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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

Als sie ein Jahr alt war, war sie als elternlos im Dorfe ausgesetzt worden, und als armes Kind war sie fonfirmirt. Später hatte sie nur um ihren Lebensunterhalt und ein elendes Kleidungsstück ge­dient, denn sie war sehr zart gebaut und schlecht ernährt und konnte sich nicht sonderlich niißlich machen. Sie hatte auch nicht viel Anderes, als böse Worte gehört, wo sie hinfam, so daß sie in Mißmuth aufgewachsen war.

Darum hatte sie auch vor dieser Stunde feine tiefe Betrübniß empfunden und niemals früher Herzensthränen geweint.

Als sie nun von ihrem Leid durchdrungen und gleichsam weich gestimmt war, empfand sie eine merkwürdige Linderung. Das Wort mein Schatz" stieg plößlich in ihren Gedanken gleich der Sonne über einem Gebirgswasser empor, und alle Noth und alles Ungemach ihres Lebens, das sich wie schwarze Felsblöcke darin abspiegelte, verlor seinen ganzen Schrecken. Wenn sie sein Schatz war, dann war ja Alles gut!

Mit diesem Trost troch sie dicht zum Altar hin, schloß die Augen und glaubte dann das Gesicht des Burschen gerade vor sich zu sehen lächelte ihm zu und sank in Schlaf.

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Es war spät am Tage, als sie erwachte. Sie fühlte sich innerlich gestärkt und zufrieden, und die Hoffnung, die bisher ebenso ärmlich ernährt war, wie sie selbst, wurde ganz übermüthig. Es kam immer schon ein Boot! Einen Dienst fand sie so leicht wie nichts; denn nun würde sie arbeiten, daß es etwas verschlug. Und schöne Kleider wollte sie haben! Das erforderte vielleicht Zeit aber sie war ja nur siebzehn Jahre alt!

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Dann fliisterte sie wieder mein Schaz" und lachte zu sich selbst und sah sich mit einem so sanften Gesicht um, als säße sie in einem Blumenhag mit zwitschernden Vögeln.

Es kam jedoch kein Boot, weder an diesem Tage, noch am nächsten; aber Maja war gutes Muthes. Einen oder zwei Tage zu hungern, zählte bei ihr nur als Uebergang. Außerdem suchte sie sich auf den Berge ein paar Vogeleier es würde schon gehen!

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Zurüd wieder über das Hochgebirge wollte sie nicht; sollte sie vorwärts fommen, mußte sie hinaus zu den Fischerplägen am Meer.

Endlich am dritten Tage tam ein Boot, das sie aufnahm, und an einem frischen, windigen, sonnigen Morgen lag das offene Meer vor ihrem Blick. Da sah sie mehrere Boote und kleine Fahrzeuge mit aufgeseßten Segeln, und es war, als wenn Alles ihr winkte mit Grüßen von ihm und mit gutem Angebot.

Der Faun. Ein lustiger Einfall! Und mit echt fünstlerischem Wiz hat der Maler ihn im Bilde gestaltet. Einen direkten Nachkommen der tollen Gesellen, mit denen in der Welt der Griechen die Wälder und die Berge bevölfert ware, hat er sich zu seinem Scherz aus­ersehen, ein bodsbeiniges Bürschchen mit Hörneransäzen und spigen Ohren am Kopfe und einem Schwänzchen. Dafür sind sie schon längst bekannt, daß sie im Kleinen üben, was später den Großen Lebensberuf ist: listige Streiche verüben und allen Leuten einen Schabernack spielen. Und ein guter Bissen ist dem Weltkund das Höchfte. Die Gelegenheit war günstig. Wie er so am Rande des Waldes entlang strich, da ein paar junge Gänse! Und feine Alte, vor der er sich doch wohl lieber noch gedrückt, in der Nähe. Da galt's ein Meister­stück, wie er's vom Vater gelernt! Richtig, es war ihm gelungen, sich im Schute des Rohres heranzuschleichen Sann ein Sayz- erwischt! Das gab ein Geschnatter und Flügelschlagen! Nüßt nichts, was der fleine Bocks­beinige einmal gepackt, das war ihm verfallen. Trium­phirend macht er sich mit den beiden Opfern davon. Da sauft aus dem Dickicht etwas Großes, Weißes hervor, mit schlagenden Flügeln und wildem Geschrei die Alte, die das ängstliche Schnattern der Jungen herbei­gelockt. Jezt ist das Schreien an ihm. Aber so leichten Staufs läßt er seine Beute nicht fahren. Nur die eine Gans giebt er frei, mit der anderen will er davon, so schnell die kleinen Bocksbeine ihn tragen. Zu spät!. Das Schwänzel, sonst sein Stolz, wird ihm heute zum Verderben: es ist ein zu schöner Griff, an dem ihn die Alte ohne Mühe erwischt. Fest sigt er, ein drolliges Jammerbild. Wären die Gänse nicht als so dumm ver­schrien, man möchte so etwas wie Schadenfreude und Vergnügen in dem Auge der Gansmutter lesen. Jeden­falls sind die Frösche, die im Rohre versteckt dem lleinen Drama zugeschaut haben, ganz außer sich vor Freude. Jezt geht's dem fecken Lausbuben endlich auch einmal an's Jell!

Und das Ende? Das Faunchen giebt seine Beute frei, erhält als sanfte Ermahnung noch ein paar Schläge von den kräftigen Flügeln und kann sich trollen. Werfen wird sich der Faun die Lektion aber schwerlich. Nur den Vorsatz wird er fassen, es beim nächsten Male schlauer anzupacken.

Als das Boot dorthin gelangt war, wohin es sollte, bekam sie auch sogleich ein Angebot, aber noch reichte es doch nicht weiter, als für Nahrung und Kleidung, und was die letztere anbetraf, wußte sie von friher her, was sie zu erwarten hatte aber es war doch immerhin ein Dienst, und sie fonnte ihn ja wieder wechseln.

Ein großer Wurf. Wie ganz anders ist die Wir­fung dieses Bildes! Auch in ihm steckt Humor; aber er ist einfacher und schlichter, er wirft nachhaltiger. Es ist ein Bild, wie man es hundertfach zu sehen bekommt. Die Komit liegt in der Sache: daß die Kleinen das Spiel so wichtig nehmen, der Ausdruck des Ernstes und Eifers in Mienen und Haltung, das macht dem Er­

So legte sie frisch Hand an und bot die Kräfte, die sie besaß, auf sie wollte sich etwas er­arbeiten! Was es war, wußte sie nicht recht; aber es war doch derselbe Gedanke, der Denjenigen an­treibt, der einen steinigen Grund urbar macht, damit Gras darauf wachsen kann.

Die Bauersleute erkannten ihren Eifer auch an,

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Feuilleton.

wachsenen den Anblick so komisch. Das Spiel um die Murmeln ist eine Haupt- und Staatsaktion, das weiß Jeder aus seiner eigenen Kindheit; in jedem Frühjahr hat er ihm mit Feuereifer obgelegen. Das wäre ein Glück für den kleinen Hosenmaß, wenn er mit seiner Kugel die schöne, große, die da vor ihm liegt, träfe und sie so gewänne! Er balancirt wie ein Alter beim Kegel­spielen. Und dieser heilige Ernst auf seinem Gesicht! Nur Einer ist noch ebenso interessirt am Spiele, um seine Kugel geht es- fein Auge wendet er von ihr. Die Anderen, die beiden Mädel und der Junge, der dabei steht, halten zum Jüngsten, er ist das Nest­Häkchen, die älteste Schwester giebt ihn sogar Amveisungen, wie er es machen soll. Fast sieht es aber so aus, als ob der Erfolg zu wünschen übrig lassen wird.

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und das erste Kleid, das sie bekam, war weit über ihre Erwartung. Das Essen war für sie wie für die Anderen mager genug, aber es folgten gute Worte mit.

Dann war der Sommer endlich zu Ende, und es folgten die arbeits- und mihevollen Tage des Herbstes. Da begann das Leben Maja schwer zu fallen, und sie mußte bitter kämpfen, sich aufrecht zu erhalten zu erhalten denn wo sollte sie, schwach wie sie war, um diese Zeit des Jahres hin?

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Mir scheint, das Mädel ist nicht ganz wohl," fagte eines Tages der Bauer zu seiner Frau, als Maja mit einem Arm voll Holz auf das Haus zufam und aussah, als sollte sie zu Boden sinken. ,, Ja- ich weiß nicht, was ihr fehlt," er widerte die Frau.

" Sie muß sich irgendwie überanstrengt haben." So rerging einige Zeit in dem Glauben, aber dann änderte er sich und es fan Klarheit in die Sache.

" In Jesu Namen, Mädchen! Du gehst ja mit ' nem Kind!" sagte eines Tages, mitten im Winter, die Bäuerin zu ihr, als sie sich längs der Hauswand hinschleppte, wie ein scheuer Hund, der fürchtet, er werde verfolgt.

Die Bestandtheile der Luft. Daß die Luft im Wesentlichen ein Gemisch zweier Gase von sehr verschiedenen Eigenschaften ist, des Stickstoffes und des Sauerstoffes, ist bekannt. Die meisten Menschen würden jedoch in Ver­legenheit kommen, wenn sie dieje Behauptung begründen sollten, und doch kann ihr Nachweis schon auf eine sehr einfache Weise und mit sehr einfachen Mitteln geführt werden. Jeder weiß, daß zum Brennen Luft nöthig ist; hindert man die frische Luft am Zutreten, so muß eine Flamme sofort erlöschen. Wenn man z. B. über ein brennendes Licht oder über ein Stückchen angezündeten rothen Schwefels ein Glas stülpt, so kann man sich hier­von sofort überzeugen. Befindet sich das Licht oder der Schwefel auf einem Teller, der etwas Wasser enthält, so bemerkt man in dem Maße, wie die Flamme schwächer wird, ein Aufsteigen des Wassers im Glase. Hieraus folgt also, daß derjenige Bestandtheil der Luft, der zum Brennen nothwendig ist, aufgezehrt wurde, und daß der vorher von ihm eingenommene Raum nunmehr mit Wasser gefüllt ist. Benutzt man statt des Glases eine zugeforkte Flasche mit abgebrochenem Boden, so kann man das nach dem Brennen übrig gebliebene Gas noch weiter untersuchen, indem man den Kork abzieht, und etwa einen glimmenden oder brennenden Spahn in die Flasche bringt. Man sieht dann, wie er sofort vollständig er­lischt. Man erkennt daraus, daß dieser hauptsächlichste Bestandtheil der Luft( etwa vier Fünftel), nicht fähig ist, eine Verbrennung zu unterhalten; man nennt ihn Stick­stoff. Der zur Verbrennung nothwendige Bestandtheil, der Sauerstoff, ist nur ungefähr ein Fünftel der gesammten Luft.

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Eine buddhistische Barabel. Kisagotami war der Name eines jungen Mädchens, dessen Heirath mit dem einzigen Sohne eines begüterten Mannes in einer an Feenmärchen erinnernden Weise gefeiert worden war.

Berantwortlicher Rebatteur: Oscar Rübl in Charlottenburg .

Maja antwortete nicht, sondern blickte vor sich nieder. Sie verstand nicht viel vom Leben, aber das begriff sie.

Dann sprachen die Bauersleute zusammen darüber und einigten sich dahin, daß das Mädchen bleiben sollte, wo sie war, bis der Frühling kam; aber dann wollte der Mann, daß sie Ned' und Antwort stehen sollte. ( Schluß folgt.)

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Sie gebar ein Kind, aber als der schöne Knabe laufen fonnte, starb er. In ihrer Liebe trug die junge Frau das todte kind an ihren Busen gedrückt und ging ihren mitleidigen Freunden von Haus zu Haus mit der Bitte, ihr ein Heilmittel für das Kind zu geben. Gin buddhistischer Mendikant dachte jedoch:" Sie hat keine Einsicht" und sprach zu ihr:" Mein liebes Kind, ein Heilmittel, wie Du es wünschest, habe ich selbst zwar nicht, aber ich glaube Einen zu kennen, der. es hat." " sage mir, wer das ist," sprach Kisagotami. Buddha fann Dir das Heilmittel geben, gehe zu ihm, lautete die Antwort. Sie begab sich zu Gautama ( Buddha), und indem sie sich vor ihm verneig e, sprach sie: ert und Meister, fennt Ihr ein Heilmittel, das für mein Kind gut sein würde?"" Ja, ich kenne eines," sprad der Lehrer. Nun war es" Gebrauch, daß die Kranken oder deren Freunde die Kräuter herbeischafften, welche die Aerzte nothwendig hatten, und so fragte sie den welche Sträuter er brauche." Ich brauche einige Sent förner," sagte er, und als das arme Mädchen eifrig versprach, etwas von diesem ganz gewöhnlichen Arzne mittel zu bringen, fügte er hinzu: Du mußt sie di in einem Hause geben lassen, wo nicht Sohn, Gatte Vater, Mutter, Silave gestorben ist." Sehr wohl sagte sie und ging fort, um die Senfförner zu erbitten während sie stets ihr todtes Kind bei sich trug. Leute sprachen: Hier sind Senfförner, nimm sie," aber wenn sie fragte: Ist rielleicht in dem Hause me nes Freundes ein Sohn oder Gatte, Vater, Mutter oder ci Sklave gestorben?" dann antwortete man ihr:" Fra was redest Du da? Der Lebenden sind so wenige der Todten so vele!" Sie ging alsdann in ander Häuser, aber hier hieß es: Ich habe einen Sohn res loren," dort: Wir haben unsere Eltern verloren." 3 letzt, als es ihr nicht möglich war, auch nur ein einziges Haus zu finden, wo Niemand gestorben war, fing

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an, in ihrem Geiste hell zu werden, und indem sie fid zur Entschlossenheit aufraffte, ließ sie die Leiche ihres Kindes in einem Walde, kehrte zum Buddha wieder zurück und beugte sich vor ihm nieder. Er sprach zu " Hast Du die Senfförner?" Herr," erwiderte fi ich habe sie nicht; die Leute sagen mir, daß der Lebenden so wenige und der Todten so viele sind." Darauf redete er mit ihr über jenen wesentlichen Theil seiner Lehre über die Unbeständigkeit aller Dinge- bis ihre Zweif verscheucht waren und sie, ihr 2008 auf sich eine Schülerin ward und den ersten Pfad betrat.

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Nachdruck des Inhalts verboten!

Aus David's" Der Buddhismus . Uebers. von A. Pfungst.( Leipzig , Reclam .)

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Berlag: Hamburger Buchbruceret und Berlagsanftalt Auer& Co. in Hamburg . · Druck: Mar Babing in Berlin .