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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

Gewächs zu bezeichnen pflegt! Dem Arbeiter brauchte man die schönen Reg. In der Enthaltsamkeit nicht erst zu predigen, diese Mühe könnten sich die Ge­schorenen und Gescheitelten wirklich ersparen; die Leute, die öffentlich Wasser predigen und heimlich Wein trinken, sollten nur erst mal an ihrem eigenen gesättigten Leibe verspüren, wie sich der Segen der göttlichen Weltordnung" in der Küche des Pro­letariers offenbart! Die Kartoffel, das Haupt­nahrungsmittel unseres Volkes, enthält außer der Stärke so gut wie gar keine Nährstoffe; da sie nun noch dazu ungemein wasserreich ist, so gehören schon große Mengen dazu, um dem Körper die nöthigen Solche Mengen er Kohlehydrate zuzuführen. schweren aber wieder die Verdauung ganz erheblich

furz und gut: die Tifften" sind auf die Dauer das langweiligste, abschreckendste und unangenehmste Gericht, das man sich nur denken kann. Wenn man sie regelmäßig in größeren Mengen als Hauptnahrungs­mittel verzehren muß, so bedarf schließlich auch der Unverwöhnteste eines Reizmittels daneben." Diese Neizmittel sind denn auch der Kartoffel bis in die legte Hütte gefolgt: es sind der Kaffee und der Branntwein." Dieser Letztere hat aber, wie wir oben schon sahen, außerdem noch die Eigenschaft, ein Nährmittel zu sein. Was bewirkt er also? Er leistet dieselben Dienste wie die Kartoffel, schmeckt aber viel angenehmer, man braucht mit ihm den Magen nicht bis zum Plazen anzufüllen, er wirkt schneller und schließlich verscheucht er auch noch, wenigstens für Augenblicke, die graue Sorge.

Und da wundert man sich, wenn die Armen zum Schnaps greifen?!

Gefühl der Ermüdung gebieterisch nach Ruhe ver­langt, ermöglicht eine Steigerung der Arbeits­leistungen über das physiologisch zulässige Maß, die für die Konstitution für die Konstitution der betreffenden Individuen der betreffenden Individuen natürlich schließlich verhängnißvoll werden muß." Schon Liebig, der große Chemiker, verglich die un­natürliche Steigerung der Arbeitsfähigkeit mit einem Wechsel auf die Zukunft, der so lange prolongirt wird, bis der unvermeidliche Bankerott eines Tages hereinbricht. Die überlange Arbeitszeit, die schlechte Ventilation der Arbeitsräume, der Höllenlärm in manchen Fabriksälen, der Staub oder die Feuchtig keit, die vielfach bei der Thätigkeit zu ertragen sind, die Unregelmäßigkeit der Temperatur also die also die ganze Art der modernen Lohnarbeit ist für die Dauer nur zu ertragen, wenn der Arbeiter während seiner Beschäftigung oder in den Zwischenpausen sich an alkoholischen Getränken labt; beim Landarbeiter und zumal bei den in Hauindustrien Thätigen ist es das­selbe. selbe. Der Alkohol ermöglicht den Naubbau mit menschlicher Arbeitskraft.

Aber eine Erscheinung im sozialen Leben erklären, heißt natürlich noch nicht, sie billigen oder gar be= fördern. So vermögen wir den Branntweingenuß, sofern dadurch die Eigenschaften des Alkohols als Nährmittel ausgenügt werden sollen, keineswegs gut zu heißen. Zunächst einmal ist dazu der Branntwein viel zu thener. Dann aber, und das ist noch wich tiger, verschleiert der regelmäßige Genuß von alfos holischen Getränken die sonst noch viel deutlicher als jetzt schon hervortretende chronische Unterernährung breiter Schichten unseres Volfes. Es ist und bleibt eine ganz unumstößliche furchtbare Thatsache, daß die moderne Lohnarbeiterschaft in unzähligen Fällen nicht satt zu essen hat. Sie sucht und findet Ersatz im Verzehr alkoholischer Getränke. Wenn an dieser grauenvollen Wahrheit alle Ueberredungskiinste der Wasserapostel scheitern, so ist das doch wahrlich nicht verwunderlich. Gebt unserem Volfe genügende, wohl schmeckende und gut zubereitete Nahrung, dann werdet Ihr den Schnapsteufel sicherer bannen als mit allen Beschwörungen.

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die schlechte Ernährung, die Sehnsucht, das Elend wenigstens vorübergehend zu vergessen, ungünstige Arbeitsbedingungen, schlechte Häuslichkeit, Zerstörung des Familienlebens des Familienlebens Alles das kann für die Gutfituirten, wenigstens für die gutfituirte Klasse, nicht in Frage kommen. Dafür sind aber die Formen des geselligen Lebens, zumal in den höheren Schichten der europäischen Völker, fast unlöslich ver­fettet mit dem Alkoholgenuß. fettet mit dem Alkoholgenuß. Ursprünglich suchte man auch hier wohl nur die euphorischen Wirkungen des Alkohols zu bestimmten Gelegenheiten zu ver werthen; aber das nahm dann bald den Charakter einer Sitte an, ja schließlich wurde der Genuß des Alkohols geradezu zum Zweck. In künstliche Regeln zwängte man die Art des Trinkens, zugleich darin ein willkommenes Mittel findend, den Mangel an Geist und Gemüth zu verdecken. Wenn die Hohl­schädel mit den Studentenmüßen auf dem Kopf oder in den wattirten Uniformen auf der Bierbank hocken, dann suchen sie ihren Stumpfsinn durch gröhlenden Rundgesang zu verbergen und durch die massenhafte Vertilgung von Gerstensaft und Wein, aber soll der besondere Wiz liegen soll der besondere Wig liegen nicht so in's Blinde hinein, sondern mit sorgfältigem Vor- und Nachtrinken, mit Zuprosten und Straffaufen, mit Bierjungen, Päpsten und-Ozeanen und wie sonst die Chikanen noch alle heißen. Nirgends wird die geistige Ver kommenheit und die gemüthliche Versimpelung eines großen Theiles unserer Bourgeoisie flarer, als in diesen lächerlichen und faden Trinksitten und Sauf gebräuchen, in dem blöden Ginerlei ihrer wisten Gelage, die, durch keinen Funken von Geist erhellt, das Hirn benebeln und den Körper frank machen. Der Komment"( sprich kommang, französisch; be deutet eigentlich: die Art, wie man trinken muß") ist die Bibel unserer heutigen Geistesaristokratie", seine Kenntniß die unerläßliche Vorbedingung für jede höhere Carrière; die studentischen Corps ſtellen seine geweihte Priesterschaft dar, und aus den Corps wiederum rekrutiren sich die Streise, die allmälig unser Volk in Grund und Boden hineinregieren würden, wenn ihrem Thun   und Treiben nicht vom auf­strebenden Proletariate zum Glück starte Niegel vor geschoben wiirden.

Wir haben aber bei der Betrachtung der Arbeits­bedingungen, unter denen die Lohnarbeiter zu schaffen haben, noch Eines in Rechnung zu stellen, und das ist die damit ursächlich zusammenhängende Ver­fümmerung der Familienverhältnisse. Wo der Mann beim emsigsten Fleiße, noch dazu wenn ihm jeder Tag die schreckliche Arbeitslosigkeit bringen kann, nicht genügend verdient, um sich und seine Ange­hörigen ausföminlich zu versorgen, da müssen eben Weib und Kinder mit verdienen zum Schaden des Familienlebens. Sagt doch schon der alte birger liche Nationalöfonom Roscher in seinen Ansichten der Volkswirthschaft: Wie soll der Arbeiter ein Haus lieb haben, wenn er nicht den mindeſten eigenen Komfort darin findet, Abends kein warmes Stübchen, Mittags fein Essen 2c., weil die Hausfrau den ganzen Tag über in der Fabrik sein muß?" Ja, und wie soll er sich über das Fehlende hinwegtäuschen? so fragen wir weiter. Zu antworten brauchen wir wohl darauf nicht.

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Der aufmerksame Leser wird schon aus Dem, was wir bisher auseinandergesezt haben, die wichtige Lehre herausgefunden haben, daß die Alkoholfrage ihren bestimmten historischen und gesellschaftlichen Charakter hat. Und so ist es in der That. Wenn die Enthaltsamkeitsprediger und Wasserapostel unter­schiedslos die Vorliebe der alten Germanen fiir ,, immer noch eins" und das Alkoholbedürfniß der modernen Lohnarbeiterklasse zusammenwerfen, so be= weisen sie dadurch nur, daß sie das Problem über­haupt in seiner Tiefe garnicht erfaßt haben. Jedes Zeitalter hat seine eigene Alkoholfrage. Und so gewiß klimatische und Rassenunterschiede dabei eine nicht zu unterschäßende Rolle spielen( soweit hat ja auch wohl der Hinweis auf die alten Germanen seine Berechtigung), so gewiß werden sie doch andererseits durch die wirthschaftlichen und sozialen Einflüsse ent­scheidend modifizirt. Wer das nicht begriffen hat, darf über die Dinge, die uns hier beschäftigen, über­haupt garnicht mitreden, denn er wird immer wieder den völlig verkehrten und ganz aussichtslosen Versuch machen, mit allgemeinen Moralsprüchen zu operiren, wo es viel mehr darauf ankommt, den Ursachen einer genau zu umschreibenden Erscheinung nach­zuspüren.

Aber gebt dem Volke nicht nur etwas zu beißen und zu brechen, sondern verschafft ihm auch menschen­wiirdige Arbeitsbedingungen. Heute begehrt ja Nie­mand mehr, wie zu Zeiten der üppigen Römer­herrschaft, daß die Neichen dem Pöbel" Brot und Spiele gewähren, um sich so ein nichtsthuendes Stimmvieh bei Kräften und bei guter Laune zu er halten; nein, wir Alle wollen ja gerne arbeiten, wollen schaffensfroh die Hände regen gebt uns nur immer Arbeit und gewährt sie uns unter menschen­würdigen Bedingungen. Ueber das, was jeder Ar­beiter täglich so qualvoll am eigenen Leibe spiirt: den Fluch der modernen Maschinenarbeit, brauchen wir ja hier in diesem Zusammenhange kein Wort zu verlieren. Genug wenn wir feststellen, daß das Bestreben des profithungerigen Kapitals dort, wo seine Neigungen nicht durch kräftige Gegenwirkungen in Schach   gehalten werden, dahin geht, den Arbeiter möglichst lange an die Maschine zu fesseln. Die Fähigkeit des Arbeiters aber, möglichst lange in der Fabrik oder der Werkstatt auszudauern, fällt zu= sammen mit der Fähigkeit, dem Gefühle der Er miidung zu trotzen. Was nun der Körper hierbei nicht von sich aus leisten kann, das muß dann der Schnaps, das Bier oder der Kaffee ersetzen. Geringe Gaben von Alkohol erhöhen nämlich vorübergehend die Leistungsfähigkeit, noch mehr aber vermögen sie die Ausdauer des ermüdeten Muskels zu steigern und das Ermildungsgefühl hintanzuhalten. Diese tünstliche Verschiebung des Zeitpunktes, in dem das

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Mit dem kommentmäßigen Trinken hängt auf's Innigste die Werthschäzung des sogenannten trint­festen Mannes zusammen. Die Werthung der Kons stitutionskraft nach der Quantität alkoholischer Ge tränke, die das betreffende Individuum zu vertilgen vermag, ist so sagt der schon einmal erwähnte Grotjahn besonders in unserem Vaterlande so sehr eingebürgert, daß sich kaum ein Deutscher oder eine Deutsche findet, die, ohne sich vielleicht darüber klar zu werden, nicht Denjenigen im Stillen für einen Schwächling hielte, der den Spirituosen gegens über nicht die normale deutsche Leistungsfähigkeit entwickelt." Mangel an Geistes- und Herzensbildung, übertriebene Werthschätzung der äußerlichen Potenz oder Schneidigkeit, das ist es, was in den besser fituirten Kreisen den Alkoholgenuß so außerordentlich gesteigert hat. Wer sich mit einem guten Buche nicht zu unterhalten vermag, wer zum Genuß" von Kunst und Wissenschaft nur durch die Furcht, uns gebildet" zu erscheinen, gedrängt wird, wer Weiber und Pferdegeschichten, alberne Wiße oder freche Zoten der Plauderei am Kamin vorzieht, der füllt die qualmigen Wirthshäuser, in denen er laut freischen, Tabak schmauchen und ausspucken kann.

Haben wir im Vorhergehenden dargelegt, wieso es kommt, daß die moderne Lohnarbeiterschaft aus sehr bestimmten Gründen immer wieder zu alkoholischen Getränken greift, ja greifen muß, so wird uns doch wohl schon mancher Leser in Gedanken Opposition wohl schon mancher Leser in Gedanken Opposition gemacht haben, indem er einwandte:" Ja, aber die gemacht haben, indem er einwandte: Ja, aber die Wohlhabenden trinken doch auch, manchmal sogar viel mehr, als die Arbeiter. Woher kommt denn nun das?" Diesem sehr berechtigten und gewichtigen Einwande gedenken wir ganz und garnicht aus dem Wege zu gehen. Nur so im Vorbeigehen wollen wir aber gleich feststellen, was aus dem im vorigen Abschnitt Gesagten deutlich herausleuchtet, daß die Abschnitt Gesagten deutlich herausleuchtet, daß die Alkoholfrage der sogenannten, aber wirklich nur sogenannten besseren Gesellschaft" ein Ding für sich ist und mit dem Alkoholismus der arbeitenden Klassen sehr wenig zu thun hat. Die wichtigsten Gründe, die den Proletarier zur Schnapsflasche treiben:

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Allerdings dürfen wir etwas Anderes auch nicht übersehen. Zahlreiche Angehörige der höheren sozialen Schichten: Beamte, Kommis, Gelehrte, Offiziere usw., sehen sich heute außer Stande, im normalen Alter eine Familie zu begründen. Das Wirthshaus muß ihnen das Heim ersetzen, und im Wirthshause müssen sie trinken, alfoholische Getränke konsumiren. Die Schäden der heutigen Wirthschaftsordnung und sozialen Gestaltung fallen auch auf die Herrschenden. Was sie mit flammernder Zähigkeit aufrecht zu ers halten und zu stüßen sich bemühen, das wird ihnen selbst zum Fluche.

( Schluß folgt.)

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