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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.
mals aus deutschem Boden als einheimisches deutsches Gewächs entstehen konnte. So finden wir auch, daß die Sozialisten oder Kommunisten des Jahres 1848 ausnahmslos entweder durch Aufenthalt im weiter entwickelten Auslande oder durch Studium der französischen und englischen Sozialisten zum Sozialismus gebracht waren. Daß unter solchen Umständen der Sozialismus in der Märzrevolution keine hervorragende, überhaupt keine selbstständige Rolle zu spielen vermochte, das bedarf keiner weiteren Erläuterung. Was haben wir denn vierzehn Jahre später erlebt, nachdem die ökonomische Nevolution sich in Deutschland er heblich weiter entwickelt und außerordentlige Fortschritte gemacht hatte?
Lassalle trat auf und zeigte den deutschen Arbeitern, daß diese ökonomische Revolution die Interessen der Arbeiter und Proletarier denen der Arbeitgeber und Kapitalisten entgegenseze und feindlich mache- daß in Folge dessen die Arbeiter in der politischen Bewegung nicht mehr mit dem Bürgerthum zusammengehen könnten, sondern als selbstständige Partei sich zu organisiren hätten. Was war die Wirkung seiner Worte auf die deutschen
Arbeiter? In Berlin hörten sie
ihn garnicht an, und im übrigen Deutschland waren es wenige Tausende, die in seinen„ All gemeinen deutschen Arbei terverein " eintraten. Es dauerte noch gut sieben Jahre, ehe die Logik der Thatsachen in die Masse der Massen gedrungen war und sie in die Bewegung trieb.
Doch wir sind im Jahre achtzehuhundertundachtundvierzig.
Die Junischlacht ist geschlagen, das Rückgrat der Revolution ist gebrochen, und Gagern, der ge= borene Präsident", der vollendete Typus des deutschen Liberalismus, der sich nach langem Siechthum und unzähligen Mause= rungen allmälig im Laufe der Zeiten zu dem rickgratlosen Weichthiere, genannt Nationalliberalismus, entwickelt hat- und Gagern hat seinen„, kühnen Griff" gethan. Deutschland hatte ein Oberhaupt. Das Oberhaupt, aber keine Beine und keinen Leib. Blos ein Haupt über das mau in Berlin die Nase riimpfte, und in Wien auch. Man" das ist die Reaktion, die Nachtluft witterte und die zu merken anfing, daß die Revolution, vor der sie so feige in's Mausloch gefrochen war, feinen Kopf hatte. Und der„ Reichsvermoderer" war sicherlich fein Kopf, vor dem sie zu zittern brauchte.
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Das Frankfurter Parlament aber war„ praktisch". Es hatte dem Reich ein Oberhaupt" gegeben; es gab dem„ Oberhaupt" ein Ministerium. Ein Reichsministerium. Die Reichsregierung war fe.tig! Eine Reichsregierung aber kein Reich. Die fleinen Staaten, die der Volksströmung folgen mußten, erklärten sich für die Reichsregierung. Die zwei Großstaaten, auf die allein es aufam, hielten zurück machten nur die allernothwendigsten Zugeständnisse, und organisirten ihre Streitkräfte. Namentlich die
Armeen. Es war die Zeit, wo das Sprichwort auffam: Gegen Demokraten helfen nur Soldaten!
Die preußischen Soldaten waren nach der Niederlage des 18. März gezen die Dänen geschickt worden.
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der nur sein dynastisches Interesse im Auge hatte, eine entscheidende Niederlage zugefügt.
Auch das war eine Warnung an die Herren Luftstein- Baumeister in Frankfurt am Main . Doch für sie gab es keine Warnungen. Sie lebten eingesponnen in ihre Dok trinen und hatten, da der Ver such, im südwestlichen Zipfel Deutschlands die Republik aus zurufen, mißgliicft war, feine Sorge mehr. Das Einzige, was sie fürchteten, war das Volk, die einzige Kraft, welche das Ideal der deutschen Freiheit und Einheit hätte verwirklichen können.
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Welchen Grund hatte das Volf, zu murren? Schenkten sie ihm nicht die Grundrechte? Kein Zweifel, es war fleißig, das Frankfurter Parlament. Wer die fünf dicken Quart bände mit den Reden, die in einem Jahr so lange un gefähr dauerte die Herrlichkeit -in der Paulskirche ( ein böses Omen, daß das erste deutsche Parlament in eine Stirche ein quartirt war!) gehalten wurden, sich ausieht, sie durchblättert und gar durchliest, der kann sich eines gewissen Respektes nicht erwehren und des Bedauerns nicht, daß so viel Fleiß so schlecht angewandt worden ist. Und doch so war es so gute Arbeit gut dem Zweck und dem Inhalt nach. Die Grundrechte des deutschen Volkes die Preß freiheit, die Gewissensfreiheit, die Vereinsfreiheit alle mög lichen Rechte und Freiheiten, und alle möglichen Garantien der auf Rechte und Freiheiten dem Papier. Die Menschen rechte", welche die französische Nationalversammlung entworfen und die ,, Declaration of Rights" der amerikanischen Unabhängig feits- Afte waren nichts, vers glichen mit unseren Grundrechten auf dem Papier. Die ,, deutsche Grindlichkeit" hatte sich an den Grundrechten gründlichst be währt. Wir hatten sie beschämt, die oberflächlichen Franzosen und die unwissenden Amerikaner. Aber die oberflächlichen Frans zosen hatten, ehe sie die„ Menschenrechte" aufstellten, die Bastille gestiirmt, und die un wissenden Amerikaner, ehe fie die„ Erklärung der Nechte" schrieben, die Unabhängigkeit erkämpft und das Frankfurter Parlament zäumte das Pferd am Schwanz auf: es setzte die „ Grundrechte" fest, ehe es die Unabhängigkeit erkämpft hatte. Da tam plößlich eine neue Warnung- eindringlicher als jene ersten gewesen. Der Ver rath in Schleswig- Holstein ist vollendet, das in der Wildens bruch'schen Depesche dargelegte Programm des Schein friegs mit Dänemark , der ein wirklicher Krieg gegen das deutsche Volt und die deutsche Revolution sein sollte, ist, soweit es sich in Schleswig- Holstein vers wirklichen ließ, verwirt.icht am 26. August 1848 wird der Waffenstillstand von Malmoe abges schlossen, der die stammverwandten Brüder" den Dänen überlieferte.
Und dort übten sie sich in einem Scheinfrieg, den die preußische Regierung selbst in Geheimdepeschen als solchen bezeichnet hat- für den Revanchekrieg nach innen. Der Prinz," ihr Führer, war wieder zurückgekommen. Und die österreichische Armee unter Nadezfy, von der ein Dichter der Neaktion sang: " In Deinem Lager ist Oesterreich ", nämlich die Dynastie der Habsburger , hatte in Italien bei Custozza( am 25. Juli) der italienischen Revolution, schlecht geführt von dem Savoyer König Karl Albert ,
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