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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.
bei! Ich spreche also zu der Verewigten: Liebe Frau Kuhbich, Sie haben da eine Magd im Hause, Toni mit Namen, ein braves Mädchen und arbeitſam, Nun, ich bezahle sie auch dafür!" ruft die Kranke gleich dazwischen. Ein tüchtiger und getreuer Dienstbote ist in unseren Tagen eine feltene Gabe Gottes, liebe Frau! sage ich dagegen. Wollen Sie dem braven Mädchen denn nicht Etwas zuwenden? Sie hat sich's um Sie verdient.- Da meinte fie: um's an die Dienstboten wegzuwerfen, hätte sie's nicht. Liebe Frau! sage ich, schnell tritt der Tod den Menschen an! Bedenken Sie doch nur, daß die Frist vielleicht eine gar kurze ist, wo Sie noch Gelegenheit haben, Gutes zu thun auf dieser Welt. Wenn es dann im Jenseits heißen wird: Ich bin hungrig gewesen und Ihr habt mich gespeiset, ich bin durstig gewesen und Ihr habt mich getränket' 2c. Wird dann der Herr auch zu Euch sagen: Ich bin ein Gast gewesen und Ihr habt mich nicht beherberget, ich bin nackend gewesen und Ihr habt mich nicht bekleidet 2c. Und wie es Und wie es weiter heißt im Evangelium:, Und sie werden in die ewige Pein gehen; aber die Gerechten in das ewige Leben."
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Da wurde die Verewigte ganz ängstlich und fragte: Meinen Sie wirklich, Julchen, daß danach gefragt werden wird da oben?' So steht's in der Bibel, sage ich, im Matthäus- Evangelium , und was in der Bibel steht, ist wahr! Das machte doch Eindruck auf ihren verstockten Sinn. Freilich, ihre Seele hing noch immer an der irdischen habe, und es bedurfte viel Gebets und frommer Worte, um sie auf den Heilsweg zu führen. Ich stellte ihr auch vor, daß es doch viel besser sei, wenn sie das arme Mädchen, das in ihrem Dienste stand, glücklich mache, als daß die Verwandten nach ihrem Tode Alles erbten. Und sehen Sie, Frau Hoppe, das leuchtete ihr ein. Wenn sie die Erben ärgern könne, indem sie der Magd etwas vermachte, da
Serbstgefühl. Fetter grüne, Du Taub,
Am Rebengeländer Hier mein Fenster herauf! Gedrängter quellet, Bwillingsbeeren, und reifet Schneller und glänzend voller! Euch brütet der Mutter Sonne Scheideblick, Eucht umfäuself Des holden Himmels Fruchtende Fülle; Euch kühlet des Mondes Freundlicher Bauberhaucht, Und Euch bethauen, act,
Aus diesen Augen
Der ewig belebenden Liebe Voll schwellende Thränen.
Goethe.
wollte sie's thun, meinte sie, und ich mußte gleich Papier nehmen und schreiben. Zweihundertundfünfzig Papier nehmen und schreiben. Zweihundertundfünfzig Thaler vermache ich der Toni, damit sie heirathen könne, und die Erben sollten dem Mädchen das auszahlen."
Zweihundertfunfzig Thaler!" Die dicke Hoppe bänerin mußte Halt machen, so gewaltig imponirte ihr die Summe.„ Zweihundertundfunfzig Thaler."
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„ Ja, ihr Testament hatte sie schon früher gemacht, aber wenn man so etwas nachträglich schreibt, das gilt auch... Ehe ich nun fortging, rief ich das gilt auch... Ehe ich nun fortging, rief ich mir die Toni' ran; die war gerade beim Träbern im Stalle... Toni, sag ich, die Bänerin hat Dir im Stalle... Toni, sag ich, die Bänerin hat Dir was vermacht., Was? ruft die, und will's nicht glauben. Meine Frau glauben. Meine Frau mir was vermacht!'- Ja, ja! sag ich, damit Du henern kannst. ZweiJa, ja! sag ich, damit Du henern kannst. Zweihundertundfünfzig Thaler!- Das wollte dem Mädel hundertundfünfzig Thaler! Das wollte dem Mädel natürlich nicht gleich in den Kopf. Da sage ich: Höre mal, Toni, der liebe Gott hat das Herz Deiner Herrin gerührt, und Du nimm es mit dankbarem Gemüthe an, was Dir wird, und forsche nicht darnach, woher es fommit; aber eins vergiß nicht, wenn die Bäuerin Dir's sagen wird, dann sprichst Du zu ihr: Bezahl's Gott ! Verstehst Du, vergiß mir's nicht: Bezahl's Gott ! Aber sag's nicht, daß ich es gewesen bin, die Dich das geheißen."
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" Asu!" rief hier die Hoppebäuerin. Asu!- Nu merkch was. So rim!... Ihr seid aber eine Ausgefeimte, Julchen!"
Betjulchen ging auf diese Bemerkung nicht ein, sondern fuhr in mildem Predigttone also fort:
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Am nächsten Tage ging ich bei Zeiten wieder zu der Kranken. Ich fand sie gänzlich verändert, man könnte sagen, sanfte Verklärung lag über ihrem ganzen Wesen. Nun kann ich in Frieden sterben!" sagte sie. So! sage ich, und stelle mich, als wüßte ich von nichts. Da erzählte sie mir denn, daß sie mit der Toni gesprochen und wie das Mädel gerufen hätte, als sie ihr das von den zweihundertrufen hätte, als sie ihr das von den zweihundert
Letzte Sonnenstrahlen. Der Sommer geht zur Nüfte, der Tag neigt sich seinem Ende zu. Eine große Ruhe und Stille ist über die Natur gekommen, und noch einmal entfaltet sich die feierliche Pracht des scheidenden Sommers, des finfenden Tages. Am Horizont taucht die Sonne cben hinab und wirft die letzten Lichtgluthen über die Ebene, in strahlendem Lichte steht der Himmel, in feinem, grauen Duft verschwimmen in der Ferne der Wald und die allein stehenden Birken, blinkende Lichtstreifen umsäumen die zittrigen schlanken Birkenstämme. Der Sommer hat seine letzte Kraft aufgebracht, üppige Herbstzeitlosen in leuchtenden Farben schießen in dem dichten, tiefgrünen Gras überall hervor. Aber es ist nur ein volles Ausflingen, diese stolze Schönheit weckt in uns ein leises Gefühl der Wehmuth, die Stimmung des Abschiedes. Und dieses Gefühl lebt auch in der Seele des einsamen Weibes, das auf die Wiese hinausgekommen ist und, erfüllt von der Schönheit des Anblicks, der sich ihr bietet, in Schauen und Sinnen versunken sich an den Birkenstamm lehnt. Die ernste Gestalt in dem schweren, im Gemälde tiefrothen Gewande verstärkt noch die schwermüthige Stimmung, die das ganze Bild durchwebt.
Feuilleton.
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fünfzig Thalern gesagt: Bezahl's Gott ! Das ist brav von dem Mädchen, sag ich, und ein Zeichen frommer Gesinnung; und ich dächte, liebe Frau, zur Belohnung dafür könntet Ihr der Toni noch etwas darauf geben., Das habe ich auch schon gedacht, Julchen! sagte sie da ,, und ich habe dem Mädel gesagt, sie soll auch noch ein vollständiges Bett und einen Kleiderschrank und eine Kommode dazu be kommen, obendrein. Eh daß ich's den Erben gönne, da soll's doch lieber noch die Toni haben, die dankt mir's doch wenigstens. Und denken Se nur, Julchen, als ich das mit dem Bette und dem Kleiderschranke und der Kommode raus hatte, da wird doch das Mädel, die Toni, von Neuem über mich sprechen: , Bezahl's Gott, Bänerin bezahl's Gott!... und so in einem fort. Bezahl's Gott ! Als ob se überhaupt nichts anderes mehr wüßte. Nann hab ich er wohl ein Dußend zusammen. Das muß doch nun langen?..."
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„ Ne, wirklich!' s is de Meglichfeet!" rief die Hoopebäuerin, und es war schwer aus ihrem Mienenspiel zu lesen, ob sie sich über das Gehörte freue, oder ob es sie nicht im Grunde wurme, daß die Verstorbene so billig zur Seligkeit gelangt sei.
Farbenblindheit. Etwa zwei Prozent aller Menschen, die sogenannten Farbenblinden, sehen außer der Reihe der neutralen, schwarzgrau- weißen Töne nur zwei Reihen von eigentlichen Farben, und zwar nur Blau und Gelb in verschiedenen Helligkeits- und Sättigungsgraden, während ihnen die Hauptfarben Roth und Grün, sowie alle Zwischenfarben zwischen diesen und Blau und Gelb völlig fehlen. Man kann sie daher als Rothgrünblinde bezeichnen. Ein gewisses Purpur- oder Karmoisinroth und ein gewisses Blaugrün erscheinen ihnen, wie Ebbinghaus in seinen„ Grundzügen der Psychologie" ausführt, neutral; das Spektrum, in dem die purpurrothen Töne fehlen, zerfällt für sie in zwei Hälften, eine gelbe und eine blaue, die an den Enden gesättigte Farben zeigen, nach der Mitte zu durch weißlichere Töne in eine völlig neutral aussehende Stelle übergehen. Die Farben einer Hälfte des Spektrums können daher von den Farbenblinden leicht miteinander verwechselt werden, so z. B. Noth mit Grün. Dabei verwechseln sie nicht unterschiedslos jedes Roth mit jedem Grün, sondern immer nur Bestimmtes mit Bestimmtem, je nach den Sättigungsund Helligkeitsverhältnissen, sowie auch nach individuellen Eigenthümlichkeiten. Der Eine kann Erdbeeren nicht von ihrem Laube an der Farbe unterscheiden, ein Anderer nicht Zehnpfennigmarken von Fünfpfennigmarken, der Dritte nicht die rothen von den grünen Signalscheiben der Eisenbahnen und Schiffe usw.
" Ja," sagte das Betjulchen, und ein paar Tage darauf ist dann Frau Ernestine Suhbich selig ents schlafen im freudigen Vertrauen auf die Gnade des Erlösers."
Die beiden Frauen gingen eine Weile schweigend nebeneinander her. Die Hoppebäuerin sann offenbar dem eben Gehörten nach. Eine Lücke schien ihr der Vorgang doch noch zu haben. Das breite Gesicht der Bauersfrau nahm einen verschmitten Ausdruck an, als sie sagte:
,, Und woas hat Ihr denne dervon gehoat, Julchen? Umsonst habt Ihr der Kuhbichen de ewge Seligkeet doch och nich verschafft?... He!..."
Interessant auch in allgemeiner Hinsicht ist bei dieser Erscheinung der Farbenblindheit, daß man erst seit etwa hundert Jahren, ja in weiteren Kreisen kaum seit einem Menschenalter, auf die Eristenz einer so verbreiteten und praktisch so bedeutenden Anomalie aufmerksam geworden ist. Das liegt an zwei Umständen. Erstens findet man auch bei Normalsehenden vielfach eine große Unsicherheit in der Venennung, ja unter bestimmten Bedingungen auch im Erkennen von Farben. Bei Lampenlicht werden z. B. blaue und grüne Farbentöne leicht verwechselt. Dadurch gelten die Farbenblinden in ihren Kreisen für Leute, denen allgemein vorkommende Unvollkommenheiten nur in etwas höherem Grade anhaften. Zweitens aber lernen die Farbenblinden, um sich in der Jedermann geläufigen und doch für sie nicht recht passenden Farbenbenennung feine Blößen zu geben, auf andere Merkmale sehr sorgfältig achten, namentlich auf die Helligkeits- und Sättigungsgrade. Was die anderen Menschen roth, gelb und grün nennen, sehen sie allerdings Alles in demselben Farbenton,
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Da verfärbte sich Betjulchen's Gesicht. Aergerlich meinte sie, das ginge Niemanden nichts an.
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nämlich gelb, aber doch mit großen Verschiedenheiten. Das sogenannte Noth ist für sie eine relativ dunkle und satte Farbe, Gelb eine relativ helle, Grün eine minder gesättigte. Indem sie sich hieran orientiren und zugleich natürlich Dinge mit allgemein feststehenden Farbennamen ( wie Blut, Rothwein, Laub) ebenso bezeichnen, wie fie es von Anderen hören, vermögen sie im Ganzen recht gut durchzukommen. Fast immer so gut, daß mit direkten Fragen über das Aussehen dieser oder jener Farbe hin sichtlich der eigentlichen Beschaffenheit ihres Empfindens garnichts Zuverlässiges aus ihnen heraus zu bekommen ist. Dazu muß man sie aus einer großen Zahl verschiedener Farben diejenigen zusammensuchen lassen, die ihnen gleich oder sehr ähnlich erscheinen, oder noch besser an Apparaten mit veränderlichen Farben eine Anzahl Gleichungen herstellen lassen. Daß nun aber gerade Gelb und Blau sowie die neutralen Farben diejenigen sind, die sie empfinden, weiß man aus der Beobachtung einiger seltener Fälle, in denen die Fartenblindheit auf ein Auge beschränkt war, während das andere sich normal verhielt.
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Bei einzelnen, allerdings nur sehr seltenen Individuen, findet sich auch eine totale Farbenblindheit. Bei diesen löst, alles objektive Licht nur Empfindungen von Weiß und den verschiedenen Schattirungen Grau aus; jede Buntheit der geschenen Dinge ist ihnen unbekannt, die ganze Welt gleicht einer Photographie oder einem Kupferstich. Auch das Spektrum erscheint als durchaus farbloser Streifen, in der Mitte hell und nach den Enden zu dunkel. Bisher sind aber nur etwa ein Dußend Fälle genauer bekannt geworden. Durchweg fanden sich in Diesen, außer der Anomalie des Farbensehens, noch andere frankhafte Eigenthümlichkeiten, so namentlich eine er hebliche Verminderung der Sehschärfe, weiter fortwährende Zuckungen der Augen in horizontaler Richtung, außerdem eine starke Lichtscheu. Helles Licht blendet die total Farbenblinden, sie suchen es daher nach Möglichkeit zu bermeiden.
Alle für die Nedaktion der ,, Neuen Welt" bestimmten Sendungen sind nach Berlin , SW 19, Beuthstraße 2, zu richten.
Nachdruck des Juhalts verboten!
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