Social- Demokrat.
Diese Zeitung erscheint täglich Organ des Allgemeinen deutschen Arbeiter- Vereins.
mit Ausnahme
Nr. 201.
1865.
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Politischer Theil.
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ruht derselbe auf der Annahme, jene Gruppen richtig, da es aber hier zu weitläufig wäre, die seien bleibend in sich abgeschlossene Körper. Unrichtigkeit nachzuweisen, so begnügen wir uns mit dem von vorn herein entscheidenden Nachweis, daß es auf jenen Umstand, selbst seine Richtigkeit vorausgefeßt, gar nicht ankommt.
Nun ist dies aber keineswegs der Fall: denn wenn der Unternehmer nichts zu thun hat, so entfo läßt er zwar seine Arbeiter; diese aber fönnen bei einem andern Unternehmer in Arbeit treten. Umgefehrt, wenn er viel zu thun hat, nimmt er zu jeinen bisherigen Arbeitern neue auf.
Berlin , 20. November. Arbeitgeber und Arbeitnehmer hört man behaupten haben gleiches Interesse, die Arbeiter müssen daher in ihren Bestrebungen mit den Arbeitgebern zusammenwirken.
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Wenn der erstere Saß( daß Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleiches Interesse haben), den zweiten Satz( daß sie zusammenzuwirken haben) beweisen soll, so muß er in dem Sinne gemeint sein, daß beide Theile durchweg, wenigstens in der Hauptsache, gleiches Interesse haben. Denn nur ein im Wesentlichen und Entscheidenden gleiches Interesse fann ein Zusammenwirken in den Bestrebungen begründen.
Es wirft sich also die Frage auf: Sind wirk lich in der Hauptsache die Interessen des Arbeitgebers und die des Arbeitnehmers dieselben?
Wenn wir uns die gegenwärtigen Productionsverhältnisse betrachten, so finden wir, daß immer ein Arbeitsunternehmer andern Arbeitsunternehmern concurrirend( mitwerbend) gegenübersteht, d. h. daß ein Arbeitsunternehmer durch möglichste Herabdrückung und Beeinträchtigung der andern Arbeitsunternehmer( zunächst derjenigen gleichen Fachs) sich möglichst emporzubringen sucht.
Nun steht aber ein solcher Arbeitsunternehmer nicht für sich allein da; er hat Arbeiter in seinem Dienste, welche bei der Erzeugung der betreffenden Werthgegenstände mit thätig sind.
Diese Arbeiter( feien es Fabrikarbeiter oder Gefellen) erhalten hierfür einen Lohn.
Es stehen also concurrirend einander gegenüber nicht sowohl einzelne Personen, als vielmehr einzelne Gruppen von Personen, welche Gruppen gemeiniglich aus einem Unternehmer und einer Anzahl von Arbeitern zusammengesetzt sind.
Welches ist nun das Verhältniß im Innern einer solchen Gruppe?
Beide Theile, Unternehmer wie Lohnarbeiter, wollen möglichst viel gewinnen.
Hieraus folgt, daß der Unternehmer fucht, die Löhne seiner Arbeiter möglichst herabzudrücken, wohingegen die Arbeiter bestrebt sind, dem Unternehmer möglichst viel Lohn zu entringen.
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In beiden Fällen aber bleibt in der Regel der Unternehmer Unternehmer, der Lohnarbeiter Lohnarbeiter.
Nehmen wir an, das gemeinsame Interesse gebe aus dem oben erwähnten Grunde dahin, daß möglichst viel Arbeit vorhanden sei, so würde doch immer die wichtigste, zwischen beiden Klassen auszutragende Frage die sein: welchen Antheil die eine und die andere an dem durch die Arbeit entWir finden also, daß jene Gruppen in ihrer stehenden Werthe haben würde. Es würde also Zusammensetzung wechseln, sich als wechselnde jener Kampf bleiben, in welchem die eine Seite die Einzelgeſtaltungen darstellen. Löhne möglichst herabzudrücken, die andere sie möglichst zu erhöhen bestrebt ist. Das Interesse, welches also etwa gemeinsam wäre, würde völlig in den Hintergrund gedrängt von Interessen, welche sich schnurstracks entgegenstehen.
Aber ist, so müssen wir fragen, keine dauernde und bleibende Grundlage. da, auf welcher jene wechselnden Gebilde abspielen?
Allerdings ist eine solche da.
Wir haben festgestellt, daß die Lohnarbeiter zwar von diesem zu jenem Unternehmer übergehen können, daß sie aber dabei immer Lohnarbeiter bleiben.
Wir haben weiter festgestellt, daß der Unternehmer zwar diese oder jene Arbeiter, auch mehr oder weniger derselben, haben kann, dabei aber immer Unternehmer bleibt.
Wir finden also, daß im Getriebe der producirenden Gesellschaft zwei klassen gegenüberstehen: die kleine Klasse der Unternehmer und die große der Lohnarbeiter.
Wir ble en also bei dem bereits aufgestellten Ergebnisse sten und finden keinen Grund von demselben abzugehen.
Diefes Ergebniß aber läßt sich kurz also zuſammenfassen:
zwei klassen, die der Unternehmer und die der Lohnarbeiter, stehen sich gegenüber;
die Ausschlag gebenden Interessen beider sind einander feindlich entgegengesett;
die beiden Klassen können also in ihren Klassenbestrebungen nicht Hand in Hand miteinander gehen, sondern müssen von dem Augenblicke an, wo die Lohnarbeiter ihre Klaffenlage ebenso deutlich erkannt haben, wie die Unternehmer die ihrige, feindlich einander gegenüber stehen.
Hiermit ist die gestellte Frage beantwortet.*)
Hier nun aber wiederholt sich im Großen, klassenmäßig, was wir im kleinen, bei den einzelnen Gruppen, gesehen: wie der einzelne Unternehmer zu seinem persönlichen Vortheil die Löhne seiner Arbeiter herabzudrücken sucht, so sucht die Klasse der Unternehmer als solche, zu ihrem Klassenvortheil, die Löhne überhaupt herabzudrücken. Von der andern Seite: wie die Arbeiter der einzelnen Gruppe ihrem Arbeitsherrn gegenüber ihren Lohn aus dem Bereich der Politik besteht darin, daß die * Berlin , 20. Nov.[ Das Merkwürdigste] zu steigern sucht, so ist die Arbeiterklasse im Großen, die Klaffe als solche, zu ihrem Klassenvortheil, be- Anerkennung des Königreichs Italiens durch die strebt, die Löhne überhaupt hinaufzubringen.
Die Frage, auf wessen Seite bei diesem Wett- Anerkennung von Seiten Würtembergs ist bekampfe der Vortheil ist, kann hier nicht Gegenstand schlossen, wenn nicht schon erfolgt. Der Erkönig unserer Untersuchung werden, da wir für heute nur von Neapel in Rom ist von Bayern ersucht die Frage gestellt haben: Ob das Interesse des worden, seinen Gesandten aus München abzuArbeitgebers und das des Arbeitnehmers das heit versichert, daß Bayern zuerst die directe Anerberufen. Bon München aus wird mit Bestimmtfennung Italiens beschlossen habe und Sachsen erst alsdann mit der Anerkennung gelegentlich des Han delsvertrages nachgefolgt sei. Man hat sich also
gleiche ist.
Nach dem, was bisher gesagt wurde, ist einleuchtend, daß das Gegentheil der Fall ist.
Dies also zunächst schon ist ziemlich deutlich nicht das gleiche, sondern entgegengesetztes Interesse. Aber es drängt sich nunmehr der Gedanke auf: Nun könnte freilich Einer sagen: Bei der eindie Gesammtheit der zu einer Gruppe vereinigten zelnen Gruppe kann zwar der Arbeiter aus und Personen muß doch gemeinsames Interesse den an- ein; anders aber bei der Klasse im Großen; in deren concurrirenden Gruppen gegenüber haben. dieser muß er aushalten; die Klasse der Lohnarbeiter Denn, so ist man auf den ersten Blick geneigt hat also in so fern wenigstens gleiches Interesse mit zu denken, wenn der Unternehmer nichts zu thun der der Unternehmer, als beide wünschen müssen, hat, so fann er auch seinen Arbeitern feinen Lohn daß überhaupt Arbeit vorhanden sei, indem, je mehr bezahlen; hat er viel zu thun, so hat er seine dies der Fall, beide desto besser, je weniger es der Arbeiter sehr nöthig und dieselben können daher Fall ist, beide desto schlechter stehen. höheren Lehn erwirken.
Allein dieser Gedanke ist unrichtig; denn es be
Dies wäre zwar, wenn man die Sache im Großen und für die Dauer nimmt, nicht einmal
*) Wenn wir uns über die an die jetzigen Formen anknüpfende Betrachtungsweise erheben wollen, müſſen wir die Sache so ausdrücken: Das Bestreben der capitalbesitzenden Unternehmerclasse geht darauf hinaus, die vor handene Kluft immer weiter auszudehnen, sich die Arbeitskraft immer mehr dienstbar zu machen; das Bestreben der capitallosen Lohnarbeiterclasse muß darauf hinausgehen, die vorhandene Kluft auszufüllen, den feindlichen Gegensatz zwischen Unternehmer classe und Lohnarbeiterclasse überhaupt aufzuheben.
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