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Die Neue Welt. Illustrirte Unterhaltungsbeilage.

seit 1618 fand er zu Göthen Gelegenheit, nach seinem Sinne eine Lehranstalt zu errichten und Lehrbücher herauszugeben.

In Natichius' Weise, doch umfassender, groß­zügiger und nachhaltiger wirkte Amos Comenius ( 1592-1670). Er wurde der eigentliche Künstler der Didaktik, fußend auf dem Ideal einer allerdings etwas unklaren Allgemeinwissenschaft und Allgemein­bildung. Er verlangte ein Ausgehen nicht von Terten, sondern von der Anschauung genauer: von der Veranschaulichung

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der wirklichen Welt der wirklichen Welt

und gab in diesem Sinn 1657 seinen ,, Orbis pictus ", d. i. eine Welt in Bildern", heraus, das Ursprungswerk für zahlreiche solche Unterrichtsbilder bitcher. Er wollte mehr, als Andere seiner Zeit, die Selbstthätigkeit des Schülers gewahrt und Alles freiwillig, ohne Gewalt erreicht wissen; er gab zur Vertreibung der Trägheit des Schülers eine Neihe von Mitteln an, die darauf hinauskommen, den Schüler z. B. durch dessen eigene Praris- aus sich heraus zu bilden; die Lehrenden sollten weniger lehren, die Lernenden mehr und müheloser lernen. Allerdings war das Naturgemäße" dieser Bildungs­art noch lange nicht das Ideal einer abermals vor­geschritteneren Zeit; noch herrschte hier schließlich das seit dem Humanismus beliebte Prinzip der imitatio, der Nachahmung", d. h. der Nachbildung fremder Gedanken und Terte durch den Lernenden. Von höchstem Werth war sein Abzielen auf eine systematisch geschlossene Ausbildung von der Geburt bis in jedes Alter hinauf. Vier gleiche Epochen der Jugend sollten ausgefüllt sein: durch die Mutter­schule", die vorzugsweise die äußeren Sinne zu üben habe; dann durch die Volksschule oder Muttersprach schule, von der die inneren Sinne, Einbildungskraft und Gedächtniß, nebst den ausübenden Organen, zu pflegen seien; weiterhin durch die Lateinschule( Gym nasium), die den Verstand und das Urtheil zu bilden habe; endlich durch die Akademie( Universität), die

merkwürdiger und etwas mißverständlicher Weise­auf den Willen zu wirken habe, und zwar mit Beson­derung dieser Aufgabe fiir die verschiedenen Fakultäten.

Besonders Großes an Nufen nach Natur statt Kultur( mit Hinweis auf Nobinson), an Gleich­giltigkeit gegen den objektiven Lehrinhalt, aber auch gegen die vom Kind mitgebrachte seelische Welt, an Subjektivismus und an Beschränkung auf die Welt des einzelnen Individuums, zugleich an Breite der immer und immer die Grundgedanken eines Ab­

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gehens von allem Bisherigen laut ausschreienden und somit unhistorischen( allerdings an Locke an­fuiipfenden) Darstellung leistete Jean Jacques Rousseau ( 1712-1778). Die dem Menschen ursprünglich mitgegebene Natur" ist für ihn ebenso das gute Prinzip, wie sie für eine christliche Pädagogik das Gegentheil ist. Die Kultur, aus der er mit seiner Pädagogik hinausflichten wollte, und der er 1762 sein Hauptwerk Emil oder die Erziehung" ent­gegenschleuderte, also die Welt des späten franzö­ sischen Königthums, war allerdings dafür und für den stürmischen Erfolg dieses Werkes der richtige Boden. Daß die Natürlichkeit, die Rousseau für die Erziehung verlangte, unbeschadet all der höchst werthvollen Hinweise auf Körperpflege, auf spontane werthvollen Hinweise auf Körperpflege, auf spontane Charakterentfaltung, auf Offenheit usw., doch mehr etwas Aeußerliches und Negatives war, daß er zu viel vom Zögling selbst erwartete und in dessen Bild­samkeit nicht näher eindrang, ging jener selber un­historischen und pädagogisch primitiven Welt noch nicht nahe. Daß Rousseau z. B. die Eigenschaften eines guten Erziehers nur eben schlechtweg voraussetzte; daß er meinte, der Arme brauche keine Erziehung daß er meinte, der Arme brauche feine Erziehung ( da ihn schon die Gewalt der Umstände erziehe), und den Kindern habe man nur Eine Wissenschaft beizubringen: die Kenntniß der Menschenpflichten; beizubringen: die Kenntniß der Menschenpflichten; daß Rousseau sich keine Mühe gab, die Bestandtheile der Pädagogik zu unterscheiden und ihre Hauptsache, das Wie des Einwirkens auf den Zögling zu einer eigenen Kunst zu entfalten; daß er, kurz, der geniale Dilettant war, für die Pädagogik so etwas wie ein reinlichkeitspredigender Pfarrer für die Heilkunst, mit all' den Vorzügen und Nachtheilen und vor Allem mit dem stürmischen historischen Erfolg eines solchen: das störte damals recht wenig, obschon natürlich das störte damals recht wenig, obschon natürlich an Bekämpfungen seines Standpunktes niemals ein Mangel war.

Während nun die bisher besprochenen reforma­torischen Anläufe des Auslandes die Pädagogik ganz neu bereicherten, gliederte sich wenigstens für Deutschland die Fülle alles Alten und Neuen in etwa vier, theils neben, theils nacheinandergehende und theils verwandte, theils gegensägliche Richtungen. und theils verwandte, theils gegensägliche Richtungen. Zwei von ihnen bewegten sich mehr in älterem, zwei in mehr neuerem Rahmen. Jene sind um kurz ihre gleich zu erläuternden Namen anzugeben der Pietismus und der Humanismus, diese der Realis­mus und der Philanthropismus. Der Nahmen des erstgenannten war das Christenthum, des zweiten das

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Isied eines Gefangenen. B

Durch's Fenster meiner Belle

Seb' ich ein kleines Saus, D'rin wird es Abends helle,

Der Vater trift über die Schwelle... Durch's Fenster meiner Belle

Seh' ich ein kleines Haus.

Durch des Fensters Eisendrähte

Sah ich manch' stilles Glück: Die Mutter sah und nähte,

Im Korb Nesthäkchen krähte... Das sah durch die Eisendrähte Ich Alles Stück für Stück!

Alterthum, des dritten und des vierten der da­malige Wissens und Verkehrsbedarf.

Der Pietismus war ursprünglich fast ein Gegen­theil von Dem, was wir uns heute unter dieser Be­zeichnung vorzuste len pflegen, und zwar eine Oppo­sition gegen die Orthodorie im Protestantismus , speziell gegen das Vorherrschen des Dogmatischen, mit einem Drängen nach innerer Wiedergeburt" und nach einer wahrhaftigeren Bethätigung des Christen­thums, als durch jenes theologische Verstandesleben erreichbar schien. Die naheliegende Anwendung auf die Pädagogit war hier insbesondere Sache von August Hermann France( 1663-1727), der 1695 die nachmals so benannten und berühmten, France 'schen Stiftungen" zu Halle begründete; sie bestehen haupt sächlich aus mehreren Schulen, unter denen die zwei Lehrerseminare( ein elementares und ein höheres) den eigentlichen Ursprung der, für die moderne Päda gogif nunmehr grundlegenden Kunst der Lehrerbildung schufen und Halle für lange zu einer pädagogischen Zentrale machten. Mit dem religiösen Lehrziel ver­band sich aber auch das einer Vorbereitung auf's praktische Leben: die schon von Comenius und Locke betonten realistischen Bildungselemente wurden hier aufgenommen, und so geschah ein Uebergang zu dem später zu besprechenden Realismus.

Fast den Gegensatz zum Pietismus bildete die nunmehr neu gestaltete Richtung des Humanismus. Wie wir ihn aus dem Beginn der Neuzeit kennen, war er nachgerade in einen Verfall gerathen, an dem auch die zum Theil ganz anderswohin zielenden Bestrebungen der meisten von uns zuletzt genannten Männer mitarbeiteten; namentlich das Griechische war zurückgetreten. Erst als mehrere tüchtige Alter­thumsforscher- voran J. M. Gesner( 1691-1761), später besonders F. A. Wolf( 1759-1824)-und dann die Führer unserer neuen Klassischen Literatur periode eine begeisterte und sachlich würdige Pflege der Antike geradezu im Sinne einer eigenen Lebens anschauung trieben, entfaltete sich der Neu- Humanis­mus zu einer fürderhin so viel bekämpften Kultur­macht; seine Hauptschöpfung, das neuere Gymnasium, zeigte allerdings von vornherein wieder den übel= bekannten Geist eines vorwiegend sprachlichen Wissens und einer Gelehrsamkeit, die nicht nur vom prat tischen Lebensbedarf abführte, sondern auch einen entschiedenen Gegensatz gegen das spezifisch Päda­gogische bedeutete; dieses kam unseren Gymnasien erst von anderer Seite her zu Gute.

Sah dort einen wilden Buben, Wie meinen, goldlockig und frisch! Das Mütterchen schalt den Buben! Der polferte durch die Stuben And sprang über Stuhl und Tisch...

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Da dacht' ich an Bwei, die mein eigen Ich dachte an Weib und an Kind. Wohl that sich das Haupt mir neigen... Ich dachte an zwei, die mein eigen, Die einsam und traurig sind..

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Da hab' ich die Augen geschlossen And an die Wand mich gelehnt. Es ist keine Thräne gefloffen, Mein Herz war wie Erz gegossen! Ich hab' nur die Augen geschlossen And mich an die Band gelehnt.

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