Die Neue Welt. Illuftriertes Unterhaltungsblatt.
Und wer ist der Magier, der dies alles bewirkt? Die Farbe ist es und nichts anderes! Das junge Grün des Frühlings, der Farbenreichtum feiner ungezählten Blüten, der azurne Himmel, der SonnenStrahl in Luft und Wasser furz und gut: das Meer von Licht und Farbe macht uns froh und frei. Es wirft wie Müfif, verjüngt und stärkt uns, hilft uns des Lebens Bürde tragen. Fehlt dieses Element, dann find wir der düstern Herbsttagstimmung Ichuklos preisgegeben.
Diese wohl von jedem schon beobachtete Erscheinung auf das praktische Leben übertragen, gemahnt uns, den oft als unfein und bäuerisch verrufenen natürlichreinen Farben mehr Beachtung und Verständnis enigegenzubringen. Bersuchen wir nur, ihre Schönheit zu erfaffen, ziehen wir sie in den Kreis unferer näheren Umgebung. Glauben wir nicht, alles Heil in der charakterlofen, uns aber zum Lebensbedürfnis gewordenen Familie Grau zu finden, sondern greifen wir dreift auch mal eine ungebrochene Farbe und laffen ihren Zauber auf uns wirfen.
Also sehen wir an Stelle des altbewährten grauen oder schwarzen Schlipfes einen farbigen( in der gegenwärtigen Zeit schadet selbst ein roter nichts); der neue Kriegsanzug aus Papierstoff wird sehr viel zur Hebung unferes Aeußeren beitragen, wenn er sich nicht in Pfeffer und Salz", sondern in einem gut gewählten Braun, Grün, Blau oder dergleichen, an unsere schlanken Lenden schmiegt, und selbst Großmutter fann mit Borteil das traditionelle„ Schwarze" ablösen mit einem„ Farbigen" es braucht
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ja nicht gerade Rosa mit Hellblau zu sein. Ueberlegen wir auch einmal, ob die Tapete an der Wand in anderer Farbe nicht besser ausfähe, und warum ein rotes Ziegeldach inmitten grüner Gärten freundlicher winft als fein schiefergrauer Nachbar.
Der Beobachter wird recht bald die unterschiedliche Wirkung erfennen, welche die ein. zelnen Farben hervorzurufen imftande sind. Richt umsonst unterscheidet die Wissenschaft ,, warme" und" falte" Farben. Die ersteren gruppieren sich um Rot und Gelb, während zu den letzteren Blau, Grün und ihre Abfömmlinge zählen. Noch besser wäre freilich die Teilung der Farben in ,, ernfie" und „ heltere".Solche Schei dung wäre den Laien
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und das sind wohl
vier Fünftel der Allgemeinheit- Der fiändlicher, die Nutz anwendung leichter. Bielleicht würde man dann innerhalb unserer elgenen Welt, in unferer Behausung,
un'erer Kleidung, an den Gegenständen des täglichen Bedarfs un
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SUD U wie besondere Berdienste um ihn erworben
Beim Scheiden.
Das Scheiden tät mir nicht so weh, Wenn ich Dich nicht so weinen säh. Dein Weinen fränft mich also sehr, Daß mir das Scheiden doppelt schwer. Drüdteft Du lächelnd mir die Hand, Ich schritte ruhig aus dem Land Und sicher froher Wiederkehr Dein Weinen macht mein Herz so schwer. Les Heller.
hatten, durch Belaffung nicht bloß ihres Belizes , sondern auch ihrer Borrechte. Die so entstandene Klasse von bevorzugten Einheimischen, die mitunter als„ furische Könige" bezeichnet wurden( was nach Pruh feinen Spott bedeutet), blieb lange bestehen. Noch im 15. und 16. Jahrhundert hatten ihre Angehörigen die volle persönliche Freiheit, die Erblichkeit des Besizes, die Mäßig feit der ihnen nach furischem Recht obliegen den Pflichten, sowie eine gewisse Vertrauensstellung zu dem Orden. Das GegenStück dazu bildeten bildeten die sogenannten " Drellen", die wegen hartnäckigen Widerstandes der persönlichen Freiheit vollständig perluftig gegangen waren. Zwischen beiden stand die Gruppe der Freibauern", die dem Orden unmittelbar unterstanden; sie hatten volles Eigentum an dem ihnen zu gewiesenen Land, welches in ihren Familien vererbt wurde, doch konnten sie( im Gegenfatz zu den„ turischen Königen") nichts von ihrem Besitz an andere vergeben. Von Zins und Fronen waren die Freibauern enthoben. Doch bildeten diese drei Klassen nur eine fleine Minderheit der Bevölke rung. Die große Maffe der Kuren wurde mit dem Lande, das sie bewohnten und bebauten, an die vom Orden belehnten Edelleute vergeben. Im 13. und 14. Jahrhundert war die Lage dieses Landvolks noch durchaus erträglich und nicht ungünstiger als die der Bauern in irgendeinem Kulturland jener Zeit. Selbst im 15. Jahrhundert war der furländische Bauer nicht leibeigen; er besaß in bezug auf seine Hütte und seinen Acer noch ein beschränktes Erbrecht und noch verlangte das Herkommen vom Gutsherrn in den Fällen, wo er nicht bloß die Strafgewalt als Hausherr ausübte, sondern wo er als Gerichtsherr ein Urteil zu fällen hatte, die zuziehung bäuerlicher Beifiker. Aber unter dem wachsenden Druck der Kriegsräte im 16. Jahrhundert und wegen der steigenden Ansprüche der Edelleute, denen nur durch härtere Heranziehung ihrer Bauern genügt werden
gleich öfter einem„ Lachenden" begegnen, als es heute der Fall ist. Aber das hat noch gute Weile. Borläufig müssen wir den Genuß frilcher und fröhlicher Farben dort fuchen, wo sie fich felbft hingestellt haben: in Feld und Wald, in der freien Natur. h. 培
Das furländische Rassentum zur Zeit der Kolonisation.
Kurland wurde im 13. Jahrhundert nach langen Kämpfen mit der einheimischen Be völkerung vom Deutschen Ritterorden erobert. Die Berhältnisse lagen hier nach der Eroberung wesentlich anders als in Breußen, das in der Hauptfache entwölfert in die Hand des Deutschen Ordens gefommen
war. Die Masse der furländischen Bevölkerung war erhalten geblieben und daraus ergab sich, daß für Zuzügler aus Deutschland nicht viel Raum war, so daß das Land vor. wiegend lettisch blieb. 3war scheinen Edelleute und Waffenfnechte in ansehnlicher Zahl nach Kurland gekommen zu sein, aber eine nennenswerte Zuwanderung deutscher Bauern und Bürger fand niemals statt; daher gelang es auch nicht, die Einheimischen mit deutschem Wesen zu durchdringen. Es war ein Verhängnis für das Land, daß deut Iche Arbeit dort teine Stätte hatte; Arbeit wurde von altersher nur von den unfreien Letten verlangt und geleistet. 5. Brug schreibt in„ Kurlands deutsche Vergangenheit"( München 1918), daß der Deutsche Orden den lettischen Kuren anfänglich mit Milde und Weitherzigkeit entgegenfam. Er belohnte auch diejenigen, die sich irgend.
tonnte, wuchs der lezteren Belastung immer mehr. Der gefteiger. ten wirtschaftlichen Bedrängnis der Bauern enstprach das Sinfen ihrer Lebenshaltung und ihr moralisches Berfommen. Allmäh lich tam die Anschauung zur Geltung, der Bauer gehöre mit dem Acker, den er bebaute, so untrennbar zusammen, daß er ihn überhaupt nicht verlaffen dürfe und mit ihm verschenkt, verpfändet oder verkauft werden dürfe. Damit war auch der letzte Rest von Freiheit geschwunden. Die Anerkennung der Schollen. hörigkeit der Bauern bahnte der Leibeigenschaft den Weg, obzwar es im Orden nicht an Männern fehlte, welche diese Entwick lung aufhalten und den Bauernstand vor weiterem Niedergang schüßen wollten. Infolge ihrer unerträglichen Lage flüchteten viele Bauern. Während der Zeit des fur. ländischen Herzogtums( Mitte des 16. bis Ende des 18. Jahrhunderts) haben sich die Berhältniffe nicht gebeffert; im Gegenteil, der Druck auf die Bauern wurde zeitweife noch stärker und auch der Uebergang des Landes in die Hände der russischen Gewalt, haber änderte daran nichts; diese fümmerten fich nicht um das Schicksal der bäuerlichen Boltsmaffe Erst im 19. Jahrhundert fielen die Feffeln der Unfreiheit wieder, aber die wirtschaftliche Knechtung hielt bis in die Gegenwart an. H. Fehlinger.