Die Hoffnung schafft es...

Schläft im Herbst die Freude ein, Muß die Hoffnung stärker sein, Bald, ja bald das Neuerheben Sanfter Lieder zu erleben. Drängt auch arges Ungemach Grob dem Glanz des Sommers nach, Soll die Hoffnung über Grauen Hell in ferne Tage schauen.

Die Neue Welt. Jllustriertes Unterhaltungsblatt.

Reine Sorge, feine Scheu; Bleibt mir nur die Hoffnung treu, Schau ich, mag fie mich behüten, Tief im Schnee des Frühlings Blüten.

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Leo Heller .

Segler der Lüfte.

Die letzten Wochen mit ihrem Regen und hrer Kühle zeigten ein Gesicht so herbstlich, daß man es der Vogelwelt, soweit sie nicht febhaft ist, nicht verdenken fann, wenn sie baraus früher als sonst ihre Ronfequenzen zieht und sich eilenden Fluges füd- bzw. füdwestwärts nach wärmeren Ländern ver­flüchtigt oder in Gesellschaften wenigstens fchrittweise ihren Sommerstandort verän bert, um sich besser verpflegen zu können. Noch spielen die Schwalben hoch in den Lüf­ten, aber dies Spiel ist schon ein Sammetn zum Auszug, zu dem sie sich rüsten. Eines fchönen Tages find fie sang- und flanglos verschwunden. Sie, wie faft alle guten Segler der Lüfte, sind ja nur Sommer­frischler, die ihre Unterhaltungsbedingungen so frei und weit suchen können wie fein an deres Lebewesen. Und es ist dabei eine fast allgemeingültige Zugerscheinung, daß die am spätesten ankommenden Vogelarten, die uns so recht erst den Frühling in die Seele zaubern, wie die Haus- und Uferschwalbe, ber Pirol, der Kuckuck, die Sumpf- und Teichrohrfänger, die Garten- und anderen Grasmüden und nicht zuletzt unsere Nach­tigall, uns am ehesten wieder verlassen. Zu Ende April oder zu Anfang bis Mitte Mai treffen sie ein und zu Ende August oder An­fang September wandern sie wieder fort. Ihr Scheiden im Herbst ist nur meist nicht fo auffällig, da vielfach ihr Gesang schon feit Mitte oder Ende Juli verstummte, und So bewegt uns ihr Fortzug nicht so die Seele, als wenn im ankommenden Lenz die heimkehrenden Scharen den Garten oder Wald wieder beleben und der Frühling auch In uns so mächtig ist.

Welch anziehender Gast ist uns die weiße Bach stelze im März, wenn sie am Dachfirst ftelzt, oder auf frischgepflügten Aeckern, auf Sand- und Kiesflächen am Flusse oder im Gebirge am Bath , oder an den Abwässerrinnen der Bauernhöfe hin­und hertrippelt und wippt. Biel später als fie ist die noch schönere, unten sattgelbe

iesenstelse, der Charaktervogel der Weiden, vor allem der norddeutschen Mar­schen, aber auch der furzgrafigen Weiden und Dorfwässer im sanften Gebirge oder der Lehmausstichgelände großer Ziegeleien. Schon im September zieht sie weg, und wenn die Bäume fahl geworden, verlassen uns auch die weißen, nur einzelne von ihnen bleiben bei uns auch im Winter. Welch anziehender Wiesengast ist der auch im März schon eintreffende, uns mit Klappern vom Dachfirst begrüßende weiße Storch, der in Schleswig- Holstein , in Mecklenburg und Ostpreußen und in Süddeutschland zu­meist in der oberrheinischen Ebene seinen besten Sommeraufenthalt hat. Auch er zog feit Ende August schon fort oder macht sich jetzt schleunigst reisefertig. Dann der volks, tümliche leuchtend gelbschwarze Sänger des Laub- und Mischwaldes, der Pirol oder der Pfingstvogel" oder Bogel Bülow", mit feinem flangvollen Gigleoruf und dem

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Quäten des Weibchens. Obwohl zu Pfing ften erst angekommen, hat er uns schon seit der ersten Augustwoche verlassen. Gerade wie der Kudud, der auch so vorsichtig ben vorgeschrittenen Lenz abwartet, dann andere die Nefter bauen läßt und sich selbst hineinsetzt. Bier Monate nur weilt er in unseren Fluren und tritt mit seinem Ruf, obwohl er ihn nur bis etwa anfangs Juli erschallen läßt, und mit der verklärenden Poesie, die sich daran knüpft, hervor wie faum ein anderer im deutschen Walde. Dann das zum Sommerfrieden der welt­fernen Wälder, aber auch bereits zu größe ren Anlagen, so zum Tiergarten zu Berlin und zum Großen Garten zu Dresden ge­hörende Volk der wilden Tauben, der oh l tauben und Ringeltauben. Schon früh im Jahre treffen sie ein, und wenn die erste Märzsonne wärmt, umwirbt Er" schon rucsend das Weibchen. Noch im August stimmt hier und da ein Tauber an, und dann denken auch sie ans Wandern. Biel später els diese beiden großen Arten tommt dann die kleinere Turteltaube be: uns an und läßt sich auch nur bis Mitte Juli fleißig hören Und dann von den größeren der Meister Starmag, mit sei nem für das Bogelleben vor Ostern so charakteristischen Gesprin, Gepfeife und Ge­schnalze, feinem originellen heiteren Wesen. Schon die erste Brut, wenn sie die Aiten nicht mehr notwendig hat, tut sich zu Ge­fellschaften zusammen und sieht sich die weite Welt der Wiesen und Röhrichte an und haben die Alten auch die zweite Gene­ration so weit heran, dann tun sie sich alle zufammen und nun gibt's wolfenbruchartige Invasionen in die Felder und wohl in die Kirschplantagen. Und im Auguft werden die verschilften Großteiche von ihnen lebendig Wolfe um Wolfe von ihnen fällt ins Röhrendickicht, um da zu übernachten. Aber diese unruhigen Gäste erheben sich noch oft wie auf ein Kommando.

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schwenken freischend und schnatternd um­her, fallen wieder von neuem ein und machen fich die Sigftengel streitig. Der Teichbefizer oder Pächter, der sein Rohr als Material zum Berohren der Wände oder zu Bedeckungszwecken zu Geld zu machen gedachte, befieht in seiner geknickten Plan­tage oft einen ordentlichen Schaden. Ehe fie ernstlich das Weite sucht, kommt die Ge sellschaft, mit den frischgemauserten Jungen als Beristare", noch einmal zu einem Herbstbesuch bei uns an. Dann geht zum Abschied das Revidieren der Brutstätten, das Singen und Schwagen noch einmal wie im lieben Frühling an, und dann folgt das Verschwinden. Bis Nordafrika weichen viele bem rauhen Winter aus, aber andererseits gefällt es auch manchem. ihn bei uns zu überdauern.

In der Nähe der größeren bersumpften Gebiete, der bruchlandartigen Einsamkeiten, der Luche und Schilfdickichte im ostelbischen Deutschland genießen die Bewohner jetzt wohl das Schauspiel meidender, schreiender oder hüpfend zum Spiel versammelter Kraniche, die zum Aufbruche rüsten. Wir andern befommen sie nur im Wanders flug zu lehen, menn fie im Frühjahr und Herbst in langer Hafenlinie mit taftmäßigem Flügelschlag und schrillem Kruhkra hoch die Luft durchschneiden oder freisend durchein anderfliegen, menn fie raften wollen. An bere felten zu sehende Sumpfbewohner sind das Volk der Betaffinen der verschie benen Schnepfen und Wasserläu. fer, die uns im September verlaffen, um im April/ Mai wiederzukommen. Dann die in den Marschen und dem Grünland der Inseln dominierenden Rotschenkel, die zur Paarungszeit durch die große Klang. schönheit ihrer Flötentouren erfreuen. Und dann der Kibig, ein Charaktervogel der Marsch- und Moorwiesen des Nordens, der schon im März über die noch in der Schnee. fchmelze liegenden Niederungen fauft, plötz

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