wurde, weil zugleich MajestätSbeleidigung vorlag,die Oeffentlichkeit ausgeschlossen. S) Waren dannfünf Nummern des„Wochenblattes des National-Vereins" incriminirt. Es werden in diesen dieschleswig-holsteinische Angelegenheit, die preußischenLandtagSverhandlungen u, s. w. besprochen, worinBeleidigungen des ZusliWinistcrs, des Minister-Präsidenten, deS Ober-Tribunals, und Friedens-störungen gefunden worden. In allen Fällen wurdeauf Vernichtung erkannt.— Von hiesigen Blät-tern stand gestern die„BolkSzeitung" vor Gericht,angeklagt wegen eines Leitartikels in der Liummervom 17. Mai d. I., welcher die bisherigen Erfolgedes Ministeriums Bismarck in der schleswig-hol-steinischen Frage bespricht. Die Anklage lauteteauf Beleidigung der Mitglieder des Staatsmini-steriumS in Bezug auf ihren Beruf und der Staats-anwalt beantragte dreiwöchentliche Gefängnißstrafe.DaS Gericht entschied dem Antrage gemäß.—[Der Redacteur May.s Nach einer der„Volksiztg." zugehenden Privatmittheilung ist Mayjetzt in Begleitung eineS Hauptmanns undzweier Unteroffiziere in Wittenberge eingetroffen undsofort nach Perleberg weiter befördert worden.—Ein eingelaufenes Telegramm lautet:„Rends-bürg, Freitag ib. Septbr., Bormittags. DerRedacteur May ist gestern von hier unter Mi-( litärbcgleitung in verschlossenem Wagen südwärtstranSportirt worden, wie es heißt, vorläufig nachFriedrichSort, um bis auf Weiteres daselbst zu ver-bleiben."— sDie Ott- Eulenburg'sche Affairejgiebt fortwährend den französischen und englischenBlättern Veranlassung zur heftigsten Vernrtheilungder preußischen Zustände. Es zeigt sich bei dieserGelegenheit, daß das Vertrauen auf die preußischeJustiz im civilisirten Europa gänzlich geschwundenist. Der Kernpunkt liegt darin: daß der junge GrafEulenburg fortwährend auf freiem Fuße ist.' Würde— so fragt man— Ott auf freiem Fuße sein, wennder Fall umgekehrt läge und der Graf v. Eulen-bürg getödtet worden wäre?I— jAuS den Herzogthüniern.1 Nach tele-graphischen Berichten vom 15. d. au« Flensburgveröffentlicht die„Nordd. Ztg." in einem Extrablatteine Proclamation des Generallieutenants v. Man-teuffel, worin unter Andern behauptet wird,„die| preußische Verwaltung schließe den Gedanken derGerechtigkeit, der öffentlichen Ordnung und derI Beförderung allgemeiner Wohlfahrt in sich." Dann' heißt eS weiter:„Indem ich das GouvernementÜbernehme, verspreche ich Berücksichtigung EurerInteressen und erwarte den Befehlen Sr. Majestätdes Königs gegenüber Gehorsam."— Freiherrv. Zedlitz, der unter Oberleitung des General-lieutenants v. Manteuffel die Civilverwaltung führt,Niacht bekannt, daß die Negierung Schleswigs invier Sektionen zerfalle.(„Inneres", Kultus, Mi-litärwesen, Finanzen.).— sZur Lau euburg'schen Angelegenheit)tvird aus Ratzeburg, 15. d. M. telegraphirt: Amheutigen Tage wurde hier ein vom Ministerpräsi-denk v. Bismarck gegengezeichnetes königl. Patentveröffentlicht, welches„in Erfüllung des von derkauenburg'schen Landesvertretung(?) auSgesproche-»en Wunsches", von dem Herzogthum Besitz er-greift. Der König von Preußen nimmt denTitel eines Herzogs von Lauenburg an und ver-spricht„die wohlerworbenen Rechte des Lan-des" zu schützen. Der Minister- Präsident und� Atinister der auswärtigen Angelegenheiten v. Bis-warck wird zum„Minister des Königs für Lauen-j dyrg" ernannt; derselbe soll die Regierung des Lau-des„nach den in Laucnburg bestehenden Gesetzen"lühren. Es werden ferner alle Beamten in ihreri Stellung bestätigt, welche den„Eid der Treue" ge-'eistet haben. Graf Arnim-Boitzenburg ist beauf-tragt, die Besitzergreifung zu vollziehen. Die„Erb-, Huldigung" wird einem Zeitpunkt vorbehalten, woder König dieselbe womöglich in eigner Person cur-hegennehmen kann.Ausland._ H. Paris, 14. Sept.(Der verschwundene«abel des Grafen von Eulenburg. Der�asteiner Vertrag und der Protest derWestmächte. Das Dementi der„Nordd.Allgemeine Ztg." dementirt.j Was auckimmer die„Nordd. Allgemeine Zeitung" orakelnmag, es ist keinem Zweifel mehr unterworfen, daßdie„Studien und Kritiken", welche Drouyn deLhuyZ in Betreff des Gasteiner Vertrages und derOtt-Enlenburg'schen Angelegenheil begonnen hat, nochlange nicht beendigt sind. Bei der Darstellung,welche das ministerielle preußische Blatt von derBonner„Schlägerei" giebt, erscheint den Franzosennicht« komischer, als da» unbemerkte Verschwindendes Säbels aus der Scheid?/ worüber der Besitzerdes Säbels, Gras Eulenburg, der ihn vergebenssuchte, so sehr in Erstaunen aerieth, daß er darobeinm unbewaffneten friedlichen Koch todtschlug.Sollte der Graf nicht unbewußt den Säbel gezogenund davon Gebrauch gemacht haben, und erst inFolge dieser somnambulen Handlung entweder ent-wassnet worden sein, oder sich selbst freiwillig ent-wastnet, d. h. seinen Säbel fortgeworfen habenund davon gelaufen sein?— Und was mag dasRegiments-Eommando dazu gesagt haben, als ihmder Säbel des Grafen mit dem Bemerken znge-schickt wurde, dieser Ehrensäbel habe sich auf demKampfplätze vorgefunden?— Ein« ist sicher: hätteman den Grafen arretirt, so wäre man der unan-genehmen Mühe überhoben gewesen, ihm erst seinenSäbel abzufordern. So ungefähr raisonnirte dashiesige Publikum nach Durchlesung des auf tele-graphischem Wege hier angekommenen Artikels der/Nordd. Allgemeinen Zeitung" vom 12. d. M. Ichkann Sie versichern, daß dieser Artikel hier, besondersunter dem Militär, keine großen Sympathieen fürden Grafen von Eulenburg erweckte. Uni so mehrwird Drouyn de Lhuys seine preußischen Studienfortsetzen. Wo solche Dinge geschehen, da kannman noch manche Geheimnisse zu entdecken hoffen,welche bis jetzt der Welt verborgen geblieben sind.— Dieselbe Norddeutsche behauptet auch, die West-mächte hätten den Gasteiner Bertrag einfach zuProtokoll genommen, ohne ihn zum Gegenständeihrer Kritik zu machen. Auch hiervon wird sie denfranzösische» Minister der auswärtigen Angelegen-heiten schwerlich überzeugen. Heute wie gestern behaupten die hiesigen officiösen Blätter, daß die vomBrüsseler Journal mitgetheilte Nachricht begründetsei. Freilich ist das in diesem Journal analysirteCircular keine direkte Antwort an die Höfe vonBerlin und Wien, und es bestätigt nur das bereitsvor mehreren Tagen bekannt gewordene Wort desfranzösischen Ministers, der gesagt haben soll, insolchen Fällen schicke man keine Noten, mm» onon prend; zu deutsch, man niacht sich Notizen, manstutirt die Lage, um zur gelegenen Zeit die gehöri-gen Materialien bei der Hand zu haben.— Indiesem Sinne wird auch einem englischen Journalvon hier aus geschrieben, daß die Ott'sche Angele-genheit in den Tuilerien studirt werde, aber nochnicht„reif" sei.— Das einzige officiöse Blatt, wel-ches bis jetzt in der Circularangelegenheit sich reser-virt ausgesprochen hat, die„France", theilt in ihrerheutigen Nummer nicht nur die Analyse des Brüste-ler Blattes mit, sondern erklärt auch in einei» Leit-artikel, der dieser Angelegenheit gewidmet ist, daßFrankreich und England gar nicht die officielle No-tifikation des Gasteiner Vertrags abgewartet haben,um ihren diplomatischen Agenten im Auslände ihren,dem preußisch-österreichischen diamentral entgegengesetzten Standpunkt klar zu machen. Der ganzeLeitartikel des officiösen Blattes ist im Grundenichts weiter als eine Umschreibung des bekanntenEirculars, mit dem Zusätze, daß auch England sichin ähnlichem Sinne ausgesprochen habe, und miteiner polemischen Wendung gegen„La Presse",welche dem Circular vorgeworfen, daß es. zu keinerEntscheidung führe. Man wolle weder den Frie-den, noch de» Krieg um jeden Preis, und pro-testire einstweilen nur gegen das mit Füßen getre-tene internationale und nationale Recht, dem mandie Gewalt substituirt habe.— Nun komme dieNorddeutsche Allgemeine und beweise, daß die West-mächte den Gasteiner Vertrag ohne Protest acceptirthätten!* Paris, 14. Sept.(Tagesbericht.) Der„Moniteur" veröffentlicht heute ein kaiserlichesDecret des Inhalts, daß der am ö. April 1336zwischen Frankreich und Uruguay geschlosseneFreundschafts-, Handels- und Schiff-fahrts-Vertrag aufs neue bis zum 7. Juli 1867in Kraft erhalten werden soll.— Am 11. Sept.kam, wie der„Moniteur" mittheilt, das aus derDhuis in der Champagne hergeleiteteWasser bis zu dem großen Behälter von Menil-montant an, wurde jedoch noch nicht iu denselbeneingelassen, da er noch nicht vollständig gereinigtist. Es muß deshalb noch einige wenige Tagedurch die Cloaken seinen Abfluß nehmen, um dannin aller Klarheit und Frische nach den oberen undeinigen unteren Stadttheilen von Paris geführt zuwerden. Die Wasserleitung der Dhuis beginnt beidem Dorfe Pargny im AiSne-Departement undgeht 135 Kilometer weit durch die DepartementsAisne, Seine-et-Marne, Sei»e-et-Oise und Seinenach Paris. Von diesen 135 Kilom. der Leitungsind 1(1 unterirdisch angelegt. Die Arbeiten wurdenam 20. Juni 1863 begonnen; am 2. August 1865wurde zum ersten Male Wasser in die Leitung ein-geführt. Die Gesammtkosten dieser gewaltigen Ar-beit belaufen sich, mit Inbegriff der für den An-kauf des BodenS und sonstige Entschädigung ver-ausgabten Summen, auf 16 Will. Fr.— Troyder Versprechungen, welche die Regierung indem gesetzgebenden Körper machte, ist eine großeAnzahl von Personen, die nicht GemeindcrathS-Mitglieder sind, zu MaireS ernannt worden. Soauch in Montbeliard, wo der frühere, bei denWahlen durchgefallene Maire am Ruder bleibt.Letzteres erregt um so größere Mißbilligung, alsdieser Maire im November v. I. wegen Holzdieb-stahls von seinen eigenen Beamten denuncirt wurde.— Der frühere polnische Dictator Langiewic z istgestern auf seiner Reise nach London durch Parisgekommen.— Zur Abwechselung sind wieder eineMenge Journale mit Beschlag belegt worden,iliiter anderen auch baS Journal de Bruxelles unddie Jndependance.— Heute Abend geben die vor-gesteni so schmählich blamirten Gebrüder Davenportdoch eine zweite Geister- Vorstellung. ESwerden jedoch diesmal nur 60 Personen zugelassen.Der Eintritt kostet 30 Franken per Person. DieGebrüder behaupten jetzt, der Tnmult, welcher inder ersten Sitzung stattgefunden, habe die Geisterverscheucht.— Aus Madrid wird telegraphirt:„In finanziellen Kreisen verlautet, es stehe in näch-stcr Frist vie Aufhebung der indirekten Steuernund Oktroi-Gebühren in ganz Spanien bevor."— 15. Sept.(Aus Brüssel.) Rogeardempfing so eben den königlichen Ausweisungsbefehl,datirt Ostende, den 13. September. Rogeard pu-blicirte am vorigen Sonntag einen Band heftigerantikaiserlicher Gedichte, betitelt„ArmeS Frankreich!"* Dänemark.(Die VerfassungSfrage.)Nachdem der Reichsrath in außerordentlicher Sitzungwieder zusammengetreten, um über die VersassungS-(rage zu diskutiren, dürfte eS am Platze sein, diesein Dänemark derzeit schwebende Streitfrage klarzu-stellen.— Der Zweck der außerordentlichen Sitzungdes Reichsraths ist eine Acnderung der verfassungS-mäßigen Einrichtungen Dänemarks, so weit dies durchden Wiener Vertrag, durch den Dänemark die Elb-herzogthümer verlor, geboten wird. Bis zu jenerZeit gab es zwei Verfassungen in der dänischenMonarchie, nämlich die Verfassung vom 5. Juni1849 für die besonderen Angelegenheiten des Kö-nigreichö mit einer Vertretung, welche, der Reichs-tag genannt, in zwei. Kammern, den Landsthingoder das Oberhaus und den Folkething oder dasUnterhaus, getheilt ward. Sodann war eine zweiteVerfassung vorhanden, die für Dänemark so ver-hängnißvolle vom 18. November 1863, welche diegemeinschaftlichen Angelegenheiten des Königreichsund des Herzogthums Schleswig betraf, wie Krieg,Marine, Diplomatie, Zoll u. s. w., und welche einParlament feststellte, das unter dem Nameu Reichs-rath ebenfalls zwei Kammern hatte, den LandS-thing und den Folkething.— Der Verlust desHerzogthumS Schleswig machte die Constitutionvom 18 November 1863, die zu dem Krieg mitDeutschland die Veranlassung gegeben, überflüssig,und, um logisch zu sein, hätte' es nur bedurft, dieMachtvollkommenheiten des Reichsraths auf denReichstag zu übertragen.Aber die Verfassung vom 5. Juni 1849 hateine wesentlich demokratische Basis, welche den