daß diese nüßlichen und nothwendigen Anstalten Narren­häuser sind. Und etwas von dieser Thätigkeit hatte die Märzrevolution. Es wurden Löcher gegraben und wieder zugeworfen. Es wurden Festungen er­obert, und der besiegte Feind als Besayung wieder eingesetzt was wohl die klassischste Illustration des Bockes ist, den man zum Gärtner macht. Und das geschah buchstäblich im Jahre 1848. Metternich , als Inlarnirung der Reaktion, mußte aus Wien nach London flüchten, der Prinz von Preußen aus Berlin damit war aber auch Alles geschehen. In den Festungen blieben die alten Besagungen- und die paar Vertrauens- und Strohmänner, die

man zur Ueberwachung bestellte, konnten oder wollten nichts thun.

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Ein Ziel hatte man nicht. Und fein Programm. Nur ein Nebelgebild: das freie und einige Deutschland . Wohl gemerkt das freie" war damals vor dem einigen Deutschland . Heut schämt man sich, das Eigenschaftswort frei" noch mit Deutschland und seinem Zuchthauskurs in Verbindung zu bringen: das freie und einige Deutschland ." Das freie" das bedeutete Breßfreiheit, Vereinsfreiheit, und was der bekannte Speisezettel des französischen Liberalismus seit 1830 dem deutschen Bürgerthum eingelernt hatte. Alle diese Forderungen wurden in den Märztagen auch auf den deutschen Revolutionsspeisezettel gesetzt keine wurde ver­

gessen.

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Doch da stolperte die Vertrauensseligkeit über eine Frage. Können alle diese Freiheiten in einer Monarchie verwirklicht werden, oder bedarf es dazu der Republik ? Monarchie natiirlich feine ab­solute Monarchie fonstitutionelle Monarchie,

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wie in England? Oder: Republik ?

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Das war die Frage. Und sie ward 1848 nicht beantwortet ist bis auf den heutigen Tag nicht beantwortet. Und nun erst das einige Deutschland .

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Da waren etliche dreißig Monarchien und vier Republiken"( die freien" Städte). Wie war es möglich, diese Massenkollektion von Staaten und Re­möglich, diese Massenkollektion von Staaten und Re­gierungen unter Einen Hut zu bringen, wenn der ,, deutsche Bundestag" zum Teufel gejagt war. Und daß dies geschehen mußte, darin war Alles einig, und es war so ziemlich das Einzige, worin Alles einig war. Mit den kleinen und mittleren Staaten ließ sich zur Noth fertig werden. Sie waren ver= gleichsweise schwach und mußten Ordre pariren. Allein die zwei deutschen Großstaaten" Preußen zwei, deutschen und Oesterreich, die, seit sie nebeneinander bestehen, einander gehaßt, beargwöhnt, angefeindet, sogar wiederholt befriegt haben unter beiderseitigen Betheueringen, daß sie an dynastische Sonderinteressen nicht denken und nur das Interesse des gemeinsamen Gegenstandes ihrer Liebe: Deutschlands , im Auge und im Herzen haben.

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Wie diese zwei Mächte unter den deutschen Ein­heitshut bringen, zusammen mit den etlichen dreißig kleinen und mittleren Staaten?

Auf diese Frage gab es nur eine vernünftige und praktische Antwort-nämlich die: das Problem ist nicht zu lösen, so lange Preußen und Lesterreich das bleiben, was sie sind. Ein einiges Deutschland , das selbstverständlich, soll es nicht ein triigerischer Schein sein, Deutschösterreich gerade so gut umfassen muß wie Preußen, ist nur denkbar, wenn die Macht beider Staaten so weit gebrochen oder beschränkt ist, daß sie dem gemeinsamen deutschen Interesse sich unterordnen muß.

Es galt also vor allen Dingen eine Macht zu begründen, welche stärker war als die Macht Lester reichs und Preußens zusammengenommen. Diese dritte höhere Macht konnte nur eine revolutionäre sein aus dem Volfe hervorgehen, auf dem Volke beruhen.

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Das ist heutzutage so selbstverständlich, daß kein denkfähiger Mensch auf eine andere Antwort ver= fallen kann. Anno 1848 waren es nur sehr Wenige, die das Selbstverständliche begriffen, und diesen Wenigen wurde nicht geglaubt. Alles berauschte sich in dem Freiheits- und Einheitsgedanken, und der Rausch sieht feine Hindernisse; er versetzt Berge, wie der Glaube, und verrichtet noch viel größere Wunder - im Rausche.

Nach Frankfurt , in die alte Nei.hshauptstadt, sollte ein Parlament zusammenberufen werden. Das deutsche Volt sollte die besten seiner Männer" nach deutsche Volf sollte die besten seiner Männer" nach Frankfurt schicken, und die besten Männer" sollten dann das Werk der großen Einheit und Freiheit vollbringen. Wahrhaftig, es fonnte nicht fehlen.

Die besten Männer" traten denn auch zusammen in Frankfurt ; sie hielten sehr schöne Neden und begannen den Bau zu bauen mit ihren schönsten Reden. Festere Bausteine hatten sie nicht, und mit den Münchhausen'schen Luftsteinen läßt ein fester Bau sich nicht bauen, der auf alle Fälle stärker sein mußte, als die Militärstaaten Preißen und Desterrei.h.

Während in Frankfurt am Main emsig gebaut wurde mit Luftsteinen, erholten sich die alten Be sazungen der vom Volt erstürmten, aber nicht er oberten und ausgefegten Reaktionsfestungen von ihrem Schrecken, betrachteten sich den Schaden und fanden, daß sie gar keinen Posten verloren hatten und den Schaden sehr leicht ausbessern konnten. Und sie gingen an das Werk, besserten aus, was beschädigt war, befestigten die Wälle und Mauern, gossen nene Kanonen und bereiteten sich auf den Augenblick vor, wo sie einen Ausfall machen und zum Angriff auf den Feind vorgehen konnten.

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In Frankfurt hatte Herr Gagern, der allge meine Vertrauensmann und beste der besten Männer", mittlerweile den Stein der Weisen entdeckt. Er streckle die Hand aus zu dem weltgeschichtlichen kühnen Griff", der die Quadratur des Zirkels bewirken und die deutsche Einheit mit Preußen und Desterreich) auf monarchischem Weg, unter Pelzwaschung ohne Naßmachen, zu Stande bringen sollte.

Doch ach!

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Zwischen Lipp und Kelchesrand

Schwebt des Schicksals falte Hand

Gerade als Gagern ausholte zum kühnen Griff" und zur, rettenden That" vollzog sich in Paris , an der Stätte, von welcher die deutsche Märzrevolus tion ihren Lebensodem empfangen hatte, ein Greig niß, das der Märzrevolution nicht blos, sondern der gesammten revolutionären Bewegung des Jahres 1848 den Boden entzog und dem Strom der Entwickelung einen rückläufigen Kurs aufzwang.

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Und das war mitten im Revolutionsjahr"! Im Mitsommer nach dem Völkerfrühling, dessen Baßgeigen noch am Himmel hingen.

( Fortsetzung folgt.)

Die Bewegungen der Erdaxe.

( Schluß.)

Von Bruno Borchardt .

m Copernikanischen Weltsystem fällt die Weltare mit der Erdare zusammen, also mit derjenigen Linie, um welche die Erde ihre tägliche Drehung vollführt. Nun sollte man meinen, wenn die Erde als ganzer Körper sich im Raume fortbewegt, so misse sich doch auch ihre Are bewegen, ihre Ver längerung also stets an anderen Punkten das Himmels­gewölbe treffen, und der Pol sich somit jährlich in einem Kreise, dem Abbilde der Erdbahn, unter den Sternen bewegen. Dies ist jedoch nicht der Fall; denn die Fixsterne sind so außerordentlich weit von uns entfernt, daß die ganze Erdbahn dagegen ver schwindet. Jeder hat wohl schon gemerkt, wenn er auf der Straße geht und den Mond anblickt, daß dieser die Wanderung mitmacht; ist man eine halbe Meile gegangen, so steht der Mond immer genau in derselben Richtung, in der er vorher stand,- abgesehen natürlich von seiner eigenen Bewegung am Himmel. Man wird dies begreiflich finden, wenn man bedenkt, daß eine halbe Meile gegenüber der Entfernung des Mondes( 50 000 Meilen) fich gerade so verhält, wie der 100. Theil eines Milli­meters zu einem Meter. Wollen wir die Nichtung eines Körpers angeben, der etwa einen Meter von uns entfernt steht, so wird es ganz gleichgültig sein, ob wir um 1/100 Millimeter weiter nach rechts oder Ents treten, und so ist es auch für die Richtung des Mondes ganz gleichgültig, ob wir um eine halbe Meile nach der einen oder anderen Seite gehen. Die Erde legt im Raume freilich größere Strecken zurück, der Durchmesser ihrer Bahn beträgt nicht weniger als 40 Millionen Meilen; aber diese ungeheure Strecke ist im Verhältniß zu den un faßbaren Entfernungen der Firsterne doch nur wie ter 100. Theil eines Millimeters zu einem Meter. Deshalb kann durch die Bewegung der Erde keine Veränderung des Himmelspoles bewirkt werden; so lange sie dieselbe Nichtung im Raume beibehält, muß sie stets nach demselben Punkte unter den Sternen als Himmelspol weisen.

Nun sahen wir aber, daß der Himmelspol sich bewegt, und dies ist also ein Beweis dafür, daß