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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

fahren ist zwar ziemlich einfach, kommt aber nur bei der Pr.duktion gewisser billiger Parfümerien zur Anwendung.

Die Destillation wird bei den Pflanzen zur Ge­winnung der Niechstoffe oder ätherischen Oele benutzt, deren Dämpfe sich mit denen des kochenden Wassers in großem Maße verflüchtigen, also Lavendel, Fenchel, Kimmel, Muscatnisse, Zimmt 2c.

Die Methoden der Maceration oder Jnfusion und der Absorption oder Enfleurage benugen in per­schiedenen Ausführungsformen die Eigenschaft der jettigen Stoffe, Wohlgerüche aus den Pflanzen in großem Maße auszuziehen und in sich aufzunehmen. Den so hergestellten duftenden Fetten und Delen kann dann im Interesse der Gewinnung flüssiger Parfümerien durch starten Weingeist der größte Theil des Wohlgeruches wieder entzogen werden. In manchen Fällen wird als Mittel zur Entziehung des Duftes nicht Fett, sondern Kohlensäure gebraucht.

Wendet der Parsimeur die Eigenschaft gewisser Flüssigkeiten( wie Chloroform, Schweselfohlenstoff, Petroleum oder Schwefeläther  ), Blüthen 2c. aus­zusaugen, an, so haben wir das gute Verfahren der Extraftion.

Die bei der Gewinnung guter Parfimerien be­nugten Materialien, wie Fette, Dele, Wachs, Paraffin, Alkohol, Aether   2c., müssen von möglichst größter Reinheit und tadelloser Beschaffenheit sein. Da die im Handel vorkommenden Fette durchweg mehr oder minder rernureinigt sind, so wird durch mechanische und chemische Mittel die durchgreif.nde Reinigung dersellen bewerkstelligt. Wenngleich gut gereinigte Fette von Schweinen, Rindern, Bären 2c. und von Balmenfrüchten in der Parfimerie- Erzengung ver­braucht werden, so hat zu diesem Zweck in legter Zeit doch der Konsum des flüssigen Paraffins zu­genommen, da ihm nicht der den anderen Fetten eigenthümliche Fett"-Geruch anhaftet.

Ziemlich schnell hat das Glycerin, welches eben­falls Niechstoffe gut und schnell aufnimmt, Eingang und dann auch umfangreiche Verwendung in dieser Lurusbranche gesunden. Das Glycerin selbst wird als Nebenprodukt bei der Fabrikation von Stealin ferzen gewonnen.

Der als Extraktionsflüssigkeit verwendete Alkohol muß fuselsrei sein; je gewissenhaster die Reinigung des Spiritus vorgenommen wird, desto bessere Erfolge werden in der Herstellung flüssiger Aromatas erzielt. Wie wichtig diese Reinigung ist, geht daraus hervor, daß trotzdem noch die Parfümeriekunst die durch Erfahrung wohl begründete Vorsicht anwendet, nicht alle Alkoholarten gleichmäßig zur Fixirung bestimmter Wohlgerüche zu verwenden. So wird Jasmin   immer mit dem aus Rüben gewonnenen Sprit angesezt, während wieder nur Weinsprit das Hülfsmittel zur Anfertigung des Eau de Cologne  ( Waffer aus Köln  oder Kölner   Wasser) ist; auch Zitronengeruch wird zweckmäßig durch Cognac firirt. Wozu all' tiese Mühe!" kann man ausrufen, wenn man dann hört, daß wohl auch die geübtesten Geruchsnerven nicht im Stande sind, die fiir die Parfümerien benußten Spirituosen zu erkennen. Fir die sorgfältige Reini­gung und Auslese der Alfozolarten ist eben allein die Thatsache maßgebend, daß die feinsten Wohlgeriiche nur durch die Anwendung einer Flüssigkeit von be= stimmter Herkunft festgehalten und entwickelt werden.

( Schluß.)

Die benußten aromatischen Pflanzen sind so groß an Zahl, daß es zwecklos wäre, hier auch nur die wichtigsten zu registriren; theils wachsen sie auch in unseren Ländern( Veilchen, Flieder 2c.), zum größten Theil aber entfalten sie sich auf dem Boden tropischer Gegenden( Muscatblithe, Nelken, Orangen 2c.).

Der tüchtige Fachmann wird immer nur die besten Rohstoffe einkaufen; er wird sich also durch den anscheinend hohen Preis der vorzüglichsten wohl riechenden Pflanzentheile nicht stören lassen, weiß er doch, daß nur die feinste Waare viel ausgiebt, daß nur sie für seine Zwecke wirklich brauchbar und damit auch durchaus preiswerth ist.

Soweit diese Rohmaterialien aus weiten Fernen zu uns kommen, müssen sie möglichst frisch verarbeitet oder, wenn dieses nicht möglich ist, in luftigen Räumen aufbewahrt und vor jeder Schimmelbildung durch Auslese schlechter Bestandtheile bewahrt werden.

Da nur wenige Aromatas thierischer Herkunft in der Parfümeriekunst benutzt werden, so ist es möglich, auf diese kurz einzugehen. Ob diese Thier stoffe wirklich Wohl"-Gerüche entwickeln, darüber kann man verschiedener Meinung sein, denn selbst bei großer Verdiinnung haben diese Substanzen -wenn sie allein gebraucht werden einen für die meisten Kulturmenschen unangenehmen Geruch. Trotzdem werden sie in der Parfümerie- Industrie benutzt, we'l diese thierischen Produkte gute Firirungs­mittel fiir g wisse Pflanzengerüche sind.

Wenden wir uns zunächst zu dent am bekanntesten Aromata dieser Art, dem ungemein intensiv riechenden Moschus. Er stammt von den männlichen Moschus thieren, die auf den Bergen des Himalaja   leben. Diese Thiere sondern den Moschus in einer beutel­artigen Drüse von der Größe einer halben Wallnuß ab. Nach der Erlegung des sehr scheuen Thieres schneidet der Jäger den Moschusbeutel los, dessen Inhalt je nach dem Alter und der Jahreszeit in Bezug auf Menge, Farbe und Beschaffenheit ver= schieden ist. Im Frühjahr ist die Moschussubstanz eine weiche, rothbraune Masse von salbenartiger Be­schaffenheit und entwickelt den stärksten Geruch; zu anderen Zeiten des Jahres erlegte Thiere weisen im Moschusbeutel beinahe schwarz aussehende Körner auf, die in der Größe zwischen der eines Hirsekorns und der einer größeren Erbse schwanken. Die Moschus beutel, welche 25 bis 40 Gramm von der riechenden Substanz enthalten, werden sofort von den Jägern an der Luft, auf heißen Steinen oder durch Ein­tauchen in heißes Del getrocknet. Dann gelangt der Moschus in den Handel, theils in den Beuteln, theils herausgenommen als Körnermoschus. Bein Einkauf dieses Aromatas ist wegen der frechen Fäl­schungen die größte Vorsicht am Plaze. Der gröbste Beting wird gerade beim Verkauf von Moschus ver­sucht. Da werden z. B. aus Thierhäuten Beutelchen zusammengeklebt, die mit trockenem Blut, Erde, Cichorie, Asphalt 2c. ausgefüllt sind; der Geruch wird durch ein geringes Parfümiren mit gutem Moschus hergestellt. Auch die echten Moschusbeutel werden oft eines Theiles ihres riechenden Inhaltes beraubt und durch ähnliche Stoffe wieder gefüllt, oder wohl gar durch Blei- und Kupferstückchen noch beschwert. Beutelmoschus erzielt pro Kilo Preise von 500 bis 2500 Mart; ohne Beutel steigern sich die Preise im 25 bis 50 Prozent.

Das aus zwei birnenförmigen Beuteln des Bikers gewonnene stark riechende Sefret spielt zwar nur eine untergeordnete Rolle in der Parfümerieherstellung, aber es muß doch ebenfalls oft zur Ficirung ge wisser Gerüche herangezogen werden. Bibergeil oder Castoreum ist eine salbenartige Masse von brauner bis schwärzlicher Farbe, die stark unangenehm riecht. Der unter dem Namen Hyracerum bekannte Stoff ist in seinen Eigenschaften und in seiner Verwendung dem Bibergeil sehr ähnlich; er wird von dem im Kaplande lebenden Klippdachs gewonnen.

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Der Potwal liefert die Ambra, ein Material, das in den Meeren schwimmend angetroffen wird. Wenngleich meist nur fleine Stückchen gefunden werden, so sind doch auch Ambrastücke angetroffen worden, die zwanzig bis fünfzig Kilo wogen. Preis dieses Stoffes ist in lezter Zeit infolge sel­teneren Vorkommens gestiegen; ein Kilo kostet jetzt bis 7000 Mart. Die Ambra- Substanz ist fettig, grau weiß und entwickelt unangenehmen Geruch; nach der Auflösung in Weingeist und genügender Verdiinuung wirkt der Ambraduft angenehmt auf unsere Nerven. Die Parfümeriekunst sezt diesem Stoffe einigen Wohl­gerüchen im Interesse größerer Haltbarkeit zu oder mischt ihn mit anderen Diiften.

Der legte animalische Stoff der Parfümerie­Industrie ist das Zibeth; es wird von der in Afrika  und Asien   heimischen Zibethkaze erhalten, die diese Substanz in einer Doppeldrise absondert. Au der Luft trocknet die zuerst weißlich gelbe butterartige Masse stark zusammen und nimmt eine braune Fär bung an. Auch Zibeth wirkt nur bei gehöriger Ver­dünnung auf unsere Geruchsnerven angenehm. Im Gegensatz zu den vorher erwähnten thierischen Aromas wird es für Parfümeriezwecke auch für sich allein verwendet; daneben dient es dann noch zur Fest­haltung anderer Gerüche. Das Kilo kostet etwa 500 Mart.­

Die Darstellung fünstlicher Riechstoffe ging zuerst davon aus, die in vielen Pflanzenprodukten vorkommenden Aether nachzubilden, also Fruchtäther zu gewinnen. Diese Produkte wurden seit vielen Decennien schon bei der Anfertigung von Konditor­waaren benutzt. Die Schwierigkeit bei der Ge­winnung eines künstlichen Niechstoffes besteht darin, dessen Geruch wesentlich mit dem des natürlichen in Uebereinstimmung zu bringen, was insofern nicht leicht ist, weil die meisten Ausgangsprodukte immer mehrere, also nicht nur eine riechende, chemische Verbindung enthalten.

Künstliches Vanillin wurde anfänglich aus dem Cambialsaft der Coniferen( Nadelhölzer) hergestellt, wird jetzt aber aus Nelkenöl gewonnen. Da früher Heliotropin ein sehr begehrter Riechstoff war, so hat die Chemie Mittel und Wege gesucht, ihn möglichst billig zu fabriziren. Heliotropin, ursprünglich aus Piperin, dem Bestandtheil des Pfeffers, gewonnen, fostete pro Kilo zweitausend Mark; nachdem man gelernt hat, diesen Riechstoff aus dem Safrol, welches in großem Maßstabe bei der Fabrikation des Kamphers gewonnen wird, darzustellen, ist der Preis pro Kilo bis auf etwa 35 Mart gefallen. Dabei ist aber die höchst eigenthümliche Thatsache zu konstatiren, daß der Konsum dieses Niechstoffes troß des großen Preis­sturzes eher ab- als zugenommen hat.

Jy. Eine Herbst- Fahrt in den Rosengarten".

s war eine faure Schneetreterei, die jenseits des Bärenlochs ihren Anfang nahm und bis zur Hütte fortdauerte. Man fiel fast bei jedem Schritt bis zum Knie in den weichen Schnee, und wenn es dabei auch noch aufwärts geht, so ist das nur ein ,, sogenannter" Genuß, der noch dadurch erhöht wird, daß man nach und nach, trotz der eingefetteten, festen Nagelschuhe, nasse Füße bekommt. So scharf fann man die Schuhe nicht zuschnüren, daß nicht allmälig etwas Schnee zwischen Strumpf und Oberleder geräth, den die Körperwärme schmilzt, und nach und nach quatscht es bei jedem Schritt auf die unbehaglichste

Von Rudolf Savant.

Weise. Rührt der Schnee von einem ruhigen, gleich mäßigen Fall her, so geht es immer noch, bei uns aber handelte es sich um tüchtige Wehen und einmal trat man auf verschneites Alpenrosen- oder Berg­föhrengestripp, also nicht tief, und im nächsten Moment in's fast Bodeulose, was doppelt ermiidend ist. Natürlich kann nur im Gänsemarsch gegangen werden; Jeder beniißt immer wieder die Stapfe, die der Anführer getreten hat, aber Jeder vertieft sie natürlich auch, so daß der Lezte, namentlich, wenn er fein Windhund ist und feine langen Beine hat, oft nicht weiß, wie er das eingefunkene Bein wieder

( Schluß folgt.)

heraus an die Oberfläche bringen soll. Das giebt ganz lustige Situationen, und da der erfahrene Berg­steiger in vielfacher Hinsicht abgebrüht ist, so lacht er noch herzlich, wo der Neuling bereits anfängt Blut zu schwizen und den Einfall zu verwünschen, der ihn in diese Stein- und Schneewiste geführt hat. Immerhin waren wir Alle froh, als wir die Hütte erreicht hatten und das Herdfeuer fnisterte, an dem wir uns eine Erbswurstsuppe bereiteten. Keine Konserve ist in den Schutzhütten so beliebt, als diese, auch bei den Führern; denen italien   scher Nationalität ist sie meiner Erfahrung nach meist

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