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( Fortsetzung.)
Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.
༤ ཚེ. Jakob..ஒடி
ustav Krüger brachte nur ein Grunzen des Schreckens heraus und stierte den Anderen an. Das Licht aus dent Spielzimmer fiel voll auf Törres. Das war nicht das Gesicht eines Betrunkenen; aber es lag eine solch angespannte Festigkeit in ihm, ein solch fürchterlicher Ausdruck von unerbittlichem Willen, daß der arme Mann sich nur losriß und davonlief; er stürzte aus dem Comptoir und rief: Julie! Wo ist Julie?" zum großen Erstaunen für die umnebelten Kartenspieler.
Schon im nächsten Zimmer traf er seine Tochter mit Frau Steiner und Mehreren im Gefolge.
,, Da ist Vater! Wir sind eine Deputation; Du sollst Kotillon tanzen! Aber Vater! Ist etwas vorgefallen?"
Er konnte nicht antworten, sondern ergriff sie am Handgelenk und zog sie mit sich fort. Da stand Törres Wall mitten in der offenen Comptoirthür. Sein blonder Kopf und das Gesicht, das jetzt blasser war, und das große, weiße Oberhemd stachen scharf ab gegen das dunkle Zimmer hinter ihm; aller Augen richteten sich auf ihn, während Krüger athemlos sagte:„ Antworte, Julie! Ist es wahr, daß Du verlobt bist mit diesem
Nein, aber Vater!" rief Julie gliihend roth. " Ja oder nein?" Er war ganz außer sich.
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Nein, nein! Das muß ein Mißverständniß sein. Warum thatest Du das, Vater!" Julie warf sich auf ihn und brach in Weinen aus.
In der Stille des Augenblickes, welche folgte, hörte man einen ganz leisen Schrei von Frau Steiner, und sie trat unwillkürlich einen Schritt hinter einen von den Herren; sie hatte nämlich gesehen, wie Törres Wall's Hände sich ballten und ein Zucken durch seinen Leib fuhr. Aber die Anderen sahen mur, daß er plößlich davon stürzte, leichenblaß im Gesicht, hinaus durch die Zimmer Alle wichen zur Seite weg aus dem Hause in weniger als einer Minute war er verschwunden. Krüger nahm Julie mit sich in das dunkle Comptoir und schloß die Thür, während der Skandal sich über das ganze Haus verbreitete, wie ein durch dringender Geruch, den Alle in wenigen Athemzügen einsogen.
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Herr Jessen wachte aus seinen Träumen über das Talent auf und sammelte eine Masse Bosheit und Gelächter über seinen gefallenen Feind. Die Lieutenants famen im Triumphe herzu, und es zeigte sich, daß die Männer sich über diesen Bauernkavalier geärgert hatten, während die Damen meist an Julie dachten, welche die verdiente Strafe erhalten hätte für ihr offenbares Rofettiren mit solchem Klok, der nichts verstand.
Und als es erst überstanden war und die Musik ungestört wieder aufspielte, begann der Kotillon mit einer Luftigkeit, wie wenn ein ländliches Fest neues Leben erhält in der gereinigten Luft nach einem fürchterlichen Gewitterregen.
Gustav Krüger zeigte sich bald wieder unter den Gästen. Obgleich er in Wirklichkeit sich ebenso ärgerte wie schämte über die Ungeschicklichkeit, mit welcher er selbst den verdammten Auftritt herbeigeführt hatte, war er doch zu sehr Wirth und Weltmann, um den Abend aufzugeben und seine Pflicht zu versäumen.
Die alten Herren spielten wieder im Rauch und Dampf ihre Partien; die Jugend im Saale amisirte fich, als ob nichts vorgefallen wäre, und Krüger ließ unverdrossen die Bewirthung fortseßen, glanzvoll bis in's Kleinste. Bei Allem konnte man sich nicht verhehlen, daß das Fest einen Knar bekommen, der sich nicht verwinden ließ.
Julie lag auf ihrem Bett und weinte; Frau Steiner verschwand ohne Gutnacht; eine und die andere ältere Dame zog eine widerstrebende Tochter mit fort; die Stimmung ermattete, und der Ball endete von selbst, früher als man gewohnt war.
Als Baufpräsident Christensen auf den Platz vor Brandt herauskam, drehte er sich um und betrachtete die erhellten Fenster, während er nachdents
lich seine große Nase rieb. Schon lange schien es ihm, es hätte etwas merkwürdig aus Krüger's Geschäft gerochen; dazu dieser große, verschwenderische Ball, welcher mit der Beleidigung einer von den jungen Kräften der Stadt geendet hatte! das fleine Fräulein Julie würde vielleicht noch bitter zu schwizen haben für diesen Abend.
Inzwischen lag Törres Wall längst in seinem Bett und stierte mit offenen Augen in das Dunkel hinaus.
Der eine Augenblick wilder Raserei, als es vor seinen Ohren sauste, und der Gedanke sein Hirn durchfuhr, das Zimmer zu demoliren und Alles kurz und flein zu schlagen, das war ein Funke, welcher im Dunkel erlosch; darnach erinnerte er sich an nichts; er ahnte nicht, wie er aus dem Hause und heim in's Bett gekommen war.
Aber wie er da zusammengekrümmt unter der Decke lag und stierte, da stellte sich ihm Alles vor seinen Augen dar, und er sah es zu seinem Schrecken ein, das Furchtbare und Geheimnißvolle, das mit ihm vorgegangen war. Er war die ganze Zeit ein Anderer gewesen, er war neben sich hingewandelt - neben dem richtigen Törres Wall wie ein Narr wie ein Narr für die ganze Stadt.
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Er prifte sich selbst, ob er betrunken wäre. Aber nichts drehte sich um ihn; Alles war ganz flar; nie war er flarer gewesen. Es war etwas viel Schlimmeres; er war toll. Er bebte im Bett und lauschte athemlos, ob man ihm nicht nachkam; er war gewiß von Verstand gekommen.
Wie war es sonst möglich, daß er, der so klug war, einen ganzen Abend unter Menschen herumgehen konnte, welche ihn offenbar zum Narren hatten? Sie hatten ihm ja nicht zugelächelt, sondern sie hatten ihm geradezu in's Gesicht gelacht Alle zusammen! die Herren, welche ihn stehen und über Bankgeschichten schwaßen ließen! und die Damen!-er preßte seinen Stopf hinunter in's Kissen und fühlte, daß er sich nie wieder vor Leuten zeigen dürfte.
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Er war und blieb der Bauerntölpel, der nicht den Mund aufmachen konnte, ohne Dummheiten oder Grobheiten zu sagen; Wort für Wort fam Alles wieder, was er auf dem Ball gesagt hatte, eines nach dem anderen, bis er sich selbst mochte er wollen oder nicht bis er sich selbst wie einen fleinen Wechselbalg in der Comptoirthiir vor dem feinen Gustav Krüger stehen sah und sagen, daß er verlobt wäre er ächzte und wollte nichts hören; aber es fam wieder und wieder; beständig wurde er in das halbdunkle Comptoir geführt, aus welchem er wie ein toller Hund hinausgejagt worden war.
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Er hatte dummer Weise auf sein kleines bischen Geld gezählt und die trennende Kluft vergessen; jetzt lag er am Boden und konnte nie wieder auffommen. Niemals würde er in die Welt übertreten, wo es hell und fein war, wo Keiner grob und dumm war, wo man vergnügt sein durfte, wo endlich sich Weiber fanden, werth, sie zu besitzen.
Schon Fräulein Thorsen war zu feines Spielzeug für ihn, nein, Bertha, die dicke Bertha war gerade passend für solchen Kloz wie ihn. Niemals fäme er in die Höhe; wäre er nicht selbst gefallen, so würde der Bankpräsident ihn schnell zermalmt so würde der Bankpräsident ihn schnell zermalmt haben; er hatte nur Feinde.
So sant und sant er tiefer in sich selbst zurück, in das, was er war, der vorsichtige, mißtrauische Bauernjunge, der wohl verstehen würde, sich heraufBauernjunge, der wohl verstehen würde, sich herauf zuarbeiten, der sich aber nie einfallen lassen durfte, oben in der freien Luft zu wandeln.
Und plöglich hatte er das alte Bild aus seiner Kindheit vor sich stehen, von Jakob, welcher die Leiter herunterfiel und sich die Hüfte verrenfte.
Ja, er war in Wahrheit auch gefallen; aber weit schlimmer. Und oben in der freien Luft hatte er gehen wollen ebenso toll wie Jakob, ja, noch toller.
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Aber diese Aehnlichkeit brachte doch mehr Ruhe in seine Gedanken; sie führte ihn aus Träumen
und thörichten Einbildungen auf die sichere Grundlage nüchterner Berechnungen, welche nicht fehlschlagen können.
Sein Fall war natürlich; fein Mensch, nicht einmal der große Patriarch konnte in der freien Luft wandeln. Dann war dieser Tag wie Jakob's Traum eine Warnung und ein Zeichen, das bei aller Schmerzlichkeit Gutes für die Zukunft verheißen konnte.
Damit schlief er endlich ein. XII.
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Die Jahre, in welchen sich Törres Wall in der Stadt heraufarbeitete, waren durch die allgemeine Schlaffheit ausgezeichnet, welche sich über das Land hinzog. Wie eine schwere, schlechte Luft athmeten Massen von Menschen noch die alten Gedanken ein, während die neuen noch gebunden oder verkezert in Verheimlichung und Heuchelei dalagen.
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Lange hatte die Geistlichkeit nicht mehr solche Macht besessen; überall war die Geistlichkeit dabei nicht nur wie früher in Schule und Haus, sondern überall im öffentlichen Leben; mitten in der Politik hatte jede Partei ihren Geistlichen, und die Scheinheiligkeit durchdrang das ganze Leben, erhob das Niedrige und verkrippelte das Gesunde.
Die Wissenschaft froch feig mit zurückhaltenden Notizen weiter; alles höhere geistige Leben wurde verdächtigt; Literatur und Kunst wurden verhöhnt, denn sie waren neu, und Alles wurde für das Volk zurechtgelegt.
Darum wurde die Lebenslust, wo sie ausbrach, 311 Rohheit und Trunksucht; während das Volks thiimliche in Leben und Denkiveise vermoderte. Denn wenn die erhabenste Arbeit des Geistes und des Gedankens kein schäßbares Senfforn war, im Ver gleiche zu dem platten Bekenntniß", so war fein Grund, sich zu geniren, und die Niedrigsten und wenigst Gebildeten gaben den Ton an für das ganze Land.
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Es war die alte sogenannte Intelligenz, welche das herbeigeführt hatte. Durch Kanzel und Presse hatte sie einen solchen Hohn gegen moderne Kultur und modernes Geistesleben verbreitet, daß sie ver ständnißvoll mit dem ganz gemeinen Knechtsinn von unten zusammentraf. Und allgemein blieb nur die offizielle Religion, bei welcher Alle mitmachen mußten, wenn sie nicht ganz abseits bleiben wollten.
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So war die Gesellschaft den niedrigsten Kräften geöffnet. Alle geistigen Werthe, außer dem Be fenntnisse", waren gleich Null gesetzt, so daß nichts Anderes übrig blieb als das Geld. Und in dieser Nichtung:„ Geld in der Tasche und Bekenntniß auf der Zunge" ging das Steuer von oben und der Strom von unten.
Nachdem Brandt's großer Weihnachtsball mit zugehörigem Skandal als Gegenstand für unzählige Wendungen und Ansichten erschöpft war, fonzentrirte sich das Urtheil der öffentlichen Meinung in einer Form, welche man anfangs nicht geahnt haben würde.
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Alle Die, welche sich gegen diesen Ladenjungen ereifert hatten, welche Fräulein Krüger bedauert hatten, daß sie so etwas ausgesetzt wäre", und welche Gustav Krüger nicht genug wegen seines ents schlossenen Auftretens hatten rühmen fönnen alle diese Stimmen erstarben. Und drei Monate später stand es fest, daß es ganz lächerlich wäre, wenn diese Krügers sich für so etwas Hohes halten wollten. Was sollte da im Wege sein, daß die Tochter eines Ladenbesizers sich mit einem Ladengehülfen vers heirathete? Es wäre vielleicht viel besser gewesen, wenn der alte Brandt seinerzeit fiir seine Tochter einen jungen Mann von der Branche ausgesucht hätte und nicht diesen Kriger, dessen sogenannte Bildung doch schließlich in nichts Anderem bestehen konnte als darin, daß er Freidenfer war und etwas darauf gab, in Saus und Braus zu leben.
Der junge Wail war ein treuherziges Kind aus dem Volke, das von dem feinen Manne ganz schänd
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