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( Fortsetzung.)

Die Neue Welt. Jilustrirte Unterhaltungsbeilage.

Jakob.

Noman von Alexander L. Kielland. Autorisirte Uebersezung aus dem Norwegischen von Leo Bloch.

onntag Vormittag sprach Frau Knudsen mit einer Dame in der Kirche, und die sagte, es wäre ganz gewiß, daß Anton Jessen Bankrott machte; ihr Mann hätte es selbst gestern Abend im Klub von Konsul With gehört.

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Frau Knudsen ging gleich aus der Kirche zu Wall's Wohnung, wo sie vorher nie gewesen war; aber die dicke Bertha, welche jetzt hier diente, er­flärte, daß Herr Wall aus wäre und zu Mittag nicht nach Hause käme faum vor heute Abend. Ganz allein Frau Knudsen zu Mittag; aber sie nichts, sie saß nur und dachte und dachte oder sie ging in der Wohnung auf und ab und wartete. Wenn so etwas im Anzuge war, mußte Wall es wissen, und da mußte er doch sofort zu ihr kommen, daß sie zusammen überlegen könnten, was zu thun wäre.

Wie stand es eigentlich? Und wie weit be­rührten sie die Jessen 'schen Papiere? zu ihrem Schnierze erinnerte sie sich daran, daß ihr Mann, der sie immer lobte, doch gesagt hatte, sie würde nie ein richtiger Geschäftsmann werden. Aber sie war doch auch weit ruhiger gewesen, so lange Krüger sie berieth. Jest wußte sie wirklich weder ein noh aus.

Noch hegte sie bei Weitem nicht den mindesten Argwohn gegen Törres Wall. Sie erklärte sich sein Benehmen so, daß er jetzt, da es mit seinem Freunde, zu dem er immer hilfbereit gewesen, schlecht ge= gangen war daß er sich jetzt wezen des Holz­weges schämte, den er sie geführt, und daß er darum nicht käme.

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Aber das erschien ihr feig von ihm, und je später es wurde, um so weniger schien ihr das zu seinen Charakter zu passen, wie sie ihn fannte. Einen solchen Stoß hätte er muthig wie ein gemein­sames Unglück aufnehmen müssen, das sie zum Zu­sammenhalten brachte und da da könnte Vieles gebessert und Alles getragen werden. Aber daß er sie den ganzen Tag allein ließ, das lastete immer schwerer auf ihr mit jeder Stunde, die am Nachmittag verging, bis das Mädchen kam und die Lampe anzünden wollte.

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Frau Knudsen drehte sich um und sagte: Danke, nein!" Auf und ab ging sie an den Fenstern vorbei; der Regen peitschte an die Scheiben, und die Gas­flammen, die eben angezündet waren, flimmerten unsicher über die schmutzigen Straßen.

Zu Krüger konnte sie nicht gehen; es war so viel dazwischen gekommen. Und sie wußte allzugut, welches Gesicht er auffezen würde er, der sie vom ersten Tage an vor Wall gewarnt hatte. Sie fühlte, daß sie nicht den Verdacht ertragen könnte, der troß Allem wuchs und wuchs, der sich im Dun feln aus allen Winkeln hervorschlich, während die Zeit verstrich und Niemand im Entrée läutete.

Plötzlich nahm sie sich zusammen, ging in das Comptoir und zündete das Gas an. So viel Ge schäftsmann wäre sie wohl, daß sie eine Uebersicht über ihren Stand machen könnte, wenn sie nur erst wollte.

Als sie aber die schweren Bücher aus dem feuer­festen Schrank auf das Pult gelegt hatte, sant sie doch über ihnen zusammen als ob diese Manns­leute sie mit Etwas im Stiche gelassen hätten, was sie nicht verstand.

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Früh Morgens am Montag saß sie immer noch blaß und verstört im Comptoir; sie war fast gar­nicht zu Bett gewesen. Vor ihr lagen die mih­samen Versuche zu einer geordneten Uebersicht über den Stand des Geschäfts; aber es war ihr nicht möglich, das Ganze zu erledigen; sie sah nur die Zahlen zu Beträgen anschwellen, von denen sie keine Ahnung hatte.

Törres Wall tam auch früh; sie hörte seinen Schritt durch den Laden und wollte in die Wohnung hineinlaufen. Sie wagte nicht, mit ihm allein zu sein; sie durfte ihm nicht in die Augen sehen, um nicht das Schreckliche zu entdecken; aber trotzdem

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blieb sie wie festgewachsen an ihrem Plaze sizzen- über die Bücher gebeugt.

Törres hatte darauf gerechnet, eine Weile allein im Comptoir zu sein; aber da sie dasaß und er ihre Blässe und ihre ganze Erscheinung sah, sagte er:

Ich sehe, Sie wissen Alles, Frau Knudsen!"

Er wunderte sich selbst über seine Stimme; er hatte auch etwas ganz Anderes sagen wollen; aber sie, welche die Unsicherheit heraushörte, sie ahute in einem Augenblick die ganze Falschheit, und in ihrer großen Hülflosigkeit bat sie leise, ohne den ihrer großen Hülflosigkeit bat sie leise, ohne den Kopf zu heben:

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fönnen wir trotzdem nicht dem Konkurs ent gehen; wie Sie sehen werden, sind unsere Endosse­ments, Verpflichtungen gegen Brandt- Sie werden sehen, die Summe ist lezthin gewachsen" Törres schob die Papiere dem Anderen hinüber, aber Krüger sah blos einen Augenblick auf die Summe, sein Gesicht wurde roth und er brauste noch einmal auf: Sie haben sie und uns Alle ruinirt; gestohlen, geraubt, geplündert-"

Ich werde schon verantworten, was ich gethan habe," sagte Törres und sah ihm herausforderud in die Augen; sehen Sie lieber zu, wie Sie heraus

Wollen Sie zu Herrn Krüger gehen und ihn kommen!" bitten, zu mir herein zu kommen?"

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Törres war froh darüber, entschlüpfen zu können. Zu Gustav Krüger zu gehen so gerüstet, wie er heute war das war Abrechnung und Sieg, der große Tag der Rache, dem er sich in jahrelanger Arbeit genähert hatte.

Im Comptoir oben saß Kriger allein, gealtert und schwerfällig, mit welfen Falten in dem röth­lichen Gesicht, in welchem die Blässe sich gelblich über Stirn und Wangen lege. Er hatte auch von Anton Jessen's be: orstehender Zahlungseinstellung gehört, und wenn auch keine andere Verbindlichkeit zwischen ihnen bestand, als das Garantiedokument, das er unterzeichnet hatte, war er doch an diesem Morgen ganz überwältigt. Denn er wußte, daß Cornelius Kundsen Jessen näher stand, und wenn Frau Knudsen's Kredit von der p.öglichen Stockung einen Stoß bekam, so war es aus mit Brandt, der feine andere Verbindung zur Zuflucht hatte; die ausländischen halten sich allmälig zurückgezogen, Cor­nelius Knudsen war der einzige Name auf all' seinen Papieren.

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Aber das Schlimmste von Allem, was ihn in Angst und ohnmächtiger Wuth verzehrte das war der Satansterl, der an Allem schuld war, und als er gerade mit der Hand auf das Buch schlug und ihn verwünschte, stand er leibhaftig in

der Thiir.

Kriger bezwang sich und brummte nur etwas, als der Andere Guten Morgen sagte. Törres Wall legte wie ein besonnener Geschäftsmann Hut und Stock ab, nahm am Tische Platz und zog sein mit Papieren gefülltes Taschenbuch heraus.

Sie wissen natürlich, daß Auton Jessen seine Zahlungen eingestellt hat?"

Kriiger nickte.

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Aber Sie wissen vielleicht nicht, daß dessen Bankerott ein böser Stoß für unsere gemeinsame Freundin Frau Knudsen ist?"

Gemeinsame Freundin! man denke, daß es nun so weit gekommen war, daß er seine alte Neigung zu der gemeinsamen Freundin theilen sollte mit diesem mit diesem hm! Er blieb ruhig, aber es kohte in ihm.

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Törres merkte Alles; aber mit einem Wohl­behagen, das zu verbergen er sich gar keine Mühe behagen, das zu verbergen er sich gar keine Mühe gab, 30g er seine Papiere ruhig heraus. Dieser Augenblick und diese Szene, in demselben Zimmer, aus dem er an jenem Abend hinausgejagt war wie ein Hund das war die lange ausgedachte Nache, und er genoß sie, ohne sich zu verschlucken.

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Wir möchten gern wissen, welche Stüße wir unter diesen Umständen von Ihrer Seite erwartea können."

Krüger schlug blos mit den Armen aus; er konnte Niemanden stüßen; könnte er selbst stehen,

da

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Denn ohne augenblickliche Hilfe sind wir ge­nöthigt, heute Nachmittag Konkurs anzumelden," sagte Törres.

Krüger fuhr im Stuhle auf: Heute Nachmittag?" Sollten Sie großes Gewicht auf den Tag legen, so kann ich als Bankdirektor wohl die Kata­strophe bis morgen aufhalten," sagte Törres lächelnd. " Das ist Ihre Schuld Sie Sie Aber ohne dire.te Hülfe

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Zuschuß in baar

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Krüger sant zusammen; was fonnte es niißen, aufzufahren? Alles war verloren, und der Schluß war gekommen; und er vergaß fast, wer es war, der dort saß.

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Arme Julie," seufzte er und wandte sich ab. Torres saß die ganze Zeit mit einem weiteren Papiere in der Hand, das er abgeben wollte; aber er wartete, er sparte wie die Kinder, wenn sie erst die Suppe essen und die Zwetschen aufheben. Nie hatte er sich so stark gefühlt. Und als er den Anderen Julieu's Namen nennen hörte, da fuhr ihm ein glücklicher Gedanke durch den Kopf.

" Ja, man kann nie wissen, was man von sich weist," sagte er ganz gedämpft, um zu probiren.

Krüger bedeckte sein Gesicht mit der Hand. Auch ihm war dieser Gedanke gekommen. Es war Julie's Geld, das er verloren hatte, und es war ihre Zukunft.

Schon einmal hatte er hier in demselben Comptoir in ihr Schicksal eingegriffen auf eine Art, fiir welche er nie Dank gehabt hatte.

Aber er selbst hatte sich bis zu diesem Augen­blick glücklich gepriesen, daß er solchem Schwiegers sohn entgangen war.

Jezt veränderte sich das in wenigen Minuten. Der junge Mann, der hier saß, hatte sowohl Ge schäftsverstand als Geld woher? wußte Niemand. Aber wer hatte jezt Zeit, daran zu denken? Und vielleicht war, wenn Alles zu Allem kam, gerade dies der Mann, an den Julie dachte, wenn sie herum ging und sich verzehrte.

Für sein Theil würde es ihm ungeheure Ueber windung gekostet haben; aber hatte er ein Recht, noch einmal das Schicksal seines Kindes zu opfern? Besonders jetzt, da Alles, was ihm gehörte, auf dem Spiel stand, und dieser Mann seine einzige Rettung war Rettung für sie Alle!

Törres gab ihm gut Zeit, ganz zu Ende zu denken, und sagte nur, wie zu sich selbst:

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Es giebt so Vieles, was man wünschte un geschehen zu machen."

,, Ach ja, so ist's!" murmelte Gustav Krüger , mit großer Anstrengung;"- wenn es nicht 31 spät ist."

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Es ist nie zu spät, das zu thun, was recht und king ist," sagte Törres vorsichtig; sein Herz hämmerte in der Spannung.

, Ja," sagte Striiger endlich und wand sich auf dem Stuhle, während sein Auge ungewiß zu Törres Gesicht hinüber glitt; dann wäre das ja vielleicht nicht unmöglich-wenn alle Theile darüber einig wären, zu zu einem besseren Verständniß 3 fommen."

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,, Ah, jezt verstehe ich," sagte Törres und schöpfte Athem; er hatte den höchsten Gipfel erreicht; Sie denken an Ihre Tochter! Wie Sie sehen, hat mall auch schon Annäherungsversuche in derselben Sache gemacht," er reichte sein Papier hin; aber ich dachte an etwas ganz Anderes etwas ganz Anderes, fügte er hinzu und weidete sich an seinen eigenen Worten.

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Gustav Krüger aber schrie auf und stierte in das Papier; es war ein Brief an T. Wall von Tante Sophie- er erkannte die Handschrift die Zeilen tanzten vor ihm; er sah nur: mögliche Mißverständnisse aufklären- Annäherung von beiden

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