woje Neue Welt

Nr. 44

Illustriertes Unterhaltungsblatt

1918

Die Gerechtigkeit der Marianne Denier

6rzählung von Ernst Zahra

Bartanne ging auf Hausschuhen mit einem felfen Schlürfen ab und Gie hatte teinen leichten zu. Gang; aber Stichel wunderte fich Aber bas#tattliche, breithäftige Beib mit dem eigentlich hellen Haar, das der Better sich ausgefucht hatte.

Da erwachte Soft Denier. Er fuhr mit der unverletzten Hand auf die Tischplatte und in die Belt und zog die Bremen   über ben erleigenen Sugen bed, fo be e unter ber Stirnbinbe vesihwanden; Dann blies er ble Rüftern auf wie ein witterndes Lier   und lalite. Wer da fel, fregte er.

Marianne cat auf ihn zu. Der Better it angelemmen," fagte fie.

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Guten Tag, Jeft." grüßte Michel Mit der elben suchenden Bewegung ftredte Denier die Hand aus. Mikel bat zu ihm und ergriff ste. Er wußte nicht recht, was er fagen foäte.

.Haft hast du mich noch gefannt?" fragte Denior. Gleich barauf stieß er ein zorniges Mechzen und dann einen Fluch aus, der so heitig und deutlich war, daß felbft Michel ihn ver stand. Sei ruslą. Jeit." mahnie Marianne. Der Krippel würgie und biß an dem herum, was ihn erregte. Nach einer Belle wurde er Herr darüber. So ein Leben." fatte er noch. Darauf hieß er Michel fich letzen, und nach einer tieinen Baute begann er rubiger za sprechen.

Als er drei Säge lang zugehört hatte, fah Michel sich verlegen nach Marianne um. Er gab sich Mühe, aber er begriff nicht, was ber andere sprach.

Denier mit dem harfen Spürsinn des Blinden   bemerkte bie Bewegung.

Er erregte abermals. Sezze dich zu uns, Marienne," befahl er mit zittern­der Unwirschheit in feiner schweren Zunge. Gelassen satte i Marianne zwischen bie Männer. Run begann Denier& er

flären, warum er Michel gerufen hätte und was er von ihm wollte. Nur selten erfaßte der Angekommene sofort, was er meinte. Marianne aber nahm ihrem Manne die Borte von den Lippen und verdeutlichte sie dem andern:

" Hier bist Du nicht nötig, hier wäre sie schon fertig geworden, die Frau. Sie weiß sich selber zu helfen. Und Melt, der Knecht,

Neues Werden

Wie die Bäume, die schutzlos lehnen, gegen die Luft in ermüdender Blütenlaft, wie die saatschweren Felder sich dehnen und die harrende Mutter in rubloser Raft, So schwer und müd ist die Welt geworden, müd von den Dingen, die noch nicht sind... müd von den Taten der heimlosen Horden, die in ihr treiben, und müde vom Wind.

Aber auch wie die Bäume, die immer schwellen, deren Blähen nie endigt, von Sonne gesengt, wie die Frucht, in deren Zellen

das Blut nach neuem Blühen drängt,

Ja, wie die Blüten im Licht der Stunden im Taumel des Blühens, frühlingsbezecht aufwirbeln und deden der Erde Wunden­so prägt die Zeit ein neues Geschlecht! Nach dem Holländischen des 6. g. Kelt

Julius Zerfaß.

weiß Bescheid. Aber da ist der Handel. Er hat zugenommen. Es muß einer viel im Land herum. Und da ist das viele Land im Berg. Eine Frau tann nicht überall sein."

So schilderte Denier. jharf nachdenkend. seine Lage. Cine gewisse Haft lag in seiner Art zu sprechen, und er saß in sich hinein. gefauert auf seinem Stul.

Die beiden anderen hielten bie Arme auf den Tisch gelegt. Marianne sprach ruhig, und mit flarem Berndnis fügte sie da

( Bartlegung)

und dort eine Erffärung hinzu. Und ebenso ruhig nahm Michel entgegen, was sie ihm schilderte, nickte einmal dazu oder sogte ein paar Worte. so gedente er es anzugreifen und so und so. Zum erstenmal seit ihrem Hierfein empfing Marianne ein Gefühl der Zufriedenheit und Ruhe. Sie hatte das tennengelernt, Hauswesen Deniers Den Knecht und die Mägde unter ihre Hand ge nommen, aber sie stieß auf Miß­trauen, fühlte, daß, wo sie nicht mar, manches nicht ging, wie es follte, da mobe'ondere der einträgliche Biehhandel danie derlag. Nun laß neben ihr einer, der den Eindrud der Uneigen­nügigkeit machte. Beritauen zu verdienen chien und Verständ nis für feine Aufgabe zeigte. Michel Denier tat Marianne wohl; er war der erste, der etwas Freies und Offenes hatte und der ihr nicht wie ein heim* licher Wineriacher erschien. Auch ihr Mann begann dann die Aussicht auf eine gebeibliche Fortführung feiner Geschäfte, die sich ihnen im Berlauf der Un­terredung autat, wohltätig zu empfinden. Er laß stiller als fonft auf feinem Stuhl, hörte aufmerksam zu und nidie mand)- mal zu dem, was die beiden anderen Sprachen. Als Wichel später aufstand, um nach der Kammer zu gehen, die ihm Marianne zeigen ließ. melte der Blinde letterer zu: Der ist der Rechte, Frau, das ist der Michel."

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Ich glaube, daß er gut für uns sein wird." gab Marianne zurüd.

Echon bald nachher hörte sie, wie Stichel mit Melt, dem Knecht, sprach,[ ah ihn in Arbeitskleidern stehen und freute sich. Daß er mit zugreifen nicht zögerte.

Michel rechtfertigte ihre gute Meinung. Er war schon am nächsten Tag früh auf Deniers Bergeigen Am Abend brachte er Nachricht vom Stand des Bieges und vom Ruf die folgende Gehaben der Knechte.