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Die

Liebe Marianne!" hob der Brief an. Seit langem liegt mir etwas auf dem Her­zen. Dir und mir bin ich es schuldig, daß ich diesen Brief schreibe. Ich habe mich vor Jahren in Deinem Hause schlecht benommen! Du wirst taum mehr etwas von mir halten! Aber wie ich Dich fenne, wirst Du Dir manchmal Gedanken machen, ich möchte, wie Ich es seinerzeit versprach, ein Nichtsnuß ge­worden sein, und Du wirst glauben, daran Schuld zu haben. Das Schlechtwerden hätte geraten tönnen; es war vielleicht eine Ge fahr, aber ich hatte doch nicht das Zeug bazu, schämte mich vor mir selber und vor Dir. So bin ich nach Amerika   gegangen, arbeite hier auf einer Farm und verdiene Schönes Geld. Die Leute wundern sich, warum ich nicht heirate. Du wirst Dich nicht wundern! Im übrigen habe ich noch nicht herausgefunden, ob es recht ist, wenn es im Leben einen Menschen geht wie Dir. Nur meine ich freilich daß Du und ich nichts ändern fönnen."

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Der tnappe Brief schloß mit einem tur­

Cefefrüchte. Ohne Arbeit gelangt man nicht zur Ruhe und ohne Kampf nicht zum Sieg.( Kempis): Ueber allen anderen Tugenden steht eins: das beständige Stre ben nach oben. das Ringen mit sich selbst, bas unersättliche Verlangen nach größerer Reinheit, Weisheit, Güte und Liebe.( Goethe.)

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Bemahrt euch den Sinn für die Freiheit. bie echte; denn die Freiheit ist das höchste Gut der Menschheit.( Benedir.)

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Neue Welt. Jlluftriertes Unterhaltungsblatt.

zen Gruß an sie und ihren Mann, dem er fagen ließ, er inöge fie, Marianne, in Ehren halten.

Marianne erhob sich. Es war ihr, als stünde Michel Denier bei ihr in der Stube. Der Brief war wie er: start, furz angebun­den, leibhaftig wie er. Und er war fein Lump! Sie brauchte sich nicht zu schämen, daß sie gut von ihm gedacht hatte!

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Die Freude in Marianne drängte so mächtig, daß sie zweimal mit raschen Schritten die Rammer maß, und sie fühlte dabei das Brennen faum, das auch in ihr anhob und von den alten Wünschen fam, die sich nicht erfüllen fonnten.

Ehe sie in die Wohnstube hinabging, be­fann sie sich, ob ihr Mann von dem Brief hören sollte. Worum aber aufrühren, was still war! Warum mit dem Blinden um Dinge markten, von denen sich zu aller Nuken beffer schwieg?

Es war eine neue Heimlichkeit, aber eine, die feine Folge hatte; denn auf ben Brief war feine Antwort nötig.

Aus allen Ecken

Newcomb   auf einer schweizerischen Er­holungsreise gemacht, indem er auf dem Brienzer Rothorn im Hochsommer um Mitternacht den nördlichen Himmel ganz deutlich vom Zodiakallicht aufgehellt sah. Um diese Zeit zieht die Ekliptik, in der sich der Schein mit der Sonne als Mittelpunkt hin­erstreckt, unter dem Horizonte mit ihm nahezu parallel hin. Hat der Schein eine gewisse Breite, so muß er sich noch über den Horizont erheben, und man kann also dadurch seine größte Breite bestimmen. Dies ist natürlich nur in geographischen Breiten möglich, wo um diese Sommerszeit teine, hellen Nächte" mehr eintreten, die Sonne also um Mitternacht mehr als 18 Grad unter dem Horizonte bleibt. Newcombs Beobachtungen im Juli 1905 ergaben die Breite des Tierfreislichtförpers zu beiden Seiten der Sonne zu mindestens 35 Grad.

richtete

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So schwieg Marianne und Michels Gruß nicht aus. Aber ihr mut und ihre Arbeitsfreude waren D Die fer Stunde an noch mehr erstar ft. ich mäßig ging von da an ihre Zeit. Im Hause war Friede und Ordnung. Sie sah die Um­gebung dieses Hauses an. Ihre Freude an dem Lande, in dem sie wohnte, fehrte zu­rüd.

Wieder spürte sie, wie das verschlossene Volk der Einheimischen gleichsam Stärke aus dem starken, düsteren Land sog, und ihre eigene Kraft mehrte fich; auch fie emp fing eine seltsame Lebenshärte aus der har. ten, steinigen Erde, auf der sie schritt. Und zuweilen wurde sie sich dieser Kreft bewußt. Ihre Sehnen spannten sich, ihre Brust dehnte sich aus; es durchrieselte sie ein wun­dersames Empfinden, als ob sie machse, die Stirn ihr freier sei, der Blick groß. Dann erst nach all der Zeit, wußte sie, daß fie ge­fund geworden war, ohne Hilfe, ohne Rat, wie die Menschen gefunden müssen, aus sich selbst.

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Aerte bewahrt. Die fein geschärfte Schmelde fann einseitig sein, aber auch doppelt; an guten Stücken ist sie noch heute so scharf, daß man einen Bleistift damit spißen fann. Da der famose Schüßer nicht bloß den Stein tonserviert hat, sondern auch die Holzteile, so sehen wir den Schlagteil der Art viel fältig noch sehr hübsch in seinem Schaft fißen, bald unmittelbar im Holz, bald ver. mittelt durch eine Hirschhornflammer. Und da die Fabritation am Fleck stattfand ( manchmal wirklich mit den Anzeichen eines förmlichen Fabritbetriebs im großen) und der Seegrund alle Sorten Abfälle auch da Don befam, so kann man die Herstellung noch stufenweise verfolgen. Meist wurde ein schon handlicher Geröllstein aufgelesen und entweder direkt zugeschliffen oder, wenn er zu groß war, unter Verwertung von Sand und Wasser mit einem Steinmesser angesägt und durch einen Schlag vollends gespalten, so daß er zwei Artblätter ergab. Die Kunst des Durchlochens solcher Stein­blätter für den Griff erforderte meist schon eine verwickeltere Vorrichtung, die indessen auch noch ganz ohne Metallhilfe möglich war. Ein hohler Holzschaft, der von einem Flizzbogen gedreht wurde, mußte den Stein ( Aus mit hartem Quarzsend anbohren. Wilhelm Bölsches Kosmosveröffentlichung " Der Mensch der Pfahlbauzeit"[ Stuttgart  , Frondhiche Verlagsanstalt]).

Ueber das Zodiakallicht plaudert recht fesselnd Dr. M. M. Maŋer in seinem an­regend geschriebenen Buche Welt der Pla­neten"( Kosmosveröffentlichung. Stuttgart  , Franchiche Verlagsanstalt). Wir lesen dort folgendes: Diefer geheimnisvolle Schein ist in Deutschland   nur selten deutlich zu unter­scheiden, während er in den Tropen allnächt­lich oft deutlicher als die Milchstraße seine dort fast senkrecht aufsteigende Pyramide leuchten läßt. Die Achse dieser Pyramide liegt stets in der Ekliptik, also im Tierkreise, daher sein Name. Da dieser Kreis um die Zeit der Frühlingsnachtgleiche abends in mittleren Breiten am meisten zum Horizont aufgerichtet ist, so erhebt sich bei uns um diese Zeit die mattleuchtende Pyramide am meisten über den Dunst des Horizontes. Im Herbst ist morgens das gleiche der Fall, wo dann der Schein am Morgenhimmel der Sonne vorausgeht. Unter den Tropen, wo die Sonne und alle Gestirne nahezu fentrecht aufsteigen, sind die Bedingungen der Sichtbarkeit jenes Lichtes beständig vor­handen, und ganz besonders schön entfaltet es sich dort über dem reinen Horizonte des nächtlichen Meeres. Dort nimmt man dann auch häufiger den sogenannten Gegen Ichein wahr, der als eine matte, ver Schwommen scheibenförmige Erhellung des Himmels an dem Orte auftritt, der dem der Sonne unter dem Horizonte genau gegen­überliegt. Liebhaber der Sternfunde können sich an der Erforschung dieses merkwürdigen Phänomens dadurch wertvoll beteiligen, daß fie die Lage der Spitze der Lichtpyramide unter den Sternen notieren und die Breite ihres unteren Teiles, soweit man ihn gegen den Horizont hin noch verfolgen kann. Auch die Stärke feines Lichtes, verglichen mit dem Der Milchstraße  , gibt wertvolle Anhalts punkte, da man vermutet, daß das Licht in gewiffen Jahren stärker und zu andern Zei­ten wieder schwächer auftritt. Gelingt es ben Gegenschein zu bemerken, so muß seine Lage natürlich auch festgelegt werden. Sehr wertvolle Beobachtungen hat vor kurzem Nachdruck des Inhalts verboten! Verantwortl, Redakteur L. Salomon Leisen Berlin.( Alle für die Redaktion bestimmten Sendungen find zu richten nach Berlin  , Lindenstr. 3) Berlag Hamburger Buchdruckerei und Berlagsanstalt Auer& Co., Hamburg  . Deud: Vorwärts Buchdruckerel und Berlagsanstalt Paul Singer& Co., Berlin   S. 68.

Das Volieren der pfahlbauzeitlichen Steinwerkzeuge präsentiert sich beim näheren Betrachten als entscheidende Neuerfindung der menschlichen Technit. Keinem der flugen Magdalenier ist es jemals einge­fallen, jene Naturarbeit durch Schleifen auf einen besonderen Bolierstein nachzumachen. Es ist die alte, ewig wiederholte Kultur­erfahrung von dem Kunststück, das in allem Anfang liegt; nachher erscheint der. Erfolg reines Kinderspiel. Nun denn: gleich die erfte fahlbauuntersuchung zu Obermeilen ergab Hunderte von angeschliffenen Stein­beilen aus Syenit, Hornblende und anderem nichtfeuersteinlichen Stoff sowie unzwei­deutige, viel benuhte Schleifplatten aus Sandstein. Die Leute in diefer Station waren also ganz bestimmt schon im Besitz der neolithischen Technik gewesen. Und das hat sich in der Folge auch bewährt selbst für die Pfahlbauftationen, die noch der typisch reinen Steinzeit angehörten. In den aller­ältesten erscheint die, Arttechnik wohl noch ziemlich roh, aber im Prinzip über die neo­lithische Wende hinaus ist sie auch da. Ge­macht worden ist die entscheidende Erfin­dung offenbar bereits in der dunklen Zwischenzeit, die den Anfang der Pfahlbau­fultur vom Ausgang der magdalenischen trennt. Noch in den Steinpfahlbauten selbst bewährt sich dann immer mehr tech­nische Vervollkommnung der Sache. Bor allem treten nach und nach auch immer schöner durchlochte Stücke auf, mit denen endlich ein gewisses Nonplusultra nach dieser Seite von den Leuten erreicht worden ist. In allen Größen hat der Seegrund die

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Neue Bücher. Erzgebirgisches Volt" nennt sich ein neues Bändchen der befann ten roten Vorwärtsbibliothef( Berlin  , Buch­handlung Vorwärts), in der 2. Ger, der viel gelesene Verfasser zahlreicher in der Neuen Welt" abgedruckter Romane und Novellen, in furzen Skizzen über seine Soeben erzgebirgische Heimat plaudert. erschienen ist auch der Jungpolf"-Alma­nach für das Jahr 1919( Verlag der Buch­handlung Bormärts, Berlin  ), der sich wieder in feinem schmucken Gemande als gediegen inhaltsreiches und lesenswertes Büchlein empfiehlt. Einen überaus wertvollen Kriegserzählungsband hat uns E. Hahne mold in seinem Buche Der Mahlgang" ( E. Fleischel u. Co., Berlin  ) beschert. das auf das angelegentlichste zur Lektüre emp fohlen werden kann. Die Insel", eine Novelle von Josef Ponten  ( erschienen bek der Deutschen Verlagsanstalt in Stuttaart; Preis geheftet 3 Mt., gebunden 4,50 Mt.) behandelt in eigenartiger Weise die Liebe ameier durch den Zufall zusammengebrachter Menschen.

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