Di« Neue West. tl»kwfoa»nm'öHa». 143 Zu» Vorgehe» der E*te«t« i» Rußland: Blick auf den Cismeerhafen Archangelsk Die Wasseramsel. Die Wasseramsel ist«ine Bewohnerin des GebirgsiandeS, soweit er rauschende, sprudelnde, stürzende, steinige Gebirgsbäche umsäumt, und am Bach allein läßt sie sich genauer beobachten, denn sie sucht ihre Nah- rung nicht am Wasser, an den Ufern und in ihrer Nachbarschaft, sondern i m Wasier. Die Wasieramsel hat, wie alle Taucher, ein dickes, pelzartiges Gesieder, die Füße sind aber Singvögelfüße geblieben und besitzen kein« Schwimmhäute. Dagegen ist die Bürzeldrüse besonders gut emwickelt, die das zum Glätten und Einölen des Ge- fieders nötige Fett absondert. Die Ohr- öffnung ist durch eine kleine nackte Haut- falte, ähnlich der Ohrklappe der Wasser- spitzmaus,'verschließbar. Der Augapfel ist mehr in der Art der Wasser- als Land- Wirbeltiere gebaut, die Hornhaut ist sehr flach und die Linse fast kugelrund.— Trotz dieser nur einseitigen Anpasiung an den Wasserausenthalt und des Fehlens mancher sonst vorhandenen Hilssmittel ist das Tier- chen eine Künstlerin im Tauchen und Schwimmen, denn es watet nicht etwa i«n Wasser herum, wo es seicht ist, sondern es stürzt sich kopfüber m den brausenden Strudel der Sturzböche und Wasserfälle und schwimmt dann gewissermaßen mit den kur- zen Flügeln, sie aus dem Achfelgelenk be- wegend; der Kopf ist dabei vorgestreckt, die Körperachs« schräg nach vorn gegen den Boden gerichtet, und die Füße stoßen ab- wechselnd hinten aus. Pfeilschnell jagt es dahin, gleichsam unter dem Wasser fliegend, und wendet sich am liebsten dem oft reißen- den Wasserstrom entgegen. So gern die Wasseromsel schwimmt, so gern sie sich köpf» über ms Wasser stürzt, so gern geht sie auch langsam und ganz behaglich immer tiefer und tiefer ins Wasser, bis ihr die Flut über dem Kopf zusammenschlägt, und läuft dann hurtig und munter mit gesenkten Flügeln auf dem Boden umher, um ihn nach Nah- rung abzusuchen, fast so, als ob sie auf dem Lande wäre. Dabei- bleibt sie 20— 50 Sekunden unter Wasser und legt während der Zeit bis 20 Meter zurück. Di« Wasseramsel ist nicht prächtig ang«- putzt wie etwa der Eisvogel, sondern ihr Kleid ist schlicht, kastanienbraun, braungrau, rußfarben, nur die Brust ist weiß und gleicht einen« sauberen Vorhemdchen. In Gestalt und Haltung erinnert sie an den Zaunkönig und wird jetzt auch der Fa- milie der Zaunkönige(Troxlcxi�tiäze) zu- gerechnet und nicht der großen Familie der Fliegensänger ldtusdrspidse), der die Amseln und Drosseln zählen. Sie ist aber größer als der Zaunkönig, ungefähr wie ein Star, der Leib ist plumper und das Schwänzchen, das ständig auf und nieder wippt, kürzer. Als Kind de« Gebirgebache«— je klarer und steiniger er ist. desto lieber ist er ihr— bleibt sie ihm auch treu ihr Leben lang und verläßt ihr Gebiet als ausgesprochener Standvogel nie. es fei denn im strengsten Winter, wenn der Nahrungsmangel sie zwingt, eisfreie Wasserstellen aufzusuchen. Ein Löglein oder etn Pärchen hat den Bach ganz oder eine größere Strecke, etwa 2 Kilometer— auf menschlich« Verhältnisse übertragen— gepochtet und duftet da keinen Mitpächter: an den Grenzen werden oft erbitterte Kämpf« busgefochten. Auch die Nachkommen dürfen nichr in der Hei- mal bleiben, vielmehr werden sie, sobald sie selbständig geworden sind, oertrieben und müssen sehen, wo sie unterkommen. Die« befremdet um so mchr, als die Wasseramsel« vorzüglich« Gatten und Eltern sind. Das Nest wird in der nächsten Näh« des Wasier«. in Höhlen, und zwar oft an den unglaublichsten Orten angelegt, am liebsten aber dort, wo es recht rauscht, wa» den Vögeln besonders angenehm zu fein scheint!«icht seilen wird»« so»«gebracht, daß die Besitzer, um zu ihm na gelangen, einen kleinen Wasserfall durchfliegen müssen. Infolge dieser Bodenbrut sind die Eier und Jungen sehr de» Nachstellungen kleinerer Raubtiere ausgesetzt, am meisten werden sie aber wohl durch Hochwasser zu- gründe gehen. Da« Rest besteht hauptsäch- sich au» Wassermoos, daneben aus Pflanzenwürzelchen, Halme«, Gras, Laub und ähnlichem. Wo keine Decke oder ein sonstiger Schutz nach oben vorhanden ist, wird künstlich dafür gesorgt. E« wird über- Haupt viel daran gebaut: große Höhlen werden mit de» verschiedensten Stoffen ausgefüllt, daß da« Rest einen ungeheuren Klumpen bildet: zu wette Löcher erhalten künstlich« Eingänge, die der Größe des Vogel« enffprechen: stet« sind dl« Wände dick angelegt und inwendig fein und kunst- reich mit trocknem Laub und zarten Halm- chen ausgepolstert. Gleichmäßigkeit herrscht dabei nicht, vielmehr richtet sich der Er- bauer ganz nach den Umständsn»nd-aßt sich der Umgeduna an.- Da» Gelege besteht aus 4—5 rein- weißen, anfangs glänzende«-Eiern, die mit der Zeit trüb und glanzlos werden. Die Bebrütung dauert 1Z bis 15 Tage, an ihr belelligt sich auch das Männchen, das außerdem das Weibchen füttert und«» auch sonst in der zärtli«Wen Weise vei* sorgt. Die Jungen werden mit große« Fleiß und viel Sorgfalt aufgezogen, aber� sobald sie gut fliegen können, von der» Eltern aus ihrer Heimat oerstoßen und treiben sich oft lange herum, bi» sie eine« geeigneten Bezirk gefunden haben. Die Wasseramsel ist nirgends häuffK Die Vermehrung ist durch die Gefahren, dt« die Brut bedrohen, schon an und für sich nicht groß, der Hauptfeind ist aber de« Mensch, der in dem Vögelein einen Schäd» ling der Fischerei sieht, obwohl es ehe« nützlich denn schädlich sein dürste. Bekanntlich ist in dieser Hinsicht Klarheit unv Uebereinstimmung selten zu erzielen. In den Augen voreingenommener Nützlich. keitseiferer ist es ein großer Fischfeind, sa daß vielfach Schießpreise auf die Bertis gung des anmutigen Böglein» ausgesetzt sind, weil es wirNich einmal ein Fifchlem frißt. Es soll sich vor allem an jungen Fo, rellen ergötzen, obgleich es nachgewiesen iftj, daß es sich hauptsächlich von Insektenlarven nährt und ein eifriger Vertilger der äußerst schädlichen Libellen- und Schwimmkäfer, larven ist, die bekanntlich die ärgsten Räu- der unter der Fischbrut sind-, man muß nu> Di« Sutente« Sibirien : Blick auf den Hafen Wladiwostok
Ausgabe
35 (8.9.1918) 36
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