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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

Vertrauten, den preußischen Gesandten in London  , Bunsen  , folgenden Brief geschrieben, der allerdings erst später bekannt wurde:

fennen. Sie wirft ihren vollen Lichtschein bis in die Gegenwart.

Die Deputation wurde nicht, wie man er­wartet hatte, in Hofwagen dazu abgeholt. Die Stadt Berlin   sprang ein und stellte ihr Wagen zur Auffahrt am Schlosse. Die Hofdienerschaft empfing und geleitete die Abgeordneten des deutschen   Parlaments mit schwach verhehlter Geringschäßung. Als der Präsident Simson während des Wartens im Vorsaal ein Glas Wasser begehrte, bedauerte der Lakai, ein solches nicht zur Hand zu haben, und holte das Verlangte erst, als Simson sein Begehren in sehr bestimmtem Tone wiederholte.

Sie sagten( wörtlich wie Herr von Gagern mir sagte am 26. und 27. vorigen Monats): , Sie wollen die Zustimmung der Fürsten  ! gut und recht, die sollen Sie haben! Aber, mein theuerster Freund, da liegt der Hund begraben. Ich will weder die Zustimmung der Fürsten   zu der Wahl, noch die Krone. Verstehen Sie die martirten Worte? Ich will Ihnen das Licht darüber so kurz und so hell als möglich schaffen. Die Krone ist erstens keine Krone, die ein Hohen­zoller nehmen dürfte, wenn die Umstände es möglich machen könnten, ist keine, die eine, wenn auch mit fürstlicher Zustimmung eingesetzte, aber in die revolutionäre Saat geschossene Ver­sammlung macht( dans le genre de la couronne des pavés de Louis Philippe  ), sondern eine, die den Stempel Gottes trägt, die den, dem sie aufgesetzt wird, nach der heiligen Delung, von Gottes Gnaden macht, weil und wie sie mehr denn 34 Fürsten zu Königen der Deutschen von Gottes Gnaden gemacht und den letzten immer der alten Reihe geſellt. Die Krone, die die Ottonen, die Hohenstaufen, die Habsburger   ge­tragen, fann natürlich ein Hohenzoller tragen: sie ehrt ihn überschwänglich mit tausendjährigem Glanze. Die aber, die Sie leider meinen, verunehrt überschwänglich mit ihrem Luder geruch der Revolution von 1848, der albernsten, diimmsten, schlechtesten, wenn auch gottlob nicht bösesten dieses Jahrhunderts. Einen solchen imaginären Reif, aus Dreck und Letten gebacken, soll ein legitimer König von Preußen sich geben lassen, der den Segen hat, wenn auch nicht die älteste, so doh die edelste Krone, die Niemand gestohlen worden ist, zu tragen?.... Ich sage Ihnen rund heraus: Soll die tausend­jährige Krone deutscher Nation, die 42 Jahre geruht hat, einmal wieder vergeben werden, so bin Ich es und meinesgleichen, die sie vergeben werden. Und wehe Dem, der sich anmaßt, was ihm nicht zukommt."

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Merkwürdig, daß die Leute Einem heutzutage zumeist gerade das anbieten, was sie selbst nicht haben!"...

Pannier aus Dessau  !... Dessau  ?... Ach! Da liegt schon längst ein Gesuch in meinem Kabinet wegen Anschlusses des. dessauischen Militärs an mein herrliches Kriegsheer... Ich habe noch nicht verfügt... Ein abscheulich aufgewühltes verfügt Land!... Ich werde dem Gesiche doch wohl willfahren müssen... Liebster Pannier, gegen Demokraten helfen nur Soldaten!"

Der König empfing die Deputation im großen Rittersaale, unter dem Thronhimmel stehend, umgeben von den Prinzen, Ministern, Generalen und dem ganzen Hofstaate. Auf die Anrede des Präsidenten Simson, der ihm den Tert der Reichsverfassung und das Protokoll über die Kaiserwahl vorlegte, antwortete der König in freier Nede mit starker, erhobener Stimme. Er sprach zuerst seine Befriedigung aus Er sei bereit, über den an ihn ergangenen Nuf. Er sei bereit, durch die That zu beweisen, daß die Männer sich nicht geirrt hätten, welche ihre Zuversicht auf seine Hingebung und seine Treue, auf seine Liebe zum gemeinsamen Vaterlande stüzten. Nun verstärkte der König seine Stimme, hob den Blick auf­wärts und erklärte, er würde das Vertrauen der Abgeordneten nicht rechtfertigen, wollte er mit der Abgeordneten nicht rechtfertigen, wollte er mit Verlegung heiliger Rechte und seiner früheren feier­lichen Versicherungen ohne das freie Einverständniß der gekrönten Häupter, der Fürsten   und der freien Städte eine folgenreiche Entschließung fassen. An den Regierungen der einzelnen deutschen   Staaten wird es daher jetzt sein, in gemeinsamer Berathung zu prüfen, ob die Verfassung dem Einzelnen wie dem Ganzen frommt, ob die mir zugedachten Rechte mich in den Stand ſezen würden, mit starker Hand die Geschicke des großen deutschen   Vaterlandes zu leiten und die Hoffnungen seiner Völker zu erfüllen."

Wer diesen Brief liest, der sieht den unüber­brückbaren Abgrund, der zwischen dem Frankfurter  Parlament und dem König von Preußen lag, und der weiß auch, daß der Vertreter solcher mittel­alterlichen Anschauungen keine Krone annehmen konnte, die von einer mit dem Ludergeruch der Revolution" behafteten Versammlung dans le genre de la couronne des pavés de Louis Philippe  nach Art der Pflastersteinkrone Louis Philipp's ,, aus Dreck und Lehm gebacken" worden war. Die Anspielung auf Louis Philipp ist allerdings etwas sonderbar, hatte doch Friedrich Wilhelm der Vierte furz vor der Februar- Revolution diesen Bürgerfönig mit der Pflastersteinkrone" und dem Ludergeruch der Revolution" in einem eigenhändigen Brief als das Muster eines Staatsmannes und als Haupt­stiiße der göttlichen Staats- und Weltordnung gepriesen.

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Friedrich Wilhelm   der Vierte strahlte vor Ver­gnügen, als die Nachricht kam, daß das Frankfurter Parlament ihn zum deutschen Kaiser gewählt und eine Deputation mit der Kaiserfrone an ihn ge= schickt habe.

Der lang ersehnte Moment war da: die Ne vanche für den 18. und 19. März! Den Höf lingen sagte er im Voraus, sie sollten auf etwas Interessantes gefaßt sein.

Nach allerhand Irrfahrten, die hintennach

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Die Abgeordneten hörten nicht weiter. Was sie bis zu ihrer Ankunft in Berlin   still für sich gefürchtet oder den näheren Freunden besorgt 31­gefliistert hatten: das war jetzt wirklich eingetroffen. Denn die vom Reichstag in mühsamer Arbeit ge­schaffene und genehmigte Verfassung hatte der König in unzweideutiger Form abgelehnt und damit auch die Kaiserwürde.

mit Recht oder Unrecht auf den pfiffigen Wunsch zurückgeführt wurden, nicht am 1. April in Berlin  einzutreffen, traf die Deputation am 2. April in der künftigen Kaiserstadt ein und wurde nach kurzem Bitten um gut Wetter bei dem Staatsstreichminister Brandenburg für den folgenden Tag den 3. April auf 12 Uhr Mittags zur feierlichen Audienz" beim Könige, entboten". Und nun geben wir den Bericht, welchen die Frankfurter Zeitung  " ( s. das Wochenblatt" vom 31. März 1899) nach den Quellen zusammengestellt hat.

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" Zu Arndt sagte der König: Sie sind also doch gekommen!" Niemand verstand dieses Wort. Den Arndt hatte über seinen Briefwechsel mit dem König wohlweislich geschwiegen.

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In gehobener Stimmung haben die Herren der Kaiser- Deputation die fönigliche Tafel nicht verlassen. ,, Am 9. April meldete das Frankfurter Journal": " Die Kaiser  - Deputation ist vorgestern Abend um 10 Uhr von Berlin   über Eisenach   und Hanau   dahier wieder eingetroffen." Vor ihrer Einfahrt in Frank furt in Hanau  -war sie noch mit einer solennen Kazenmusik begrüßt worden.

In der ersten Bestürzung wollte die Deputation sofort abreisen. Aber sie besann sich; man hatte es doch mit einem Könige zu thun! Sie richtete eine Erklärung an die preußische Staatsregierung, in der sie aussprach, daß sie die Einladung, auf Grundlage der Reichsverfassung die auf den König gefallene Wahl anzunehmen, als abgelehnt an­sehen müsse.

" In Frankfurt   hat sie Niemand empfangen." Soweit die Frankfurter Zeitung  ". Wir haben ihrem Bericht nur einige Worte der Erläuterung und Ergänzung hinzuzufügen.

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Nießer, dem der König von Preußen das ges schmackvolle Wort von der beschnittenen Krone" widmete, war Jude.

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Die Bemerkung gegen Arndt erklärt sich daraus, daß der kindisch gewordene Dichter des Liedes: Was ist des Deutschen Vaterland?" Anfang März an den Hohenzollernkönig geschrieben und ihn aus treuem Herzen betend, hoffend, bittend" angebettelt hatte, er möge doch ja die Kaiserfrone, die ihm in sicherer Aussicht stehe, gnädig annehmen, und daß er Aussicht stehe, gnädig annehmen, von dem König, der sonst große Verehrung für ihn das Datum zur Schau trug, am, 18. März war gewiß kein Zufall- die schroffe Antwort erhalten hatte: Wie fann man mir zumuthen, eine Krone von Jemand anzunehmen, der sie nicht zu ver geben hat. Nur ein Rath der Könige und Fürsten   Deutschlands   ist befugt, nach tausend jährigem Herkommen dem Reich einen König füiren und die Wahl dem Volfe zur Bestätigung vorzulegen." Wohlgemerkt nur zur Bestätigung Der König von Preußen hatte bei dem Diner nach der Audienz mit den ausgesucht höhnischen und fräufenden Worten, die er an seine Gäste richtete, seinem Groll noch nicht hinlänglich Luft gemacht. Als sie aus dem Speisesaal hinausfomplimentin waren, sprang so hat einer der Anwesenden ers zählt

" An demselben Tage versandte die preußische Regierung eine Zirkularnote, derzufolge die deutschen  Regierungen aufgefordert werden sollten, Bevoll mächtigte nach Frankfurt   zu schicken, damit der mun mehr drohenden Gefahr vorgebeugt werde. Der König erklärte sich bereit, auf den Antrag der deutschen   Regierungen und unter Zustimmung der deutschen   Nationalversammlung   die provisorische Leitung der deutschen   Angelegenheiten zu übernehmen und an die Spiße eines Bundesstaates zu treten. Damit war die Nationalversammlung   und ihre Reichsverfassung beseitigt.

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- der König laut und grell lachend auf und machte hinter den unglücklichen Parlaments- Dep tirten die Geberde eines sehr fräftigen Fu tritts. Der moralische Fußtritt der Audienz hatte dem Herzen des Monarchen nicht genügt.

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Die Eindrücke der Kaiserdeputation, die dreißig Mann( nicht Männer) start, mit dem ornamentalen Waschweib und geborenen Präsidenten" Simson an der Spize, ausgezogen war gen Berlin   und au der Heimfahrt verschiedene ihrer Mitglieder verloren hatte, waren so niederschmetternd, daß die Herren sich, sobald sie nach jenem Königsmahl, das ihne ein wahres Henkersmahl gewesen, unter sich allein waren, gegenseitig das Ehrenwort gaben, das was ihnen widerfahren, keiner menschlichen , Die Deputation war zur königlichen Tafel ge- anzuvertrauen. Einen amtlichen Bericht haben fie laden worden. Zuerst schien es den Herren eine auch nie veröffentlicht; und die privaten Berichte Unmöglichkeit zu sein, der Einladung zu folgeir;

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aber sie besannen sich wiederum und gingen. Der König war heiter gelaunt, sorglos, witzig. Mehrere Anreden des Königs wurden von den übelgelaunten Deputirten mehr als wißig gefunden.

"" Ihr Bruder( Beseler) regiert einmal wieder Der ein bischen in Schleswig- Holstein  !.. König von Dänemark   ein vortrefflicher Mann, König von Dänemark   ein vortrefflicher Mann, mein guter Freund!"

Biedermann?... Aus?"

Majestät!"... Handelsmann?"

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waren stets sehr spärlich. Sogar der geschwägige Simson wurde stets ganz einfilbig, wenn von de Kaiserdeputation die Rede war. Selbst ein deutscher  Spießbirger, der Fußtritte ohne ein 3nden b Wimper in Empfang nimmt, liebt es nicht, po ihnen zu sprechen.

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So war denn von dem Hauch eines preußischen Königs das prächtige Kartenhaus der deutschen Reich verfassung, an dem die besten Männer" fast drei Leipzig  , viertel Jahre lang gebaut, in einem Nu umgeblajen umgeblasen ohne Hoffnung des Wiederaufbaus

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Nicht wahr, Herr Rießer, ich habe doch Was nun? Sollten die betrübten Lohgerber sich de

Das deutsche Recht, eine beschnittene Kaiserkrone nicht Fellen nachstürzen, die ihnen fortgeschwommen waren?

Volt muß diesen Schlußakt der Kaiserposse genau

anzunehmen?"

Fortsetzung folgt.)

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